[Link] Über die Terorismusbekämpfung

Zurück ins Studio
Zurück ins Studio?
Hallo Auslandskorrespondent,

ich war auf deine inhaltliche Stellungnahme gespannt und bin begeistert von deiner ausführlichen Antwort.

So kommen wir doch der Antwort auf die Frage, wie der Terrorismus wirksam zu bekämpfen sei, schon ein erhebliches Stück näher.
Watzlawick sei Dank!

Grüße
oranier

Im Erstposting wird das einleitende Wort des Herausgebers
zitiert, in dem gesagt wird, der verlinkte Vortrag „sorgte für
heftige Diskussionen“ und habe Experten „beunruhigt“. Malte
hat den verlinkten Vortrag hiermit als einen strittigen Text
vorgestellt, ohne zu erwähnen, daß die Diskussionsexperten zum
großen Teil aus der Zuhörerschaft eines Günzel oder Hohmann
bestehen.

„Der Militärhistoriker Martin van Creveld (Hebrew University, Jerusalem) trug im Rahmen des 8. Berliner Kollegs am 18. Dezember 2004 zum Thema „Über die Terrorismusbekämpfung“ vor. Sein Referat sorgte für heftige Diskussionen. Van Creveld hatte am Tag zuvor auf dem
Kongreß „Counteruing Modern Terrorism“ der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf mit demselben Vortrag die versammelten Experten ebenfalls beunruhigt.“

Versteh’ ich das richtig - diese beiden Symposien bzw. Kongresse waren Veranstaltungen der Neuen Rechten?

Korrektur
Hallo Messalina!

Versteh’ ich das richtig - diese beiden Symposien bzw.
Kongresse waren Veranstaltungen der Neuen Rechten?

Nicht richtig. Ich meinte die Fraglichkeit der Beurteilung aus der Sicht der Neuen Rechten.

Ausführlicher:

http://www.heise.de/tp/r4/artikel/20/20589/1.html

Gruß

Creveld
Hallo Marion!

Zusammengefasst halte ich den Artikel somit für ein weiteres
Dokument für die Entsorgungstonne mit dem Inhalt:
„unbrauchbar“.

Angesichts der unglücklichen Einbringung des Vortrags kann ich deine Ablehnung verstehen, möchte aber einiges zur Relativierung beitragen.

Der Autor des Vortrags ist ein weltweit anerkannter Fachmann auf dem Gebiet der Militärgeschichte und -theorie.

Eine Auswahl seiner Auftritte im Netz:
http://www.d-n-i.net/creveld/the_%20fate_of_the_stat…
http://www.nwc.navy.mil/press/Review/2000/autumn/art…
http://www.abc.net.au/foreign/stories/s511530.htm (seine Position ist hier am deutlichsten, da ein Interview)
http://www.bostonreview.net/BR30.1/vancreveld.html
http://www.mises.org/media.aspx?action=showname&ID=103

Wie seine Bücher aufgenommen werden, kann man z.B. hier sehen:

http://www.amazon.com/exec/obidos/ASIN/0029331552/re…

Dass auf seinen verlinkten Vortrag eine andere Reaktion möglich ist, zeigt der Beitrag hier:

http://www.heise.de/tp/r4/artikel/20/20589/1.html

Mir persönlich gefällt seine - fehlende! - Definition des Terrors auch nicht. Seine sehr kritische Position der aktuellen Lage in Krisenregionen gegenüber scheint mir aber ein guter Grund zu sein, um ihr eine größere Aufmerksamkeit zu widmen. Wie auch der Autor des Artikels bei heise.de halte ich es für einen Spezialisten im Fach Kriegsführung für vertretbar, über strategische und taktische Aspekte zu reden, ohne auf moralische einzugehen und ohne politische Lösungen zu erwägen. Dies wäre nicht sein Wissensgebiet, traurig aber wahr. Durch seinen eingeengten Blick gewinnen wir an Schärfe in Anbetracht der aktuellen Entwicklung, worüber in den Links oben viel gesagt wird.

Man sollte den Vortrag Crevelds eigentlich im Militärgeschichtebrett diskutieren, um ihn richtig einzustufen.

