Letzte Worte des AVGVSTVS

N’Abend zusammen!

Das Spiel ist aus — oder so?

„Habe ich meine Rolle gut gespielt? Nun so klatscht Beifall, denn die Komödie ist zu Ende!“
So sollen die letzten Worte des Kaisers Augustus auf seinem Sterbebett gelautet habe.

Nun suche ich, mit gebührendem Abstand zu meinem Latinum, den lateinischen Text. Die allwissende Müllhalde Googel beliefert mich nur mit dem griechischen „Ἐρεὶ δὲ πάνυ καλῶς πέπαισται, δότε κρότον Καὶ πάντες ἡμᾶς μετὰ χαρᾶς προπέμψατε.“

Ist ja auch logisch, da der Spruch von Sueton überliefert worden ist, aber es muss doch auch eine lateinische Entsprechung geben!?

Wer hilft mir auf die Sprünge?

Danke und Gruß,

Hartmann.

Hallo.

Nun suche ich, mit gebührendem Abstand zu meinem Latinum, den
lateinischen Text.

Ich kann für den Anfang nur das allseits bekannte „Acta est fabula, plaudite!“ anbieten. Für den ersten Satz reicht mein Latein leider nicht mehr :smile:

mfG Dirk

Hallo Hartmann,

dunkel kommt aus meines Hirns Windungen, dass Augustus seinerseits ein Zitat eines griechischen Dichters verwendet hat, so dass die Überlieferung das Originalzitat wäre. Wer weiß, ob’s stimmt?

Andreas

N’Abend zusammen!

Das Spiel ist aus — oder so?

„Habe ich meine Rolle gut gespielt? Nun so klatscht
Beifall, denn die Komödie ist zu Ende!“

So sollen die letzten Worte des Kaisers Augustus auf seinem
Sterbebett gelautet habe.

Nun suche ich, mit gebührendem Abstand zu meinem Latinum, den
lateinischen Text. Die allwissende Müllhalde
Googel beliefert mich nur mit dem griechischen
„Ἐρεὶ δὲ
πάνυ καλῶς
πέπαισται,
δότε κρότον
Καὶ πάντες
ἡμᾶς μετὰ
χαρᾶς
προπέμψατε.“

Ist ja auch logisch, da der Spruch von Sueton überliefert
worden ist, aber es muss doch auch eine lateinische
Entsprechung
geben!?

Wer hilft mir auf die Sprünge?

Danke und Gruß,

Hartmann.

Guten Tag!

Das Spiel ist aus — oder so?

Genau so: Die Verabschiedungsformel der Schauspieler am Ende der Aufführung.

„Habe ich meine Rolle gut gespielt? Nun so klatscht
Beifall, denn die Komödie ist zu Ende!“

So ähnlich.
Sueton berichtet, Augustus habe die Anwesenden gefragt, ob er das Drama seines Lebens ordentlich gespielt habe, und dann habe er auf Griechisch die übliche Schlussformel der Theateraufführung hinzugesetzt. Das sind die von Dir zitierten zwei Verse.
D. h. also: Es gibt für den Ausspruch des Augustus kein lateinisches Original, er hat - Griechisch war in dieser Zeit für Gebildete bereits selbstverständlich - die Schlusswendung gebraucht, die in der griechischen Komödie üblich war.
Natürlich könnte man solche Verabschiedungsformeln aus den lateinischen Komödien von Plautus und Terenz hier zitieren; aber sie wären eben NICHT das Original.

„Ἐρεὶ δὲ
πάνυ καλῶς
πέπαισται,
δότε κρότον
Καὶ πάντες
ἡμᾶς μετὰ
χαρᾶς
προπέμψατε.“

Wörtlich etwa:
„Wenn ganz ordentlich gespielt worden ist, dann gebt Beifall und entlasst alle uns mit Vergnügen.“
Übrigens waren dies nicht die letzten Worte des Augustus. Sueton berichtet weiter, der Kaiser habe, sterbend in den Armen seiner Frau, noch gesagt: „Livia, denke an unsere glückliche Ehe und lebe wohl!“.
Schöne Grüße!
H.

N’Abend Hannes!

Na das nenne ich doch mal eine umfassende Antwort. Meinen herzlichen Dank dafür.

Natürlich könnte man solche Verabschiedungsformeln aus den
lateinischen Komödien von Plautus und Terenz hier zitieren;
aber sie wären eben NICHT das Original.

Könntest Du vielleicht dennoch … wenn es nicht zuviel Mühe bereitet :wink:

Gruß, Hartmann.

Natürlich könnte man solche Verabschiedungsformeln aus den
lateinischen Komödien von Plautus und Terenz hier zitieren;
aber sie wären eben NICHT das Original.

Könntest Du vielleicht dennoch … wenn es nicht zuviel Mühe
bereitet :wink:

Hallo, sicher geht das:

Dem griechischen „ dote kroton” entspricht ganz genau das lateinische „plausum date”: Gebt Beifall!
Man kann die Wendungen zur Verabschiedung der Zuschauer in zwei Gruppen einteilen:
Solche, die ganz formelhaft zu Beifall und evtl. noch Aufbruch auffordern; diese Wendungen sind von Komödie zu Komödie austauschbar;
und solche, die einen inhaltlichen Zusammenhang mit der betreffenden Komödie haben.
(Wir haben, was im überlieferten Text steht. Wir wissen aber auch, dass die Schauspieler kräftig und deftig improvisiert haben.)

Beispiele für Typ I:
In allen 6 Komödien des Terenz heißt es immer nur „Plaudite” (Klatscht!) oder „Vos valete et plaudite!” (Lebt wohl ihr und klatscht!).
Bei Plautus kommt das ebenfalls vor; er variiert aber auch:
„Spectatores, fabula est acta, vos plausum date!” (Zuschauer, das Spiel ist aus, klatscht Beifall!)
„Vos, spectatores, plaudite atque ite ad vos comissatum!” (Ihr, Zuschauer, klatscht, geht heim und macht ein Fass auf!)
„Spectatores, bene valete, plaudite atque exsurgite!” (Zuschauer, lasst es euch wohl sein, klatscht und erhebt euch!)
„Plaudite et valete! Lumbos porgite atque exsurgite!” (Klatscht und lebt wohl! Hebt euern Hintern und steht auf!)

Beispiele für Typ II:
Der Schluss der Amhitruo-Komödie, die das Vorbild für Kleists Amphitryon ist:
„Nunc, spectatores, Iovi’ summi caussa clare plaudite!” (Jetzt, Zuschauer, klatscht um Jupiters des Höchsten willen!
„Nunc si voltis deprecari huic seni ne vapulet, / remur impetrari posse, plausum si clarum datis.”
(Wenn ihr jetzt für diesen Alten bitten wollt, dass er nicht zugrunde geht, dann könnt ihr das, so meinen wir, erreichen, wenn ihr laut Beifall klatscht.)
Am Ende der Komödie „Mercator” wird ein neues Gesetz beschlossen: Über 60-jährigen ist der Umgang mit Dirnen verboten (weil das Erbe der Jungen draufgeht); wer das aber seinem Sohn verbietet, soll schwer bestraft werden. Schlussappell:
„Bene valete! Atque, adulescentes, haec si vobis lex placet, / ob senum hercle industriam vos aequom est clare plaudere.” (Lebt wohl! Und, ihr Jungen, wenn euch dieses Gesetz gefällt, dann müsst ihr, den Alten zum Verdruss, laut klatschen.)

Schöne Grüße!
H.

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owT :wink:

Aber ein verlegenes Danke!
H.