Guten Tag,
ich finde es schon erstaunlich, daß in einem „Expertenforum“ die Kernfrage nach der Relativitätstheorie (RT) diskutiert wird, als wäre sie völlig neu, und das immer wieder in regelmäßigen Zeitabständen, und das nahezu alle Antworten hierzu meistens falsch oder zumindest fehlerhaft sind.
Die RT ist zunächst nicht einfach zu verstehen, weil man den Menschen einfach nicht aus der täglichen Anschauung befreien kann, es gäbe einen absolut ruhenden Ort, relativ zu dem alle Bewegungen stattfänden.
Der Zug, der mit 99,99% c an mir vorbeifährt, enthalte einen Passagier, der im Moment des Passierens eine Taschenlampe einschaltet. Ich sehe den Passagier mit 99,99% c und sein Licht mit 100% c an mir vorüberziehen. Aus meiner Sichtweise bleibt er dem Licht dicht auf den Fersen.
Der Passagier allerdings wähnt sich ruhend, und bemerkt nichts Außergewöhliches, wenn er die Taschenlampe anknipst: Das Licht strebt aus seiner Sicht mit 100% c vom ihm weg (und nicht 0,01% c). Für ihn gelten alle Naturgesetze genauso wie für mich, denn wenn er sich gleichförmig bewegt, merkt er gar nichts davon, daß er sich bewegt; von seinem Standpunkt aus könnte es gerade so sein, als bewegte ich mich und er ruhe.
Würde man merken, daß man sich bewegt (z.B. daran, daß das Licht aus der Taschenlampe nur herauskriecht) dann könnte man daraus folgern, daß man es tut, und das hieße, für verschiedene Bezugssysteme gülten verschiedene Naturgesetzte; dem ist aber nicht so.
Wie ist das möglich? Das geht nur, wenn für den Passagier relativ zu mir die Zeit verlangsamt vergeht und den Raum gestaucht ist, und zwar gerade so, daß ihm die 0,01% c aus meiner Sicht wie 100% aus seiner Sicht vorkommen. Er merkt das nicht; für ihn ist es gerade so, daß mein Raum gestaucht ist und meine Zeit langsamer vergeht.
Er könnte in seinem Zug eine Modelleisenbahn aufbauen und den Modellzug an sich mit 99,99% „seines“ c an sich vorbeifahren lassen, und er würde exakt die gleichen Beobachtungen wie ich bei ihm machen.
Die Kernaussage der RT ist gerade, daß es keinen absolut ruhenden Bezugspunkt gibt, relativ zu dem all Bewegungen immer „schwieriger“ werden, je schneller sie sind. Es gibt Bewegung nur relativ zwischen zwei beliebigen „schwebenden“ Bezugssystemen, keins ist jemals absolut, alles ist relativ zueinander, daher „Relativitätstheorie“.
Es gibt hierzu und gerade hierzu eine Menge sehr schöne illustrierte Bücher für wenige Euro, wo versucht wird, dem interessierten Laien die Relativität unter allen möglichen Verrenkungen nahe zu bringen; manche dieser Bücher sind wirklich zu empfehlen.
Gruß
Moriarty