Also ich kenne das von meinem Deutschlehrer beim Abi.
Das absolute Genie (im umgangssprachlichen Sinne) - kam nur mit seinem dünnen Rucksack in die Klasse, aus dem er praktisch nie etwas herausholte, abgesehen von Kopien oder einem grauenhaft zerknüllten Zettel mit einer unlesbaren Notiz darauf, wo wir im Stoff ganz exakt gerade waren.
Dann sprudelte es aus ihm. Alles aus dem Kopf - egal wie knackig die Zusammenhänge waren. Sehr selten, aber wenn dann ein sehr strukturiertes und hilfreiches Tafelbild - sofern man die Sauklaue lesen konnte (neeee, war nicht sooo schlimm
).
Er pflegte einen heftigen Humor (er sei Gott usw.) und schmiß mit Sprüchen und Bemerkungen gegen jeden um sich. Das war teilweise ultraboshaft, aber immer erkennbar lustig. Er hat also die entscheidende Grenze nie überschritten. Vom Stile her wie Harald Schmidt.
Er schaffte den Stoff immer überdurchschnittlich schnell. In der 11. Klasse kürzten sie ihn von 4 auf 3 Stunden je Woche (wegen einer Vertretung, die er halten mußte) und war 4 Wochen vor Schuljahresende fertig. Trotzdem schweifte er jede zweite Stunde ab. Je nach Thema und Zusammenhang (was der Schüler so von sich gab) schwankte das von blutigst beschriebenen Ritterschlachten bis transgenetische Mutationen oder vierdimensionale Würfel…
Der konnte einfach extrem viel, war sehr belesen, jung und es machte extrem viel Spaß. Dennoch war er unumstritten die Autorität im Zimmer. Wer einen Spruch versuchte, bekam ja sofort einen entsprechenden Hammer zurück.
In Klausuren hat er regelmäßig minutenlang das Zimmer verlassen, warum auch nicht. Hat ja sowieso keinem geholfen, den Hefter aufzuschlagen und man brauchte jede Sekunde zum Schreiben und nicht zum Quatschen.
Er hat jedem unter Aufsätze immer ausschweifende Hinweise geschrieben, was es zu verbessern gab; immer seine Schüler gefördert.
Solche gibts eben. Es war der beste Deutschunterricht meines Lebens, und dabei muß man sagen, die anderen Lehrer waren nie schlecht. Ich hab eigentlich (besonders im Nachhinein) nirgends schlechte Lehrer erwischt. Ganz im Gegenteil.
MfG
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