Hallo Phoebe,
7.000 Seelenort, den Ausspruch finde ich klasse 
Meine Familie ist in einen 1.000 Einwohner großes Dorf gezogen, da war ich zwölf. Also genau in deiner Kategorie.
Zuerst einmal war es toll, aus der Mietswohnung rauszukommen. Jeder hatte sein eigenes Zimmer und viel Platz. Ein absoluter Pluspunkt. Und da war es mir erst einmal herzlichst egal, wie weit weg ich von der Stadt bin.
Zur Situation auf meinem Dorf „damals“ (heute ist es schlimmer): Eine Grundschule, ein Kindergarten, ein Tante-Emma-Laden, eine Kneipe. Das wars. Kein Bäcker, keine Bibliothek (es gibt Fahrbüchereien, vielleicht auch bei euch?!), kein Jugendblub (der wurde gemacht, da war ich schon weg), keine Post, nichts.
Und? Ich hatte ein Fahrrad. Mit diesem Fahrrad bin ich in die Nachbardörfer gefahren, um meine Freunde zu besuchen. Wir haben vieles draußen gemacht und wenn das Wetter mies war, dann haben wir uns halt in ein Haus begeben. Ich denke, so machen das Stadtkinder auch!? Außerdem war es bei uns auch ein Neubaugebiet, also gab es im Dorf selbst zahlreiche junge Leute meines Alters. Einsam war man nie.
Dann kam das Alter, wo man halt auch mal „weg“ wollte. Aufgrund der vielen jungen Leute im selben Alter mussten wir eigentlich nie lange suchen bis sich jemand fand, der uns in die Tanzschule/ zur Abendveranstaltung in die Schule/ zur Party ins weit entferntere Dorf gefahren hat. Es musste nicht immer eine Mama sein, es war jede mal. Und das lief auch ganz ordentlich (und tut es heute noch, bei meinem Bruder).
Ich muss dazusagen, dass es in unser Dorf fünf Busse am Tag gab und am Wochenende gar keinen. Ansonsten bin ich von Anfang an Bus gefahren (war ja auch beim besten Willen alt genug). Und wie mein Vorschreiber schon meinte: Manchmal war es echt schön Bus fahren zu müssen. Man konnte länger mit den Freunden quatschen oder einfach mal Musik hören. War eine nette Pause zwischen Schule und Hausaufgaben (das Gymnasium war, genauso wie alle anderen kulturellen Einrichtungen, in der Stadt 15 km weg).
Die Mobilitätsproblematik hat mich allerdings dazu veranlasst, mir direkt mit 18 ein Auto anzuschaffen (ein ganz kleines nur). Gerade beim Nachmittagsunterricht in der Schule war es nervig, dann noch über eine Stunde auf den Bus zu warten. Und auch so gingen ja die Interessen nicht mehr zwangsläufig mit der Buslinie
Viele bei uns haben auch den Mopedschein mit 16 gemacht, aber das habe ich gelassen.
Ich kann nur sagen, dass es mir in meinem „schwierigen Alter“ zugegebenermaßen manchmal auf den Keks ging, auf DIESEM Dorf zu wohnen. Denn - glaub es oder nicht - selbst ein 1.000 Einwohner-Dorf ist kein kleines Dorf, aber es ist auch keine fast-Kleinstadt wie eines mit 7.000. Es gab größere Dörfer, die hatten einen regelmäßigen Busverkehr und auch so einiges an Angeboten mehr. Und die ganz kleinen Dörfer, wo ohnehin nie ein Bus vorbeikam, da hatten die jungen Leute wieder andere Vorteile (Führerschein mit 17 machen, extra Schulbusse usw.). Aber ich hätte auch was zum Aufregen gefunden, wenn ich in Berlin gewohnt hätte
)
Mein Bruder ist jetzt in diesem Alter (15) und er macht das ähnlich wie ich. Durch die Schule kennt er zwangsläufig viele Leute aus der näheren Umgebung, mit denen er auf Achse sein kann, und er hat viele Hobbies in der Stadt und irgendwie funktioniert das auch mit dem Gefahre. Und nebenher spart er für den Führerschein (aber das machen wohl auch Stadtkinder)…
LG
die Lidscha