Lokomotive 'drehen'

Hallo!
Es gibt kein wirklich passendes Brett für meine Frage …

In dem Text, den ich übersetze, stolpere ich über diese Stelle: „… hauling to turn the engine …“ Es handelt sich um die (Diesel-)Lokomotive eines Zugs, der auf einem Gleis ohne jede Ausweichmöglichkeit fährt und bei voller Fahrt ein Hindernis auf den Schienen entdeckt.

Gut, es handelt sich um einen Fantasyroman, aber nicht Fantasy mit Zauberei und Wundern, die Technik wirkt schon real. Deshalb: Man dreht doch nicht die Lok? Und per Hieven??? Es gibt Wendezüge (habe die genaue Bezeichnung nicht parat), die sowohl hinten wie von einen Triebkopf haben und sowohl vor- wie rückwärts fahren können. Man kann eine Lok auch rangieren und zum Schieben des Zugs benutzen, aber das ist eine eher komplizierte und langwierige Angelegenheit, wenn ich das richtig verstehe. In dem geschilderten Fall würde man eine Notbremsung einleiten? Oder kann man die Maschine quasi in Rückwärtsgang schalten?

Ich kann natürlich um das Problem herum übersetzen, aber interessieren tut’s mich doch … :wink:

Gruß,
Eva

Hallo!

In dem Text, den ich übersetze, stolpere ich über diese
Stelle: „… hauling to turn the engine …“ Es handelt sich
um die (Diesel-)Lokomotive eines Zugs, der auf einem Gleis
ohne jede Ausweichmöglichkeit fährt und bei voller Fahrt ein
Hindernis auf den Schienen entdeckt.

Gut, es handelt sich um einen Fantasyroman, aber nicht Fantasy
mit Zauberei und Wundern, die Technik wirkt schon real.
Deshalb: Man dreht doch nicht die Lok? Und per Hieven??? Es
gibt Wendezüge (habe die genaue Bezeichnung nicht parat), die
sowohl hinten wie von einen Triebkopf haben und sowohl vor-
wie rückwärts fahren können. Man kann eine Lok auch rangieren
und zum Schieben des Zugs benutzen, aber das ist eine eher
komplizierte und langwierige Angelegenheit, wenn ich das
richtig verstehe. In dem geschilderten Fall würde man eine
Notbremsung einleiten? Oder kann man die Maschine quasi in
Rückwärtsgang schalten?

Ich kann natürlich um das Problem herum übersetzen, aber
interessieren tut’s mich doch … :wink:

Gruß,
Eva

Hallo Eva,

ja klar, wenn ein Hinderniss auftaucht, wird die Notbremsung, oder wie es bei
der DB heißt, die Schnellbremsung, eingeleitet. Alles andere, zB den Rückwärtsgang wäre unsinnig, egal ob bei einer Ellok, Diesellok oder Dampflok.

Und Wendezug ist durchaus eine passende Bezeichnung. So kompliziert ist das auch nicht, wenn man eine Lok am Zugschluß kuppelt, das gehört zum alltäglichen Geschäft der Bahn. In der Dampflokzeit gehörte auch das Drehen einer Lok zum Alltag - mittels der Drehscheiben, die in jedem größeren Bahnhof vorhanden waren. Heute ist das Drehen im Normalfall nicht mehr notwendig. Zumindest in Deutschland. In anderen Ländern, zB den USA, gibt es häufig Loks, die nur auf einer Seite einen Führerstand haben, und vor der Zugfahrt womöglich noch gedreht werden müßen - wenn nicht noch eine oder mehrere weitere Loks davor gehängt werden.
Allerdings habe ich keine Ahnung, was Du mit „hieven“ meinst…? hieven wie heben?? :smile:

Gruß
Manni

Hallo!

In dem Text, den ich übersetze, stolpere ich über diese
Stelle: „… hauling to turn the engine …“ Es handelt sich
um die (Diesel-)Lokomotive eines Zugs,

Dieser Satz ist eine art Redewendung und heisst eigentlich : Den Motor entgegen gesetzt drehen lassen.
Beim Schiff würde man sagen " Volle Fahrt zurück "

Tatsächlich ist es möglich die Bremswirkung durch rückwärtsdrehende Räder zu verstärken , was in der Praxis aber die gefahr birgt , das die Lok entgleisen würde oder könnte , deshalb wird man das real nie tun.

