Guten Morgen Stereo Head,
ich sehe es ähnlich wie Du: Habe mit 30 Jahren eine Eigentumwohnung gekauft, die Kredit-Tilgung auf 3,8% gesetzt, monatlich geht noch eine gewisse Summe in Fondsparpläne, Urlaub wird zweimal im Jahr für 5 Tage an der Ostsee o.ä. gemacht, ich brauche keine Designer-Klamotten /-Möbel, fahre einen japanischen Kleinwagen, arbeite 10-14 Stunden am Tag (häufig auch am Wochenende; ich bin selbstständig) etc.
In meinem Bekanntenkreis sieht das anders aus - und ich werde häufig belächelt / mitleidig angeschaut. Da gibt es Leute, die mit Mitte 30 noch an ihrer Doktorarbeit sitzen und trotz kleinem Gehalt durch einen Zeitvertrag an der Uni regelmäßig neue Sachen kaufen, Leute, die für einen Karibik-Urlaub einen Kredit aufnehmen, gut Verdienende, die es aufgrund ihres Lebensstandard nicht schaffen, ihre BAFög-Schulden abzuzahlen…kein Problem - ich habe eben ein anderes Lebenskonzept, von dem ich nie behauptete, es sei das ultimative!
Nun ist es allerdings nicht so, dass ich daher gehe und sage: Im Alter werde ich dann aber…Mir ist es wichtig, meine Unabhängigkeit zu bewahren, und die ist mir mehr wert als irgendwelche materiellen Befriedigungen.
Auch ist es nicht so, dass ich mich geißele, sondern dass ich viele Dinge schlicht und einfach nicht brauche. Und wenn ich etwas brauchen sollte, weiß ich, dass ich es mir auch „leisten“ könnte.
Bei mir weiß ich, dass die Prägung meiner Eltern, denen es finanziell nie wirklich schlecht ging, die es aber nie „nach außen getragen“ und immer recht kostenbewusst gelebt haben, nicht unerheblich war / ist.
„Hitzig“ diskutieren würde ich (auch daher) über das Thema nicht: Jeder hat andere Prioritäten und Lebensentwürfe. Anstrengend wird es nur, wenn man selbst nicht hinter dem eigenen steht, die (vermeintlichen?) Entbehrungen belastend werden und man diese „Lebe-Menschen“ anfängt zu beneiden.
Was heißt „jetzt leben“? Da befinden wir uns doch in einer ganz anderen Diskussion. Ich werde auch im Alter sicherlich mit „Leben“ keine Partys, schweineteuren Autos oder Luxusurlaube verbinden.
Aber damit verbindet jeder seine ganz eigenen Ziele, die aus den verschiedensten Motivationen gespeist sind. Argumente für / wider sind daher müßig.
Viele Grüße
Kathleen