Liebender Gott vs. strafender Gott

… ersteres steht in der Bibel (NT), letzteres war die Praxis/Annahme - nicht nur im AT, sondern bis vor nicht langer Zeit auch in Europa!

Guten Tag!

Einerseits wird immer vom liebenden Gott gesprochen, der die Menschen beschützt, sie vor dem Bösen bewahrt, andererseits war es bis ins 19. Jhdt. hinein allgemeine Auffassung, dass Naturkatastrophen - Beispiel: Bergstürze in den Alpen, die ein ganzes Dorf samt Kindern, alten Menschen ausradierten - Strafen Gottes für sündiges Verhalten waren. Wie geht das zusammen? Kann mir da jemand Argumentationshilfen geben?

Danke
Laika

Nicht beantwortbar
Hallo,

aus meiner Sicht eine Frage, die nicht zu beantworten ist. Für meinen Teil habe ich sie vorläufig beantwortet: Es ist das Karma, daß mir das unsägliche Leid erklärt. Abgesehen davon, glaube ICH, daß dies hier kein Leben ist, sondern eher der Tod, den wir leben.

LG
Mikhael

Nun zum schwierigen Teil: 1. straft Gott und 2. warum läßt er Leid zu?

  1. Ja, die Bibel berichtet im Alten und Neuen Testament vom strafenden Gott. Aber sie stellt auch in beiden Teilen (z.B. Hiob im Alten, Lk 13,1ff im Neuen Testament) klar: Irdisches Leid ist nicht automatisch eine Strafe Gottes oder ein Anzeichen dafür, daß jemand „Dreck am Stecken“ hätte. Der Kontext v.a. der Jesusworte legt eher nahe, daß Gottes Strafe sich auf das Leben nach dem Tod bezieht.

  2. Damit stellt sich die Frage: Wenn Leid keine Strafe Gottes ist, woher kommt es dann? Warum läßt Gott es zu?
    Auf diese Frage gibt es unzählige Antworten - und keine ist abschließend befriedigend. Ich deute nur die drei an, die mir am besten helfen, diese Frage zu beantworten.

Oftmals ist Leid Folge menschlichen Handelns. Und da der freie Wille uns Menschen von den Tieren unterscheidet und uns von Gott gegeben ist, läßt Gott auch zu, was wir mit unserem freien Willen tun - auch wenn es anderen Menschen schadet. Täte er das nicht, dann würden wir zu Marionetten Gottes - oder zu instinktgesteuerten Lebewesen wie Tiere. Gott hat uns Gebote und Lebensregeln gegeben, es liegt in erster Linie an uns, sie auch einzuhalten.

Darüber hinaus ist „Leid“ natürlich eine Frage der Sichtweise. Wenn ich vom Leben erwarte, daß es möglichst lange dauert, frei von Krankheiten und materiellem Mangel ist, dann sind der Tod, Krankheit oder zu wenig Geld immer Leid. In den Evangelien definiert Jesus aber den Sinn des Lebens anders: Extrem gesagt: Gott und den Nächsten zu achten und zu lieben ist das höchste Ziel. Das nicht tun zu können, wäre echtes „Leid“. Das ist jetzt ein wenig überzeichnet, deutet aber die Sichtweise an, die Jesus vermitteln wollte - und relativiert manches Leid.

Auch der Tod ist nicht automatisch „Leid“ , wenn man z.B. auf ein Leben nach dem Tod vertraut (zumindest, wenn man es in der christlichen Hoffnung auf ein Leben bei Gott tut - anders die Wiedergeburtslehren, die uns hier immer und immer wieder ins Rennen schicken, bis wir im Leben alles richtig gemacht haben).
Nicht der eigene Tod bedeutet Leid (denn dann habe ich es ja geschafft und kann mich auf eine Leben bei Gott freuen), und auch der eines lieben Menschen nicht mehr so sehr (denn ich weiß: Er hat es geschafft). Daß der Tod uns trotzdem Angst macht, weil er so unfaßbar und endgültig ist, ist selbstverständlich. Aber es hilft, ihn von dieser Position aus zu betrachten.

Wie gesagt, es sind drei Versuche, Leid zu erklären und ertragen. Sie beantworten sicher nicht alle Fragen. Und sie sind sicher nicht DIE abschließende Antwort auf diese Frage, die es m.E. so nicht gibt. Es sind drei Ansätze, Unfaßbares irgendwie zu fassen.