Gruß

Hallöchen,

Durchlesen lohnt sich, denke ich - was ist eure Meinung dazu?

ich habe den Text nur überflogen und bringe daher vor allem meine eigene Meinung zum Ausdruck: Terrorismus kann nicht bekämpft werden. Sein Ende findet er nur dann, wenn offensichtlich wird, daß die Gruppe, für die er kämpft, nicht mehr am Kampf interessiert ist. Die RAF mußte erkennen, daß ihr in Deutschland die gesellschaftliche Basis fehlt. Ähnlich ging es der IRA, die erkennen mußte, daß die katholische Bevölkerung kriegsmüde war und die IRA nicht mehr als Interessenvertretung sah und auch ihre Ziele nicht mehr unterstützte.

Hekmatyar ggü. Peter Scholl-Latour [Kampf dem Terror - Kampf dem Islam?, Berlin 2004]: „Das Hochkommen von Al Qaida betrachtet er als eine zwangsläufige Folge der amerikanischen Bevormundung der arbaischen Länder und der verfahlten Palästinapolitik Washingtons. ´Die Auflehung gegen die US-Hegemonie benötigte eine Führung, um sich in eine lebendige Organisation umzuwandeln. Osama bin Laden hat diese Funktion übernommen. (…)´“

Der Terrorismus mit islamisch-fundamentalistischem Hintergrund wird also nur dann ein Ende finden, wenn die islamische Welt den Westen und insbes. die USA und die saudische Herrscherfamilie nicht mehr als Feind ansieht und AL Qaida und Konsorten die Unterstützung entzieht. Das kann noch was dauern, würde ich meinen.

Gruß,
Christian

Hallo,

Angesichts der unglücklichen Einbringung des Vortrags kann ich
deine Ablehnung verstehen, möchte aber einiges zur
Relativierung beitragen.

dann will ich auch mal. Sorry zunächst, ich sehe ein, ich hätte den Text hier geschickter unterbringen können.

Der Autor des Vortrags ist ein weltweit anerkannter Fachmann
auf dem Gebiet der Militärgeschichte und -theorie.

Nebenbei ist er auch noch überzeugter Antifeminist. Insgesamt also jemand, der offenbar gerne provoziert, der gerne extreme Standpunkte bezieht, dabei aber keinesfalls dumm ist und dessen Ausführungen interessante Aspekte enthalten.

Mir persönlich gefällt seine - fehlende! - Definition des Terrors auch nicht.

Vergiß dabei nicht, daß dieser Artikel sehr kurz ist. Vielleicht findet sich in seinen Büchern mehr dazu.

Seine sehr kritische Position der
aktuellen Lage in Krisenregionen gegenüber scheint mir aber
ein guter Grund zu sein, um ihr eine größere Aufmerksamkeit zu
widmen. Wie auch der Autor des Artikels bei heise.de halte ich
es für einen Spezialisten im Fach Kriegsführung für
vertretbar, über strategische und taktische Aspekte zu reden,
ohne auf moralische einzugehen und ohne politische Lösungen zu
erwägen.

Die Hauptaussage des Artikels ist _für mich_ insbesondere die Feststellung, daß - egal, ob man nun eine harte Linie oder ethisch und rechtlich korrektes Vorgehen favorisiert! - absolute Konsequenz eine Grundvoraussetzung für Erfolg ist und das Vorgehen der Staaten, die heute vom Terrorismus betroffen sind, dem einfach nicht entspricht.

Das war mir in dieser Form und mit dieser Tragweite vorher nicht klar, und die historischen Beispiele sind auch wenn man sie nicht als Vorlage für jeden Konflikt nehmen kann schon beeindruckend.

Gruß,

Malte.

Hallo,

Angesichts der unglücklichen Einbringung des Vortrags kann ich
deine Ablehnung verstehen,

Was für eine unglückliche Einbringung? Auf so etwas bezieht sie sich doch gar nicht, sondern sie leistet eine inhaltich überzeugende Analyse und Kritik des Textes. Das ist doch der Grund für ihre Ablehnung.

möchte aber einiges zur Relativierung beitragen.
Der Autor des Vortrags ist ein weltweit anerkannter Fachmann
auf dem Gebiet der Militärgeschichte und -theorie.

Das ist eine „Relativierung“ der Kritik für Autoritätsgläubige.

Seine sehr kritische Position der
aktuellen Lage in Krisenregionen gegenüber scheint mir aber
ein guter Grund zu sein, um ihr eine größere Aufmerksamkeit zu
widmen.

