Liebe & Partnerschaft im Laufe eines Lebens

Hi,

hat und wenn ja was, hat sich im Laufe Eures (Liebes-)Lebens, Eure Liebe & Partnerschaft verändert?

Beispiele: liebe weniger oder intensiver, vermeide Partnerschaften z.B. aufgrund emotionaler Enttäuschungen, schneller wechselnde Partnerschaften, weniger kompromissbereit, Selbstverwirklichung hat Vorrang, mehr Selbstaufopferung für PartnerIn, sexuell geht es weniger schnell zur Sache, längere Kennenlernzeiten, PartnerInnen an anderen Orten kennenlernen (früher z.B. Discothek, heute beim Tauben füttern) (Spässle mit Klischee g’macht), anspruchsvollere ParnterInkriterien, andere Werte wichtiger, beispielsweise…

Hat sich bei Euch was verändert und wenn ja, was?

Danke und ciao,
Romana

hallo Romana,
ist das eine Umfrage?
Gibt es mingle Punkte dafür?
Wenn ja, wie viele?

Gruß von seute

Hi seute,

?
Es ist eine Frage!

Ciao,
Romana

Mit 15 hatte ich mal ne Freundin, die da zählte vierzehn Jahre.

Da frug eine Schulkameradin mich, was ich mit so einem jungen Huhn wölle.

Heute würde sich niemand mehr über eine ein Jahr jüngere, also 42-jährige, echauffieren.

Die damals konnte man für 2Markfünfzig zum Eis in der Preisstufe-S-Bar einladen. Heute kann man für 2,50€ höchstens noch an der Tankstelle ein Magnum kaufen und es sich dann teilen. Ich das Eis - sie den Stiel.

So ändern sich die Zeiten.

Hallo,

hat und wenn ja was, hat sich im Laufe Eures (Liebes-)Lebens,
Eure Liebe & Partnerschaft verändert?

Ja. Früher dachte ich, Liebe ist perfekt. Ich dachte, dass es den perfekten Mann gibt. Ich dachte, mit dem Traumprinzen an meiner Seite gibt es nichts Böses mehr im Leben. Mir war nicht klar, dass es in der Männergebrauchsanweisung (wie auch in der Lebensgebrauchsanweisung)so viel Kleingedrucktes gibt, das man durch die rosa Brille nicht lesen konnte.

Ich bin auch total überzeugt gewesen, dass ich perfekt bin.

Gelernt habe ich, dass eine Partnerschaft dann gut ist, wenn man mit dem Unperfekten umgehen kann. Lieber drüber lachen als aufregen. Schont die Nerven.

LG IA - Sie total pingelig, er der größte Chaot auf Erden.

Hallo Romana,

hat und wenn ja was, hat sich im Laufe Eures (Liebes-)Lebens,
Eure Liebe & Partnerschaft verändert?

z. B., dass mich viele Details zu diese Thema nicht (mehr so) interessieren, weil sie m. E. mit zunehmendem Alter (und damit hoffentlich einhergehender Lebenserfahrung) an Wichtigkeit verlieren . . .

Z. B. habe ich früher tatsächlich geglaubt (und in gewisser Weise auch diesen Anspruch gehabt), dass der Tod (also das Lebensende eines oder beider Partner) eine Beziehung beendet - heute habe ich insofern mit dieser Maxime meinen Frieden gemacht, als ich darunter den „Tod der Liebe“ (ein- oder beiderseitig) zwischen Menschen verstehe.

Man könnte also sagen, dass sich meine Einstellung zu diesen Themen (Liebe, Partnerschaft udgl.) „relativiert“ hat - das bedeutet keineswegs, dass Beziehung (oder Liebe) „oberflächlicher“ oder unverbindlicher wird, sie kann sogar intensiver werden, weil ein unnötiger und hinderlicher „Druck“ nicht mehr da ist.

Hi

Früher dachte ich, dass die Liebe alle Hindernisse überwinden kann.

Heute glaube ich, dass die Grundlage einer funktionierenden Partnerschaft gemeinsame Ziele und ähnliche Ansichten (gesellschaftliche, finazielle, pädagogische, etc.) sind. Hormonelles Matching gehört dazu, reicht aber lange nicht aus.

