Hallo,
will man mich hier missverstehen? Habe das Gefühl, ich werde hier als Befürworter von strenger, hierarchischer Erziehung gesehen., was definitiv nicht der Fall ist.
Aber warum dürfen die Eltern keinen Willen haben oder
vorgaben die sie umsetzen wollen?
der Unterschied ist ganz schlicht ihre Machtposition. Außerdem
geht es in den beschriebenen Situationen keineswegs drum, dass
das Kind seine Eltern zu irgendetwas zwingen möchte, sondern
ausschließlich umgekehrt.
Da fängt das ja schon an. Die Mutter will das Kind zu nichts zwingen, sie fragt ja, was sie tun soll, das sie andere Wege geht um gewünschtes Verhalten zu erwirken. Komisch, das das anscheinend schon schlimm ist, wenn man bestimmte Dinge vom Kind möchte, wie auf Toilette zu gehen (wobei ich das hier auch sehr früh finde), sich Schuhe anzuziehen, und andere völlig alltägliche Dinge. Warum darf man die nicht verlangen? Genauso wie essen, trinken, sich benehmen? Natürlich lernen die Kinder am meisten über Vorbildfunktionen. Aber manchmal eben auch nicht.
Und nach 15 Minuten schreierei wird dieses Kind
bestimmt auf einmal ganz brav sein und mitmachen.
Warum soll ein Kind den brav sein und mitmachen? So viel
Kanonenfutter wie vor Ypern brauchen wir heutzutage nicht mehr
- übrigens war auch der Sturm auf Ypern nicht besonders
rentabel, weil dort haufenweise Einjährigfreiwillige verheizt
worden sind, die später als Fachleute und Wissenschaftler viel
mehr gebracht hätten.
Ich sollte das kennzeichnen, das das ironisch gemeint war.
Trotzphase ist ein alter Begriff.
Ja. Ungefähr so alt wie „uns hat eine Backpfeife hie und da
auch nicht geschadet“. Sogar ein über-alter-ter aus der Zeit,
als Respektlosigkeit gegenüber Kindern unangefochtene Basis
jeder „Erziehung“ war.
Halt, das wird jetzt falsch verstanden. Ich meine damit KEINESFALLS, das früher alles besser war, oder das dieser Begriff toll ist, aber es ist nur eine Bezeichung, und durch eine andere Formulierung wird diese Phase nicht anders oder besser. Aber man kennt ihn halt. (übrigens ist Trotz an sich nichts schlimmes. Man trotzt ja auch den Widerständen , dem Wetter und anderen Dingen.
Im Ernst, egal wie man es nennt, es ist trotzdem eine
anstrengende Zeit,
Ja, für alle Beteiligten. Fürs Leben beschädigt werden dabei
allerdings eher die jüngeren Beteiligten - die Eltern haben in
dieser Zeit ihren Hau schon weg.
Wieso sollten sie denn Schaden nehmen ? Sind in deinen Augen alle Eltern furchtbar ? Ich kenne genug, die das in aller Seelenruhe hinnehmen, und trotzdem aber auch mal genervt sind - heißt ja nicht, das man die Kinder prügelt, ausschimpft oder sonstwas macht.
und die Kinder müssen lernen, das nicht
immer alles möglich ist und sie alles dürfen.
Du versteckst Dich schon wieder hinter scheinbar neutralen
Formulierungen. „Nicht immer alles möglich“ klingt objektiv,
heißt aber, dass eben Eltern (Personen!) ihre Kinder
(ebenfalls Personen!) zu Dingen zwingen, die diese nicht
möchten. Genau gleiches gilt für „alles dürfen“: Wer macht
ihnen denn die Vorschriften? Fallen die vom Himmel? Werden sie
vom Berg Sinai geholt?
