Mal ein Beispiel:
Gestern Abend inner U-Bahn. Zwei junge Männer sitzen mir gegenüber, kommen offenbar von der Schicht in einer Kneipe. Wie sich aus dem Gespräch heraus stellt: Der eine hat vor nem knappen Jahr sein Studium abgeschlossen. Abschlussnote 1,7. Der andere war Handwerker, Geselle, ich meine Maler. Der eine hat keinen Job bekommen. Trotz ewiger Bewerbungen. Hat den Job in der Kneipe angenommen und kein Praktikum gemacht, weil er Geld verdienen muss. 20.000 (?) Euro Schulden durchs Studium. Der andere ist entlassen worden, weil sein Betrieb in Schwierigkeiten kam. Weil die öffentliche Hand, vor der sie vorher Arbeitsaufträge bekommen haben, die Aufträge in den letzten Monaten an Firmen vergeben hat, die mit 1-Euro-Jobbern arbeiten.
Die zwei wirkten wahrlich nicht arbeitsunwillig und wirkten - trotz Kneipenjob und später Stunde - so gepflegt, dass man zumindest den Handwerker glatt so zum Vorstellungsgespräch hätte durchwinken können
. Haben sich sehr vernünftig über das Problem unterhalten. Nicht gejammert in dem Sinne, aber frustriert waren beide…
Der Studierte wird nach einem Jahr ohne „Adäquaten“ Job immer mehr Schwierigkeiten bekommen, etwas mit seiner Qualifikation zu bekommen. Weil die meisten Arbeitgeber mitnichten so drauf sind, dass sie würdigen, dass da jemand wenigstens in der Kneipe gearbeitet hat.
Und dann denk ich da an eine Nachbarin. Hat ein 7-jähriges Kind, ist allein erziehend, studiert. Die kriegt auch keine Job, trotz gutem Abschluss. Bekommt Hartz IV. Gehört also zur gebärenden Sarrazin-Unterschicht. Die kann als allein Erziehende nicht abends in die Kneipe. Arbeitgeber wollen sie aber auch nicht. Weder voll- noch halbtags.
Was sagst du denen?
LG Petra