Liebe Grüsse,
coco

Ja natürlich ändern sich die Sichtweisen und Einstellungen mit dem Alter.

Mit 20 wusste ich noch nicht viel von mir und von der Welt.
Mit Ü40 weiß ich ganz gut, wer ich bin, wozu ich fähig bin und wie vielfältig und bunt die Welt ist.
Ich brauche weder mir selbst noch anderen was beweisen.
Ich kann flirten ohne das Ziel, mit dem Betreffenden ins Bett zu wollen.
Partnerschaft ist geprägt von tiefer Innigkeit und Vertrauen.

Beatrix

Hallo Romana,

mit 15 provozierte mich mein „Freund“ so sehr, dass ich eifersüchtig wurde.

Mit 17 fand ich meinen ersten „wirklichen“ Freund, der zu mir stand, mich aber mit seiner Eifersucht in den Wahnsinn trieb.

Mit 23 wollte ich nur noch pragmatisch sein und nahm mir einen Mann, mit dem ich mich gut verstand - aber bei dem ersten Problem stellte man fest, dass die Liebe/Leidenschaft fehlte. Beziehung wurde in der Zeit für mich zur gegenseitigen Befriedigung der Eitelkeiten.

Dann lernte ich mit 27 meinen Mann kennen. Es waren 14 Jahre der produktiven Auseinandersetzung, des Vertrauens und der Liebe. Eine gereifte Vollkommenheit durch die Unvollkommenheit. Eine Freiheit durch die Nähe. Eine Harmonie ob der Widersprüche.

Mit 41 bin ich Witwe geworden. Die Wochen bis zu seinem Krebstod waren Selbstaufgabe pur.

Mit 42 stehe ich da, und weiß nicht, was ich unter Liebe und Partnerschaft verstehen soll, ohne es an dem zu messen, was ich erlebt habe.

Um keinen Mann in mein Chaos hineinzuziehen, habe ich mich daher entschlossen, dass das Thema vom Tisch ist.

Viele Grüße

Kathleen

Hallo Kathleen,

Mit 42 stehe ich da, und weiß nicht, was ich unter Liebe und
Partnerschaft verstehen soll, ohne es an dem zu messen, was
ich erlebt habe.

Um keinen Mann in mein Chaos hineinzuziehen, habe ich mich
daher entschlossen, dass das Thema vom Tisch ist.

Vielleicht kann man unter Liebe und Partnerschaft verstehen, einen Menschen in sein Chaos hineinzulassen. Du bist noch jung, es wäre zu schade, wenn das Thema bei dir wirklich vom Tisch wäre.

Ich wünsche Dir viel Kraft für die Beseitigung und den Umgang mit dem Chaos.

LG Ia

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Moin,

Um keinen Mann in mein Chaos hineinzuziehen, habe ich mich
daher entschlossen, dass das Thema vom Tisch ist.

na warte mal ab :wink:

(das ist keine Bösartikeit, sondern ein lieber Hinweis!)

Gandalf

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Hi,

meinen Mann habe ich mit 15 kennen gelernt und mit 21 geheiratet. Dazwischen und danach gab es zeitweilig Versuchungen, denen ich ab und an erlegen bin. Jedesmal durfte ich hinterher feststellen, dass ich Topf, meinen Deckel bereits gefunden hatte.

Ich weiss schon ganz lange, dass man einen Mensch nicht ändern kann, höchstens sich selbst, aber das auch nicht so sehr.
Ich wollte immer einen Partner, den ich respektieren kann und der mich respektiert. Das klappt bis heute.

Wir haben uns beide beruflich und interessensmäßig weiter entwickelt, aber unsere Basis ist noch vorhanden. Wir reisen und schlemmen gerne, lieben Konzerte, Theater, bildende Kunst und die Natur sowie Spieleabende mit Freunden und engagieren uns in unterschiedlichen Vereinen. Wir haben verschiedene Bekanntenkreise, die sich aber fallweise überschneiden.

Was sich in 35 Jahren verändert hat? Ganz ehrlich? Die suchende, die drängende, die über alle Grenzen gehende Leidenschaft ist weg. Geblieben ist Liebe, Wärme, Vertrauen, Verstehen und Respekt.