Das finde ich auch. Normalerweise finden die Leute ja die aktuelle Lage in Krisengebieten schön.

halte ich
es für einen Spezialisten im Fach Kriegsführung für
vertretbar, über strategische und taktische Aspekte zu reden,
ohne auf moralische einzugehen und ohne politische Lösungen zu
erwägen.

Das Problem ist doch, dass er über Terrorismusbekämpfung redet, aber nicht nur keine politische, sondern überhaupt keine Lösung anzubieten hat, außer zwei ganz und gar unpassenden Analogien.

Durch seinen eingeengten Blick gewinnen wir an Schärfe

Schöne Feldstecher-Metapher! Was sagt uns das hier konkret?

Grüße
oranier

Hallo Mesalina,

Unbehagen erweckt allerdings, dass für
Herrn van Creveld der moralische Aspekt grundsätzlich nicht
von vorrangiger Bedeutung zu sein scheint.

Das ist eben die große Leistung Machiavellis für das moderne
Staatsdenken: Die Loslösung der Politik von der Moral.

Richtig. Das macht diesen Artikel ja auch so interessant: eine
Analyse unter Ausklammerung der Moral. Nur darf die nicht zu
Politik unter Ausklammerung der Moral führen.

Hmm … meiner Meinung nach gibt es moraltriefende Sonntagsreden
auf der einen Seite und die rein logisch operierende Politik auf
der anderen Seite. Wen man beides vermischt kann dies nur zu
sinnloser Politik und schrecklichen moralischen Fehlentwicklungen
führen. Die Kunst der Politik besteht seit Machiavelli gerade darin
das Ziel, das man für logisch-moralisch erreichenswert erachtet,
mit rein logischen Mitteln anstreben muss um es erreichen zu können.
„Gut gemeint ist das Gegenteil von gut gemacht!“

Viele Grüße

Jake

Hallo Malte,

http://www.staatspolitik.de/pdf/creveld.pdf (PDF, 57kB, 5
Seiten)

Danke für den Link.

Durchlesen lohnt sich, denke ich

Jepp.

  • was ist eure Meinung dazu?

Für meinen Geschmack manipuliert der Autor durch Auswahl und
Darstellung seiner Beispiele.

Über Assat ist zu wenig bekannt und Nordirland etwas komplexer
als dargestellt. In Vietnam ging es nie um Terrorbekämpfung
sondern um Guerilla-Taktiken in einem Stellvertreterkrieg.

Letztendlich habe ich den Eindruck das der Autor auf Umwegen
eine bestimmte Haltung zur Terrorbekämpung in den von Israel
besetzten Gebieten Palestinas geht. Er nennt diese Terrorzone
nie und doch drängt er durch deren Verschweigen den Zuhörer
dazu seine ‚2-Wege-These‘ auf die dortige Lage anzuwenden.

Die naheliegende Folgerung, dass man jahrelang so wie die britische
Armee operiert habe aber möglicherweise bald den Weg von Assat,
also einem arabischen Potentaten aus der Nachbarschaft, einschlagen
müsse, entsteht indirekt … subtil aber wirksam.

Für mich ist es in erster Linie ein Beitrag zur israelischen
Innen-, Besatzungs- und Militärpolitik.
Darauf deutet auch die Reaktion von peet sehr deutlich hin :wink:)

Viele Grüße

Jake

Hallo Malte,

Die Hauptaussage des Artikels ist _für mich_ insbesondere die
Feststellung, daß - egal, ob man nun eine harte Linie oder
ethisch und rechtlich korrektes Vorgehen favorisiert! -
absolute Konsequenz eine Grundvoraussetzung für Erfolg ist und
das Vorgehen der Staaten, die heute vom Terrorismus betroffen
sind, dem einfach nicht entspricht.

Ja, das ist wohl seine Hauptaussage, allerdings widersprechen seine Beispiele (nimmt man diese denn überhaupt als Beispiele für Terrorismusbekämpfung an) seiner Hauptaussage … ja er widerspricht sich sogar teilweise selbst … soweit es die 2. These angeht … des harten Durchgreifens ala Assad.

Das war mir in dieser Form und mit dieser Tragweite vorher
nicht klar, und die historischen Beispiele sind auch wenn man
sie nicht als Vorlage für jeden Konflikt nehmen kann schon
beeindruckend.

Wie hätten die Amis noch härter und grausamer vorgehen können als in Vietnam ?

Das Gleiche gilt für die Sowjets in Afganistan.

