den Staat verschlanken
Hallo Sarah,
die sogenannten Manager, was wir so als Bild vor Augen haben, stecken nicht selten selbst in Maschinerien, die ihre Eigendynamik haben. Ich arbeite als eines der kleinsten Rädchen für eine Aktiengesellschaft, die von einer Schweizer Holdinggesellschaft eingesackt wurde. Meiner Chefin wurde eine Frau vorgesetzt, deren Aufgabe es war, dafür zu sorgen, dass die Personalkosten runtergehen - sprich: aus Vollzeitkräften wurden Teilzeitkräfte, aus diesen Aushilfskräfte, und diese wiederum wurden gekündigt. Personalkosten machen in einer Bilanz einen ganz schönen Prozentsatz aus. Und Bilanzen werden vorallem von den Geldgebern, also von den Aktionären, mit großem Interesse begutachtet. Nun, das Ansehen der Frau Personalkürzerin sank bei ihren Untergebenen sehr, der Info-Wechsel funktionierte nicht mehr, was ihr einige Pannen einbrachte. Seit März ist sie nicht mehr da (keine Ahnung unter welchem Buchungssatz Abfindung läuft). Macht nichts, Hauptsache die Bilanz stimmt wieder, und die Geldgeber sind zufrieden.
Aber es gibt auch einige andere Firmeninhaber, die auch bei sich den Gürtel enger schnallen, um Arbeitsplätze zu erhalten. Uns fallen durch Pressemitteilungen die unangenehmenen Köpfe von Mannesmann und Manager großer Banken auf.
Mir geht es wie dir, ich spare wo es gerade nur geht. Mir macht aber vorallem der Qualitätsverfall von Schule und Bildung große Sorgen, und dass die Löcher unseres sozialen Netzes immer größer werden. Wenn ich wählen könnte, würde ich Parlament in personeller Hinsicht zu verschlanken. Unser Regierungsapparat ist zu teuer.
Und Existenzgründung müßte wesentlich einfacher werden. Ich kenne mittlerweile einige Leute, die an zuvielen Hürden scheiterten, als sie versuchten ihre Arbeitskraft samt einer guten Idee auf den Markt zu bringen. In unserer Stadt gibt es viele leer stehende Läden (dahinter stecken reiche Immobilienbesitzer, die verlangen Wahnsinnsmieten und riskieren jahrelange Leerstände) und gut gepolsterte Banken, mit utopischen Sicherheitsforderungen. Da kann mein Mann mit seiner Werkstatt auch ein Lied singen.
Wir sind ein Land der Gesetze und Regulierungen, nach wie vor. Wenn weniger reguliert würde, dann könnte sich auf dem Markt, was Geldbewegung und Arbeitsplatzschaffung anbetrifft, wesentlich mehr bewegen.
Abschaffung der Lohnsteuer und Erhöhung der Mwst ist eigentlich nur eine Verlagerung eines Problems, wenn nicht gar eine Verschlimmbesserung.
viele Grüße
claren