Manchmal kann ich es nicht fassen, dass ich bisher soviel Glück hatte. Was noch kommt, weiss niemand.

Ciao
Maralena

Hi,

so ich Kathleen’s Worte lese und verstehe, hat sie ihren Partner in den letzten Monaten bzw. maximal letztes Jahr erst verloren. Folglich dürfte sie sich in einer Trauerzeit befinden, zu der auch eine Um- bzw. Neuorientierung mit einer chaotischen Phase gehört. Alles bzw. vieles andere fände ich sehr befremdlich.

Die Trauerzeit mag von Mensch zu Mensch unterschiedlich lang und intensiv sein, was nicht nur mit der Dauer oder Intensität einer Partnerschaft / Liebe zu tun hat sondern auch wie bereit und fähig der Mensch ist loszulassen um sich wieder auf neue Menschen und auch eine neue Liebe einlassen zu können. So missbrauchen auch manche Menschen den Tod eines „geliebten“ Menschen um sich selbst vom Leben zurückziehen zu können. Ein gesunder Mensch wird früher oder später wieder Interesse an neuen Gegenüber und möglicherweise auch einer neuen Liebe haben.

Doch gleich was möglicherweise sein wird, in der Trauerphase jemanden mit dazu noch einem Smilie zu schreiben „na warte mal ab :wink:“ finde ich suboptimal. Jeder Mensch hat ein Recht auf seine persönliche Trauerphase. Du nimmst sie ihr zwar nicht direkt, doch indirekt lassen sich Deine Wort auch dahingehend interpetieren. Ich tat es wenigstens.

Persönlich fände ich da Verständnis zeigen besser. Doch möglicheweise ticken wir hier auch nur unterschiedlich.

Jedenfalls habe ich dieses Bild von Menschen vor Augen bei denen man scheinbar möglichst immer alles locker flockig wegstecken soll. Kein Schmerz, kein Leid, immer gut drauf sein… wozu denn trauern, es gibt doch genug andere Männer, wieso also wertvolle Zeit vergeuden, die man sich auch lustig gestalten kann… Klar, das hast Du nicht geschrieben, doch ich habe das assoziiert, denn ich erlebe schon für mich zuviele Menschen, die so ticken und psychisches Leid und Schmerzen weder bei sich selbst handhaben noch bei anderen damit umgehen können.

Kathleen trauert, weiß vermutlich gerade nicht wie es für sie weitergehen soll, was sie wie ändern will und wie ihr künftiges Leben sie gestalten will… Und das ist okay, ohne Wenn und Aber auf etwas wie es mal wieder sein könnte oder auch hoffentlich für sie wieder sein wird.

Ciao,
Romana

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Hallo,

da sind wir schon zwei, wenn auch aus verschiedenen Gründen.

Mein Mann ist mit 41 gestorben, da war ich 45 und die Beziehung war schon Jahre vorher sehr am Humpeln, wären die Kinder nicht gewesen, hätte ich sie längst beendet.

Die Zeit der Krankheit habe ich natürlich mitgemacht. Ich hatte meine Probleme mit meinem Mann, aber Krebs in dem Alter hätte ich ihm nie gewünscht, das war schwer zu verdauen und natürlich habe ich mich da um ihn gekümmert so gut es ging. Und klar habe ich auch gelitten an senem Elend, das geht garnicht anders.
Am Schlimmsten war es, den Kindern zu erklären, dass ihr Vater sterben würde. Eine grauenvolle Zeit.

Wäre er nicht gestorben, hätte ich mich allerdings innerhalb der nächsten Jahre von ihm getrennt. Die Kinder waren noch zu klein, ich wollte ihnen den Vater nicht nehmen, deswegen habe ich einige Jahre eine Situation mitgemacht, die mich nach und nach psychisch fertig machte. Ich war mir dessen durchaus bewußt, fand aber keinen sinnigen Ausweg.

Nach diesem Mann hatte ich 15 Jahre gesucht. Ergo will ich keine neue Beziehung mehr.
Das bedeuted nur wieder Anpassung, Manipulation, jemandem hinterherputzen und räumen - so sieht das am Ende halt aus. Da ich nicht gern putze und räume ist das nicht mein Ding.

