Liberalisierung von Märkten

Hallo, ich muss eine Textanalyse zum Thema Lateinamerika und deren indigene Bevölkerung schreiben. Dabei tauschte der Begriff „liberalisierte Märkte“, die laut dem Text schlechte Folgen für die Bevölkerung haben.
Das verstehe ich selbst nicht ganz, weil alle Texte, die ich gefunden habe, eher positiv ausgelegt sind. Kann mir jemand den Begriff „liberalisierte Märkte“ und deren Vor- und Nachteile erklären?

Danke jetzt schon!

Hallo,

Liberalisierter Markt bedeutet, daß das Land jeden Import und Export von Waren und Geld zulässt bzw. zulassen muß.

Wenn ein Land z.B. den Aufbau einer eigenen Pkw-Produktion plant und nur inländische Ressourcen verwenden will, muß es, bis das Unternehmen konkurrenfähig ist, die Einfuhr von Pkw’s drosseln. Dazu dienen dann Zölle, die die Importe so verteuern, daß die Inlands-Pkw bevorzugt gekauft werden.

Im Rahmen der Globalisierung = Liberalisierung sind diese Zölle nicht zulässig. Das bedeutet, daß die Produktion gar nicht erst zustande kommen wird, weil die Konkurrenzbedingungen zu ungünstig sind. Das trifft auf zahlreiche Branchen und Produkte zu. Nebenbei kann damit die Arbeitslosigkeit nicht behoben werden, Sozial- und Bildungssystem, Infrastruktur können sich nicht entwickeln.

Bezüglich des liberalisierten Geldverkehrs: werden statt wie o.g. ausländische Firmen ansässig, bringen zwar zunächst Kapital für ihre Investionen ins Land, alle Gewinne und der Erlös beim späteren evtl. Verkauf des Unternehmens fließt ebenfalls ins Ausland. D.h. das Land selbst hat wenig davon, da Gewinne nicht für weitere Investionen im Land selbst führen. Da Auslandsunternehmen weder an der Förderung sozialer, bildender, gesundheitlicher Maßnahmen interessiert sind, gibt es auch diesbezüglich wenig bis gar keinen Fortschritt.

Beides zusammen führt dann dazu, daß das Land weiter in einer Schuldenkrise verbleibt, ihm die wichtigsten Instrumente zur Verbesserung seiner Situation verwehrt werden. Es bleibt ein Entwicklungsland…

Ein gutes Beispiel hierfür bietet die Verschmelzung DDR/BRD. Es gab keinerlei wirtschaftliche Schranken und die Geier fielen über die DDR her, kauften Interessantes auf und der Rest wurde quasi verschrottet. Hätte die DDR in Kooperation mit der BRD zunächst mal Zollschranken aufbauen dürfen, Käufer aus dem Westen abweisen können, hätte sie die Chance gehabt, ihre veraltete Industrie mit Hilfe von Westgeldern zu modernisieren, konkurrenfähig zu werden und dann die Zölle abschaffen können. Zu dem Zeitpunkt wäre sie aber konkurrenzfähig gegenüber dem Westen gewesen. Folge wäre u.a. weniger Arbeitslosigkeit gewesen. Die hierzu erforderlichen Subventionen aus dem Westen wären höchstwahrscheinlich um ein vielfaches niedriger gewesen, als das was inzwischen angefallen ist. Hinzu kommt, daß ein Großteil der Arbeitslosigkeit hätte vermieden werden können. Die DDR stünde heute viel besser da.

Dies ist eine sehr vereinfachte Darstellung und es spielen noch eine ganze Reihe weiterer Faktoren eine Rolle, viele davon ebenfalls auf die Liberalisierung zurückzuführen, andere wieder nicht.

In Latein-Amerika versucht man sich von Weltbank und Internationalem Währungsfonds unabhängig zu machen, um wieder selbst über sein Schicksal bestimmen zu können und die Probleme, die in jedem Land etwas anders aussehen, in den Griff zu bekommen. Venezuela war wegen seiner Öleinnahmen als erstes Land in der Lage seine Auslandsschulden komplett zu tilgen und war dann frei, die Infrastruktur aufzubauen, die sozialen, gesundheitlichen, bildenden Maßnahmen einzuleiten, die unter dem Regime von Weltbank, IWF, Auslandsinvestoren und der Liberalisierung in deren Sinne unmöglich geworden waren. Dazu muß man wissen, daß die Ölindustrie Venezuelas für 99 Jahre an US-Firmen verpachtet war, die anfänglich 95% der Gewinne abschöpfen durften, das wurde langsam reduziert bis auf zuletzt 30%. In Nigeria heute ist es nicht viel anders. Brasilien, Ecuador und andere folgen diesem Beispiel in unterschiedlichem Ausmaß.

