Guten Morgen Jule,
eine Lebensliebe kann für mich dem Wortsinn nach nur jemand
sein, mit dem ich mein Leben liebend verbringe. Alles andere
halte ich für Erinnerungsverklärung, Idealisierungen,
Romantisierungen
aber das Leben unterteilt sich doch in verschiedene Abschnitte, die in der Rückschau zwar das Ergebnis „so war mein Leben“ liefert, aber innerhalb bestimmter Phasen eben auch bestimmte Gefühlslagen einzigartig machen; und es gibt eben (hoffentlich) nicht nur eine Liebe.
Ich denke nicht, dass es eine Verklärung/Idealisierung/Romantisierung darstellt, für sich selbst/das Leben die Bedeutung eines Menschen auszumachen.
Wie ich schon Nemo schrieb, meine ich mit einer"Lebensliebe" das Ergebnis aller Erfahrungen mit diesem Menschen und die daraus entstandene Wichtigkeit/Prägung für das Leben in einem begrenzten Zeitraum.
Vielen von uns ist vermutlich das
Gefühl vertraut, sich entlieben zu müssen, weil der Partner
sich trennt oder - wie auch in meinem Fall - stirbt.
Wir haben anscheinend eine unterschiedliche Definition von „Liebe“. Ich weiß jedenfalls von mir, dass ich mich nicht „entlieben“ muss, um eventuell einem neuen Mann meine Liebe „schenken“ zu können. Diese Liebe wird genau so einzigartig sein wie die zu meinem Mann. Für mich gibt es keinen Vergleich der Menschen, Gefühle und schon gar nicht der Lebensabschnitte.
Es ist vermutlich ganz normal, dass sich in solchen
Ausnahmesituationen zunächst das Gefühl einstellt, dass man
etwas Unwiederbringliches verloren hat (was ja auch stimmen
mag). Die Frage ist, was mit diesem Gefühl passiert, wenn man
irgendwann beschließt, weiterzuleben.
Es wird zu dem, was es war in Anpassung an die neue Situation. Wenn ich mich hier und heute in einen Mann verliebe, hätte ich jedenfalls kein schlechtes Gewissen meinem verstorbenen Mann gegenüber, sträubte mich nicht gegen dieses Gefühl, würde aber auch nie behaupten, dass mein Mann keine „Lebensliebe“ in meiner Definition war.
In jedem Fall halte ich es für ungemein respektlos, gegenüber
einem neuen Partner von einem anderen als der „Lebensliebe“ zu
sprechen.
Nicht der"Lebensliebe", sondern einer!
Ich halte es für respektlos und verlogen, sich seiner vergangenen Gefühle nicht bewusst zu sein, denn dadurch wird definitiv keine Grundlage für eine neue Liebe geschaffen.
Liebe Sonntagsgrüße
Kathleen