Keine Lust mehr, mir die Probleme von Männern anzuhören, denen meine Probleme absolut wurscht sind, auch keine auf Männer, die das Maul nur aufkriegen, wenn sie Sex brauchen. Und schon garnicht, ihnen obendrein die Socken zu waschen.

Männer als gute Freunde sind eine feine Sache. Das geht überwiegend wunderbar. Für Beziehungen mit Männern bin ich wohl zu lasch, die werden bei immer irgendwie zu Parasiten, gegen die ich mich erst wehre, wenns schon eine Plage und ergo beziehungsmäßig zu spät ist.

Mit inzwischen 50 brauche ich fürs Bett auch nicht mehr, als ich habe - eine nette Katz, und für den Tag den Job und die Kinder.
Es ging mir schon deutlich schlechter.

Kurz, so wie´s ist (gelaufen ist), ist es für mich letztendlich O.K…

Gruß, Paran

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Liebe Romana,

Doch gleich was möglicherweise sein wird, in der Trauerphase
jemanden mit dazu noch einem Smilie zu schreiben „na warte mal
ab :wink:“ finde ich suboptimal.

ich bin da nicht so dünnhäutig. Ich gehe auch mal davon aus, dass Gandalf den einen oder anderen Beitrag von mir bereits gelesen hat und damit auch einschätzen kann, dass ich sehr offen mit dem Tod meines Mannes und meiner Trauer umgehe.

Täte ich es nicht, schriebe ich es gewiss nicht ins Internet.

Zudem gab es auch mal einen Thread von mir, der klar dargelegt hat, dass ich nicht abgeneigt bin, mal wieder unverbindlichen Sex (der für mich aber nichts mit „Liebe & Partnerschaft“ zu tun hat) zu haben.

Kathleen trauert, weiß vermutlich gerade nicht wie es für sie
weitergehen soll, was sie wie ändern will und wie ihr
künftiges Leben sie gestalten will…

Das ist korrekt - schließlich bin ich noch vor nicht so langer Zeit (bis März 2011) davon ausgegangen, dass mein Mann mich überleben wird.

Aber damit mein letzter Satz im vorherigen Posting nicht allzu misstverstanden wird: Ich habe mich immer schwer damit getan, mich zu verlieben - und die eine „Vernuftbeziehung“ ging ziemlich in die Hose.

Ohne meinen Mann jetzt auf einen Sockel stellen zu wollen (dazu hatte er zu viele Macken! :smile:), aber ich habe mit ihm die für mich perfekte Beziehung geführt: Jeder hatte genügend Freiraum (Wochenendbeziehung, auch mal Urlaub ohne den Partner), uns gingen die Themen nie aus, wir haben viel diskutiert, gestritten, gelacht, bei den wesentlichen Dingen waren wir uns immer einig, unsere Beziehung basierte alleinig auf Freiwilligkeit (jeder eigene Wohnung, eigenes Einkommen, Kostentrennung, Ehevertrag mit der Entbindung von allen Verpflichtungen im Falle einer Scheidung etc.).

Dies mutete bei vielen an, dass wir eine „unromantische“ Distanz-Beziehung führen, aber genau diese Eckpunkte haben dazu geführt, dass wir uns blind vertraut haben und einer den anderen besser kannte, als es in mancher „klassischen“ Beziehung der Fall ist.

Meine Entscheidung, dass das Thema vom Tisch ist, hat damit nicht nur etwas mit meiner Trauer zu tun.

Viele Wochenendgrüße

Kathleen

Hallo paran,

danke für Deine offenen Worte.

Kurz, so wie´s ist (gelaufen ist), ist es für mich letztendlich O.K…

Das ist das Entscheidende - allerdings klingt (für mich) selbst der aktuelle Ist-Zustand wenig verlockend . . .

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Hi Kathleen,

danke für Deine Worte. Und Vorpostings zu kennen, mag da hilfreich sein. :smile:

Ich habe meines Erachtens auch ausgedrückt, dass es bei mir so ankommt, dass man es so interpretieren kann, und nicht dass Gandalf das auch so gemeint haben muss.

Doch insgesamt erlebe ich das schon so, dass „negative Phasen“ bzw. Trauerzeit sehr viel öfter als früher nicht mehr als akzeptierbar gelten. Wenn Leute dann meinen „stell’ Dich nicht so an“ oder „lass’ dir vom Arzt was verschreiben“… da könnte ich dann schon die Decke hochgehen, wenn ich Leute zu anderen sowas sagen höre.