Gruß, Martinus…

Die unterschiedlichen Sichtweisen sind einfach zu erklären:

Die Bibel ist kein Buch aus der Feder eines Schreibers, sondern eine Sammlung von Büchern, in denen sich Lebens- und Glaubenserfahrungen aus rund 1000 Jahren widerspiegeln. Sie ist (von manchen Prophetenworten oder der Offenbarung) abgesehen nicht wörtlich von Gott diktiert, sondern von Menschen mit der Hilfe des Heiligen Geistes geschrieben bzw. zusammengesetzt. Sie ist quasi „menschliches Gotteswort“ oder „Göttliches Menschenwort“ - je nach dem.

Das erklärt auch, warum sie manchmal widersprüchlich erscheint (oder auch wirklich ist). Und warum eine einfache Antwort (z.B. „In der Bibel steht…“) oftmals daneben geht.

Deshalb finden sich zur Frage nach Leid und Strafe Gottes unterschiedliche Ansätze. Und weil es menschlich ist, beim Auslegen der Bibel immer auch eigene Ansichten und Erwartungen mit in die Bibel hineinzulegen, kommt es vor, daß ganze Generationen oder auch Kulturgruppen zu bestimmten Fragen gemeinsam eine (einseitige) „biblische“ Erklärung vertreten, auch wenn es noch andere gäbe.

Bleibt die Frage, was es denn nun mit Gottes Strafe auf sich hat - aber dazu schreibe ich einen Extrabeitrag, sonst wird der hier zu lang.

Gruß, Martinus…

Hallo Laika,

zunächst einmal denke ich nicht, dass „liebender Gott“ und „strafender Gott“ ein unvereinbarer Gegensatz ist. Gott kann ja sowohl lieben als auch strafen. Warum soll das nicht gehen?

In der Bibel wird ja dieses Beispiel von der Kindererziehung genannt. Man liebt seine Kinder, und schlägt sie trotzdem. Nun hat sich in der Kindererziehung seit dieser Zeit ja einiges getan und das Beispiel ist auf die heutige Zeit kaum noch anwendbar.

Aber denk dir ein anderes Beispiel. Stell dir vor, jemand hat einen Mord begangen. Es wäre wünschenswert, dass dieser Jemand verurteilt und ins Gefängnis gesteckt wird. Man kann ihn aber trotzdem bei der Festnahme und bei der anschließenden Verhandlung höflich behandeln.

Beispiel: Bergstürze in den Alpen, die ein
ganzes Dorf samt Kindern, alten Menschen ausradierten -
Strafen Gottes für sündiges Verhalten waren.

Man hat diese Naturkatastrophe dem Zorn Gottes zugeschrieben. Vielleicht zu Unrecht. Hat jemand Gott gefragt, ob das wirklich deshalb passiert ist, weil er sich über das sündige Verhalten geärgert hat?

Vielleicht greift Gott manchmal in das Geschehen hier auf der Erde ein und verhindert einiges. Aber man kann ja nicht davon ausgehen, dass alles, was es auch ist, direkt von Gott als Reaktion auf unser (gutes oder böses) Verhalten gegeben wird.

Ich persönlich denke, dass Gott auf sehr viel subtilere Weise in das Geschehen eingreift.

Vor kurzem war doch der 11.09., und da lief einiges an Dokumentationen. Es kam auch ein Dokumentarfilm über diesen vierten Flug, der „nur“ abgestürzt ist, ohne weiteren Schaden anzurichten. Dieser Flug war vermutlich für das Weiße Haus bestimmt. Aber er hatte etwas Verspätung. Dadurch konnten die Passagiere (über Telefon) erfahren, was die Terroristen mit diesem Flugzeug wirklich vor hatten - und sich entsprechend wehren. Den Passagieren dieses Fluges war klar, dass es hier nicht nur um irgendwelche Forderungen ging.

Mit anderen Worten: Eine kleine Verspätung des Flugzeuges hat eine vierte Katastrophe dieser Art verhindert, oder zumindest auf die Insassen des Flugzeugs beschränkt.

Und Dinge dieser Art passieren gar nicht einmal so selten.

Schöne Grüße

Petra

BS"D

letzteres war die Praxis/Annahme - nicht nur im AT

Dem muss ich widersprechen, da die Idee des liebenden G’ttes im NT nur aus der jüdischen Lehre und damit dem sogenannten AT übernommen wurde. So fängt u.a. die Tora (5. Bücher Mosche) mit Chesed (Nächstenlieben) von G’tt an und hört damit wieder auf.

