Mathe und Gedicht

Hallo, Ihr Kundigen,

die meisten von uns kennen vielleicht die „Loreley“ von Heinrich Heine. Nun habe ich das Gedicht (als Verballhornung) aus Mathematikersicht gehört, gespickt mit Fachbegriffen der Mathematik. Sehr amüsant.

Wer kann mir sagen, wo ich diesen Text herbekommen kann?

Danke und Gruß von

Lilly

Schwanengesang eines müde gewordenen Lichtquants
Ich weiß nicht, was soll es bedeuten,
daß ich so traurig bin,
ich wandre unsinnige Zeiten
betrübt durch den Weltraum hin.

Ich bin zum ewigen Wandern
durch endlose Räume verbannt,
vergebens such ich den andern,
ich müde gewordenes Quant!

Als einst ich vom Nebel, dem fernen,
benebelt zur Fernfahrt entwich,
vom weiten Raume zu lernen,
Potz Einstein, wie freute ich mich!

Wie kam ich da in Ekstasen,
wie fühlte ich stark mich, juchhe!,
vieltausend Jahre zu rasen
mit der Höchstgeschwindigkeit c!

In den ersten Jahrmillionen,
da ging es noch leidlich gut,
doch in den weitern Äonen
schwand asymptotisch mein Mut.

Nun flieg ich schon fast drei Milliarden
durch diesen trostlosen Trug.
Die Träume sind falsch, die mich narrten,
beim Hubble, jetzt hab ich genug!

Ihr deutet das Rotverschieben
als Fluchtgeschwindigkeit schlau. -
Darf ich Euch fragen, Ihr Lieben,
wer sieht hier rot? Wer ist blau?

Die Wahrheit ist einfach und simpel,
wenn auch ein wenig genant,
ich bin nur ein armer Gimpel,
ein müde gewordenes Quant!

Ich will nicht weiter mehr hetzen,
oh, habt mich doch alle gern,
ich werd mich zur Ruhe setzen
auf einem gemütlichen Stern.

aus:
Hubert Cremer; „Carmina Mathematica und andere poetische Jugendsünden“; Dritte um Delta vermehrte und delta verkürzte Auflage; Verlag J. A. Mayer, Aachen 1965.

Die erste Auflage war übrigens 1927. In dem Büchlein sind noch weitere 50 Gedichte mit ähnlicher Thematik abgedruckt.

Viele Grüße
Stefan