Hallo Unbeugsamer,
ich bin der Ansicht, dass jeder auch in einem Leben mehrere „Leben“ hat und somit auch nicht nur eine „Lebensliebe“.
Bevor ich meinen Mann kennenlernte, war ich der festen Überzeugung, dass es nach meiner ersten großen Liebe (ich war 17, und wir waren sechs Jahre zusammen) kein annährend ähnliches Gefühl geben könnte.
Mein Mann hat mir das Gegenteil bewiesen, aber er wusste ganz genau, welche Bedeutung mein erster Freund für mich hat - bis heute, obgleich es jetzt schon über 20 Jahre her ist.
In einer gewissen Hinsicht liebe ich meinen ersten Freund immer noch (das wusste mein Mann auch und hatte keine Probleme damit, dass ich noch Kontakt zu ihm habe), aber ich käme nie und nimmer auf die Idee, noch einmal etwas mit ihm anzufangen - es war eben ein anderes Leben, was ich damals geführt habe. Ich war eine andere Kathleen.
Mein Mann war definitiv meine große Lebensliebe, sage ich heute, aber er ist auch erst 8 Monate tot. Aber diese 14 Jahre waren so prägend, ohne ihn wäre ich nie die, die ich jetzt bin (mit allen Stärken und Schwächen).
Ihn nicht mehr zu lieben, hieße für mich, keinen Respekt mehr mir selbst gegenüber zu haben. Und dieses Leben werde ich nie wieder führen (können). Dazu müsste ich 14 Jahre Erfahrungen löschen.
Keine Ahnung, ob es noch einmal eine weitere Lebensliebe für mich geben wird. Aber wenn, dann müsste dieser Mann nie an meiner Liebe zu ihm zweifeln, mich aber mit all meiner Vergangenheit und mit meinen „Lebenslieben“ annehmen. Denn ohne diese zwei Lebenslieben wäre ich nicht die, die ich bin, die ich aber in den jeweiligen Phasen aber auch nie war.
Keine Ahnung, wie mein „neues“ Leben aussehen wird - es wird aber definitiv nie mein Altes sein (können). Es wird nie wieder die Kathleen geben, die es noch vor einem Jahr gab - daher ist es eben ein weiteres Leben, was eventuell auch einen Platz schafft für eine weitere Lebensliebe.
Viele Wochenendgrüße
Kathleen