Was die Franzosen angeht schreibt er selbst :Die Franzosen beispielsweise hatten auf dem Höhepunkt des Indochi-nakriegs vierhunderttausend Mann vor Ort, darunter Fremdenlegionäre, die kein langes Federnlesen veranstalteten.

Ich denke der Text stimmt vorn und hinten nicht …

Gruss Jacobias

habe aber möglicherweise bald den Weg von
Assat,
also einem arabischen Potentaten aus der Nachbarschaft,
einschlagen
müsse

aus anderen quellen ist zu erkennen, daß das nicht seine meinung zu jenem konkreten konflikt ist - überhaupt nicht. aber was er kann er dafür - sobald „israel“ irgendwo im lebenslauf steht, hat man diese meinung zu vertreten, weil etwas anderes scheint nicht ins schema zu passen (geht sogar mir so).

gruß
dataf0x

Hallo Datafox,

habe aber möglicherweise bald den Weg von Assat,
also einem arabischen Potentaten aus der Nachbarschaft,
einschlagen müsse

aus anderen quellen ist zu erkennen, daß das nicht seine
meinung zu jenem konkreten konflikt ist - überhaupt nicht.

Ich kenne seine anderen Meinungen zu wenig um dies zu beurteilen.
Auch ist in der Folge des Scheiterns des mMn utopischen ‚Oslo-
Prozesses‘ bei vielen Menschen ein umdenken zu bemerken und nicht
mehr jede vorher geäußerte Meinung wird heute noch aufrechtgehalten.

aber was er kann er dafür - sobald „israel“ irgendwo im
lebenslauf steht, hat man diese meinung zu vertreten, weil
etwas anderes scheint nicht ins schema zu passen (geht sogar
mir so).

Tröste dich - in meinem Lebenslauf steht ‚israel‘ nicht und doch
schliesse ich mich dieser Meinung mehr und mehr an. Es gibt mMn,
in Anbetracht der Ausgangssituation das zwei Völker unauflörbare
kulturelle und religiöse Wurzeln in diesem für so viele Religionen
so besonderen Landstrich haben, keine realistische Chance auf
einen friedliche Lösung - selbst wenn beide oder auch nur eines
der Völker es wollten. Begründung bei Bedarf.

Dadurch bleibt nur noch die Frage ob man das Existensrecht Israels
befürwortet oder nicht. Da ich Israel als Teil der westlichen Welt
sehe, ist diese Frage für mich keine Frage sondern dessen Existens
ist eine Selbstverständlichkeit und dazu stehe ich mit allen Folgen
wie etwa der Lieferung von deutschen U-Booten zur Ausrüstung mit
Atomraketen und auch der Anwendung der Herrn Assat zugeschriebenen
Methode der Terrorbekämpfung.

Viele Grüße

Jake

Hallo Jacobias,

Ich sehe weder Afganistan noch Vietnam als Beispiele für Terror-
bekämpfung an sondern sehe in beidem klassische Stellvertreter-
kriege zwischen USA und Sowjetunion.

Mir ist aus der Geschichte kein Fall bekannt, in dem Terror und
Guerilla-Taktiken zu einem militärischen Erfolg geführt hätten

  • es sei denn sie wurden massiv von einem anderen Staat gefördert.

Das beste Beispiel für erfolgreiche Terrorbekämpfung ist für mich
der Einsatz der Franzosen in Algerien. Unter dem Motto „Wir sind
durch Scheisse und Blut gewatet!“ wurde dort der Aufstand nieder-
geschlagen und erst danach kam es zum politischen Kurswechsel und
zum Abzug der Franzosen.

Heute ist es das Problem, das mindestens ein Staat (Saudi-Arabien)
-bzw. größe und mächtige Teile seiner Elite- massiv den islamischen
Terrorismus fördert und gegen genau diesen Staat wegen seines Erdöl-
reichtums nicht eingeschritten wird.

Wie hätten die Amis noch härter und grausamer vorgehen können
als in Vietnam ?

Dazu nur mal einige Fakten:

Mehr als ein Drittel der Wirtschaftsleistung des Warschauer Paktes
floss in den Vietnamkrieg und mehr als eine Million Chinesen bilde-
ten als ‚Kriegsfreiwillige‘ den Kern der Nordvietnamesischen Armee
UND des Vietkong.

Die Nachschubzüge und -schiffe wurden niemals von den US-Fliegern
angegriffen um keine Sowjetbürger zu gefährden - anstatt ein Schiff
mit 400.000 Maschinengewehren zu stoppen oder zu versenken mußte
die Armee die Dinger einzeln im Dschungel einsammeln.

