Mehrheit wünscht sich Vermögenssteuer

Das Argument ist nicht von der Hand zu weisen. Der Staat schwimmt im Geld, was sich auch bei den Zinssätzen bemerkbar macht. Das einzige nachvollziehbare Argument für eine Vermögensteuer ist, daß das die SPD „ihr Profil schärfen will“, was nichts anderes heißt, daß sie den unterbezahlten Arbeitern und Arbeitslosen zeigen möchte, daß sie „denen da oben“ in die Tasche greift. Das Problem ist nur, daß die Arbeitslosen die Linke wählen und es die unterbezahlten Arbeiter praktisch nicht mehr gibt (und die verbliebenen wählen entweder die Linke oder afd).

Das zweite Problem ist, daß Menschen mobil sind und wir einen globalen Steuerwettbewerb haben. Wer glaubt denn ernsthaft, daß Frau Klatten jedem morgen von Starnberg ins Büro fährt? Ihr Vermögen kann sie genauso verwalten, wenn sie ihren Wohnsitz in Vaduz oder in London hat und wenn sie mal Familie oder Freunde besuchen will, dann reist sie halt mal für ein paar Tage ein. Klar, sie muß die Tage am Ende im Blick halten, daß sie am Ende wieder in Deutschland steuerpflichtig wird, aber das bekommt man schon hin, wenn man nicht gerade Boris Becker heißt.

Hast Du Dir das denn mal angeschaut? Angesichts der Formulierung bzw. der impliziten Aussage, habe ich daran ernsthafte Zweifel. Oder anders: wie viel höher als die Dividende sollten denn die F&E-Aufwendungen Deiner Ansicht nach sein? 10%, 50%?

Geld, das dem Staat aber nicht gehört:

Das ist ein schöner Schuldenhaufen und irgendwann muss der auch mal bedient werden, wenn es blöd kommt mit neuen Krediten zu deutlich höheren Zinsen als es jetzt der Fall ist. Es ist völlig kurzsichtig und imho auch verantwortungslos, die jetzigen niedrigen Zinsen als Argument herzunehmen, dass der Staat deswegen ja eh keine weiteren Einnahmequellen braucht. In den letzten Jahren konnte der Staat jeweils ein sattes Plus verzeichnen:

Und wenn man dem IWF glauben darf, dann hält dieser Trend auch noch an:

Gerade jetzt ist eine weitere Steuer leichter zu verkraften, die man dann zu ein späteren Zeitpunkt bei Bedarf auch wieder reduzieren bzw. abschaffen könnte. An der Stelle auch wieder meine Frage, wann der Staat deiner Meinung nach sonst Steuern erhöhen/einführen sollte.

Wie viel (hunderte) Millionen Euro könnte Frau Klatten jetzt schon sparen, wenn sie ihren Wohnsitz nach Vaduz oder London verlegen würde? Alleine von BMW hat sie dieses Jahr fast eine halbe Mrd. € als Dividende erhalten.

Oh, ich bin der erste in der Reihe, wenn es darum geht, Schulden zu reduzieren, aber dann wäre es vielleicht auch mal ganz gut, an die Ausgaben zu denken. Nur weil der Staat (vermeintlich) unbegrenzt Mittel generieren kann, ist das ja nicht der Ansatzpunkt, den man z.B. von seiner privaten Finanzplanung her kennt. Um 20 Mrd. übersteigt das, was man schon im Koalitionsvertrag an Mehrausgaben vereinbart hat, ab 2021 den geplanten Haushalt und da ist die Grundrente noch gar nicht drin. Und daß es der SPD nicht um Schuldenabbau geht, ist ja spätestens seit dem Parteitag von neulich klar („Abschaffung der Schuldenbremse“).

Das ist genau das Problem, mit der sozialdemokratischen Auslegung der keyensianischen Wirtschaftspolitik: ausgeben, wenn die Zeiten schlecht sind, klappt immer, aber das Einsparen in guten Zeiten hat noch nie funktioniert (auch unter der CDU nicht, um das gleich klarzustellen). Aber das nun praktizierte Konzept, in guten Zeiten höhere Ausgaben für die Zukunft (ganz gleich, ob diese in guten oder schlechten Zeiten stattfindet) zu beschließen, ist wirklich der Gipfel - so schien es. Nun stellt die SPD ein Höckerchen neben das Gipfelkreuz, stellt sich drauf und erklärt, daß der Weg zum Heil aus noch mehr Schulden, noch mehr Steuern und noch mehr Ausgaben besteht.

