Menschen ab 60 verhalten sich anders

Moin,

ich bin jetzt 28, kann also nicht viel von altersbedingten Problemen erzählen. Allerdings fällt mir bei meinen Eltern und deren Freunden (alle ca. 60 Jahre alt) ein zunehmend altersgerechtes Verhalten auf.
Beispiele wären:

  • verhaltenes Autofahren
  • zunehmende Wehleidigkeit („Fenster zu, es zieht“)
  • überhaupt alle Bewegungsvorgänge laufen langsamer ab
  • man beklagt sich gerne
  • die Experimentierfreudigkeit sinkt
    usw.

Dazu muß ich erwähnen, dass diese Punkte eher auf Männer zutreffen; Frauen scheinen in dem Alter aktiver zu werden. Außerdem sind alle Personen, die ich in dem Alter kenne, körperlich fit, finanziell abgesichert und absolut gesund, sie sollten also keine Sorgen haben.

Nun die Frage:
warum ist das so? Erkennt man in diesem Alter seine eigene Vergänglichkeit? Wenn das stimmt, sollte man doch versuchen möglichst viel zu erleben.

Danke für Antworten.

Das ist eine sehr gute Frage.
Ich weiss leider keine Antwort darauf.
Mein Dad ist 82 meine Mom 69 und meine Oma 94

Alle 3 ticken anders, sind weitgehenst finanziell abgesichert… Aber so wie die leben, lebe wir schon lange nicht mehr. Die haben eigentlich kaum etwas, was sie sich leisten, gehen nicht in Urlaub.
Und wenn ich es nur höre. Bub, ziehe dich warm an, dann geht es mir richtig auf die Nerven…
Auch laber sie immer nur um die gleichen Themen herum. Gesundheit, Krankheit und Todesanzeigen von bekannten sind ihr Highlight…
Auch sprechen sie immer von Gesundheit. Im Alter ist mal denke ich eben schon bewusster, was Gesundheit angeht. Ich bin in einem ähnlichen alter wie du und merke auch, dass es so langsam mit dem Wehwechsen anfängt und da werde ich auf vernünftiger…

Ich bin auch sehr gespannt, wie das so ist. Meine Eltern sehen auch Probleme, wo keine sind. Sie leben nicht in der IT Zeit, Interent, Handy usw. ist fern. Was für eine Welt… Kommt mir oftmals wie vom anderen Planenten vor.
Wenn ich 60 bin und dann noch fit bin, dann verreise ich erstmals und verprasse meine Kohle… Meine Eltern leben immer schön sparsam, bewusst und warten wohl darauf, dass der Tod kommt…
Ist denke ich in erster Linie alles deshalb, weil es eine andere Generation ist… Bei mir wahrscheinlich noch viel extremer als bei dir…

Moin,

ich würde mal behaupten, dass man die Vergänglichkeit schon früher erkennt, aber im späteren Alter dies sich immer deutlicher zeigt.

Ein anderer Punkt ist, dass der Körper nicht mehr so richtig mit macht. Wer schonmal so einen Anzug angezogen hat, indem man sich Älter fühlt, weiss, wovon ich rede.

Mit dem Alter ist man dann auch unteranderem vorsichtiger im Straßenverkehr und wenn man sowieso keine „großen Sorgen“ mehr hat, regt man sich gerne über Kleinigkeiten, wie einem Luftzug, auf. Das merke ich bei meinem Dad, wenn der keine Sorgen hat, macht er sich welche.

Was auch sien kann ist, dass dieser: „Ich bin alt, also muss ich mich auch so Verhalten“-Status erreicht ist, wo man sich dem typischen Verhalten älterer Leute anpasst. Mainstream schimpft sich das manchmal.

Wenn ich alt bin, will ich auf jedenfall noch was erleben und ich hoffe, dass mir der konservative: Ich bleibe lieber daheim Gedanke, nicht eintritt. Denn das beste soll ja immer zum Schluss kommen, so heisst es.

mfg,

Hanzo

Hallo Daniel,

bin zwar noch nicht 60, aber einiges kann ich schon beitragen:

  • verhaltenes Autofahren

tu ich zwar nicht, sondern ausschließlich Rad fahren. Da ich nicht mehr so gelenkig bin beim „schnellabsteigen“ und außerdem meine Knochen durchaus gefährdeter beim Fallen sind, fahre ich deutlich bedächtiger.

  • zunehmende Wehleidigkeit („Fenster zu, es zieht“)

Das ist keine Wehleidigkeit, ältere Gelenke sind anfälliger für rheumatische Beschwerden (Arthritis usw.)

  • überhaupt alle Bewegungsvorgänge laufen langsamer ab

Ja, leider.

