Hallo Goetz,
Ich glaube, wenn der Hauptstreitpunkt die Unordnung in der Wohnung ist, die ausschliesslich durch einen Partner verursacht wird, ist es schwer für die beratende Person, sich einer Wertung zu enthalten.
Wenn die beratende Person das nicht kann, wäre ihr zu empfehlen, lieber solche Beratung zu unterlassen.
Wenn dann Fragen kommen, etwa wo denn der die Unordnung verursachende Partner die Ursache für die Entstehung der Unordnung sieht, ist das schon irgendwo wertend.
Das ist richtig. Denn es setzt ja voraus, daß der „die Unordnung verursachende Partner“, das, was du und die Therapeutin als Unordnung bezeichnen, auch selbst für „Unordnung“ hält. Diese Voraussetzung ist aber offenbar (lt. deiner Andeutungen zumindest) nicht gegeben. Wenn sie aber trotzdem dominant postuliert wird, wird dadurch allein schon die Konfliktlösung verhindert, weil dadurch eine Partei in die Ecke gedrängt wird, aus der sie nicht mehr rauskann.
Da muss man sich dann schon auf die Lippen beissen, um nicht zu sagen „Weil du es bist, die hier das Problem hat!“.
Ja, das ist deine Perspektive. Aber es ist nicht die Perspektive deiner Partnerin (wie dein gleich folgendes Zitat beweist). Und wenn die Konfliktberatung den Zweck haben soll, deine Perspektive durchzusetzen, dann macht es für dich tatsächlich keinen Sinn, einen weiteren Versuch zu starten.
Mir selbst sind ordnende Eingriffe streng untersagt.
Eine interessante Formulierung: Du fühlst dich dominiert von ihr (oder ggf. sie dominiert dich tatsächlich - zumindest in dieser Hinsicht). Wogegen jedoch du selbst sie dominieren möchtest - zumindest in der Hinsicht, daß du von ihr Krankheitseinsicht forderst). An sich eine für jeden Konfliktberater interessante Knotensituation als Ausgangsbasis …
Das ein Messie sehr sensibel reagiert, ist die Erkenntnis mehrerer selber schmerzhaft gesammelter Erfahrungen.
Das ist keine Eigenschaft von „Messie“ generell. Es zeigt nur, daß der Ordnungsbegriff deiner Partnerin, der mit dem deinigen höchst unverträglich ist, für sie selbst eine essentielle Bedeutung hat: Sie fühlt sich persönlich angegriffen, wenn du dich an ihrer Art, die Dinge zu handhaben, mokierst. Wie sich ja gerade in dem Zitat zeigt:
(„Was guckst du denn jetzt da hin? Passt dir das nicht, das das da liegt?“)
Ein Messie würde im Unterschied dazu eher so reagieren: „Es tut mir leid, ich kriegs halt nicht auf die Reihe.“
Die Frage nach dem Sinn eines zweiten Anlaufs war im Bezug auf eine erneute Paartherapie gemeint oder ob es noch andere konstruktive Optionen gibt.
Ihr könntet, statt nach „Paartherapie“ zu suchen, euch mal nach „Konfliktberatung“ an eurem Wohnort umsehen.
Psycho- sowie einer Ergotherapie.
Physiotherapie.
Sie sagt, sie sei therapiemüde.
Das ist ja wohl unmittelbar nachvollziehbar.
Das kann ich gut verstehen, schliesslich hat sie jede Menge Termine und arbeiten geht sie auch.
Bist du sicher, daß du das verstehst?
Könnte es auch sein, daß es nicht die vielen Termine sind, die sie völlig überlasten, sondern vielmehr die Tatsache, daß sie sich auf dreifache Weise als „krank“ zu definieren genötigt sieht? Und nun soll sie sich obendrein auch noch als diejenige sehen, die eure Beziehung „krank“ macht?
Ich suche jetzt nach Wegen, wie ich am besten mit der Situation umgehe
Sucht sie denn auch nach Wegen, wie sie am besten mit der Situation umgehen könnte?
und wie ich künftigen Streit möglichst vermeide
Bist du also derjenige, der den Streit auslöst?
und ihr trotzdem sagen kann, womit ich nicht enverstanden bin.
Kann sie dir auch sagen, womit sie nicht einverstanden ist?
Und vor allem: Tut sie es auch?
Das sollen nur ein paar Andeutungen sein, auf welcher Basis eine Konfliktberatung mit euch konstruktiv arbeiten könnte. Ich habe leider an eurem Wohnort keine Adressen, die ich euch empfehlen könnte.
Gruß
Metapher