Hm, ich rede jetzt davon, das man zb nicht die sachen aus den regalen reißt oder andere Kinder haut, nicht auf die Strasse rennt, das Essen auf den Boden wirft, die Wände bemalt oder ähnliches. Das man zur Schule geht, nicht klaut , oder anderer Kinder Eigentum zerstört. Und natürlich hat jetzt hier jeder Argumente wie man das verhindern kann, und im Endeffekt ist das auch ein Zwang. Wer diese Vorschriften macht ? Na, wir. Als Gesellschaft. Und alle Kinder versuchen das ein oder andere in dem Alter. Und natürlich zwinge ich mein Kind dazu, das zu lassen. Nicht mit Gewalt. Aber ich bin ein Vorbild und gebe ihm klar zu verstehen was ich will und WARUM . Und wenn es sich selbst oder anderen schaden will (indem es zb auf dem Parkplatz fangen spielt) dann halte ich es fest wenn es nicht auf mich hört. Und natürlich darf es nicht alles. Wer das reglementiert ? Zb mein zur Verfügung stehendes Einkommen. Die Grünflächenordnung der Stadt. Das Strafgesetzbuch. Auch die Gesellschaft, die Menschen um einen rum.
Manche Kinder machen das gut, die kann man gut ablenken
drei Kinder und habe einen Sohn, der gut lenkbar war,
Im Sinne von, er war gut zugänglich für Erklärungen, er hat viel verstanden und wenn er mal richtig traurig und wütend war in seiner „Autonomiephase“, dann konnte man ihn ablenken, indem man eine andere Lösung anbot. Man wusste genau vorher, welche Situationen schwierig werden konnten, und sich andere Lösungen ausdenken, und man konnte ihn gut trösten. Er war schnell beruhigt.
was man vergisst: Die Kinder fühlen sich doch selbst nicht wohl in diesen phasen. Sie weinen, sind wütend, hilflos, und wissen nicht wohin mit sich selbst. Und natürlich möchte ich , das sie lernen, damit umzugehen. Und da ist halt jedes Kind verschieden. Unser großer war da halt einfacher. Das mit Kriegserfahrungen zu vergleichen finde ich schon reichlich daneben, wenn man sich zeitgleich über den Begriff Trotz schon aufregt.
Und das ist nicht Grund genug? Kopf ist natürlich schon was
ganz, ganz Schlimmes, das sehe ich ein - für künftige
Kurierfahrerinnen und Zettelverteilerinnen ist Kopf eher
hinderlich: Den muss man schon rechtzeitig auf ein lenkbares
Format zurechtstauchen, klar.
Nein, aber Erwachsene die in jeder Situation kompromisslos ihren Willen durchsetzen , und keine Rücksicht nehmen, weil man ja immer kreigt was man will und keine Grenzen kennt, das ist natürlich besser. Gut, man braucht auch Manager und Politiker.
dürfen meiner Meinung nach ihren Frust auch ausdrücken.
geht die Liberalität doch ein wenig zu weit. Kinder am Tisch
soll man sehen, aber nicht hören. Wo kämen wir denn da hin?
Übrigens: Ist „ihr Frust“ angeboren? temperaturbedingt? Folge
mangelnder Lenkbarkeit? Oder gibt es vielleicht doch Anlässe
für den Frust, die sich beeinflussen lassen?
Ihr „Frust“ ist eine Kombination aus Persönlichkeit, einer angeboren chronischen Erkrankung und einer daraus resultierenden Entwicklungsstörung- das nur am Rande.
Nebenbei besteht eine Familie nicht nur aus einer Person. Und ich schätze ihre Stärke, ihr Durchsetzungsvermögen, aber ich erwarte auch irgendwann, das man auch Rücksicht nimmt und Kompromisse eingeht, und das müssen wir als Erwachsene ihr beibringen. Aber das ist natürlich schon zuviel. Im übrigen, lassen sich eben nicht alle Anlässe für Frust beseitigen. Auch im Erwachsenenleben nicht. Ich kann es nicht beeinflussen, wenn es regnet. Ich kann ihr anbieten, was anderes zu machen, kann ihr zeigen, das regen wertvoll ist, das wir was basteln können, oder in pfützen springen können. Ihn abstellen kann ich nicht. Verhindern, das wir rausmüssen um einzukaufen auch nicht. Ich kann ihr andere Kleidung anbieten, kann ihr einen schirm geben, aber raus müßßen wir trotzdem. Nur so als Beispiel-.
lg
brenna