  • man beklagt sich gerne

Das lieber nicht. Das Leben wird dadurch nicht besser.

  • die Experimentierfreudigkeit sinkt

Ja, ich habe in den vergangenen Jahren meines Lebens soviel ausprobiert (probieren müssen, alleinerziehende Mutter z.B. war ich nicht freiwillig), da greife ich doch gerne jetzt auf Bewährtes zurück.

Dazu muß ich erwähnen, dass diese Punkte eher auf Männer
zutreffen; Frauen scheinen in dem Alter aktiver zu werden.

Aktiver vielleicht, aber doch im Rahmen des Bewährten. Dass Männer eher zu Couch potatoes werden, habe ich auch schon gemerkt.

Außerdem sind alle Personen, die ich in dem Alter kenne,
körperlich fit, finanziell abgesichert und absolut gesund, sie
sollten also keine Sorgen haben.

Ich würde mal in Frage stellen, dass die alle so „absolut gesund“ sind, wie Du das bist. Glaub mir, man kann sich unter 30 nicht vorstellen (ich konnte es bis Mitte 40 nicht) dass altersbedingter Abbau ein echtes Thema sein könnte.

Nun die Frage:
warum ist das so? Erkennt man in diesem Alter seine eigene
Vergänglichkeit? Wenn das stimmt, sollte man doch versuchen
möglichst viel zu erleben.

Ach, so dramatisch sehe ich das nicht mit der Vergänglichkeit. Ich kann ja letztendlich nur für mich sprechen: Ich habe halt schon so Einiges gesehen und erlebt, da muss ich nicht mehr jeder Hype nachrennen.

Aber, wie schon geschrieben, das Gejammere kann ich auch nicht ab. Da habe ich schon zu meiner Tochter (etwa in Deinem Alter) gesagt: „Wenn ich mal so werde, dann schau bitte, dass ich möglichst unauffällig ‚entsorgt‘ werde, aber so, dass man nicht Dich belangen kann“.

Gruß, Karin

Hallo Daniel,

ich bin jetzt 28, kann also nicht viel von altersbedingten
Problemen erzählen.

Was ein Glück. Wäre ja auch noch was früh.

Allerdings fällt mir bei meinen Eltern und
deren Freunden (alle ca. 60 Jahre alt) ein zunehmend
altersgerechtes Verhalten auf.

Die Formulierung an sich ist ja schon merkwürdig. Wenn das Verhalten altersgerecht ist, was ist daran zu kritisieren, dass man hier schreiben muss und das mit einem „allerdings“ versieht?

Alles, was man so wahrnimmt, nimmt man mit seiner Brille wahr. Die allumfassende Wahrheit gibt es genauso wenig wie den einen, richtigen Blick auf die Dinge. Es gibt noch nicht einmal einen Blick für 30-jährige und einen für 60-jährige.

Was aber für alle Blicke gilt: Guckt man aus der Grundhaltung heraus, dass man nicht den Wahrheitsblick gepachtet hat, dann hat man die Chance, eine Situation auch mal mit dem Blick des anderen zu sehen. Wertfrei! nicht be- (oder gar ver-?) urteilend, wie das leider aus deine Zeilen ein Stück mitschwingt.

  • verhaltenes Autofahren

Kann das, was du verhalten nennst, nicht einfach nur das weisere Fahren sein? Das geduldigere Fahren? Das der Verkehrssituation angepasstere Fahren? Den blockierenden Rentner mit Hut kenn ich nur fremd von der Autobahn. In meinem Umfeld habe ich überwiegend Menschen im Alter 60 plus, bei denen ich mich tendenziell lieber ins Auto setze, als bei den 30, 40 jährigen. (Ausnahmen in beide Richtungen in beiden Altersgruppen gibt es)

  • zunehmende Wehleidigkeit („Fenster zu, es zieht“)

Wieso Wehleidigkeit? Das ist abfällig. Das impliziert, dass es da gar nichts gibt, weshalb man betroffen sein könnte. Es gibt aber faktisch eine ganze Reihe von Beschwerden, die rechtfertigen, dass Zug schlecht ist.

  • überhaupt alle Bewegungsvorgänge laufen langsamer ab

Auch das fällt eigentlich eher auf dich zurück. Genieße die Zeit, in der du keine Zipperlein hast.

  • man beklagt sich gerne

Gemeinhin sind die Leute, die so ungeduldig und verständnisarm mit ihrem Umfeld umgehen, die, die später am wehleidigsten jammern…

  • die Experimentierfreudigkeit sinkt

Das, was du als sinkende Experimentierfreudigkeit siehst, kann stimmen. Es kann aber auch einfach was anderes sein: So viel erlebt zu haben, dass das Bedürfnis nicht mehr besteht, das Rad so schnell zu drehen, wie man es mit 30 gedreht hat. Was ist schlimm daran?

