Hai, Merrick,
Ich lass’ die vier Phasen mal weg,
Laß mal die Psychologie ganz weg und betrachte nur beobachtbares Verhalten…
aber am Anfang steht immer
der Schock. Es wird kaum etwas von der Umwelt wahrgenommen und
die Betroffenen müssen von angehörigen unterstützt werden,
damit sie nicht zusammenbrechen.
Immer? Bei jedem Individuum? In jeder Situation?
Selbst wenn man sagt, das sich NH gegenseitig um dem Kadaver
unterstützen -die Umwelt steht im Vordergrund.
Immer? Bei jedem Individuum? In jeder Situation?
Während trauernde Menschen nicht mal wahrnehmen das sie mitten
auf der Straße stehen und vielelciht gleich überfahren werden
(schon vorgekommen), sehen die NH noch Gefahren und reagieren
darauf.
Meist durch Flucht.
Ach? Immer? Bei jedem Individuum? Was ist mit Menschen, die einfach weiter funktionieren? Trauern die nicht? Was ist mit Hunden, die sich nach dem Tod ihres Herren in eine Ecke packen und auch mit Futter oder Beute nicht gelockt werden können? Trauern die doch?
Und findest Du nicht, daß es ein wenig heftig verallgemeinert, wenn Du alle nicht-Humanen in einen Topf schmeißt?
Erfindung des Menschen? Evolutinär gesehen hat Taruer
keinerlei Vorteile. Im Gegenteil, emotionale Ausbrüche waren
von je her mehr ein Nachteil. Sei es die erhöhte Lautstärke,
die Unachtsamkeit oder das Zeigen eines Schwachpunktes.
Deshalb habe ich die „Quelle“ für Trauer mit angeführt.
Enge Verbindung mit nahen Individuen hat ja durchaus evolutionäre Vorteile (man kümmert sich, wenn jemand anders Probleme hat, dafür kümmert sich jemand, wenn man selbst Probleme hat) - je enger die Verwandtschaft zwischen den Kümmernden, desto höher der Vorteil. Wäre es kein Vorteil, hätte sich das ganze Prinzip des Rudels nicht durchsetzen können.
Nun denkt Tier sich ja nicht: „Hey, wenn ich nett zu meiner Schwester bin, dann ist die bestimmt auch nett zu meinen Kindern, wenn mir was passiert, also bin ich jetzt mal nett zu ihr“ - auch nicht das Tier Mensch, obwohl er es könnte. Es macht uns ein gutes Gefühl, nett zu denen zu sein, mit denen wir viel zusammen sind - denen macht es auch ein gutes Gefühl, wenn man zu ihnen nett ist - auf gute Gefühle steht jeder, also will man mehr. Das ist keine Überlegung, sondern unser Instinkt, ein Instinkt, der dafür sorgt, daß wir mit unserem Rudel zusammenbleiben, brav teilen (auf das mit uns geteilt werde), uns brav kümmern (auf das um uns gekümmert werde) und und und - Gefühl ist die eingebaute Belohnung, das Steuerungssystem für den Zusammenhalt.
Nun ist es aber nicht sinnvoll, alles und jeden zu unterstützen (Affe zieht verwaistes Kind eines engen Verwandten auf - gut, da wenigstens ein Teil der eigenen Gene in die nächste Generation gerettet werden; Affe zieht verwaistes Kind einer Hyäne auf - blöd), also braucht es irgendeinen Mechanismus, der uns (auch innerhalb der eigenen Art) hilft, zu sortieren. Wir Menschen benennen diesen Mechanismus untereinander: Zuneigung, Freundschaft, Liebe und die meisten verbinden mit diesen Begriffen auch emotionale Zustände, die sie bei sich selbst wahrnehmen - ob tatsächlich auch andere (egal, ob der gleichen oder einer anderen Art) diese inneren Zustände haben, können wir nicht beurteilen. Aber die Frage bleibt: warum sollte der Zusammenhalt zwischen Individuen bei anderen Menschen anders gesteuert werden, als bei mir? Warum sollte dieser Zusammenhalt bei anderen Tieren anders gesteuert werden, als bei mir?
Trauer sehe ich dabei als Kehrseite der Medaille - wie der Entzug bei einer Sucht, nur das in diesem Fall der Zustand des süchtig-seins der erwünschte ist. Und je stärker die Bindung, desto stärker der Bruch.
Nein, wäre nicht wahrscheinlich. Aber wie gesagt, Trauer ist
nicht evolutionär bedingt.
ääähhh - sondern?
Und die Menschen früher trauerten
nicht weniger als heute.
???
Gruß
Sibylle