Knackpunkt
Erstmal: Das „Sie“ war keine Absicht (mögen die Freudianer es
interpretieren
)
null problemo - würde ALF sagen
Ron hat es nochmal auf den Punkt gebracht. Genau dies hatte ich im Sinn, als ich dir anbot: Laß uns doch mal einen Dialog versuchen - nämlich die Fortsetzung desen, was mit deinem „Elbe“-Vorschlag begann …
Mir ist klar, daß unsere Auseinandersetzung ihren Motor darin hat, daß wir noch keine Übereinstimmung darin haben, von welcher Art das Problem ist.
Etwa: Wie sieht es aus, wenn ich eine alltagssprachliche
Verwendung eines Terms vorliegen habe - z.B. ´Richtung´ - und
da ist eine im rahmen einer jahrhundertelangen
Wissenschaftsentwicklung gewachsene, immer wieder präzisierte
WISSENSCHAFTLICHE Verwendung dieses Terms…zB (ich nenns
jetzt mal so!) „Kobalt60/Rotation“ (weißt schon, wie ichs
meine…). Welcher Verwendung sollte ich den Vorzug geben?
Undsoweiter.
Bei diesem Beispiel wäre es gar nicht nötig, einer den Vorzug zu geben, denn hier wäre die wissenschaftliche Verwendung lediglich eine Präzisierung der umgangssprachlichen. Präzisierung: zum Zweck des Vermeidens möglicher Mißverständnisse in Szenarien, mit denen der Verwender der Alltagssprache überhaupt nicht in Berührung kommt.
So ist dieser präzisierte Begriff „Richtung“ z.B. nötig, um eine bestimmte Klasse mathematischer Räume von einer anderen zu unterscheiden: In sog. „nichtorientierbaren“ Räumen ist es z.B.
nicht möglich, eine Richtung von ihrer entgegengesetzten zu unterscheiden, in „orientierbaren“ aber doch. In einem nichtorientierbaren Raum könnte man einen „richtigen“ Korkenzieher einfach durch eine Translationsbewegung in einen „falschen“ verwandeln. Gottseidank ist der uns gemeinsame Lebensraum, wie überhaupt der makrophysikalische, orientierbar.
Dennoch haben wir es bei der Frage „links(herum)/rechts(herum)“ mit einem Problem zu tun, das ausschließlich innerhalb eines bereits vorhandenen gemeinsamen Lebensraumes (ganz im Sinne der Wittgensteinsschen Sprachspiel-Diskussion) deiktisch zu lösen ist. Wir brauchen dazu nur ein eindeutiges Referenzobjekt. So könnten wir selbst unter den Umständen, daß alle makrophyikalischen Objekte sich als ungeeignet erweisen würden (bei uns gibt es Korkenzieher in beiden Windungsrichtungen, alle Lebewesen mit unpaarigen Organen existieren gleichhäufig auch spiegelverkehrt …) vielleicht noch auf die Windungsrichtung der DNA verweisen und dann den sprachlichen Ausdruck " das verstehen wir unter einer Rechtsschraube" vermitteln.
Daher (nämlich weil auch linksgewundene DNA eine komplette Biosphäre aufbauen könnte) war es in der ersten Hälfte des XX. Jhdts von Interesse, der Frage nachzugehen, ob es in der Materie irgendeinen Referenzgegenstand geben könnte, der nicht auch spiegelverkehrt (bzw. inversionssymmetrisch) existieren kann (das ist gleichbedeutend mit der Frage, ob Paritätserhaltung ein Naturgesetz sei oder nicht).
Und es zeigte sich nun, daß Paritätserhaltung kein Naturgesetz ist, es gibt Prozesse mit Paritätsverletzung. Daraus folgt für die Frage der Unterscheidung Linkswindung/Rechtswindung, daß es zwischen je zwei beliebigen (und das ist jetzt auch auf kosmologische Ebene erweiterbar) Lebensräumen eine kommunizierbare Einigung geben kann, wenn nur vorausgesetzt ist, daß Materiestrukturen auf Elementarteilchenbasis gemeinsam vorhanden ist - alle makrophysikalischen Strukturen sind dabei beliebig. Wenn das nicht so entdeckt worden wäre, müßten wir sagen, daß das Konzept „linksgewunden“ keine absolute deiktische Valenz hätte, sondern nur (und das ist von mir ja nicht bestritten worden) eine lebensraumimmanente.
Insofern ist das ganze Problem also nur eines der Untersuchung der Materiestruktur gewesen, ein rein physikalisches.
Das dazu gebastelte und von mir angedeutete „Gedankenexperiment“ hatte dabei lediglich die Funktion, die Alltagssprachler und die physikalisch nicht vorgebildeten Wissenschafttheoretiker über die Natur dieser Problematik in Kenntnis zu setzen.
Gruß
Metapher