Vermutlich liegt es auch daran, dass Menschen mit sich selbst teils schon genug zu tun haben und dann nicht auch noch die Traurigkeit und Probleme anderer mitbekommen wollen in ihrer eigenen Überforderung im Umgang mit dem Leben.

Ein Teil mag damit auch zusammenhängen, dass wir „funktionieren“ sollen. Siehe auf einer anderen Ebene hyperaktive Kinder, die mit beispielsweise „Ritalin“ behandelt werden. Gleich wie man zu dem Medimant steht, doch teils werden erst Probleme von wohl allen Seiten verdrängt und dann heißt es schnell zu handeln. Doch ob eine schnelle Änderung immer gleich die beste Lösung ist, das bezweifle ich. Entwicklung bedarf nun mal ihrer Zeit, auch eine Fehlentwicklung hat sich sogut wie nicht von jetzt auf gleich eingestellt sondern der ging auch eine Entwicklungsgeschichte voraus. Ergo, braucht es imho auch Zeit für die Rück- oder Neuentwicklung.

Pillen gegen die schlechte Stimmung, Tabletten zum Einschlafen oder zum Wachwerden… Hauptsache man funktioniert und fällt nicht sonderlich negativ auf, sonst ist man raus aus dem „Gesellschaftsspiel“. Dann stellt sich nur die Frage, weshalb mittlerweile ca. ein Viertel der Bevölkerung an psychischen Problemen leidet. Ich erinnere eine Zeit vor 10, 20 Jahren in der es noch total verpönt war, sowas zu sagen. Hatte ich mal jemanden eine Therapie empfohlen, dann empörten sich die Leute gleich sinngemäß mit den Worten, sie wären ja nicht verrückt. Sowas wie „Psyche“ schienen viele gar nicht zu haben. Krankheiten waren fast ausschließlich körperlich bedingt.

Ich denke, dass viele Menschen (sehr) gegen sich selbst leben und gelebt werden. Siehe auch Umweltbelastungen und -verschmutzungen und deren Folgen. Unternehmen die mit dem Denken vom ewigen Wirtschaftswachstum Lohnsklaverei und Ausbeutung der Natur betreiben… Okay, schweife weit ab.

Doch das Kernproblem ist für mich, so erlebe ich es wenigstens, man soll immer mehr funktionieren, derweil es immer weniger können. Vielleicht ist eine Auswirkung davon auch die Schönheitsoperationen, dass wenn Menschen sich innerlich nicht (mehr) attraktiv fühlen, sich äußerlich aufhübschen lassen. Eine perfekte Welt will simuliert werden voller unperfekter Menschen.

Bin ja gespannt, wie sich die Welt in 10, 20, 30 Jahren weiterentwickeln wird, wo die wachsende Weltbevölkerung wohnen wird, wie sich die Infrastrukturen verändern, und von was die Leute leben wollen? Überwachte Menschen, schon beginnend bei eHealth und dann sagt einem das smart Haus in dem man dann wohnen wird, eine Pille gegen z.B. Kater, falsche Ernährung, Depression… und dann ab zur Arbeit?

Ciao,
Romana

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Hi,

danke für Eure teils sehr offenen Worte.

Die Frage stellte ich zwar für mich, und manche Antworten fehlen mir noch (Antworten auf eigene Fragen zum Thema, die durch Antworten anderer ja inspiriert werden können). Doch Jede/r schreibt wie es für sie oder ihn ist, und das ist okay.

Allerdings denke ich auch, dass es manche, auch wenn sie nun nicht antworten, möglicherweise die Frage zum Nachdenken bringt, wie das bei ihnen selbst ist. Und das finde ich auch wert die Frage gestellt zu haben.

Ich würde mich freuen, würden sich noch mehr zu der Frage äußern. Doch so oder so: danke!

Ciao,
Romana

Dafür möchte ich gern mehr * geben können!

Hi Romana,

Du sprichst mir aus dem Herzen - leider werden vermutlich viele* nicht die Zeit haben, so viel Text zu lesen, zu begreifen, darüber nachzudenken, Schlüsse für sich selbst/ihr Leben daraus zu ziehen, längst überfällige Änderungen vornehmen . . .