Die Länder, die sich verselbständigen und wirklich unabhängig werden, kontrollieren damit auch ausländische Investionen besser, sie bremsen die Geier aus, was den Industrieländern natürlich nicht gefällt. So haben die USA nicht nur versucht den Präsidenten von Venezuela mehrfach zu stürzen, sondern auch ihn ermorden zu lassen. Venezuela und die ähnlich handelnden Länder sind einem Dauerbeschuß nicht nur durch die USA ausgesetzt. Sie werden kontinuierlich verteufelt, weil sie der Wirtschaftsmacht des Auslands paroli bieten und nicht mehr nach deren Pfeife tanzen wollen.

Die positive Berichterstattung über die Globalisierung bzw. Liberalisierung gemäß WTO ist für die Industrieländer aber ebenfalls ein zweischneidiges Schwert. Wer sich mal genau anschaut wem viele der Konzerne mit langer deutscher Tradition heute gehören, wird sich sehr wundern. Durch diese Verflechtungen verliert man im Lande das Bestimmungsrecht über die eigenen Unternehmen, siehe OPEL und General Motors, nur eines von vielen. Und auch wir spüren die Folgen schon seit langem: alles für die Wirtschaft in verschiedenster Ausprägung, für Soziales, Gesundheit, Bildung, Infrastruktur bleibt dann kein Geld mehr. Ein-Euro-Jobs ist ein richtiges Weihnachtsgeschenk für die Wirtschaft - das Arbeitsamt/Steuerzahler bezahlt den „Lohn“ und die Unternehmen streichen die Gewinne ein. Auch das ist Liberalisierung!

Verständlich also, wenn die „liberalisierten“ Länder die Liberalisierung als alles andere als positiv betrachten.

Literaturhinweis:
Autor Josef Stiglitz, ehemaliger Chefvolkswirt der Weltbank und Nobelpreisträger
Die Schatten der Globalisierung (2008)
Im freien Fall -: Vom Versagen der Märkte zur Neuordnung der Weltwirtschaft (2010)
Die Chancen der Globalisierung (2008)

Gruß,
p+p

Rest wurde quasi verschrottet. Hätte die DDR in Kooperation
mit der BRD zunächst mal Zollschranken aufbauen dürfen, Käufer
aus dem Westen abweisen können, hätte sie die Chance gehabt,
ihre veraltete Industrie mit Hilfe von Westgeldern zu
modernisieren,

Ach, Westgelder wären also willkommen gewesen, nicht aber die Waren…? Naja, nichts neues.

Die Zollgeschichte wird gründlich mißverstanden: man kann damit Importe nicht verhindern, wohl aber verteuern. Dumm ist es, wenn die eigene Wirtschaft nicht in der Lage ist, selbst Waren in gleicher oder zumindest ähnlicher Qualität und Menge herzustellen wie das Ausland.

Dann kann man mit Zöllen bestenfalls Gewinne abschöpfen aber nicht Importe per se verhindern. Im Ergebnis hätten die Ostdeutschen das ganze Zeug, für das sie die DM haben wollten, nicht oder nur sehr teuer kaufen können - und das über die nächsten Jahre. Der nächste Aufstand wäre absehbar gewesen.

Griff zu bekommen. Venezuela war wegen seiner Öleinnahmen als
erstes Land in der Lage seine Auslandsschulden komplett zu
tilgen

Dann frage ich mich, warum es noch so viele Anleihen des Landes gibt:
http://www.baadermarkets.de/DE/index.aspx?pageID=23&…

Was getilgt wurde, waren die Schulden ggü. Weltbank und IWF. Großspurig kündigte man zugleich den Austritt aus beiden Organisationen an, vergaß aber, diesen durchzuziehen.

und war dann frei, die Infrastruktur aufzubauen, die
sozialen, gesundheitlichen, bildenden Maßnahmen einzuleiten,
die unter dem Regime von Weltbank, IWF, Auslandsinvestoren und
der Liberalisierung in deren Sinne unmöglich geworden waren.

Die Kleinigkeit, daß das Land praktisch eine Diktatur ist, kann man sicher unter den Tisch fallen lassen.

Die Länder, die sich verselbständigen und wirklich unabhängig
werden, kontrollieren damit auch ausländische Investionen
besser, sie bremsen die Geier aus, was den Industrieländern
natürlich nicht gefällt.