Ich bin also mitnichten für mehr Schulden, aber ich bin auch nicht für mehr Steuern und erst recht nicht für Mehrausgaben. Hätte man sich im Koalitionsvertrag einfach mal zurückgehalten, dann wären dieses Jahr etliche Milliarden zur ungeplanten Schuldenrückführung dagewesen. Wobei, wie erwähnt, ein Großteil der Belastungen des Haushaltes aus dem Koalitionsvertrag erst in den nächsten Jahren kommt.

Was ja nicht zuletzt auch politisch unklug ist. Anfang 2021 hat ein Teil der Leute ein paar Euro fuffzig dank reduziertem Solidaritätszuschlag mehr in der Tasche. Das muß man überhaupt erst einmal merken und so blöd, davon auszugehen, daß diese Entlastung die Leute bis zum Wahltermin beseelt und die das Kreuzchen bei den brillant arbeitenden Koalitionären machen, kann eigentlich nicht einmal ein Politiker sein.

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Das ist doch nichts weiter als billiger Populismus. Im Schnitt verdient man in D mit Vollzeit 3880€ Brutto und da macht das schon mal über 400€ aus. In Summe entgehen dem Staat dadurch 11 Mrd. €. Das ist 2 Mrd. weniger, als die geplante Vermögenssteuer ausmachen würde. Nur in dem einen Fall tust du so, als wäre das gar nicht der Rede wert und im anderen, als würde die deutsche Wirtschaft daran zugrunde gehen…

Ich wage zu behaupten, dass die unteren 50% 100€ mehr in der Tasche deutlicher spüren, als die oberen 5% 100.000€ weniger.

Ja, im Jahr. Im Jahr! Das macht einen Euro am Tag. Welchen Wahnsinnsluxus, welchen Nachfrageschub, welche allgemeine Begeisterung erwartest Du denn durch diese Entlastung?

Es wird wohl an mir liegen, daß ich die sachliche Argumentation in den Zeilen nicht zu erkennen vermag. Wahrscheinlich liegt es auch an mir, daß ich meinen Standpunkt (wobei es ja nicht nur meiner ist), (zumindest an Dich) nicht vermitteln kann, aber das ist ja nun nichts, was ich gesagt oder geschrieben hätte. Der puren Freundlichkeit halber verliere ich natürlich trotzdem ein paar Worte hinsichtlich dieses… ach egal. Bitte sehr:

Ich wechsle die Ebenen - also zwischen Privathaushalt und Bundeshaushalt. Der Privathaushalt wird den einen Euro am Tag gewiß nachfragewirksam verprassen, während natürlich die paar weggezogenen Milliardäre nicht ins Gewicht fallen. Beim Bundeshaushalt geht’s ums Prinzip, um die Logik, ums große Ganze. Ich bin natürlich leider fachlich ein bißchen vorbelastet, aber so globalgalaktisch sind sich die Leute in Deutschland schon einig, daß sie besser wissen, was mit der Kohle anzufangen ist, als der Staat. Bei der Kohle anderer Leute siehts natürlich - je nach politischer Einstellung - ein bißchen anders aus.

Es gab Zeiten, da war sich die Politik einig, daß man in guten Zeiten den Leuten mehr von ihrem Einkommen läßt und die Steuern senkt oder zumindest nicht erhöht. Das war natürlich damals unter Kohl, an dem man heute nichts mehr gutes lassen will und darf und natürlich auch unter Schröder, an dem man heute auch nichts mehr gutes lassen will und darf. Interessanterweise - so würden es natürlich nur die Wirtschaftswissenschaftler unter uns nennen - hat sich in den Zeiten, in denen weniger umverteilt und den Leuten mehr von ihrem Geld gelassen wurde, die Gesamtsituation eher verbessert und eben nicht verschlechtert. Das ist natürlich alles böse Emperie usw. Deswegen:

Mein Gott, dann sag doch einfach, daß Du aus politisch-ideologischen Gründen den reichen Leuten ans Geld willst. Ist doch völlig in Ordnung und damit teilst Du in Deutschland auch die Einschätzung von rd. 20-25% der Bevölkerung, aber tu doch bitte nicht so, als sei das, was Du hier von Dir gibst, auch nur ansatzweise volkswirtschaftlich fundiert.

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400 € sind deutlich mehr als ‚ein paar Euro fuffzig‘ und um Luxus ging es hier gar nicht. Schon ein paar hundert Euro mehr können in bestimmten Bevölkerungsschichten einen großen Unterschied machen, auch bzw. besonders wenn es nicht um Luxus geht. Aber klar, man kann sich darüber auch einfach lustig machen.

