Hallo Raoul,
- Warum muss ein Unternehmer ein soziales Gewissen haben? Ist
Muß er nicht, er muß Gewinn erwirtschaften, mehr nicht.
Die Wahlkampfreden von Münte und Gerhard mußt Du nicht ernst
nehmen. Für den sozialen Ausgleich ist die Politik
verantwortlich.
Könnte ich unterschreiben, wenn ich wüsste, was Du mit
„sozialem Augleich“ meinst.
*g* mit der Vorsicht liegtst Du eventuell nicht ganz falsch. Vertiefen wir das nicht, aber sieh’s mal so positiv wie möglich.
An WASG und PDS hänge ich mich jedenfalls nicht.
Ich denke, dass die Politik
ausschließlich für die Rahmenbedingungen da sein sollte
(Bildung, Infrastruktur, etc.) und für die Schaffung eines
Netzes, das die Schwächsten auffängt. Für alles andere sind
die Beteiligten selbst verantwortlich (also Betriebsrat und
Unternehmensführung oder, falls sie sich auf ihre originären
Aufgaben besinnen, Gewerkschaften und Unternehmensführung).
Na, fast. Daß das nicht funktioniert, sieht man, es würde mir schon gefallen, wenn der Staat da auf geeignete Weise ‚mitmischt‘.
Schimpfen tut niemandem weh.
Aber es schafft ein ungesundes Klima.
Ach was. (Näheres weiter unten.)
Wenn der Arzt sich
überlegt, ob er sich ein neues Auto kauft oder nicht, weil er
sonst dem Gerede der Stadt ausgesetzt wäre (wie in vielen
Kleinstädten der Fall „jaja der Herr Doktor kann sich mal
wieder ein neues Auto kaufen und unser einer krebst rum“),
dann hilft das niemandem.
Nö, ist ja auch nicht so.
Würde er sich mit stolz ein neues
Auto kaufen, währe auch den Facharbeitern bei VW, Mercedes
oder sonstwo gedient.
Ja.
Wer schimpft denn?
ich erinnere auch die Millionärssteuerdebatte in der SPD…
Genau! Münte und Gerhard! Das sind die Leute, die dem Doc das auto nicht gönnen? Die sind doch nicht ‚die SPD‘! Das Volk sind sie schon gar nicht.
Die, die etwas
ändern könnten, aber es nicht tun? Auch hoffen ist falsch. Den
Zustand herbeiführen, wenn man kann, ist besser.
Wie willst Du das Empfinden der GEsellschaft ändern?
Du unterstellst schon wieder, daß das Empfinden in der gesellschaft etwas mit Schröders neuerlichen Ergüssen zu tun hat. Das sehe ich absolut nicht so. Hast Du den Eindruck?
Und wenn man dafür alle
entlassten muss um die Kaufkraft zu senken gehört die Senkung
des Spitzensteuersatzes genauso dazu, wie die des
Eingangssteuersatzes.
Wieso? Hast Du dafür eine Begründung?
Ob ich 50 % meines Geldes dem Staat gebe oder nur 35 % und die
anderen 15 % ausgebe oder ob 15 % meines Geldes dem Staat gebe
oder nur 10 % ist schon ein Unterschied. Wenn ich das
eingesparte Geld ausgeben kann und damit die Binnennachfrage
ankurbel ist schon viel geholfen. Bis jetzt konnte mir noch
keiner Schlüssig erklären, warum dies nicht so sein soll.
Das ist doch einfach. Ich nehme mal als Beispiel die 50% und absichlich falsche Zahlen, dann wird es einfacher, 
Du verdienst 10 000 Euro und zahlst nur 10%.
Dann wirst Du Dein gesamtes Geld für den Lebensunterhalt benötigen.
Du verdienst 50 000 Euro und zahlst 20%.
Das bedeutet ja nicht, daß Du 10 000 Euro Steuern bezahlst, Du zahlst weiterhin für die ersten 10 000 nur 10%, damit kannst Du genau so gut auskommen, wie der, der mehr nicht hat. Die nächsten 40 000 werden dann höher, in dem Beispiel mit 20% besteuert.
Du wirst nur noch einen Teil davon für den Lebensunterhalt brauchen, einen Teil für Luxus ausgeben und einen Teil sparen.
Du verdienst 500 000, zahlst 50% Steuern.
Wie oben werden die ersten 10 000 wieder mit 10% versteuert, die nächsten 40 000 nit 20%. Von dem Einkommen sparst Du ja schon.
Der Teil, der mit 50% besteuert wird, hat mit Kaufkraft schon nichts mehr zu tun, Du wirst das geld nicht ausgeben, es ist zu viel. Das ist Geld, das Du der Binnennachfrage entziehst.
- Neid hat noch niemandem geholfen.
Der wird ja auch nur von den Vertretern des liberalen Lagers
unterstellt, es klingt so schön negativ. Mit diesem
Totschlagargument kann man leicht Gegner verunglimpfen.
Ich habe gerade Semesterferien, komme also in den Genuß dem
„Unterschichtenfernsehen“ frönen zu können.
An meiner Fernbedienung ist so ein roter Knopf … Ich würde mir den Müll nicht antun. Wozu gibt es Computer?
