Leistung muss sich wieder lohnen!

Hallo,

mit Verwunderung habe ich gestern die neuen Hartz IV Regelungen zur Kenntnis genommen.
M.E. führt die Besserstellung der ALG 2 Empfänger doch wohl nicht dazu, die Motivation zur Aufnahme einer Beschäfftigung zu verbessern.

Der Abstand der unteren Lohngruppen zu Hartz IV wird durch verbesserte Zuverdienstmöglichkeiten auch weiter verkleinert!?

Im Wahlkampf habe ich wohl einiges falsch verstanden. Die neuen Regierigen wollte wohl sagen: Leistungsempfang muss sich wieder lohnen!

nachdenklich
tycoon

Hallo,

M.E. führt die Besserstellung der ALG 2 Empfänger doch wohl
nicht dazu, die Motivation zur Aufnahme einer Beschäfftigung
zu verbessern.

M.E. ist das auch nicht nötig. Würden ausreichend viele Stellen oberhalb des Niedriglohnsektors angeboten, würden die auch besetzt. Woher nimmst du die erkenntnis, daß das Problem fehlende Motivation ist und nicht fehlende Jobs? Daß Jobs fehlen kann ich nachlesen. Daß Motivation fehlt ist eine unbewiesene Behauptung.

Gruß Rainer

Was meinst du?

Der Abstand der unteren Lohngruppen zu Hartz IV wird durch
verbesserte Zuverdienstmöglichkeiten auch weiter verkleinert!?

Was ist deiner Meinung nach besser, damit sich Arbeitsaufnahme lohnt?

A) Den H4-Satz zu senken, um einen deutlichen Abstand zum Niedriglohn zu erhalten.
oder
B) Den Niedriglohn auf einen Mindestlohn anzuheben, um einen deutlichen Abstand zum H4-Satz zu erhalten.

Wir unterstellen in beiden Fälle, dass soviel Arbeitsplätze wie H4-Empfänger vorhanden sind.

Daß Jobs
fehlen kann ich nachlesen. Daß Motivation fehlt ist eine
unbewiesene Behauptung.

Gruß Rainer

Hallo,

und du kennst keinen der sagt: Für die paar Euro mehr gehe ich doch nicht arbeiten?

Gruß
tycoon

Hallo,

B!

Wenn ich aber H4 verbessere, wird das schwierig.

gruß
tycoon

Hallo,

und du kennst keinen der sagt: Für die paar Euro mehr gehe ich
doch nicht arbeiten?

nein. Ich kenne Niemanden, der eine Stelle außerhalb des Niedriglohnsektors nicht annehmen würde.

Wenn alle, die jede vernünftige Stelle annehmen würden auch eine bekämen, blieben so wenig Arbeitslose übrig, daß sie völlig in Vergessenheit geraten würden.

Wenn Du dann mit den 0,1% Arbeitslosen immer noch ein Problem hättest, wäre das eine andere Diskussion. So wird aber die Einstellung von einem Arbeitslosen 100 anderen auch unterstellt, nur weil der Eine in der Öffentlichkeit sichtbar ist die anderen 100 nicht auffallen.

Es ist natürlich einfacher, die Arbeitslosen für ihre Lage selbst verantwortlich zu machen, als das Problem zu lösen.

Gruß Rainer

Nein. Solche Leute kenne ich nicht. Die sieht man nur im Fernsehen oder liest von denen in der Zeitung. Wobei ich nicht leugnen möchte, dass es die tatsächlich gibt.

Ich kenne ein paar, die arbeiten wollen, aber nichts finden. Die sind deutlich in der Mehrheit.

LG Petra

Mal ein Beispiel:

Gestern Abend inner U-Bahn. Zwei junge Männer sitzen mir gegenüber, kommen offenbar von der Schicht in einer Kneipe. Wie sich aus dem Gespräch heraus stellt: Der eine hat vor nem knappen Jahr sein Studium abgeschlossen. Abschlussnote 1,7. Der andere war Handwerker, Geselle, ich meine Maler. Der eine hat keinen Job bekommen. Trotz ewiger Bewerbungen. Hat den Job in der Kneipe angenommen und kein Praktikum gemacht, weil er Geld verdienen muss. 20.000 (?) Euro Schulden durchs Studium. Der andere ist entlassen worden, weil sein Betrieb in Schwierigkeiten kam. Weil die öffentliche Hand, vor der sie vorher Arbeitsaufträge bekommen haben, die Aufträge in den letzten Monaten an Firmen vergeben hat, die mit 1-Euro-Jobbern arbeiten.