Bei Luftangriffen in Nordvietnam durften die US-Flieger nur die-
jenigen Flakbatterien angreifen, die schlecht und langsam schossen
da man davon ausging das nur diese von Vietnamesen bedient wurden.

Militärisch haben die USA immer die Lage beherrscht - nur hatte
ihre Propaganda den Gegner als zerschlagen dargestellt und als dies
durch die ‚Tet-Offensive‘ (Die Kommunisten verloren >250.000 Mann in
3 Tagen!) scheinbar wiederlegt wurde, beendeten die USA aus rein innenpolitischen Gründen ihren Einsatz.

Das Gleiche gilt für die Sowjets in Afganistan.

Die Sowjets waren weit davon weg einen Landkrieg um die Beherr-
des ganzes Landes zu führen, sondern hatten sich auf die Kontrolle
der Ebenen, Pässe und Durchgangsstrassen konzentriert und sonst
vorallem hubschraubergestützte Luftschläge durchgeführt.

Als dies durch die Lieferung von Luftabwehrraketen unmöglich
wurde zogen sie sich zurück.

Viele Grüße

Jake

Seine für dieses
Massaker genannten fünf „Erfolgspunkte“ erscheinen mir
ebenfalls reichlich beliebig. Auch hier fehlt wieder die
Beschreibung, unter welchen Bedingungen diese Punkte
überhaupt eingesetzt werden können und warum gerade sie als
„erfolgversprechend angesehen werden“.

Wenn ich das richtig verstanden habe, stammt diese Liste von Machiavelli.

Messalina

Die naheliegende Folgerung, dass man jahrelang so wie die
britische
Armee operiert habe aber möglicherweise bald den Weg von
Assat,
also einem arabischen Potentaten aus der Nachbarschaft,
einschlagen
müsse, entsteht indirekt … subtil aber wirksam.

Nein, im Gegenteil, er sagt ja, dass auch Israel bei der Terrorbekämpfung gescheitert sei. Scheitern ist aber, seiner These zufolge, das Ergebnis halbherzigen Vorgehens. Während konsequent humanes Vorgehen eine der beiden Strategien ist, die zum Erfolg führen können.

Messalina

Es gibt mMn,
in Anbetracht der Ausgangssituation das zwei Völker unauflörbare
kulturelle und religiöse Wurzeln in diesem für so viele Religionen
so besonderen Landstrich haben, keine realistische Chance auf
einen friedliche Lösung - selbst wenn beide oder auch nur eines
der Völker es wollten. Begründung bei Bedarf.

Dadurch bleibt nur noch die Frage ob man das Existensrecht Israels
befürwortet oder nicht. Da ich Israel als Teil der westlichen Welt
sehe, ist diese Frage für mich keine Frage sondern dessen Existens
ist eine Selbstverständlichkeit und dazu stehe ich mit allen Folgen
wie etwa der Lieferung von deutschen U-Booten zur Ausrüstung mit
Atomraketen und auch der Anwendung der Herrn Assat zugeschriebenen
Methode der Terrorbekämpfung.

Wie bitte?? Nationalität entscheidet über Menschenrechte? Da Israel Teil der westlichen Welt ist, wären Sie damit einverstanden, wenn es Massaker an den Palästinensern verübte? Unfassbar!

Messalina

Im Erstposting wird das einleitende Wort des Herausgebers
zitiert, in dem gesagt wird, der verlinkte Vortrag „sorgte für
heftige Diskussionen“ und habe Experten „beunruhigt“. Malte
hat den verlinkten Vortrag hiermit als einen strittigen Text
vorgestellt, ohne zu erwähnen, daß die Diskussionsexperten zum
großen Teil aus der Zuhörerschaft eines Günzel oder Hohmann
bestehen.

„Der Militärhistoriker Martin van Creveld (Hebrew
University, Jerusalem) trug im Rahmen des 8. Berliner Kollegs
am 18. Dezember 2004 zum Thema „Über die
Terrorismusbekämpfung“ vor. Sein Referat sorgte für heftige
Diskussionen. Van Creveld hatte am Tag zuvor auf dem
Kongreß „Counteruing Modern Terrorism“ der
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf mit demselben Vortrag
die versammelten Experten ebenfalls beunruhigt.“

Versteh’ ich das richtig - diese beiden Symposien bzw.
Kongresse waren Veranstaltungen der Neuen Rechten?

