Liebe Romana,
ich stimme Dir vollkommen zu, da ich ja selbst mitbekomme, wie manche Bekannte auf mich/meine Trauer reagieren.
Aber ich werte es eher als Hilflosigkeit. Die wichtigsten Menschen haben schon verstanden, dass ich derzeit eben nicht so „funktioniere“ und mir das Leben eben keinen Spaß macht, was nicht heißt, dass ich nicht Momente erlebe, die mich am Leben erhalten.
Wie erwähnt, gehe ich sehr offen mit meiner Trauer um und sage klipp und klar, zu was ich mich in der Lage fühle - und zu was nicht. Selbst meine Haupt-Kunden wissen von dem Verlust/wissen, dass ich dann eben auch Tage habe, an denen ich einfach gelähmt bin.
Ich habe mir allerdings auch Medikamente verschreiben lassen. Ich habe die ersten Wochen nach dem Tod so gut wie gar nicht schlafen können, weil ich die Bilder des Leidens nicht los wurde (Du musst wissen, dass mein Mann hier zu Hause bei mir durch Hirnmetastasen/-Ödeme in der „Denkleistung“ schon sehr eingeschränkt und auf 45 kg abgemagert gestorben ist).
Ich habe mir Diazepam verschreiben lassen, habe das Zeug aber nur in „Notfällen“ genommen. Man hat zwar geschlafen, fühlte sich aber nicht ausgeschlafen. Aber man hat wenigstens Stunden ohne diese Bilder im Kopf verbracht. Lach, mein 20-jähriger Neffe meinte, dass ein Joint besser täte - aber das ist nicht mein Ding! 
Vermutlich liegt es auch daran, dass Menschen mit sich selbst
teils schon genug zu tun haben und dann nicht auch noch die
Traurigkeit und Probleme anderer mitbekommen wollen in ihrer
eigenen Überforderung im Umgang mit dem Leben.
Ich denke, dass noch hinzukommt, dass das Schicksal meines Mannes vielen Angst macht. Er war bis zur Diagnose „kerngesund“, ist locker 20 km gejoggt, 4mal die Woche ins Fitness-Studio gerannt, hat nie ausgiebig getrunken/geraucht…und schwupps, drei Monate später war er tot.
Das hat bei vielen ihr „Lebenskonzept“ auf den Kopf gestellt. Die Wenigsten konnten sich auch vorstellen, dass so ein fitter Kerl innerhalb von drei Monaten so dahinsiechen kann. Ich rede zwar viel darüber - aber verstehen können es letztlich meistens nur die, die es bereits erlebt haben.
Ergo, braucht es imho auch Zeit für die Rück- oder
Neuentwicklung.
Ja, da sind andere Trauernde wohl etwas „schneller“ als ich - aber ich nehme mir die Zeit und rechtfertige mich vor niemanden. Ich erwarte aber auch nicht, dass jeder es versteht. Um bei Deinem UP zu bleiben: Wie sollte dies ein neuer Mann verstehen?
Doch das Kernproblem ist für mich, so erlebe ich es
wenigstens, man soll immer mehr funktionieren, derweil es
immer weniger können.
Die treuesten Seelen in meinem Freundeskreis sind die, die ob anderer Gründe schon einige Zeit nicht mehr im Sinne der Gesellschaft „funktionieren“ - das kommt ja wohl nicht von Ungefähr! 
Wer sagte mal: Die psychisch Kranken sind das gesunde Gewissen unserer Gesellschaft?
Aber das ist wirklich off topic!
Liebe Grüße
Kathleen