Die zwei wirkten wahrlich nicht arbeitsunwillig und wirkten - trotz Kneipenjob und später Stunde - so gepflegt, dass man zumindest den Handwerker glatt so zum Vorstellungsgespräch hätte durchwinken können :wink:. Haben sich sehr vernünftig über das Problem unterhalten. Nicht gejammert in dem Sinne, aber frustriert waren beide…

Der Studierte wird nach einem Jahr ohne „Adäquaten“ Job immer mehr Schwierigkeiten bekommen, etwas mit seiner Qualifikation zu bekommen. Weil die meisten Arbeitgeber mitnichten so drauf sind, dass sie würdigen, dass da jemand wenigstens in der Kneipe gearbeitet hat.

Und dann denk ich da an eine Nachbarin. Hat ein 7-jähriges Kind, ist allein erziehend, studiert. Die kriegt auch keine Job, trotz gutem Abschluss. Bekommt Hartz IV. Gehört also zur gebärenden Sarrazin-Unterschicht. Die kann als allein Erziehende nicht abends in die Kneipe. Arbeitgeber wollen sie aber auch nicht. Weder voll- noch halbtags.

Was sagst du denen?

LG Petra

Die sieht man nur im Fernsehen oder liest von denen in der Zeitung.

Keineswegs, ich kenne eine Handvoll. Was ich aber nie verstehen werde, ist dass die Leute nicht akzeptieren können, dass es beide Extremfälle gibt, sprich:
a) Es gibt HIVler, die arbeiten wollen, aber keine Arbeit finden
b) Es gibt HIVler, die gar nicht einsehen, dass sie ihren Hintern aus dem Fernsehsessel lüften sollen.
Von welcher Sorte es wieviele gibt, weiß der Geier. Die unter a) haben einfach Pech, denen unter b) sollte…

Ralph

Hallo Ralph,

Die sieht man nur im Fernsehen oder liest von denen in der Zeitung.

Keineswegs, ich kenne eine Handvoll. Was ich aber nie
verstehen werde, ist dass die Leute nicht akzeptieren können,
dass es beide Extremfälle gibt, sprich:
a) Es gibt HIVler, die arbeiten wollen, aber keine Arbeit
finden
b) Es gibt HIVler, die gar nicht einsehen, dass sie ihren
Hintern aus dem Fernsehsessel lüften sollen.
Von welcher Sorte es wieviele gibt, weiß der Geier. Die unter
a) haben einfach Pech, denen unter b) sollte…

ja sicher gibt es Beide.
Wenn Dir der unter a) begegnet, erfährst Du das nicht, denn Du kannst ihn nicht von einem Arbeitnehmer unterscheiden.
Torkelt der unter b) pöbeld durch die U-Bahn, bemerkst Du ihn garantiert.

Wenn wir aus der Staistik mal die Tricks herausrechnen, kommen wir auf über 10% Arbeitslose. Wenn die mehrheitlich zu den ‚Experten‘ unter b) zählen würden, würdest Du garantiert kein öffentliches Verkehrsmittel mehr nutzen.

Gruß Rainer

nein. Ich kenne Niemanden, der eine Stelle außerhalb des
Niedriglohnsektors nicht annehmen würde.

Bis wohin geht denn bei dir der Niedriglohnsektor?
Bei uns hat es ein „normaler“ Arbeiter schon schwer ein deutlich höheres Netto zu erzielen als ein H4. (Verh./2 Kinder)

Wenn alle, die jede vernünftige Stelle annehmen würden auch
eine bekämen, blieben so wenig Arbeitslose übrig, daß sie
völlig in Vergessenheit geraten würden.

Vor der Wirtschaftskrise gab es über 1Mio offene Stellen! Alles gefälschte Statistiken?

Wenn Du dann mit den 0,1% Arbeitslosen immer noch ein Problem
hättest, wäre das eine andere Diskussion. So wird aber die
Einstellung von einem Arbeitslosen 100 anderen auch
unterstellt, nur weil der Eine in der Öffentlichkeit sichtbar
ist die anderen 100 nicht auffallen.

Das bedeutet, du gehst von ca. 40000 Arbeitsunwilligen in ganz D aus.
Dies wage ich zu bezweifeln!

Es ist natürlich einfacher, die Arbeitslosen für ihre Lage
selbst verantwortlich zu machen, als das Problem zu lösen.

1.) Habe ich nicht gemacht, und 2.) Wie lösen wir das Problem?

Gruß
tycoon

Hallo Rainer

ja sicher gibt es Beide.
Wenn Dir der unter a) begegnet, erfährst Du das nicht, denn Du
kannst ihn nicht von einem Arbeitnehmer unterscheiden.
Torkelt der unter b) pöbeld durch die U-Bahn, bemerkst Du ihn
garantiert.