Nicht richtig. Ich meinte die Fraglichkeit der Beurteilung aus
der Sicht der Neuen Rechten.
Ausführlicher:

http://www.heise.de/tp/r4/artikel/20/20589/1.html

Sorry, aber den Bezug finde ich nach wie vor nicht. Was hat van Creveld mit der Neuen Rechten zu tun?

Messalina

halte ich
es für einen Spezialisten im Fach Kriegsführung für
vertretbar, über strategische und taktische Aspekte zu reden,
ohne auf moralische einzugehen und ohne politische Lösungen zu
erwägen.

Das Problem ist doch, dass er über Terrorismusbekämpfung
redet, aber nicht nur keine politische, sondern überhaupt
keine Lösung anzubieten hat, außer zwei ganz und gar
unpassenden Analogien.

Nicht Analogien, sondern Beispiele. Und selbstverständlich bietet er Lösungen an, gleich zwei sogar. Ob er damit Recht hat, ist eine ganz andere Frage.
Aber erst mal vertritt er schlichtweg eine These. Um diese These zu widerlegen, benötigt man ein Gegenbeispiel. Denn ob die Kausalzusammenhänge so sind wie postuliert, oder ganz anders, lässt sich nicht feststellen.

Messalina

Hallo Messalina,

Dadurch bleibt nur noch die Frage ob man das Existensrecht Israels
befürwortet oder nicht. Da ich Israel als Teil der westlichen Welt
sehe, ist diese Frage für mich keine Frage sondern dessen Existens
ist eine Selbstverständlichkeit und dazu stehe ich mit allen Folgen
wie etwa der Lieferung von deutschen U-Booten zur Ausrüstung mit
Atomraketen und auch der Anwendung der Herrn Assat zugeschriebenen
Methode der Terrorbekämpfung.

Wie bitte?? Nationalität entscheidet über Menschenrechte?

Ich sehe die Frage der Menschenrechte als dekadent-theoretisches
Denkgebäude an. Ich glaube selbst sehr wohl an die Richtigkeit der
Menschenrechte wie sie das Grundgesetz festlegt - aber ich sehe
auch die Begrenztheit ihrer räumlichen Gültigkeit.

Man muss sich einfach mal klarmachen das letztlich nur unsere christ-
lich geprägte westliche Zivilisation überhaupt ‚Menschenrechte‘ im
Sinn von individuellen unveräußerlichen Rechten anerkennt.

Menschenrechte gibt es heute nur, dort wo ein Fernsehteam auftaucht
und wir bereit sind Geld und/oder Soldaten reinzupumpen. Über Somalia
spricht keiner mehr und das die Scharia automatisch die Sklaverei
wiedereinführt übersieht man im Sudan genauso wie man die fehlenden
Menschenrechte in Saudi-Arabien übersieht und an China die Waffen
liefern will, die es für die Invasion Taiwans braucht.

Solange WIR die Menschenrechte so zynisch und selektiv nur bei
Bedarf beachten braucheen wir sie auch nicht am Verhalten unserer
Verbündeten als Maßstab anzulegen.

Da Israel Teil der westlichen Welt ist, wären Sie damit
einverstanden, wenn es Massaker an den Palästinensern verübte?
Unfassbar!

Diese Fragestellung ist an sich falsch. Ich halte ‚Massaker‘ in
diesem Teil der Welt für mittelfristig (~20 Jahre) für unausweich-
lich und stelle mich bei der Frage, wer dann dort wen ‚massakriert‘
auf die Seite meiner eigenen Kultur. Über die Frage ob und warum
es zu solchen -von mir keineswegs begrüßten- Massakern kommt, kön-
nen wir hier gern diskutieren - aber nicht darüber welche Seite
dann ein Recht auf die Solidarität Deutschlands besitzt.

Eine Auswahl der Gründe warum ich mit ‚Massakern‘ rechne:

Die Existens des Staates Israel wird von keinem einzigen bedeu-
tenden Vertreter der Palestinenser anerkannt und das Recht in
Palestina zu leben wird nur denjenigen zugebilligt deren Vorfahren
vor dem 1. Weltkrieg einwanderten. Was aus den restlichen 95 % der
Juden werden soll wird nicht erwähnt …

Unter den Bürgern Israels gibt es eine -durch eine hohe Geburten-
qoute- stark steigende Zahl von Muslimen. In ca. 50 Jahren könnte
diese Gruppe die Mehrheit stellen und dann ‚ganz demokratisch‘ die
Existens Israels als ‚Staat der Juden‘ beenden.