Bei Auto’s kommt das eher schon einmal im bereich Personenschutz zur Anwendung , wenn da urplötzlich ein Verkehrshinderniss auftaucht und der Personenschützer den Wagen zum wenden bringen will , der bekommt es tatsächlich hin , das der Wagen noch Vorwärtsfahrt hat , aber die Antriebsräder schon entgegen gesetzt drehen um rückwärts eine Wendung einzuleiten.

Ich habe es einmal ausprobiert ob entgegen gesetzt drehende Räder eine bessere Bremswirkung haben.
Auf einer vereisten Brücke gab es am Brückenende einen Auffahrunfall , da die Strasse ansonsten gut Fahrbar war , rechnete keiner damit , das diese Brücke vereist war.
auch ich kam ins rutschen , Handbremse und Fussbremse annähernd wirkungslos und hätte mich normalerweise mit in den Blechschrott dabei gesellt.
Ich drückte den Rückwärtsgang rein und Vollgas das die Drossel bei 7000 U/min laut knatterte ( ein alter Opel Kadett C ( im Jahre 1983 )
Die Personen die rund um den Unfall standen dachten auch das jetzt alles zu spät und vorbei war , doch ich konnte den Wagen 2 Handbreit vorher zum stehen bringen .
Ich rangierte ihn ganz ganz vorsichtig weg und während ich zurück schlich , knallten 2 andere Auto’s rein.
Durch diesen Trick war ich der einzigste der umkehren konnte , also muss "hauling to turn the engine " wirkung gezeigt haben
Ich sperrte dann zu unmut der ankommenden Fahrer die nicht wussten was das soll , dann die Brücke bis die Polizei das übernahm

gruss

Toni

Allerdings habe ich keine Ahnung, was Du mit „hieven“
meinst…? hieven wie heben?? :smile:

Hallo!
Danke Dir für Deine Ausführungen!

Die Leute in dem Roman fahren Züge wie Schiffe, die es in einem anderen Zeitalter gab und zum Teil haben sich die Ausdrücke aus der Schifffahrt erhalten. Da ich beim ersten Lesen nicht gleich ermessen konnte, wie weit Fantasy in diesem speziellen Fall geht, dachte ich zuerst wirklich, dass man einen Teil der Lok per Winde dreht oder irgendeine Steuereinrichtung per Winde betätigt.

Der Zug fährt übrigens auf einer eingleisigen Brücke, Gegenverkehr ist nicht vorgesehen.

Nochmals Danke und Gruß,
Eva

Hallo!

Dieser Satz ist eine art Redewendung und heisst eigentlich :
Den Motor entgegen gesetzt drehen lassen.
Beim Schiff würde man sagen " Volle Fahrt zurück "

Das ergibt einen Sinn und damit kann ich arbeiten, zumal die Leute in dem Roman in einer ausgetrockneten Welt mit Zügen fahren wie früher mit Schiffen.

Tatsächlich ist es möglich die Bremswirkung durch
rückwärtsdrehende Räder zu verstärken , was in der Praxis aber
die gefahr birgt , das die Lok entgleisen würde oder könnte ,
deshalb wird man das real nie tun.

In der fraglichen Situation im Roman - auf einer eingleisigen Brücke über bodenloser Tiefe - wäre es vermutlich ziemlich riskant, andererseits, wenn das Gleis durch ein Hindernis blockiert ist … :wink:

Glückwünsch, dass Du das mit „Volle Fahrt zurück“ seinerzeit hingekriegt hast. Ich hätte angenommen, es zerreißt einem Motor und Getriebe?

Danke & Gruß,
Eva

Damit ist gemeint,das man den Motor als Bremse benutzt und zwar in dem man das Getriebe umsteuert,die Dieseleinspritzung abstellt und so den Motor in „Rückwärtsfahrt“ zur Abremsung verwendet.Dieses ist aber nicht bei jeder Diesellok möglich,Maschinen mit dieser Möglichkeit sind vor allem bei US-Herstellern zu finden.

Dampflokomotiven kenne so was auch,auch dort kann man den „Rückwärtsgang“ einlegen und so die Räder zum komprimieren von Luft in den Zylinder zwingen.

Hallo!
Auch Dir vielen Dank! Das versorgt mich mit nützlichem Vokabular. Dann liest es sich hinterher, als kennte ich mich aus in der Materie :smile:

Gruß,
Eva

Hallo Eva
Jetzt gewinnt die Sache Sinn.
Du schreibst, die „Zugfahrer“ benutzen viele Termini aus der Seefahrt.