* Anwesende ausgenommen

Samstags (und zunehmend auch an sog. verkaufsoffenen Sonntagen) muss man solche Dinge shoppen gehen, die niemand wirklich braucht und für welche viele nicht einmal das Geld übrig haben - aber da hilft der x-te vermeintlich problemlose Kundenkredit, zu dessen Tilgung man dann Überstunden schiebt oder den Minijob zusätzlich macht (dann hat man wenigsten keine Zeit, um Mal zur Ruhe zu kommen und nachzudenken).

Liebe Romana,

ich stimme Dir vollkommen zu, da ich ja selbst mitbekomme, wie manche Bekannte auf mich/meine Trauer reagieren.

Aber ich werte es eher als Hilflosigkeit. Die wichtigsten Menschen haben schon verstanden, dass ich derzeit eben nicht so „funktioniere“ und mir das Leben eben keinen Spaß macht, was nicht heißt, dass ich nicht Momente erlebe, die mich am Leben erhalten.

Wie erwähnt, gehe ich sehr offen mit meiner Trauer um und sage klipp und klar, zu was ich mich in der Lage fühle - und zu was nicht. Selbst meine Haupt-Kunden wissen von dem Verlust/wissen, dass ich dann eben auch Tage habe, an denen ich einfach gelähmt bin.

Ich habe mir allerdings auch Medikamente verschreiben lassen. Ich habe die ersten Wochen nach dem Tod so gut wie gar nicht schlafen können, weil ich die Bilder des Leidens nicht los wurde (Du musst wissen, dass mein Mann hier zu Hause bei mir durch Hirnmetastasen/-Ödeme in der „Denkleistung“ schon sehr eingeschränkt und auf 45 kg abgemagert gestorben ist).

Ich habe mir Diazepam verschreiben lassen, habe das Zeug aber nur in „Notfällen“ genommen. Man hat zwar geschlafen, fühlte sich aber nicht ausgeschlafen. Aber man hat wenigstens Stunden ohne diese Bilder im Kopf verbracht. Lach, mein 20-jähriger Neffe meinte, dass ein Joint besser täte - aber das ist nicht mein Ding! :smile:

Vermutlich liegt es auch daran, dass Menschen mit sich selbst
teils schon genug zu tun haben und dann nicht auch noch die
Traurigkeit und Probleme anderer mitbekommen wollen in ihrer
eigenen Überforderung im Umgang mit dem Leben.

Ich denke, dass noch hinzukommt, dass das Schicksal meines Mannes vielen Angst macht. Er war bis zur Diagnose „kerngesund“, ist locker 20 km gejoggt, 4mal die Woche ins Fitness-Studio gerannt, hat nie ausgiebig getrunken/geraucht…und schwupps, drei Monate später war er tot.

Das hat bei vielen ihr „Lebenskonzept“ auf den Kopf gestellt. Die Wenigsten konnten sich auch vorstellen, dass so ein fitter Kerl innerhalb von drei Monaten so dahinsiechen kann. Ich rede zwar viel darüber - aber verstehen können es letztlich meistens nur die, die es bereits erlebt haben.

Ergo, braucht es imho auch Zeit für die Rück- oder
Neuentwicklung.

Ja, da sind andere Trauernde wohl etwas „schneller“ als ich - aber ich nehme mir die Zeit und rechtfertige mich vor niemanden. Ich erwarte aber auch nicht, dass jeder es versteht. Um bei Deinem UP zu bleiben: Wie sollte dies ein neuer Mann verstehen?

Doch das Kernproblem ist für mich, so erlebe ich es
wenigstens, man soll immer mehr funktionieren, derweil es
immer weniger können.

Die treuesten Seelen in meinem Freundeskreis sind die, die ob anderer Gründe schon einige Zeit nicht mehr im Sinne der Gesellschaft „funktionieren“ - das kommt ja wohl nicht von Ungefähr! :smile:

Wer sagte mal: Die psychisch Kranken sind das gesunde Gewissen unserer Gesellschaft?

Aber das ist wirklich off topic!

Liebe Grüße

Kathleen

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