Vor allem gefällt das nicht den Einwohnern, denn wer einmal verstaatlicht, verliert das Vertrauen des Auslands. Darunter leiden vor allem die Einheimischen, die von Investitionen zuerst einmal in Form von Arbeitsplätzen profitieren.

Aber mal eine ganz andere Frage: hier fragt jemand, weil er für Schule oder Universität etwas schreiben soll. Warum kann man seine ideologisch verbrämte Prosa nicht für solche Artikelbäume aufsparen, in denen es sowieso nur um das gegenseitige und vehemente Vortragen des eigenen Standpunktes geht und eben nicht um Wissensvermittlung?

Wer das, was Du verzapft hast, in ein Referat oder ähnliches einfließen läßt, hat nur dann die Chance auf eine akzeptable Note, wenn der Lehrer ein Marxist oder ATTAC-Aktivist ist. Jeder andere schlägt die Hände über dem Kopf zusammen und greift zum Rotstift. Wenn der Lehrer/Dozent auch noch einen volkswirtschaftlichen Hintergrund hat, setzt es vermutlich auch noch Schläge.

Und mit was? Mit Recht!

Beispiele fuer erfolgreiche Liberalisierung?

Die Länder, die sich verselbständigen und wirklich unabhängig
werden, kontrollieren damit auch ausländische Investionen
besser, sie bremsen die Geier aus, was den Industrieländern
natürlich nicht gefällt.

Vor allem gefällt das nicht den Einwohnern, denn wer einmal
verstaatlicht, verliert das Vertrauen des Auslands. Darunter
leiden vor allem die Einheimischen, die von Investitionen
zuerst einmal in Form von Arbeitsplätzen profitieren.

Nenne doch bitte einmal ein Beispiel von einem Land das einen Kredit des IWF oder der Weltbank angenommen hat, sich komplett an deren Auflagen gehalten hat und wo es der gesamten Bevoelkerung danach nachhaltig besser ging.

Hallo,

Die Zollgeschichte wird gründlich mißverstanden:

Nein, Zollpolitik war schon immer ein wichtiges Instrument der Wirtschaftspolitik. Historisch bewiesen - bitte genau hinschauen und analysieren.

Die Kleinigkeit, daß das Land praktisch eine Diktatur ist,
kann man sicher unter den Tisch fallen lassen.

Eine weitverbreitete Desinformation, was man den abtünnigen Ländern alles unterstellt ist schon abenteuerlich. Dabei vergißt man gern zu erwähnen, daß Chavez bei jeder demokratischen Wahl mit absoluten Mehrheiten (zwischen 60% und 80%) wieder gewählt wurde, oppositionelle Zeitungen keinerlei Einschränkungen unterliegen usw.

Vor allem gefällt das nicht den Einwohnern, denn wer einmal
verstaatlicht, verliert das Vertrauen des Auslands.

Da außer den Ölfeldern nichts verstaatlicht wurde, läuft auch dieses Argument ins Leere.

Aber mal eine ganz andere Frage: hier fragt jemand, weil er
für Schule oder Universität etwas schreiben soll. Warum kann
man seine ideologisch verbrämte Prosa

Ideologisch verbrämte Prosa? Das kann nur jemand schreiben, der sich weder mit WTO, IWF, Weltbank, GATS, GATT usw. genauer auseinandergesetzt hat…

wenn der Lehrer ein Marxist oder ATTAC-Aktivist ist.
Jeder andere schlägt die Hände über dem Kopf zusammen und
greift zum Rotstift. Wenn der Lehrer/Dozent auch noch einen
volkswirtschaftlichen Hintergrund hat, setzt es vermutlich
auch noch Schläge.

Ein Lehrer, der so handelt, kann weder Volkswirt noch Betriebswirt sein. Neu ist mir auch, daß Josef Stiglitz ein Marxist und attac-Aktivist ist. Hast du seine Bücher mal gelesen?

Gruß,
p+p

PS: übrigens gehören Anrede und Gruß zu gutem Benehmen…

Das hat weder mit Liberalisierung noch mit meiner Antwort etwas zu tun.

Gutes Beispiel

Das hat weder mit Liberalisierung noch mit meiner Antwort
etwas zu tun.

Aha, der folgende Satz von Dir sagt etwas anderes:

„Vor allem gefällt das nicht den Einwohnern, denn wer einmal verstaatlicht, verliert das Vertrauen des Auslands. Darunter leiden vor allem die Einheimischen, die von Investitionen zuerst einmal in Form von Arbeitsplätzen profitieren.“

Oeffnung der Maerkte, Privatisierungen, auf keinen Fall Verstaatlichungen sind doch das Credo des IWF und der Weltbank - und fuer mich klingt das ganze doch ein wenig neo-liberal.