Strafen Gottes für sündiges Verhalten waren. Wie geht das
zusammen?

Das mag im Christentum so gewesen sein, im Judentum gab es solche Zusammenhänge nicht. Hier besteht seit jeher die Idee, dass wir G’tt nicht verstehen können und viele Dinge passieren, die in unseren Augen schlecht sind, aber nur wegen unserer Beschränkheit. In Wirklichkeit ist alles zum Guten, wozu es in der jüdischen Lehre zahlreiche Geschichten dazu gibt.

Gruss,
Eli

Hallo Martinus,

Dern Kontext v.a. der Jesusworte legt eher nahe, daß Gottes Strafe
sich auf das Leben nach dem Tod bezieht.

Das kann ich nicht nachvollziehen. Kannst du das bitte näher erläutern und mit Zitaten belegen?

Oftmals ist Leid Folge menschlichen Handelns.

volle Zustimmung

Darüber hinaus ist „Leid“ natürlich eine Frage der
Sichtweise
.

Zustimmung mit Einschränkung
Wenn das Geld zum puren Leben nicht reicht und die Krankheit z.B. durch Schmerzen zur Qual wird, relativiert sich diese Sichtweise. In solcher Situation noch „das höchste Ziel“ zu leben können ist wohl nur wenigen gegeben.
Allerdings muß man auch sehen, daß der Mensch, wie die gesamte Natur, immer das Optimum anstrebt und es nicht unnatürlich ist, (psychisch/physisch) darunter zu leiden, daß man das (materielle) Optimum nicht hat.
Die Besinnung auf den Geist unterscheidet den Menschen vom Tier und bringt ihn in Konflikte.

Auch der Tod ist nicht automatisch "Leid"
Nicht der eigene Tod bedeutet Leid …

auch Zustimmung
Ich fürchte nicht den Tod als solchen, aber die mögliche Krankheitsqual davor.
Leiden tun die Zurückgebliebenen, nicht der Tote.
Die (für mich nicht vorhandene) Todesfurcht ist für mich auch unabhängig davon, ob es eine Wiedergeburt oder ein Weiterleben bei Gott gibt.
Müßte nicht der, der Leid im Leben gering sieht, super mit dem Gedanken an ein weiteres Leben klar kommen?

Gruß Steffi

Hallo Eli,

Strafen Gottes für sündiges Verhalten waren. Wie geht das
zusammen?

Das mag im Christentum so gewesen sein, im Judentum gab es
solche Zusammenhänge nicht.

und wie war die Geschichte mit Sodom und Gomorrah?
Das wird doch allgemein als „Strafe“ angesehen.

Gruss Harald

1 Like

Hallo laika

(liebender und strafender Gott:smile:
Mein Kind, verwirf die Zucht des Herrn nicht und sei nicht ungeduldig über Seine Strafe.
Denn welchen der Herr liebt, den straft Er, und hat doch Wohlgefallen an ihm wie ein Vater am Sohn.
(Spr 3,11-12)

(strafender Gott:smile:
Damals kamen einige, die berichteten Ihm von den Galiläern, deren Blut Pilatus mit ihren Opfern vermischt hatte. Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: „Meint ihr, daß diese Galiläer mehr gesündigt haben als alle andern Galiläer, weil sie das erlitten haben? Ich sage euch: nein; sondern wenn ihr nicht Buße tut, werdet gleichermassen auch ihr alle umkommen. Oder meint ihr, daß die achtzehn, auf die der Turm in Siloah fiel und erschlug sie, schuldiger gewesen sind als alle andern Menschen, die in Jerusalem wohnen? Ich sage euch: nein; sondern wenn ihr nicht Buße tut, werdet so auch ihr alle umkommen.“
(Lk 13,1-5)

(liebender Gott:smile:
Denn so hat Gott die Welt geliebt, daß Er Seinen einzigen Sohn gab, damit alle, die an Ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Denn Gott hat Seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, daß Er die Welt richte, sondern daß die Welt durch Ihn gerettet werde.
(Joh 3,16)

Gruss
Mike

Hallo Elimelech

Dem muss ich widersprechen, da die Idee des liebenden G’ttes
im NT nur aus der jüdischen Lehre und damit dem sogenannten AT
übernommen wurde. So fängt u.a. die Tora (5. Bücher Mosche)
mit Chesed (Nächstenlieben) von G’tt an und hört damit wieder
auf.