Hmm, wenn ich mich so umhöre heißt es immer, dass HIV gar nicht für den ÖPNV reicht. Aber Spaß beiseite, prinzipiell hast du recht.

Wenn wir aus der Staistik mal die Tricks herausrechnen, kommen
wir auf über 10% Arbeitslose.

Oder aber mehr:frowning:

Wenn die mehrheitlich zu den
‚Experten‘ unter b) zählen würden, würdest Du garantiert kein
öffentliches Verkehrsmittel mehr nutzen.

Naja, nicht alle b)-ler torkeln pöbeln durch die U-Bahn. Ich weiß wirklich nicht, wieviele unter b) fallen, das weiß, glaube ich niemand. Mich nervt es einfach, dass immer pauschalisiert wird, es gäbe, je nach Standpunkt, nur a) oder b).

Ralph

Hallo,

nein. Ich kenne Niemanden, der eine Stelle außerhalb des
Niedriglohnsektors nicht annehmen würde.

Bis wohin geht denn bei dir der Niedriglohnsektor?

etwa bis zum Mindestlohn in anderen Europäischen Staaten, also knapp neun Euro pro Stunde. Oder bis zu der Grenze bis zu der das Arbeitsamt zum Lohn etwas dazuzahlt, weil das Einkommen sonst nicht zum Leben reicht. Das wird von neun Euro bei Vollzeit auch nicht weit weg sein.

Bei uns hat es ein „normaler“ Arbeiter schon schwer ein
deutlich höheres Netto zu erzielen als ein H4. (Verh./2
Kinder)

Ich weiß. Ich brauche mir nur die Lohnzettel meiner Kollegen anzusehen.

Wenn alle, die jede vernünftige Stelle annehmen würden auch
eine bekämen, blieben so wenig Arbeitslose übrig, daß sie
völlig in Vergessenheit geraten würden.

Vor der Wirtschaftskrise gab es über 1Mio offene Stellen!
Alles gefälschte Statistiken?

Gefälscht sicher nicht. Aber viel im Niedriglohnsektor oder Zeitarbeit. Genau deshalb sind die jetzt auch nicht mehr offen.

Wenn Du dann mit den 0,1% Arbeitslosen immer noch ein Problem
hättest, wäre das eine andere Diskussion. So wird aber die
Einstellung von einem Arbeitslosen 100 anderen auch
unterstellt, nur weil der Eine in der Öffentlichkeit sichtbar
ist die anderen 100 nicht auffallen.

Das bedeutet, du gehst von ca. 40000 Arbeitsunwilligen in ganz
D aus.
Dies wage ich zu bezweifeln!

Das ist Dein gutes Recht. Ich bezweifle, daß es sehr viel mehr sind. Beides wird sich wohl nicht belegen lassen.

Es ist natürlich einfacher, die Arbeitslosen für ihre Lage
selbst verantwortlich zu machen, als das Problem zu lösen.

1.) Habe ich nicht gemacht, und 2.) Wie lösen wir das Problem?

zu 1.) Damit warst Du auch nicht gemeint, sondern die Hartz IV - Gesetzgebung.

zu 2.) Das wäre eine völlig neue Diskussion, die an dieser Stelle zu weit führt. Da scheint Jeder etwas anderes für richtig zu halten.

Gruß Rainer

Hallo,

Ich weiß wirklich nicht, wieviele unter b) fallen, das weiß,
glaube ich niemand.

das ist ja das Problem.
Wenn es dann aber eine Regierung für nötig hält, Hartz IV - Gesetze zu erlassen, entsteht schnell der Eindruck, es wäre die Mehrheit und genau so wird dann auch diskutiert.

Mich nervt es einfach, dass immer
pauschalisiert wird, es gäbe, je nach Standpunkt, nur a) oder
b).

Nur so oder so ist natürlich Unfug.

Mich nervt es immer daß Viele dem Schröder auf den Leim gegangen sind und meinen man müsste ‚den Arbeitslosen‘ nur ordentlich Dampf machen, dann würden sie auch arbeiten. Ich halte das für pure Stimmungsmache um davon abzulenken, daß die Regierung nicht fähig ist das Problem zu lösen.

Von Frau Merkel habe ich zwar solche Töne noch nicht gehört, aber die Stimmung, die Schröder erzeugt hat, wirkt nach.

Gruß Rainer

Hallo!

Naja, nicht alle b)-ler torkeln pöbeln durch die U-Bahn. Ich
weiß wirklich nicht, wieviele unter b) [„Es gibt HIVler, die
gar nicht einsehen, dass sie ihren Hintern
aus dem Fernsehsessel lüften sollen.“] fallen, das weiß,
glaube ich niemand.