Ausserdem haettest Du die Chance allen Zweiflern durch klare Fakten zu beweisen wie toll doch der Kapitalismus funktioniert und wie schlecht es Laendern geht die sich davon teilweise abschotten.

Oder gibt es in der Praxis vielleicht gar keine Beispiele von erfolgreicher neoliberaler Reformen und die schoenen Theorien der Pseudowissenschaft VWL versagen in der Praxis?

Hllo,

Nein, Zollpolitik war schon immer ein wichtiges Instrument
der Wirtschaftspolitik.

Ein einseitiges. Es war ausschließlich für den Staat gut, jedoch weder für die einheimische Bevölkerung noch für die ausländischen Unternehmen. Die VW hat viel an Effizienz verloren.

Eine weitverbreitete Desinformation, was man den abtünnigen
Ländern alles unterstellt ist schon abenteuerlich. Dabei
vergißt man gern zu erwähnen, daß Chavez bei jeder
demokratischen Wahl mit absoluten Mehrheiten (zwischen 60% und
80%) wieder gewählt wurde, oppositionelle Zeitungen keinerlei
Einschränkungen unterliegen usw.

Honecker wurde mit nahezu 100% demokratisch wiedergewählt. Auch Castro wird demokratisch mit nahezu 100% wiedergewählt. Gefährlich ist, wenn Ausländer meinen, besser zu wissen, wie es den Inländern geht. Wusstest du, dass die Inländer nur ein begrenzten Kontingent in Dollar umtauschen dürfen? Und das in einem so freien und demokratischem Land? Schon die Lebensmittelaufstände vergessen, weil die Inflationsrate um 27% gestiegen ist und inländische Waren teurer als ausländische sind? Dank weiser Wirtschaftspolitik des großen Führers, der gemäß sozialistischer Tradition sämtliche Geschäfte selber übernimmt, ist Venezuela das Schlusslicht in Lateinamerika.

Da außer den Ölfeldern nichts verstaatlicht wurde, läuft auch
dieses Argument ins Leere.

Was macht der große sozialistische Führer eigentlich mit den vielen Öldollars? Die Landsleute scheinen wenig davon zu haben, bei der hohen Arbeitslosigkeit.

Nur eine Frage der Zeit, wie lange sich das die Bevölkerung noch ansieht.

Hallo,

Nein, Zollpolitik war schon immer ein wichtiges Instrument
der Wirtschaftspolitik.

Ein einseitiges. Es war ausschließlich für den Staat gut,

Das auch. Doch so konnte eine eigene Produktion in geschütztem Raum aufgebaut werden.

jedoch weder für die einheimische Bevölkerung

Effekt eigene Produktion, langfristig mehr Arbeitsplätze, also auch gut für die Bevölkerung.

noch für die ausländischen Unternehmen.

Das war ja der Sinn der Übung - Importe verringern, dafür eigene Produktion aufbauen und letztlich selbst exportieren und einen Handelsbilanzausgleich bzw. -überschuß erwirtschaften.

Die VW hat viel an Effizienz verloren.

In den Entwicklungsländern trifft das nicht zu, jedenfalls nicht langfristig. Eigene Produktion bedeutet auch Aufbau eines Bildungswesens, Vermehrung von Fachkräften usw. Das geht nätürlich nicht von heute auf morgen, sondern mittel- und langfristig.

Eine weitverbreitete Desinformation, was man den abtünnigen
Ländern alles unterstellt ist schon abenteuerlich. Dabei
vergißt man gern zu erwähnen, daß Chavez bei jeder
demokratischen Wahl mit absoluten Mehrheiten (zwischen 60% und
80%) wieder gewählt wurde, oppositionelle Zeitungen keinerlei
Einschränkungen unterliegen usw.

Honecker wurde mit nahezu 100% demokratisch wiedergewählt.

Ein derartiges Regime wäre in Venezuela nicht möglich. Da hätte es schon vor vielen Jahren eine Revolution gegeben.

Auch Castro wird demokratisch mit nahezu 100% wiedergewählt.

Dort gibt es keine freien Wahlen. In Venezuela schon.

Gefährlich ist, wenn Ausländer meinen, besser zu wissen, wie
es den Inländern geht.

Ich habe sehr viele Jahre dort gelebt und kenne die Venezolaner sehr gut.

