Hallo Daniel,
ich bin jetzt 28, kann also nicht viel von altersbedingten
Problemen erzählen.
Was ein Glück. Wäre ja auch noch was früh.
Allerdings fällt mir bei meinen Eltern und
deren Freunden (alle ca. 60 Jahre alt) ein zunehmend
altersgerechtes Verhalten auf.
Die Formulierung an sich ist ja schon merkwürdig. Wenn das Verhalten altersgerecht ist, was ist daran zu kritisieren, dass man hier schreiben muss und das mit einem „allerdings“ versieht?
Alles, was man so wahrnimmt, nimmt man mit seiner Brille wahr. Die allumfassende Wahrheit gibt es genauso wenig wie den einen, richtigen Blick auf die Dinge. Es gibt noch nicht einmal einen Blick für 30-jährige und einen für 60-jährige.
Was aber für alle Blicke gilt: Guckt man aus der Grundhaltung heraus, dass man nicht den Wahrheitsblick gepachtet hat, dann hat man die Chance, eine Situation auch mal mit dem Blick des anderen zu sehen. Wertfrei! nicht be- (oder gar ver-?) urteilend, wie das leider aus deine Zeilen ein Stück mitschwingt.
Kann das, was du verhalten nennst, nicht einfach nur das weisere Fahren sein? Das geduldigere Fahren? Das der Verkehrssituation angepasstere Fahren? Den blockierenden Rentner mit Hut kenn ich nur fremd von der Autobahn. In meinem Umfeld habe ich überwiegend Menschen im Alter 60 plus, bei denen ich mich tendenziell lieber ins Auto setze, als bei den 30, 40 jährigen. (Ausnahmen in beide Richtungen in beiden Altersgruppen gibt es)
- zunehmende Wehleidigkeit („Fenster zu, es zieht“)
Wieso Wehleidigkeit? Das ist abfällig. Das impliziert, dass es da gar nichts gibt, weshalb man betroffen sein könnte. Es gibt aber faktisch eine ganze Reihe von Beschwerden, die rechtfertigen, dass Zug schlecht ist.
- überhaupt alle Bewegungsvorgänge laufen langsamer ab
Auch das fällt eigentlich eher auf dich zurück. Genieße die Zeit, in der du keine Zipperlein hast.
Gemeinhin sind die Leute, die so ungeduldig und verständnisarm mit ihrem Umfeld umgehen, die, die später am wehleidigsten jammern…
- die Experimentierfreudigkeit sinkt
Das, was du als sinkende Experimentierfreudigkeit siehst, kann stimmen. Es kann aber auch einfach was anderes sein: So viel erlebt zu haben, dass das Bedürfnis nicht mehr besteht, das Rad so schnell zu drehen, wie man es mit 30 gedreht hat. Was ist schlimm daran?
Wenn der 30jährige dann mal sein eigenes Rad langsamer dreht und zuhört, dann kann er unter umständen feststellen, dass der 60, 70jährige Situation vielleicht sogar viel bewusster und intensiver wahrnimmt, eben weil er es langsamer angeht und nicht mehr auf so vielen Hochzeiten tanzt.
Nun die Frage:
warum ist das so?
Das ist der Lauf des Lebens. Und das ist gut so! Das Leben wäre grottenlangweilig und eintönig, wenn man jedes Lebensjahrzehnt mit der gleichen Brille auf die Dinge betrachten würde. Abgesehen davon ist es - egal ob mit 30 oder mit 60 - äußerst unvernünftig, mehr von seinem Körper abzuverlangen, als der zu geben in der Lage ist.
Das Leben ist eine schöne Angelegenheit. Mit all den Facetten, die sich im Lauf der Jahre verändern, mit einem und durch einen.
Erkennt man in diesem Alter seine eigene
Vergänglichkeit?
Das spielt zwar eine Rolle, aber in dem Zusammenhang, den du hier ansprichst, wohl eher weniger.
Wenn das stimmt, sollte man doch versuchen
möglichst viel zu erleben.
Nein. Oder Ja. Oder beides. Überlass es es doch den Menschen selbst, wie viel sie erleben möchten. Manche wollen viel erleben, manche nicht. Manche möchten viel verschiedenes erleben, andere lieber intensiver.
LG Petra
… die altersmäßig deutlich näher an dir, als an deinen Eltern liegt - das nur so nebenbei erwähnt.