Ich gebe Dir recht, wenn auch wichtig ist, dass die biblische Idee des liebenden Gottes kaum mit der übereinstimmt, die der Ausgangsposter meinte.

Strafen Gottes für sündiges Verhalten waren. Wie geht das
zusammen?

Das mag im Christentum so gewesen sein, im Judentum gab es
solche Zusammenhänge nicht.

Selbstverständlich gab es diese „Idee“, jedenfalls wenn wir uns darin einig sein wollen, dass das „AT“ von Angehörigen der jüdischen Religion geschrieben worden ist. Die Idee des „Tun-Ergehen-ZUsammenhangs“ ist eine grundidee in den Chronik-Büchern (vgl.z.B. 1.Chr. 26,1623), ist also eine theologische Richtung innerhalb des Judentums (gewesen).
Die Krise dieser Idee ist dann kaum genialer als im Hiob-Buch zu finden.

dass wir G’tt nicht verstehen können und viele Dinge
passieren, die in unseren Augen schlecht sind, aber nur wegen
unserer Beschränkheit. In Wirklichkeit ist alles zum Guten,
wozu es in der jüdischen Lehre zahlreiche Geschichten dazu
gibt.

Wobei es hier ganz klar auf das Konzept von „Liebe“ und „Strafe“ bzw. „NIcht-Liebe“ ankommt.

grüße
Taju

1 Like

Christlicher Liebesethos v judische Gesetzesmoral
sagt Wolfgang Huber

P.S. Dat kommt davon, wenn man AT und NT zusammenmichst.
A la Marmelade auf’m Kronleuchter.
Imo, Markion hatte recht.

BS"D

und wie war die Geschichte mit Sodom und Gomorrah?
Das wird doch allgemein als „Strafe“ angesehen.

Mh, eigentlich nicht. Ich merke aber gerade, dass es etwas schwer zu vermitteln ist, dass es sich hierbei um keine Strafe handelt, wo wir heute das Leben und uns selber so hoch einschätzen. Leider habe ich gerade alle Bücher eingepackt, sonst hätte ich auf jemanden zurück gegriffen, der das viel besser erklären kann als ich.

Handlung und Folge
Hi Taju,

Die Idee des „Tun-Ergehen-ZUsammenhangs“ ist eine grundidee in den
Chronik-Büchern (vgl.z.B. 1.Chr. 26,1623), ist also eine
theologische Richtung innerhalb des Judentums (gewesen).

Wirklich nur eine Richtung? Steht nicht das Eden-Drama, die Flut-Katastrophe oder auch die von Harald angeführte Sodom-Gomorrha-Katastrophe in derselben Tradition dieser jüdischen Version der „Wer tat, muß leiden“-Idee?

Gruß

Metapher

1 Like

Dern Kontext v.a. der Jesusworte legt eher nahe, daß Gottes Strafe
sich auf das Leben nach dem Tod bezieht.

Das kann ich nicht nachvollziehen. Kannst du das bitte näher
erläutern und mit Zitaten belegen?

Z.B. im Matthäusevangelium Kap 24 und 25. Hier finden sich lange Reden über Endzeit und Weltgericht. Die Folgen für „falsches“ Leben sind dort immer auf das Leben nach dem Tod bezogen. Ganz deutlich wird das in der Rede „Vom Weltgericht“, Mt 25, 31ff.

Gruß, Martinus…

1 Like

Hallo Metapher,

Die Idee des „Tun-Ergehen-ZUsammenhangs“ ist eine grundidee in den
Chronik-Büchern (vgl.z.B. 1.Chr. 26,1623), ist also eine
theologische Richtung innerhalb des Judentums (gewesen).

Wirklich nur eine Richtung? Steht nicht das Eden-Drama, die
Flut-Katastrophe oder auch die von Harald angeführte
Sodom-Gomorrha-Katastrophe in derselben Tradition dieser
jüdischen Version der „Wer tat, muß leiden“-Idee?

Eine Denkrichtig, sicher nicht nur vom chron.Geschichtswerk vertreten - eine andere Bibelstelle ist mit spontan nicht eingefallen, was ein wenig peinlich ist, denn nirgends wird der Tun-Ergehen-Zusammenhang deutlicher als im Dekalog, damit auch im Dtn und im deuteronomistischen Geschichtswerk…
Das weißt Du aber eh:wink:

grüße
Taju

… und noch allgemeiner: Weltreligionen und Gewalt

Guten Tag, Laika,

vielleicht interessiert dieser Essay, den man bei SWR2 runterladen kann:

http://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/essay/-/id…

Gruß Fritz

Guten Morgen Fritz,

die Sendung gestern abend habe ich leider verpasst - ärgerlich. Ähnliches kommt ja auch gelegentlich vormittags um 8:30 im „SWR2 Wissen“, was ich häufig höre.