Wenn der 30jährige dann mal sein eigenes Rad langsamer dreht und zuhört, dann kann er unter umständen feststellen, dass der 60, 70jährige Situation vielleicht sogar viel bewusster und intensiver wahrnimmt, eben weil er es langsamer angeht und nicht mehr auf so vielen Hochzeiten tanzt.

Nun die Frage:
warum ist das so?

Das ist der Lauf des Lebens. Und das ist gut so! Das Leben wäre grottenlangweilig und eintönig, wenn man jedes Lebensjahrzehnt mit der gleichen Brille auf die Dinge betrachten würde. Abgesehen davon ist es - egal ob mit 30 oder mit 60 - äußerst unvernünftig, mehr von seinem Körper abzuverlangen, als der zu geben in der Lage ist.

Das Leben ist eine schöne Angelegenheit. Mit all den Facetten, die sich im Lauf der Jahre verändern, mit einem und durch einen.

Erkennt man in diesem Alter seine eigene
Vergänglichkeit?

Das spielt zwar eine Rolle, aber in dem Zusammenhang, den du hier ansprichst, wohl eher weniger.

Wenn das stimmt, sollte man doch versuchen
möglichst viel zu erleben.

Nein. Oder Ja. Oder beides. Überlass es es doch den Menschen selbst, wie viel sie erleben möchten. Manche wollen viel erleben, manche nicht. Manche möchten viel verschiedenes erleben, andere lieber intensiver.

LG Petra

… die altersmäßig deutlich näher an dir, als an deinen Eltern liegt - das nur so nebenbei erwähnt.

Hallo,

Du hast ja schon einige gute Antworten bekommen. Ich bin auch schon knapp ueber 40 und kann auch schon anfangen, dies etwas zu beschreiben.

Thema Sport+Bewegung: Früher habe ich recht viel gemacht: Schlittschuh, Rollerblader, Kampfsport, … In den letzten Jahren habe ich dann mit kampfsport aufgehört und die anderen beiden mache ich wesentlich gemächlicher. Warum?
Ganz einfach: wenn ich früher auf das Knie oder den Ellenbogen gefalen bin, hat das vielleicht 2-3 Tage bei Berührung leicht weh getan und dann war’s vorbei. Inzwischen dauert das Wochen, entzündet sich zwischenzeitlich und wenn man Pech hat, behält man ein angeknackstes Knie oder sonstiges Gelenk auf Lebenszeiten zurück.

Dieses Bewusstsein, dass nicht mehr alles so schnell und problemlos heilt wie früher, kommt dann ganz automatisch und tut seine Wirkung.

Eine Sehnenscheidenentzündung und man merkt, wie schlimm Schmerzen einem zusetzen können. Wenn man’s noch nie hatte denkt man: na gut, das Handgelenk tut halt weh, wenn man die Finger krümmt, dann krümmt man sie halt nicht. Aber tatsächlich tut es so gemein weh, dass man fast gar nichts mehr machen kann: nichts greifen, nichts halten, sich kaum anziehen, etc. Rheuma muss ähnlich sein (nur vielleicht noch schlimmer) und wenn einem dann jemand sagt: ein falscher Luftzug und Du bist wieder für eine Woche mit Rheuma stillgelegt, dann ist mir völlig klar, dass man alles tut, um dies zu vermeiden.

In diesem Stadium fängt man auch an, Rempler und Radfahrer auf den Gehwegen rücksichtslos zu finden. Ich hatte das schon kapiert, als ich erstmalig mit einem verstauchten Fuss unterwegs war und weder schnell jemandem ausweichen konnte, noch das Gewicht auf den verstauchten Fuss bekommen durfte, weil jeder falsche Schritt so gemein weh tat, dass eine Strecke von 100 m schon fast unüberwindlich war.

Und so geht das halt weiter. Meine Schwiegereltern trauen sich bei dem Glatteis schon kaum noch aus dem Haus. Die Knochen brechen bei älteren Menschen ja bei Stürzen viel schneller und der Heilungsprozess dauert ewig. Ein Beinbruch und sie liegen ein halbes Jahr im Krankenhaus. Ausserdem rechnen die U-70er allmählich damit, nicht mehr so sehr viele Jahre zu leben, die sagen dann irgendwann bei jedem Urlaub, jedem Fest „wer weiss, ob wir das nächstes Jahr noch können“. Dann kann ein halbes Jahr im Krankenaus vielleicht die Hälfte der noch verbleibenden Zeit sein.