Wusstest du, dass die Inländer nur ein
begrenzten Kontingent in Dollar umtauschen dürfen? Und das in
einem so freien und demokratischem Land?

Das ist Wirtschaftspolitik und hat konkrete Gründe - damit Gelder zum Einsatz im eigenen Lande bleiben und nicht ins Ausland abwandern.

Schon die Lebensmittelaufstände vergessen, weil die Inflationsrate um
27% gestiegen ist

nein, ich habe ja auch nicht behauptet, daß dort alles richtig gemacht wurde. Mit Inflation haben fast alle Latein-Amerikanischen Länder schwer zu kämpfen.

und inländische Waren teurer als ausländische sind?

Das ist eine Folge des inländischen Aufbaus der Produktion. Bis diese effizient aufgebaut wurde trifft das zu, umso wichtiger wäre es die ausländischen Waren mit hohen Zöllen zu belegen, die dann den landeseigenen Produktionsaufbau finanzieren können.

Was macht der große sozialistische Führer eigentlich mit den
vielen Öldollars? Die Landsleute scheinen wenig davon zu
haben, bei der hohen Arbeitslosigkeit.

Nein? Bildungssystem und Gesundheitssystem wurden inzwischen stark ausgebaut, Sozial- und Arbeitslosenversicherung eingeführt und verschiedenes mehr.

Man kann wohl kaum erwarten, daß ein Land all das in den gerade Mal rund 10 Jahren zur Perfektion schafft. Ich weiß nicht wie lange es gedauert hat diese Systeme in Deutschland aufzubauen, doch mir scheint das hat so ca. 100 Jahre gedauert.

Nur eine Frage der Zeit, wie lange sich das die Bevölkerung
noch ansieht.

Da die Bevölkerung nicht nur die negativen Seiten, sondern auch die positiven sieht, bei zahlreichen Funktionen, die bei uns Beamte ausführen, selbst aktiv geworden ist und vieles in Eigenregie machen kann und soll, inkl. Verwaltung in den Estados, Kommunen usw, wird sie wahrscheinlich mehr Geduld aufbringen, als die Industrieländer erwarten. Die Armee wird übrigens auch für die Arbeit auf den Feldern eingesetzt - eine sinnvollere Aufgabe als die der Bundeswehr - in Afghanistan herumzulungern. Schließlich sind die Latein-Amerikaner nicht dümmer oder fauler als die Bevölkerung der Industrieländer, auch wenn das unterschwellig in den Industrieländern geglaubt oder unterstellt wird.

Gruß,
p+p

  • und fuer mich klingt das

Das wird das Problem sein.

Ausserdem haettest Du die Chance allen Zweiflern durch klare
Fakten zu beweisen wie toll doch der Kapitalismus funktioniert
und wie schlecht es Laendern geht die sich davon teilweise
abschotten.

Wieso soll ich belegen, wenn Du nur Plattitüden absonderst?

Oder gibt es in der Praxis vielleicht gar keine Beispiele von
erfolgreicher neoliberaler Reformen und die schoenen Theorien
der Pseudowissenschaft VWL versagen in der Praxis?

Gegenfrage: war eine Amputation eine zielführende Behandlungsmethode, wenn das Bein nicht wieder nachwächst? Im Nachhinein zu behaupten, der Patient wäre ohne Amputation besser dran gewesen, ist natürlich sehr einfach. Ich für meinen Teil hörte jedenfalls noch nie etwas davon, daß es der Bevölkerung eines Pleitestaates besonders gutgegangen wäre.

Nein, Zollpolitik war schon immer ein wichtiges Instrument
der Wirtschaftspolitik. Historisch bewiesen - bitte genau
hinschauen und analysieren.

Zölle und andere Handelshemmnisse haben wir im zweiten Semester behandelt und schon da war die Sache eindeutig. In den nachfolgenden Veranstaltungen und Hausarbeiten haben wir/habe ich das Thema zwar ein bißchen vertieft, aber etwas anderes als „Zölle sind nicht gut“ kam dabei nie heraus. Woher hast Du denn Deine Erkenntnisse?

Die Kleinigkeit, daß das Land praktisch eine Diktatur ist,
kann man sicher unter den Tisch fallen lassen.

Eine weitverbreitete Desinformation, was man den abtünnigen
Ländern alles unterstellt ist schon abenteuerlich.

Naja, ich beschäftige mich mit dem Land seit meiner frühesten Jugend, auch wenn ich bisher nur einmal da war. Woher hast Du Deine Erkenntnisse?

vergißt man gern zu erwähnen, daß Chavez bei jeder
demokratischen Wahl mit absoluten Mehrheiten (zwischen 60% und
80%) wieder gewählt wurde, oppositionelle Zeitungen keinerlei
Einschränkungen unterliegen usw.