Dann lässt sich „hauling“ vom Segeltrimmen ableiten, das ja bekanntlicherweise eine hauptsächliche Steuerungsart ist.

Damit würde dein Satz „Umsteuern der Maschine“ bedeuten.

Gruß
R.

Zusatz
Bei deutschen Sailors ist der Begriff „verholen“ vergleichbar.

Gruß
R.

Danke Dir!

Irgendeinem fällt immer auf, wenn man sich in einer Übersetzung um etwas herumgemogelt hat und ich blamiere mich so ungern :smile:

Gruß,
Eva

Maschine verholen zum Rücktörn ?
Wäre das was in Seemannssprache?
Oder so ähnlich…
Manöver Maschine rückwärts!

Gruß
R.

Hi,

Tatsächlich ist es möglich die Bremswirkung durch
rückwärtsdrehende Räder zu verstärken , was in der Praxis aber
die gefahr birgt , das die Lok entgleisen würde oder könnte ,
deshalb wird man das real nie tun.

Ich hab ja jetzt schon ein Weilchen beruflich mit der Eisenbahn zu tun – aber sowas hab ich noch nie gehört.

Bei Gefahr im Verzuge wird man den Bremshebel bzw. Fahrbremshebel durchziehen (Hauptluftleitung entlüften) und ggf. sanden (wenn das nicht automatisch eh passiert).

Die Räder rückwärts drehen lassen geht prinzipiell nicht. Sobald Du während der Vorwärtsfahrt die Fahrtrichtung auf „rückwärts“ stellst, bekommst Du eine Schnellbremsung und eine Traktionssperre. Da is nix mehr mit Leistung aufschalten. Im Übrigen wird man in einer Notsituation kaum Zeit für Experimente haben, sondern möglichst die Flucht nach hinten antreten (durch den Maschinen- oder Fahrgastraum, je nach Fahrzeug), sobald die Schnellbremsung ausgelöst ist.

Gruß S

Hi,

I"… hauling to turn the engine …"

In dem geschilderten Fall würde man eine
Notbremsung einleiten?

Genau. Oder besser gesagt eine Schnellbremsung (d. h. der Zug bremst mit allem, was er hat, also Rad- und Magnetschienen-/Wirbelstrombremsen – aber nicht mit den Motoren).

Oder kann man die Maschine quasi in
Rückwärtsgang schalten?

Nein, das geht nicht. Es gibt bei Dieselloks die hydrodynamische Bremse; das ist aber eine Betriebsbremse, mit der die eigentlichen Bremsen geschont werden sollen und die nicht für den Notfall gedacht ist.
http://de.wikipedia.org/wiki/Str%C3%B6mungsgetriebe#…

Vielleicht hatte der Autor des Originals auch nicht so viel Ahnung ? :wink:

Gruß S

Hallo!

So vor 30 Jahren, wenn meine Familie bei den Verwandten zu Besuch war,
hab ich manchmal mit meinem Onkel am späten Abend alte Kriegsfilme im TV geschaut.
Der war so ein Freak…
Das war in Erfurt, da gab es auch gut West-Fernsehn.

Ich kann mich jedenfalls gut erinnern, dass da mal im Film die Gleise gesprengt wurden, und die Dampflock mit rückwärtsdrehenden Rädern in die Katastrophe gerutscht ist.
Also während der Fahrt umgesteuert.
War aber nur ein Film.

Grüße, E !

Bei Dampflokomotiven geht das immer,bei Diesellokomotiven hängt das von der Bauart und dem Alter ab.In Deutschland ist es bei allen großen Diesellokomotiven nicht möglich,da eine Umsteuerung des Getriebes nur im Stand möglich ist.Diese Sicherheitseinrichtung ist im Ausland hingegen nicht bei allen Baureihen zu finden.

Hallo,

man muss hier die Grundlegenden Unterschiede zwischen den Zentraleuropäischen Bahnen und dem Rest DER Welt sehen…

Im Mutterland der Eisenbahn (GB) sowie in den Benelux-Ländern,F,D,A,CH,E,I,DK,N,S
sind Streckendiesellokomotiven für so ein Manöver nicht eingerichtet.
Mit Diesel-Rangierlokomotiven ist das dort wohl möglich bei bestimmten Baureihen.

