Hallo!
Ganz einfach: In der Praxis verbrauch ich nie bei Volllast 68l
in der Stunde. Eine annahme von dir muss da falsch sein.
Was ich vorrechnete, kannst/solltest Du für bare Münze nehmen. Das gilt nämlich mit nur geringen Abweichungen für jeden Ottomotor.
Wenn die Aussagen nicht mit Deiner Beobachtung überein stimmen, liegt es an der Beobachtung und an Fehlinterpretationen. So wirst Du möglicherweise irrtümlich annehmen, dass bei einer Fahrt mit Höchstgeschwindigkeit oder maximaler Drehzahl die maximale Leistung abgerufen wird. Dem ist aber nicht so.
Ich war früher ein Fahrer, der nach zwischenzeitlich erlangten Einsichten… na ja, Schwamm drüber … jedenfalls spürte ich in der Zeit, dass die Physik tatsächlich niemals lügt und dass ein Auto wirklich verbraucht, was man vorher ausgerechnet hat. Mein damals gefahrener 260er DB 6-Zyl. brauchte bei Höchstgeschwindigkeit (war der Regelfall, digitaler Fahrstil, eins oder null) deutlich über 20 l auf 100 km. Der Verbrauch stieg aber noch einmal stark an, sobald ich das Auto einen Tandemachser über die Alpen ziehen ließ. Das ist dann weitab von Maximaldrehzahl, aber dafür hat der Motor alles zu geben, was er hat. Dann darf man keine Tankstelle mehr auslassen. Mit der gleichen Methode braucht man mit einer Sparbüchse wie einem Passat TDI (115 PS), der sonst mit 6 Litern schnurrt, schon mal über 20 Liter auf 100 km.
Genaue Verbrauchsmessungen bei Nennleistung sind natürlich gar nicht möglich, während man mit dem Auto auf öffentlichen Straßen unterwegs ist. Das funktioniert aber bestens auf Prüfständen, wie man sie bei den Automobilherstellern und an einigen Hochschulen findet, z. B. an der Hochschule für angewandte Wissenschaften, Fachbereich Fahrzeugtechnik, in Hamburg. Im Rahmen einer Studienarbeit quälte ich dort als Student meinen Audi 60 bei Nennleistung (und hoffte, dass er durchhält und nicht jeden Moment explodiert), um dem Fahrzeug mit Ausnahme des cw-Wertes die Daten zu entlocken. Der Hersteller nennt stets nur 2 Wertepaare für Leistungsmaximum bei einer bestimmten Drehzahl und das bei einer anderen Drehzahl liegende Drehmomentmaximum. Die Verbrauchsangabe für den Käufer hat mit keinem der Wertepaare etwas zu tun.
Mit Angeboten zur Steigerung der Motorleistung finden Werbefritzen ihre Kundschaft unter Auto-Fetichisten, die aber schlicht nicht wissen, was sie tun. Sie stellen sich selbst nicht die richtigen Fragen. Wozu auch, schlielich geht es nicht um Nutzen, überhaupt nicht um Fakten, sondern um Gefühle aller Art. Eine Frage wäre z. B., warum Du meinst, mehr Motorleistung zu brauchen. Ist das Auto mit Anhänger zu lahm oder willst Du schneller fahren? Wenn Du schneller fahren willst, brauchst Du vermutlich keine Leistungssteigerung des Motors. Aber leistungsfähigere Bremsen sollten in solchem Fall eingebaut werden, weil höhere Bewegungsenergie in Wärme umzusetzen ist. Es ist nämlich ein Scheißgefühl, wenn sich bei sehr hoher Geschwindigkeit beim Tritt aufs Bremspedal nicht viel tut.
Btw: Die Verbrauchsangaben der Autohersteller werden mit einem festgelegten Fahrzyklus ermittelt, werden von allen möglichen Eigenschaften beeinflusst, nur nicht von der Motorleistung. Die Motorleistung wird bei den Fahrzyklen nicht einmal ansatzweise abgerufen. Das gesamte Marktgeschehen sähe anders aus, gäbe es eine Verbrauchsangabe bei Nennleistung. Auch Wirkungsgradkurven gehören eher nicht zu den typischen Inhalten von Verkaufsprospekten. So etwas gibt kein Hersteller freiwillig heraus, weil dumm gehaltene Käufer die wesentliche Voraussetzung für die bis heute betriebene Absatzstrategie sind. Die Leute sollen sich lieber Im-Kreis-Fahrer wie Vettel und Schumi zu Idolen machen und Spritschlucker kaufen.
Gruß
Wolfgang