In den Flüchtlingslagern von Damaskus bis Gaza und in der ganzen
arabischen Welt leben min. 5 Millionen Nachkommen der aus Israel
ausgewanderten/vertriebenen Palestinenser. Diese bestehen auf
ihrem ‚Menschenrecht auf ihre Heimat‘ - nur dass deren Dörfer
nicht mehr existieren und -selbst wenn es keinen einzigen Juden
in Palestina mehr gäbe- zuwenig Platz für sie alle wäre.

Das Wasser ist dort so knapp, das es -trotz aller Sparmaßmahmen
und des Einpumpen von Meerwasser in Tote Meer- nur entweder für
ein menschenwürdiges Leben der Palestinenser oder für den Lebens-
stil der Israelis mit Intensivlandwirtschaft und Klimaanlage aus-
reicht.

Langfristig strebt der immer mächtiger werdende Block von religi-
ösen Parteien in Israel die Wiedererrichtung des Tempels Salomons
an. Dafür muß aber die AL-Akscha-Moschee abgerissen werden. Selbst
wenn kein Israeli dies planen sollte, so unterstellen ihnen dies
doch viele muslimische Prediger. Der Hass ist daher unausweichlich.
Nicht aus Zufall hat sich genau am Besuch dieser Moschee durch Ver-
treter des israelischen Regierung die jetztige Intifada entzündet.

Du kannst mir glauben, das mich eine friedliche Lösung der Probleme
in Israel/Palestina sehr glücklich machen würde - nur scheint sie
mir unmöglich.

Viele Grüße

Jake

Hallo Jake.

Mir ist aus der Geschichte kein Fall bekannt, in dem Terror
und
Guerilla-Taktiken zu einem militärischen Erfolg geführt hätten

  • es sei denn sie wurden massiv von einem anderen Staat
    gefördert.

Mir schon … ich nenne mal den Vietnamkrieg, den Algerienkrieg wie auch den durch die Sowjets verlorenen Afghanistankrieg.
Militärische Erfolge können ja wohl nicht Maßstab sein … es geht immer um politische Erfolge … so denn Krieg Fortsetzung von Politik mit anderen Mitteln ist.

Das beste Beispiel für erfolgreiche Terrorbekämpfung ist für
mich
der Einsatz der Franzosen in Algerien. Unter dem Motto „Wir
sind
durch Scheisse und Blut gewatet!“ wurde dort der Aufstand
nieder-
geschlagen und erst danach kam es zum politischen Kurswechsel
und
zum Abzug der Franzosen.

Eben … also war die Terrorbekämpfung ja wohl offensichtlich nicht erfolgreich.

Heute ist es das Problem, das mindestens ein Staat
(Saudi-Arabien)
-bzw. größe und mächtige Teile seiner Elite- massiv den
islamischen
Terrorismus fördert und gegen genau diesen Staat wegen seines
Erdöl-
reichtums nicht eingeschritten wird.

Ah ja … also ganz im Gegensatz zum Irak … gegen den ja angeblich nur des Öls wegen eingeschritten wurde.

Wie hätten die Amis noch härter und grausamer vorgehen können
als in Vietnam ?

Dazu nur mal einige Fakten:

Mehr als ein Drittel der Wirtschaftsleistung des Warschauer
Paktes
floss in den Vietnamkrieg

Also das halte ich für ein Gerücht. Wo hast Du es aufgeschnappt ?

und mehr als eine Million Chinesen
bilde-
ten als ‚Kriegsfreiwillige‘ den Kern der Nordvietnamesischen
Armee
UND des Vietkong.

Du scheinst ja inmitten einer brodelnden Gerüchteküche zu leben.

Bei Luftangriffen in Nordvietnam durften die US-Flieger nur
die-
jenigen Flakbatterien angreifen, die schlecht und langsam
schossen
da man davon ausging das nur diese von Vietnamesen bedient
wurden.

… die Gerüchte werden ja immer abenteuerlicher …

Nur, was Du eigentlich sagen wolltest bleibt im Dunkel. Denn scheinbar sind wir uns ja zumindest darin einig, dass Crevelds Text vorn und hinten nicht stimmt … voller Widersprüche steckt.

Gruss Jacobias