In Ländern wie den USA oder der GUS (Frühere Sowjetunion) wo man mehr
robuste
Technik einsetzt (nicht zuletzt im Hinblick auf den Kalten Krieg und die Bedrohung durch Atomwaffen)
und damit auch letztendlich in allen Ländern,die von dort Lokomotiven bekommen (haben)
ist das sehr wohl möglich.

Es ist aber wirklich eine absolute NOTFALL-Option,da es natürlich zu Schäden an der Lok führt.
Man war und ist der Meinung,das eine Beschädigte Lok immer noch billiger ist,als
ein großer „Haufen“,der aus dem ganzen Zug besteht.

Außerdem darf auch die Geschwindigkeit des Zuges nicht zu hoch sein,damit überhaupt
die Zeit zum Umsteuern reicht…

Hallo,

also ob das Umsteuern der Fahrtrichtung während der Fahrt in anderen Ländern techn. mögl. ist, kann ich nicht sagen, aber die Sinnhaftigkeit einer solchen Massnahme darf doch sehr angezweifelt werden: Wenn bei der Eisenbahn die Räder beim Bremsen blockieren, sinkt der Haftwert - und damit die Bremskraft - rapide; Eisen rutscht auf Eisen. Mit dem Strassenverkehr ist das aufgrund völlig anderer Gegebenheiten nicht zu vergleichen.
Und rückwärtsdrehende Räder dürften wesentlich weniger Bremswirkung erzielen, als in Fahrtrichtung drehende, aber gebremste Radsätze.

Aber bei einem Fantasy Roman wie hier mag das ja Alles anders sein :smile:

Gruß
Manni

Genau das:
>kann ich nicht sagen, aber die Sinnhaftigkeit einer solchen Massnahme darf doch sehr >angezweifelt werden: Wenn bei der Eisenbahn die Räder beim Bremsen blockieren, sinkt >der Haftwert - und damit die Bremskraft - rapide; Eisen rutscht auf Eisen. …

ist der Punkt,blockierende Räder rutschen und bewirken gar nichts mehr.Deswegen ist es praktischer,die Lok in den Rückwärtsgang zu schalten,da dann die Räder noch am rollen bleiben und der Motor als Bremse nutzbar ist.
In der Dampflokzeit wurde das übrigens recht häufig praktiziert,weil die Loks damals nur an den Achsen unter dem Tender eine Bremse hatten und die Antriebsachsen keine.

Bei Diesel - wie auch bei Elloks werden das Getriebe, bzw die elektr. Fahrmotore auch zum bremsen genutzt. Aber dabei wird keinesfalls der „Rückwärtsgang“ eingelegt;
Bei Elloks werden die Motore elektr. als Generator geschaltet, bei Dieselloks (zumindest bei denen der DB) wird der Kraftfluss innerhalb des Hydraulikgetriebes umgekehrt, was aber nichts mit dem „Rückwärtsgang“ zu tun hat. Die Fahrtrichtung wird über die Wendegetriebe beeinflusst. Die Motordrehzahl erhöht sich während des hydrodynamischen Bremsens lediglich, um eine erhöhte Kühlung des Getriebes zu erreichen, dessen Bremsernergie in Wärme umgewandelt wird.

Und dass die Treibachsen einer Dampflok keine Bremsen hatten ist Unsinn - sorry.
Die Bremsklötze sind sogar sehr deutlich zu erkennen - selbst auf schlechten Fotos.

ist der Punkt,blockierende Räder rutschen und bewirken gar
nichts mehr.Deswegen ist es praktischer,die Lok in den
Rückwärtsgang zu schalten,da dann die Räder noch am rollen
bleiben und der Motor als Bremse nutzbar ist.

Blockierende Räder bilden schon nach kurzer Zeit Flachstellen (weshalb man so etwas im Normalbetrieb auch tunlichst vermeidet), d. h. die Kontaktfläche wird größer. Daß Loks in den Rückwärtsgang geschaltet werden, halte ich für einigermaßen sinnfrei, denn eine einzelne Lok hat verhältnismäßig wenig Wirkung, wenn ein hunderte von Tonnen schwerer Zug von hinten schiebt. Bei einer (Schnell-) Bremsung hingegen bremst der ganze Zug.

In der Dampflokzeit wurde das übrigens recht häufig
praktiziert,weil die Loks damals nur an den Achsen unter dem
Tender eine Bremse hatten und die Antriebsachsen keine.

Das glaube ich nicht. Quallen - ääh, Quellen?

Gruß S