Ich hab hier lediglich deine eigene Logik (‚das merken die gar nicht‘) angewendet. Wenn dir das jetzt plötzlich merkwürdig vorkommt, solltest du deinen Standpunkt vielleicht doch mal überdenken.

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Um mal meine Sichtweise hinzuzufügen: laut Statistik liegt mein Bruttogehalt in D im oberen Viertel. Ich lebe in Trennung, habe zwei studierende Kinder, denen ich unterhaltspflichtig bin und denen ich freiwillig mehr zahle, weil der Mindestunterhalt nur für Wasser und Brot reichen würde. Außerdem habe ich eine nicht abbezahlte Immobilie vorzuweisen und zweige Geld für private Altersvorsorge ab.

Ich bin weit davon entfernt, zu verhungern, aber kann dir versichern, dass die Aussicht, voraussichtlich 400 € im Jahr für privaten Konsum zusätzlich zu haben, bei mir

hervorruft.

Ich bin nicht die Allgemeinheit, und meine 400 € werden die deutsche Wirtschaft nicht beflügeln - ich wollte nur mal mitteilen, dass es real existierende Personen gibt, für die das keine geringgeschätzten „paar Euro fuffzig“ sind.
Danke für’s Lesen.

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Was für eine Wahnsinnsaussage.
Die oberen 5% beginnen bei einem Vermögen noch deutlich unterhalb der Millionengrenze, d.h. schon im Bereich „bescheidene selbstgenutzte Immobilie in einer größeren Stadt in Oberbayern“.
Da ist deine Aussage eine vom Niveau „Tante Susi das Häuschen wegnehmen“.

Wenn du über die sprechen willst, denen 100.000 tatsächlich nicht groß weh tun, dann musst du halt wirklich ins oberste Perzentil oder Semiperzentil gehen.

Übrigens: schon zur Kenntnis genommen, dass deine Aussage die Logik von C. „spiegeln“ sollte, aber du hast es schon oben mit der Differenzierung zwischen 10%, 5%, 1% verblüffend ungenau genommen, obwohl da in puncto Vermögenshöhe Welten dazwischen liegen.

Gruß
F.

Äh, nein, das war nicht meine Logik; der Satz, auf den Du Dich beziehst, ging nämlich weiter.

Und weil das bei Dir fast immer so abläuft, wenn man nicht Deiner Meinung ist (d.h. Du unterschlägst Argumente bzw. Teile davon, versuchst, dem anderen Positionen oder Gedanken unterzuschieben usw.), hast Du es nun als zweiter auf die Ignorierliste geschafft. Respekt!

Ich schrieb „allgemeine Begeisterung“. Daß das bei einigen Begeisterung auslöst, bestreite ich nicht, aber es löst nicht allgemeine Begeisterung aus und zwar aus verschiedenen Gründen. Und daß Dir Anfang oder Ende Januar 2021 auffällt, daß Du 30 oder 40 Euro monatlich mehr hast, bezweifle ich auch. Dafür ändern sich Lebensgewohnheiten viel zu oft - mal schnell, mal schleichend (so reicht schon ein Vollbad in der Woche und eine halbe Flasche Saft am Tag um den Vorteil wieder aufzufressen).

Außerdem haben sich bis dahin Beitragssätze und Bemessungsgrenzen genauso geändert wie Preise für Ge- und Verbrauchsgüter, Strom, Verkehr, Telekommunikation. Allgemeine Begeisterung hätte es ausgelöst, den Soli komplett zum nächsten 1.1. abzuschaffen. Dann hätte jeder Koalitionsvertrag, Entscheidung und Effekt unmittelbar übereinander gebracht. So war das ganze vor einem Jahr ein Thema, bei dem zunächst keiner wußte, inwieweit er davon profitiert.

Fast ein Jahr später gab es ein Gesetzentwurf und Berichterstattung darüber und man mußte bei entsprechendem Einkommen schon sehr gründlich suchen, um zu wissen, ob man entlastet wird bzw. um wieviel und der tatsächliche Effekt tritt dann erst in über einem Jahr ein. So gewinnt man weder Wahlen noch Wählervertrauen zurück. Zumal sich die Regierung bis zum Effekt schon zig andere Klopper wieder geleistet haben wird.

Gruß
C.

Das war eine nicht ernst gemeinte, sarkastische Replik auf c_punkts Behauptung. Ich hätte besser mit einem ‚Dann…‘ einleiten sollen, ich dachte aber nicht, dass jemand diese sinnfreie Aussage Ernst nimmt. :wink:

Tatsächlich?

