Hallo Herr Fehling!
ich würde gern einmal wissen, ob man in einem Raum (Raum 1) im
Erdgeschoss (Südseite)automatisch mehr natürliches Licht
bekommt, wenn die Fenster bis auf den Boden reichen (Größe der
Fenster: 150 cm breit x 250 cm hoch)?
Wenn die Fenster vorher nicht bis auf den Boden gereicht haben, also die Glasfläche größer wird, bekommt man sicher mehr natürliches Licht in den Raum. Die Lichtmenge wird bestimmt durch die Lichttransmission des Glases und durch die Fläche des Glases. Die Himmelsrichtung hat hingegen kaum Einfluss auf die Lichtmenge, denn direkte oder indirekte Sonneneinstrahlung wirkt sich „nur“ auf die Lichtintensität, die Farbtemperatur und die Wärmestrahlung aus. Das empfindet man als Mensch zwar als einen Teil der Lichtmenge, physikalisch sind es jedoch ganz andere Werte.
Die Lichttransmission bedeutet, dass beim Durchscheinen des Lichts ein Teil davon durch das Glas absorbiert wird. Je dicker das Glas ist, um so mehr Licht geht verloren. Das gilt natürlich auch im Verhältnis von Doppelverglasung zu modernen Dreifachverglasungen. Jede Scheibe absorbiert einen Teil des Lichts. Bei einer Dreifachverglasung ist das eben 50 Prozent mehr als bei einer Doppelverglasung.
Und dazu gleich noch eine Frage: Bekommt man dann in einen
fensterlosen Flur natürliches Licht, wenn der in der ersten
Frage beschriebene Raum 1 mit den großen Fenstern, nur durch
eine Glasscheibe mit dem Flur getrennt ist, anstatt einer
Wand?
Ja, das ist automatisch der Fall. Die Definition, was natürliches Licht ist, bleibt allerdings offen. Als natürliches Licht wird physikalisch eine Lichttemperatur von 6000 Kelvin definiert. Dies ist das Licht, was einen Gegenstand durch einen blauen Himmel beleuchtet, ohne direkt von der Sonne bestrahlt zu sein. Das Licht würde weiterhin als natürliches Licht gelten, wenn es durch einen (nicht getönten) Spiegel oder durch eine rein weiße Fläche reflektiert wird. Innerhalb der Wohnung gelangt das Licht jedoch auf viele Reflexionswege vom Fenster in einen weiteren Raum, so dass man physikalisch schon nicht mehr von natürlichem Licht sprechen kann. Das Licht wird durch die Reflexionsflächen gefärbt (korrekt: gefiltert) und hat am Ziel eine Farbtemperatur, die ganz und gar nicht mehr dem natürlichen Licht entspricht.
Die großen Fenster der Aussenwand sollen also auch den
eigentlich fensterlosen Flur mit natürlichem Licht versorgen
(durch Raum 1 durch), so dass das „künstliche“ Licht der
Lampen nicht ständig an ist. Ist soetwas möglich? Noch ein
Detail: Der Flur liegt 5 Meter entfernt von dem großen
Aussenfenster.
Die Helligkeit des Lichts nimmt quadratisch ab. In 5 Meter Entfernung haben Sie also nur noch den 25sten Teil der Helligkeit, den sie direkt am Fenster haben. Reflexionen des Lichts und die Veränderung der Farbtemperatur sind dabei zusätzlich zu bewerten.
In der Praxis bedeutet das, dass Sie vermutlich weitgehend auf das Zuschalten von Lampen am Tage verzichten können, wenn Sie den Flur nicht als Wohnraum bewerten. Es hängt also auch ein wenig davon ab, welche Erwartungen Sie hinsichtlich der Ausleuchtung haben. Bedenken Sie gerade hierbei auch, dass das Licht bei Ausführung Ihrer Planung nicht mehr von oben, sondern von der Seite kommt. Hier entstehen Schatten, die nicht natürlich wirken. Auf die menschliche Wahrnehmung können unnatürliche Schatten störender als geringe Helligkeit wirken.
Mit freundlichem Gruß,
Peter Ralf Lipka
ActualVision ZILL-Fenster GmbH, Berlin