Da ist schon viel
Neid gegen die „Großkopferten“ zu hören. Gut, auch wenn diese
Leute nicht repräsentativ sind, so wird der Neid zumindest
geschürt. Ich will garnicht sagen, dass die Menschen neidisch
sind, sondern, dass Neid von einigen Politikern absichtlich
geschürt wird. Schau Dir die Diskussionen um die Erbschafts-
oder Vermögenssteuer an. Wie oft musste man Sätze hören wie,
dass der 20 Jährige, der die Millionen erbt alles verjubelt
ohne zu zahlen. Mit billigsten Platitüden wird versucht ein
Klima aufzubauen, dass einfach nicht gut ist.
OK, ich glaube Dir das jetzt einfach so. Den Müll mag ich mir nicht antun, dafür ist mir die Zeit zu schade.
Was ist so schlimm daran,
wenn jemand 10.000.000 € verdient?
Das ist einfach. Wenn 10000 Leute, jeder 10 Millionen Euro
bekommen, sind das 100 Milliarden. Ein zehntel davon könnten
die auch nicht ausgeben und stell Dir vor, was eine um 90
Milliarden steigende Binnennachfrage bedeuten würde. Ich würde
vermuten: Vollbeschäftigung.
Das Geld zahlt doch aber nicht der Staat. Weder Du noch ich
zahlen dem Herrn Ackermann sein Geld,
Nein? Wer dann? Der druckt das doch nicht. Auf Umwegen ist das schon Geld, für das wir gearbeitet haben.
weswegen uns das doch
eigentlich egal sein könnte. Für Dich mag es keinen
Unterschied machen ob jemand 10 Mio oder 1Mio verdient, aber
dem Sozialhilfeempfänger ist es auch egal ob ein Facharbeiter
3000€ oder 2500€ verdient. Verstehst Du was ich meine? Der
Unterschied entsteht aus dem Blickpunkt von dem man es
betrachtet.
Natürlich macht das einen Unterschied.
Unser Problem ist aber, dass die Lohnnebenkosten
zu hoch sind, weswegen diese gesenkt werden müssen.
Sagt wer?
Zumindest Jeder Finanz- und Arbeitsexperte. Deswegen glaube
ich das ja…
Du meist die bezahlten Gutachten? Gib mir das geld dafür und ich bringe Dir Gutachten, die das Gegenteil sagen. Bei Bedarf sogar von den selben Experten, das ist nur eine Preisfrage.
Und wie möchtest Du die senken? Wie Frau Merkel?
Dir ist schon klar, daß die Wirkung der Mehrwertsteuererhöung
auf die Exporterlöse einen geringeren Einfluß hat, als der
Wechselkurs des Dollars?
Mehrwertsteuererhöhung halte ich im Moment auch für falsch. In
der Hinsicht bin ich eher auf der Seite der Grünen und frage
mich, warum unser Sozialsystem nur am Lohn angegliedert ist
und Mieten, Zinserträge und Dividenden nicht
sozialabgabenpflichtig sind.
Ich habe da neulich (von Grün?) die Forderung der Steuerfinanzierung gehört. Klingt für mich vernünftig.
Wenn dann
der AG-Anteil niedriger ist und der AN-Anteil etwas höher,
dafür aber 10 neue Arbeiter eingestellt werden ist jedem mehr
geholfen.
Woher nimmst Du die 10 neuen Arbeitsplätze?
War eine Zahl die ich in den Raum geworfen habe. Lass es für
100/1 oder 10/1, ich weiss es nicht.
Nein, es ging nicht um die Zahl. Die Maßnahme kostet Stellen statt welche zu bringen, darum ging’s.
Wenn der AN-Anteil höher ist, hat der AN weniger Geld um etwas
zu kaufen. Wenn weniger verkauft wird, werden weniger und
nicht mehr Arbeitskräfte benötigt. Die Maßnahme kostet
Arbeitsplätze, statt welche zu bringen.
Oben sagst Du noch, dass die Senkung der Steuersätze nichts
bringt, obwohl die Menschen mehr Geld in den Taschen hätten
und hier sagst Du jetzt es würde nichts bringen, weil die
Menschen weniger Geld in den Taschen hätten. Was denn jetzt?
Nein, nein. Ich habe gesagt, daß der Spitzensteuersatz da keine Einfluß hat. Dabei kommt es natürlich darauf an, wann der fällig wird. Ob Du für Geld, das Du ohnehin nicht ausgebenkannst, 10 oder 50% Steuern zahlst, hat auf den Binnenhandelsumsatz keine Auswirkung.
Du hast erwähnt, daß der AG Gewinn machen soll, sonst nichts.
AN darf er nur einstellen, wenn die benötigt werden. Die
Nachfrage zu senken muß danach zwangsläufig Arbeitsplätze
kosten.
Aber Du hälst es für richtig, dass der Malermeister sich
keinen Malermeister zum streichen seiner WOhnung leisten kann,
weil die Lohnnebenkosten so hoch sind?
Das ist eine Fehlinterpretation.
Ich habe gesagt, daß eine Einkommensverschlechterung der AN zu weniger Nachfrage führt, das zu mehr Arbeitslosen …
Die Arbeitslosen willst du ja auch nicht verhungern lassen.
Wenn jetzt also die Lohnnebenkosten gesenkt werden, indem die Kaufkraft geschwächt wird, wird gerade das dazu führen, daß der Malermeister sich keinen Nalermeister leisten kann.
Nichts gegen sinkende Lohnnebenkosten, aber nicht durch Einkommensverschlechterung der AN, das ist kontraproduktiv.
Nur mehr Nachfrage kann mehr Arbeitsplätze schaffen und das senkt auch die Lohnnebenkosten.
Gruß, Rainer