Alle Deine Vorposter/-antworter haben sich ja an die Deutung der Schrift(en) gemacht, wie das zu interpretieren, zu verstehen ist - ja, ich meine sogar eine Rechtfertigung des Verhaltens Gottes herauslesen zu können. Aber mein philosophisch/religiöser Verstand ist einfach um Größenordnungen zu gering, das zu verstehen. Mir will sich einfach nicht erschließen, warum ein liebender Gott völlig unschuldige Kinder zu Tausenden mit dem Tod, Verstümmelung, Kennzeichnung und Traumatisierung für den Rest des Lebens straft. Oder ist die „Schuldfreiheit von Babys und Kleinkindern“ ein modernes (strafrechtliches) Konstrukt?

Der Toleranzgedanke im Christentum ist erst aufgrund einer langen, spezifisch westlichen Kulturentwicklung entstanden, … sagt die von Dir genannte Sendung. Hmm … ist damit gemeint, dass es in den Kämpfen gegen das Religiöse u.a. in der französichen Revolution mit der Verkündung der allgemeinen Menschenrechte (gegen die die Kirche Sturm gelaufen ist! Zitat Hans Maier, Ex-Kultusminister von Bayern) entstanden ist? Nach Jahrhunderten/-tausenden der Gewalt in Form von Scheiterhaufen, Teeren, Federn, Rädern, Vierteilen, Krieg als Dauerzustand usw.? („Glaubt nicht, dass ich fasele, dass ich dichte, zeigt her und schaut mir andere Gestalt, es ist die ganze Kirchengeschichte ein Mischmasch aus Irrtum und Gewalt“, Goethe).

Ich merke, ich gerate wieder etwas aus dem Häuschen, aber was die bisherigen Antworten betrifft, fehlt mir, wie gesagt, völliges Verständnis.

Gruss
Laika

Ein Schlüssel zum Problem
Hallo laika

Dein Problem ist nicht neu und nicht gelöst, auch in den hohen Häusern der christlichen Theologie.

Der Schlüssel, mit welchem es gewöhnlich abgeschlossen wird, lautet:
Nur Derjenige Gott kann es mit dem Leid Unschuldiger aufnehmen, Der selber bereit ist, unschuldig zu leiden.

Man verweist dann jeweils auf Den Unschuldigen, Der am Kreuz gelitten hat dafür, dass die anderen Menschen nicht unfehlbar waren.

Gruss
Mike

1 Like

Böser Gott oder gar kein Gott!
Guten Abend, Laika!

die Sendung gestern abend habe ich leider verpasst - ärgerlich.

Nun, das ist das Schöne bei SWR2, dass man fast alle Sendungen zum Nachhören oder Nachlesen bekommen kann.

Ähnliches kommt ja auch gelegentlich vormittags um 8:30 im „SWR2 Wissen“, was ich häufig höre.

Versäume ich nie, wenn es geht!

Alle Deine Vorposter/-antworter haben sich ja an die Deutung der Schrift(en) gemacht, wie das zu interpretieren, zu verstehen ist - ja, ich meine sogar eine Rechtfertigung des Verhaltens Gottes herauslesen zu können.

Das ist sicher bei einigen so, oft aber sind es nur Versuche, die wunderlichen Hirnbewegeungen zu erklären, die Gläubige vollziehen, damit sie den guten, alten, blutrünstigen Jahwe nicht ersatzlos streichen müssen, weil sie glauben, damit auch die Göttlichkeit Jesus über Bord werfen zu müssen.

Mir will sich einfach nicht erschließen, warum ein liebender Gott völlig unschuldige Kinder zu Tausenden mit dem Tod, Verstümmelung, Kennzeichnung und Traumatisierung für den Rest des Lebens straft.

Dafür gibt es nur zwei Lösungen:

  1. Gott ist kein liebender Gott, und dafür gibt es Belege gnug im AT.
  2. Es gibt diesen Gott gar nicht, sondern der ist bloß ein Popanz, der den Machthabern hilft, an der Macht zu bleiben.