Sehr unterhaltsam.

Vor allem gefällt das nicht den Einwohnern, denn wer einmal
verstaatlicht, verliert das Vertrauen des Auslands.

Da außer den Ölfeldern nichts verstaatlicht wurde, läuft auch
dieses Argument ins Leere.

http://de.wikipedia.org/wiki/Venezuela#Verstaatlichu…

Ideologisch verbrämte Prosa? Das kann nur jemand schreiben,
der sich weder mit WTO, IWF, Weltbank, GATS, GATT usw. genauer
auseinandergesetzt hat…

Also GATS sagt mir was. Ich meine, ich hätte 1995 eine Hausarbeit dazu geschrieben. Die anderen Worte habe ich auch schon einmal irgendwo gehört.

Neu ist mir auch, daß Josef Stiglitz ein
Marxist und attac-Aktivist ist.

Habe ich nie behauptet.

Gegenfrage: war eine Amputation eine zielführende
Behandlungsmethode, wenn das Bein nicht wieder nachwächst? Im
Nachhinein zu behaupten, der Patient wäre ohne Amputation
besser dran gewesen, ist natürlich sehr einfach. Ich für
meinen Teil hörte jedenfalls noch nie etwas davon, daß es der
Bevölkerung eines Pleitestaates besonders gutgegangen wäre.

Ich koennte Dir jetzt verschiedene Beispiele von Laendern nennen die sich an die Konditionen von IWF/Weltbank gehalten haben und welche die es nicht taten bzw. ihre Probleme anderweitig geloest haben.

Danach koennte man vernuenftigerweise die Richtigkeit der IWF/Weltbank-Politik anzweifeln… oder man kann so tun als ob ueberall andere Faktoren mit eingespielt haetten und die Unterschiede so erklaeren.

Da Du wahrscheinlich das zweite vorhast erspare ich mir Dir eine Liste mit einzelnen Faellen aufzuzaehlen.

Gegenfrage: war eine Amputation eine zielführende
Behandlungsmethode, wenn das Bein nicht wieder nachwächst? Im
Nachhinein zu behaupten, der Patient wäre ohne Amputation
besser dran gewesen, ist natürlich sehr einfach. Ich für
meinen Teil hörte jedenfalls noch nie etwas davon, daß es der
Bevölkerung eines Pleitestaates besonders gutgegangen wäre.

Ich koennte Dir jetzt verschiedene Beispiele von Laendern
nennen die sich an die Konditionen von IWF/Weltbank gehalten
haben und welche die es nicht taten bzw. ihre Probleme
anderweitig geloest haben.

(…)

Da Du wahrscheinlich das zweite vorhast erspare ich mir Dir
eine Liste mit einzelnen Faellen aufzuzaehlen.

Nö, mach mal. Wenn es stimmt, ist es zumindest interessant.

Nö, mach mal. Wenn es stimmt, ist es zumindest interessant.

Ja, es stimmt und weil ich es selbst auch nochmal nachlesen moechte biete ich Dir sogar den Service und such es extra raus - aber erst in ein paar Tagen. Bis dahin kannst Du ja nach einem Gegenbeispiel suchen oder vielleicht findest Du auch selbst ein paar Beispiele die gegen IWF/Weltbank sprechen und postest hier die Links.

Hallo,

Das auch. Doch so konnte eine eigene Produktion in
geschütztem Raum aufgebaut werden.

Protektionismus ist für keine Volkswirtschaft gut. Sie verliert sehr stark an Effizienz. Die Bevölkerung leiden am meisten darunter, denn für sie sind die heimischen Waren sehr teuer. Sie können nur einmal ihr Geld ausgeben und wenn sie es für teurere inländische Waren machen, entsteht notgedrungen an anderer Stelle ein Missstand.

Effekt eigene Produktion, langfristig mehr Arbeitsplätze,
also auch gut für die Bevölkerung.

Überhaupt nicht langfristig, sondern allenfalls sehr kurzfristig. Das Land verliert seine Wettbewerbsfähigkeit.

Das war ja der Sinn der Übung - Importe verringern, dafür
eigene Produktion aufbauen und letztlich selbst exportieren
und einen Handelsbilanzausgleich bzw. -überschuß
erwirtschaften.