Selbstverständlich gibts da seriöse Zahlen dazu, z.B. hier:
http://www.diw.de/deutsch/wb_22/02_sind_die_arbeitsl…

C.

Ich hatte ja geschrieben, dass ich nicht leugne, dass es beide Gruppen gibt.

Für die auf jeden Fall aber nicht kleine Gruppe der Arbeitswilligen ist ihr eigener Zustand aber schon bescheiden genug. Da sollte man sich mit bestimmten Äußerungen einfach zurückhalten. Insofern finde ich manches, was man in der Presse liest oder was dann an Kommentaren kommt, mehr als erschreckend.

LG Petra

Danke für den Link! owt
.

Hallo Candide,

Selbstverständlich gibts da seriöse Zahlen dazu, z.B. hier:
http://www.diw.de/deutsch/wb_22/02_sind_die_arbeitsl…

Nach dem Überfliegen: Zum einen sind die Zahlen rund 10 Jahre alt und basieren auf „nur“ 1500 Fragebögen. Ob das statistisch genüpgend sind weiß ich nicht. Was mir aber noch auffält: Es gab vor ein paar Monaten, ich glaube im Spiegel, eine Umfrage nach der die Befragten HIVler zu fast 3/4 gesagt haben, dass sie aktiv einen Job suchen, aber gleichzeitig waren rund 3/4 dieser 3/4 nicht bereit, für einen Job umzuziehen in eine Gegend die sie nicht kennen. Jetzt wissen wir natürlich nicht, ob in deiner Umfrage solche Fragen gestellt wurden und könne sie daher nicht beurteilen.
Ralph

Hallo!

Selbstverständlich gibts da seriöse Zahlen dazu, z.B. hier:
http://www.diw.de/deutsch/wb_22/02_sind_die_arbeitsl…

Nach dem Überfliegen: Zum einen sind die Zahlen rund 10 Jahre
alt und basieren auf „nur“ 1500 Fragebögen. Ob das statistisch
genüpgend sind weiß ich nicht.

Die SOEP-Daten sind statistisch vollkommen ok, aber in der Tat sind sie 9 Jahre alt.
Ich gehe davon aus, dass neuere Daten nicht gravierend anders wären, und wollte sowieso nur generell zeigen, dass die Forschung auch auf diese Problems ihr Lichtlein wirft.

Schön an diesen Daten ist übrigens, dass die „Arbeitsunwilligen“ in sich nochmal differenziert sind in Quasi-schon-Rentner, in Mütter, die die Arbeitslosigkeit noch eine Zeit lang als quasi-Elternurlaub verstehen, und in einen vergleichsweise kleinen harten Kern der „Arbeitsunwilligen“. Nur die letzteren sind ja eure Kategorie b).

Was mir aber noch auffält: Es
gab vor ein paar Monaten, ich glaube im Spiegel, eine Umfrage
nach der die Befragten HIVler zu fast 3/4 gesagt haben, dass
sie aktiv einen Job suchen, aber gleichzeitig waren rund 3/4
dieser 3/4 nicht bereit, für einen Job umzuziehen in eine
Gegend die sie nicht kennen. Jetzt wissen wir natürlich nicht,
ob in deiner Umfrage solche Fragen gestellt wurden und könne
sie daher nicht beurteilen.

Klar gehe ich auch davon aus, dass die Umzugswilligkeit geringer ist als die Arbeitswilligkeit.
(Daten ohne Angaben zum Untersuchungsdesign sind witzlos)

Àpropos: Wenn ich in München täglich so rein sprachlich mitkrieg, wieviel Ossis hier sind, dann ist mir deren offensichtliche Umzugswilligkeit fast schon unheimlich :wink:
Und dabei hab ich noch nicht mal wirklich was gegen Ossis.

_ ℂ Λ ℕ Ð I Ð € _

Hallo Ralph,

aber gleichzeitig waren rund 3/4
dieser 3/4 nicht bereit, für einen Job umzuziehen in eine
Gegend die sie nicht kennen.

wie will man da den Grund statistisch erfassen?

Ich würde z.B. mein zu 3/4 bezahltes Haus für einen befristeten Vertrag nicht verkaufen. Der Job würde keine Chance bieten den Verlust auch nur annähernd auszugleichen.

Oder würdest Du nach Rostock ziehen, wenn Deine Frau oder Freundin in München eine gut bezahlte Stelle hat?

Da lassen sich noch sehr viel mehr Gründe finden, aus denen es vernünftig sein kann, für eine angebotene Stelle nicht umzuziehen.

Gruß Rainer