Nach deinem Satz kommt ein ‚und‘ mit einem zweiten Hauptsatz. Wie jeder sehen kann, relativiert aber kein einziges Wort nach dem ‚und‘ deine erste Aussage. Außerdem hast du bei deiner Antwort an @KeinesHerrenKnecht deine Zweifel wiederholt, dass ihm eine solche Erhöhung auffallen würde.

Weiters möchte ich dich darauf hinweisen, dass du selber hier in diesem Thread einen Satz von mir nur teilweise zitiert hast. Aber vermutlich ist es was ganz anderes, wenn du das machst…

Tatsächlich ist es doch so, dass du hier genau das getan hast, was du vor kurzem @Desperado vorgeworfen hast. Du hast dir irgendwelche Zahlen ausgedacht, die deinen Standpunkt unterstützen sollen. Deine „paar Euro fuffzig“ entbehren jeglicher Grundlage und wenn du es nicht verkraftest, dass man dir falsche Zahlen nicht durchgehen lässt, ist das wohl eher dein Problem.

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Welcher Staat zahlt seine Schulden zurück? Das ist eine absolute Ausnahme in der Geschichte. Meist wird sowas über die Inflationsrate oder Schuldenschnitte geregelt.

Eine Vermögenssteuer die Privatpersonen und keine Unternehmen trifft wird wohl in der Praxis kaum jemand bezahlen weil jeder sein Geld in ein Unternehmen investieren kann.

Sinnvoller fände ich, wenn die Einkommenssteuer auch wirklich von allen zu zahlen wäre (und zwar in dem Land, in dem der Umsatz gemacht wird) und man Steuerparadiese trockenlegt.

Sich mit der Inflationsrate zu spielen ist mit dem Euro ein bisserl schwierig geworden und wenn du von einem Schuldenschnitt schreibst, denkst du da eher an Griechenland oder Argentinien? Zeig mir ein Land, das seine Schulden nicht bedient und ich zeig dir eines, das ziemlich ernste Probleme hat.

Was aber doch wiederum der Wirtschaft nutzt, oder?

Das wäre natürlich sinnvoller, aber das kann Deutschland im Alleingang eben nicht umsetzen.

Da alle Eurostaaten überschuldet sind wird früher oder später auch ein masssives Gelddrucken durch die EZB stattfinden was sich langfristig auch in einer hohen Inflation zeigen wird. In einigen Bereichen wie den Immobilienpreisen hat man die ja jetzt bereits.

Man kann davon ausgehen, dass Reiche ihr Geld sowieso investieren anstatt es unterm Kopfkissen aufzubewahren. Bei einer nennenswerten Vermögenssteuer würde es eben nur anders investiert werden um die Steuer zu umgehen.

Wieso soll Deutschland im Alleingang keine Steuer erheben können die von allen Bürgern zu zahlen ist? Die USA schaffen es auch. Dort ist jeder US-Amerikaner steuerpflichtig, auch wenn er seinen Wohnsitz im Ausland hat.

Eigentlich ist die Freizügigkeit (Personen, Arbeitnehmer, Kapital), die wie in Europa haben, ziemlich cool. Durch die europäische Integration haben wir eine sehr lange Phase des Friedens und des Wohlstands in Europa gewonnen. Jetzt plötzlich wieder alles zurückzudrehen, weil man ein paar Euro Steuern gewinnen oder weil man in der Neiddebatte bei den Wählern punkten will? Mich überzeugt das nicht.

Moin auch,

ich gebe zu, dass ich gegen eine Vermögenssteuer bin, auch wenn ich davon, je nach Ausgestaltung, sicherlich nicht betroffen wäre. Ich finde es nicht in Ordnung, auf Eigentum, dass aus versteuertem Einkommen erworben wurde, wieder Steuern zu zahlen, wobei u.U. Teile dieses Eigentums verkauft werden müssten, um die Steuern bezahlen zu können. Dann sollte eher die Einkommensteuer angepasst werden und, vor allem anderen, Steuerschlupflöcher geschlossen werden.

Mein Senf

Ralph

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Perfekt formuliert!

Gruß
F.

Und wieso soll der Frieden und Wohlstand ausgerechnet mit der Freizügigkeit von Kapital zusammenhängen?

Als wir das mit der europäischen Integration noch nicht hatten, haben sich die europäischen Länder gerne und ständig bekriegt, regelmäßig waren Millionen von Toten zu beklagen. Nachdem wir das hatten, hat das mit dem gegenseitig Bekriegen irgendwie aufgehört.

Jetzt kann man natürlich Rosinenpickerei versuchen (Freizügigkeit grundsätzlich ja, aber nicht für Leute mit Geld, die bekommen Fußfesseln), aber dann bringt man das System zum Wackeln.