Man kann damit keinen Überschuss erzeugen, da eine einzelne Volkswirtschaft nicht alles selber produzieren kann. Sie ist auf Handel angewiesen. Für inländische Unternehemn bedeutet das, dass durch den Protektionismus die Preise für ausländische Güter teurer werden und diese dann nicht mehr importiert werden können. Missstände wie in der DDR mit allen bekannten Folgen einer Mangelwirtschaft sind zu erwarten. Wohl dem, der gute Regierungskontakte hat. Der Korruption sind somit alle Tore geöffnet.

In den Entwicklungsländern trifft das nicht zu, jedenfalls
nicht langfristig. Eigene Produktion bedeutet auch Aufbau
eines Bildungswesens, Vermehrung von Fachkräften usw. Das geht
nätürlich nicht von heute auf morgen, sondern mittel- und
langfristig.

Die Entwicklungsländer schotten sich i.a. auch nicht so ab, wie es Venezuela tut.

Ein derartiges Regime wäre in Venezuela nicht möglich. Da
hätte es schon vor vielen Jahren eine Revolution gegeben.

Glaubst du, als Honecker oder Castro zum ersten Mal Staatschefs wurden hätte jemand gedacht, dass das mal mit die schlimmsten Diktatoren werden würden? Schau doch mal hin, das Land schotten sich ab, schließt die Volkswirtschaft. So fängt es an. Fragt jemand die Bürger, ob die da so haben wollen?

Ich habe sehr viele Jahre dort gelebt und kenne die
Venezolaner sehr gut.

Frag mal einen ehemaligen DDR-Bürger so Baujahr 40 rum, wie er die DDR erlebt hat. Dass du die Venezolaner kennst, heißt noch lange nicht, dass du den Führer kennst.

http://www.sueddeutsche.de/politik/venezuela-chavez-…

http://latina-press.com/news/25050-ai-verurteilt-ang…

http://www.n-tv.de/politik/Chavez-auf-Bol-vars-Spure…

http://latina-press.com/news/17170-erneut-regierungs…

http://www.ad-hoc-news.de/venezuela-bittet-um-hilfe-…

Der große Führer scheint ein wenig Probleme mit den demokratischen Rechten zu haben, aber das wusstest du sicherlich schon.

Das ist Wirtschaftspolitik und hat konkrete Gründe - damit
Gelder zum Einsatz im eigenen Lande bleiben und nicht ins
Ausland abwandern.

Das ist natürlich Quatsch. Die Wirtschaftspolitik ist außer Kontrolle. Der Führer nimmt die Öldollars, um damit als staatlicher Anbieter aufzutreten, um die AL-Rate zu bekämpfen. Dummerweise führte das zu einer Überhitzung und damit zu einer enormen Inflation von knapp 30%. Private Unternehmen werden durch die Verstaatlichung zurückgedrängt, was eine weitere Instabilität der Wirtschaft verursacht.

Das Land steckt in der Stagflation.

nein, ich habe ja auch nicht behauptet, daß dort alles
richtig gemacht wurde. Mit Inflation haben fast alle
Latein-Amerikanischen Länder schwer zu kämpfen.

Nicht in diesem Umfang. Welches Südamerikanische Land hat denn eine vergleichbare Inflationsrate?

Das ist eine Folge des inländischen Aufbaus der Produktion.
Bis diese effizient aufgebaut wurde trifft das zu, umso
wichtiger wäre es die ausländischen Waren mit hohen Zöllen zu
belegen, die dann den landeseigenen Produktionsaufbau
finanzieren können.

Sie KANN NICHT effizient aufgebaut werden, da dafür die Rohstoffe fehlen. Durch die starke Abwertung der Währung werden diese jedoch unbezahlbar.

Nein? Bildungssystem und Gesundheitssystem wurden inzwischen
stark ausgebaut, Sozial- und Arbeitslosenversicherung
eingeführt und verschiedenes mehr.

Das tangiert jedoch den Arbeitsmarkt überhaupt nicht. Die Menschen können keine Bildung essen, sie wollen Arbeit. Also werden sie wohl die Bildung gerne annehmen und notgedrungen das Land verlassen. Wie will der große Führer das verhindern? Würdest du das dann auch gutheißen, wenn er diese mit Gewalt zurückhält, da das ja nur dem eigenen Lande zu gute kommt?

Man kann wohl kaum erwarten, daß ein Land all das in den
gerade Mal rund 10 Jahren zur Perfektion schafft.

Das Land wird es nie zur Perfektion schaffen, das es nicht frei ist.

