Hallo Plem,
das hat mit Traumata erst mal wenig zu tun. Wenn man aber erst mal mit entsprechenden Fällen zu tun hatte, wird man natürlich sensibler für gewisse Zusammenhänge.
Das Problem hinter all dem ist, dass es leider keine sicheren Anzeichen für oder gegen (sexuelle) Gewalt gibt. Fast immer sind potentielle Anzeichen unspezifisch und können - leider! - sowohl ein echtes Indiz, als auch völlig harmlos sein.
Ein weiterer Punkt ist, dass keine Frau zunächst daran glaubt, dass der geliebte Mann an ihrer Seite ihr Kind misshandelt oder missbraucht. Aus diesem Grund übersehen nicht wenige Mütter mögliche Zusammenhänge, weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Ich habe leider oft erlebt, dass Mütter bis zuletzt Augen und Ohren verschlossen haben. Nicht ohne Grund ist die Zahl der sexuellen Übergriffe gegenüber Kinder in den Familien so hoch.
In diesem Zusammenhang muss es erlaubt sein, zumindest einen Hinweis auf mögliche Gefahren von außen geben zu dürfen - auch wenn diese glücklicherweise nicht immer bestehen. Wichtig finde ich allerdings, auch dabei sensibel vorzugehen und das Ganze nicht als Tatsache in den Raum zu stellen. Ein Gedankenanstoß reicht.
Mußt du eigentlich bei jedem Problem einen sexuellen Mißbrauch sehen?
Genau diese Frage stelle ich mir selbst oft, wenn ich ein Problem lese und eine Warnlampe bei mir angeht. Natürlich besteht eine gewisse Gefahr, sich auf eine Problematik einzuschießen, wenn man öfter damit zu tun hatte. Ich mag in diesem Zusammenhang den Satz „Wenn du Hufe hörst, denk an Pferde, nicht an Zebras“
. Er hilft mir, mein Augenmerk auch immer erst mal auf das Vordergründige zu richten.
Ohne das andere auszublenden allerdings.
Deshalb: Lass dich nicht nerven. Für manches Kind mag der eine oder andere Hinweis die Rettung bedeuten, auch wenn er für viele andere keine Relevanz hat.
Schöne Grüße,
Jule