Schon die Durchsetzung des alleinigen Gottes durch die Jerusalemer Herrscherschicht diente der Festigung deren zentralistischen Machtansprüchen.

Dazu diente der Christengott auch dem Konstantin und dem Justinian; später den Merowingern und Kalolingern.
Es dauerte lange bis der Humanismus und die Aufklärung mit Gedanken, die z. T. von der Bibel Bibel inspiriert waren, aber entschieden gegen die kirchlichen und aristokratischen Machtinhaber diesen Popanz entmachteten.

Hmm … ist damit gemeint, dass es in den Kämpfen gegen das Religiöse u.a. in der französichen Revolution mit der Verkündung der allgemeinen Menschenrechte (gegen die die Kirche Sturm gelaufen ist! Zitat Hans Maier, Ex-Kultusminister von Bayern) entstanden ist?

Du sagst es!

Nach Jahrhunderten/-tausenden der Gewalt in Form von Scheiterhaufen, Teeren, Federn, Rädern, Vierteilen, Krieg als Dauerzustand usw.?

Du sagst es!

„Glaubt nicht, dass ich fasele, dass ich dichte, zeigt her und schaut mir andere Gestalt, es ist die ganze Kirchengeschichte ein Mischmasch aus Irrtum und Gewalt“. Goethe.

Du siehst: auch Goethe sagt es.

Ich merke, ich gerate wieder etwas aus dem Häuschen, aber was die bisherigen Antworten betrifft, fehlt mir, wie gesagt, völliges Verständnis.

Mach dich frei davon!

Buchtipps:

Deschner, Kriminalgeschichte des Christentums,
Ders., Und abermals krähte der Hahn;
(Guck bei amazon nach den anderen Büchern von Deschner.)

Finkelstein/ Silberman, David und Salomo, Archäologen entschlüsseln einen Mythos;
Dies., Keine Posaunen vor Jericho

Gruß Fritz

1 Like

Liebe laika,
das Problem in der Beantwortung Deiner Frage, die ja als Theodizee uralt ist, liegt in der Frage der Definitionen. Was heißt „liebend“, was „strafend“, was „zornig“, was „gerecht“.
Die weitere Frage ist, ob eine Idee an ihren Anhängern gemessen werden darf. Hier ist mE höchste Differenzierung geboten: Natürlich ist eine Idee selbst, der Begründer einer Idee, erst einmal nicht verantwortlich für die Pervertierung derselben. Andererseits darf man es gerade den verantwortungsbewussten Anhängern einer Idee nicht so einfach machen, sich unter Hinweis auf „das entspricht nicht der Uridee“ aus der Verantwortung zu ziehen. Jedenfalls ist das Argument „Der Verbrecher XY war kein echter Z, weil er der Uridee des Z-Seins widersprochen hat“, eher erbärmlich als tragend.
Kommen wir zur christlichen Theodizee-Frage, was ja nicht die Frage nach der Gerechtigkeit der Christen, sondern Gottes beinhaltet, so ist die Kirchengeschichte voll von Antworten. Man kann es wie Augustin treiben und letztendlich den Menschen als vorfindlichen Sünder immer zum Empfänger gerechter Strafe machen, wo nur das Ausbleiben der Strafe eigentlich „ungerecht“ ist. Dafür bracuht man dann das ganze Konstrukt von Erbsünde und Co.
Eventuell aber (das ist mE lutherische Theologie) ist Gott aber auch nicht gerecht und ich kann ihn auch nicht dahin konstruieren. Jedenfalls ist dann das Bekenntnis zu Gottes Gererchtigkeit auch ein Bekenntnis wider den Anschein, das den Gedanken implizieren muss, dass göttliche Gererchtigkeit vom Menschen her nicht zu verstehen ist. Dieses Bekenntnis ist dann eine Hoffnungsaussage auf die Zukunft hin, begründet allein im Leiden und Sterben Jesu Christi, das unser einziger Hinweis darauf sein kann, dass Gott das Leiden des Menschen nicht fremd ist.
Das Bekenntnis ist zugleich der Hauptanfechtungsgrund und der Hauptklagepunkt des Menschen gegen Gott - die Psalmen sind voll davon und nicht ohne Grund werden Sie vom Sterbenden am Kreuz zitiert.
Dies ist aber eine theologische Antwort, die ausschließlich mit Hilfe des Glaubens bejaht werden kann.
Grüße
Taju

1 Like