Da die Bevölkerung nicht nur die negativen Seiten, sondern
auch die positiven sieht, bei zahlreichen Funktionen, die bei
uns Beamte ausführen, selbst aktiv geworden ist und vieles in
Eigenregie machen kann und soll, inkl. Verwaltung in den
Estados, Kommunen usw, wird sie wahrscheinlich mehr Geduld
aufbringen, als die Industrieländer erwarten.

Irgendwie redest du jetzt nur von Verwaltung, Beamten, Kommunen. Wo ist die Industrie? Wo ist die Arbeit für die Bevölkerung?

Die Armee wird
übrigens auch für die Arbeit auf den Feldern eingesetzt

Erinnert mich an Nordkorea.

  • eine
    sinnvollere Aufgabe als die der Bundeswehr - in Afghanistan
    herumzulungern.

Das ist überhaupt keine sinnvolle Arbeit einer Armee. Warum werden dafür nicht die Arbeitslosen eingesetzt? Weil man die Soldaten schon bezahlt und diese praktisch die Arbeit umsonst machen?

Schließlich sind die Latein-Amerikaner nicht
dümmer oder fauler als die Bevölkerung der Industrieländer,
auch wenn das unterschwellig in den Industrieländern geglaubt
oder unterstellt wird.

Weder wird das geglaubt, noch unterstellt, sonst würde in diesen Ländern nicht so viel investiert werden. Und daran wird mit Sicherheit Venezuela zerbrechen, denn eine Zeit nach dem Öl scheint es für den großen Führer nicht zu geben.

Ein Beispiel ist Tunesien, Aegypten ein weiteres. Professor Chossudovsky hat darueber etwas verfasst: www.globalresearch.ca/index.php?context=va&aid=22867

Tuerkei
Hab doch glatt die Tuerkei als prominentes Beispiel vergessen: http://en.wikipedia.org/wiki/Economic_history_of_Tur…

Ein Beispiel ist Tunesien, Aegypten ein weiteres. Professor
Chossudovsky hat darueber etwas verfasst:
www.globalresearch.ca/index.php?context=va&aid=22867

Und was wäre die Alternative zu den IWF-Krediten gewesen? Ein zahlungsunfähiges Tunesien. D.h. entweder hätte der Staat vom Ausland kein Geld bekommen und alle Zahlungen eingestellt oder er hätte das notwendige Geld z.B. für die Bezahlung der Angestellten über die Notenbank geschaffen und eine Inflation erzeugt, deren Folge wohl kaum Vollbeschäftigung und volle Mägen gewesen wären.

Türkei

Hab doch glatt die Tuerkei als prominentes Beispiel
vergessen:
http://en.wikipedia.org/wiki/Economic_history_of_Tur…
c_performance_in_the_early_1990s

Gleiches Spiel wie bei Tunesien: was wären die Alternativen gewesen? Die Währung war verfallen, Kredite in US-Dollar waren ohnehin noch zu bekommen und wären am Ende auch nicht zu bedienen gewesen. Die Folge wären Zahlungsunfähigkeit und/oder Inflation gewesen.

Im übrigen ist es ja nun auch nichts besonderes, wenn ein Kreditgeber sein Geld nur unter Bedingungen zur Verfügung stellt. Daß diese nicht lauten „hau die Kohle so raus wie bisher“ ist vollkommen logisch.

Das ist halt das Problem mit staatlichen Eingriffen wie regulierte Preisen u.ä.: auf Dauer funktionieren sie nicht und am Ende ist der Bürger doch der Dumme.

Dem IWF dafür die Schuld zu geben, daß die Preise sich auf einem realistischen Niveau einpendelten, ist insofern total daneben.

Und was wäre die Alternative zu den IWF-Krediten gewesen? Ein
zahlungsunfähiges Tunesien. D.h. entweder hätte der Staat vom
Ausland kein Geld bekommen und alle Zahlungen eingestellt oder
er hätte das notwendige Geld z.B. für die Bezahlung der
Angestellten über die Notenbank geschaffen und eine Inflation
erzeugt, deren Folge wohl kaum Vollbeschäftigung und volle
Mägen gewesen wären.

Was gewesen waere wenn es nicht so gewesen waere wie es war kann ich Dir nicht beantworten.

Ich vermute dass die meisten Staaten ohne IMF/Weltbank besser dran gewesen waeren wenn ihnen statt dessen ein paar faehige Wirtschaftsberater zur Verfuegung gestellt worden waeren denn irgendwie scheinen IMF/Weltbank noch nie was von Keynes gehoert zu haben - aber anscheinend um so mehr von kurzfristig wirksamen Schwachsinn wie komparativen Kostenvorteilen, Einsparungen, Investitionsverminderung…