Was mir allerdings auch auffällt ist, dass die Ü70er und älter sich oft nicht gut ausdrücken. Ich kann mich täuschen, aber es kommt mir so vor, als hätte die 68er-Bewegung u.a. auch erst eine Sprachkultur hervorgebracht, in der man sich Dinge anschaulich beschreibt. Ansonsten würde ich Dir raten, Deine (Groß?-)Eltern einfach zu fragen (wenn sie z.B. bei Luftzug zurückschrecken): „Wovor genau habt Ihr Angst?“ Ich kenne es aber schon von meinen, dass dann eher die Antwort kommt „Warte nur, bis Du so alt bist.“ oder: „Das versteht Ihr noch nicht!“

Von daher: schön, dass Du hier fragst.

Mit velen Grüssen, Walkuerax

Hi Walkuerax,

ganz gut beschrieben :smile: Nur das:

Was mir allerdings auch auffällt ist, dass die Ü70er und älter
sich oft nicht gut ausdrücken. Ich kann mich täuschen, aber es
kommt mir so vor, als hätte die 68er-Bewegung u.a. auch erst
eine Sprachkultur hervorgebracht, in der man sich Dinge
anschaulich beschreibt.

verstehe ich nicht. Kannst Du mir ein Beispiel nennen? Sprachkultur ist mir sehr wichtig aber ich komme beim besten Willen nicht drauf, was Du meinst!

Gruß,
Anja

Etwas OT Frage
Hallo Walkuerax,

In diesem Stadium fängt man auch an, Rempler und Radfahrer auf
den Gehwegen rücksichtslos zu finden.

warum eigentlich keine Falschparker, die einen zu Umwegen zwingen, ganz egal ob auf dem Geh- oder Radweg?

Gruß, Karin

Naja das finde ich aus, dass sich teilweise nicht gut ausgedrückt wird. Allerdings nur diesbezüglich. Wenn ich meine Eltern frage, wovor sie denn Angst haben, dann meinen Sie auch, ach was weisst du denn, werde erstmals alt… Ich würde gerne Argumente hören, wieso man sich immer Hausschuhe, ne warme Jacke usw. anziehen sollte…
Besonders meine Oma mit 94 jahren meinte dann immer ganz empöhrt… Warte mal, wenn du so alt wie ich bist, denkst du auch so. Aber wieso sie so denkt, ist sie nicht in der Lage mir dies zu erläutern…

In diesem Stadium fängt man auch an, Rempler und Radfahrer auf
den Gehwegen rücksichtslos zu finden.

warum eigentlich keine Falschparker, die einen zu Umwegen
zwingen, ganz egal ob auf dem Geh- oder Radweg?

Nunja, Karin - nur weil Du das Fahrrad zu Deinem Lebensmittelpunkt gemacht hast, musst Du das ja auch das Selbe nicht von jedem erwarten, oder?

Tatsache ist, dass immer alles an Handeln auf den Schwächsten ausgerichtet sein sollte… und im Falle von Gehwegen etc. haben nunmal Fußgänger und selbst ihre Köter Vorrang.

Gruß,

Anja

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Jetzt wollt ich es wissen und habe gezielt nochmals meine Oma gefragt, wieso sie immer sagt " Bub, zieh die die Schuh an, Zieh dich warm an, ist kalt draußen usw.)

Ich habe sie gefragt, vor was sie Angst habe & wieso sie das immer sage…
Letztendlich konnte sie mir keine Antwort geben, sie hatte halt immer nur von ihrer Vangenheit erzählt, was sie für Schmerzen hatte usw… Wobei so schlimm geht es ihr auch nicht & ich habe sie selten aktiv jammern gehört, dass ihr etwas wehtut! Und das mit 94 Jahren, mit 2 künstlichen Hüftgelenken, 2 Mal Brustkrebs!
Da jammere ich schon viel ehr, obwohl ich weniger als 1/3 ihres Lebensalters auf dem Buckel habe …

Hallo,

Ich habe ganz unten in meinem Posting ein Beispiel genannt und „Wissensdurstiger“ hat es nochmal näher ausgeführt. Genau das meinte ich.

Mit vielen Grüssen, Walkuerax

Hallo,

warum eigentlich keine Falschparker, die einen zu Umwegen
zwingen, ganz egal ob auf dem Geh- oder Radweg?

Naja, dass jemand so parkt, dass man als Fussgänger den Gehweg gar nicht mehr benutzen kann, kommt doch nicht so oft vor, als dass ich dies in 1. Linie mit meinem verstauchten Fuss verbinden würde. Außerdem wäre es zwar lästig, aber doch nicht so schmerzhaft wie ein Gerempelt-Werden oder ein Auf-dem-falschen-Fuss-zur-Seite-springen. Und die markanten Erlebnisse sind nun mal die ersten, die einem in den Sinn kommen.

Mit vielen Grüssen,
Walkuerax

Hallo, Walkürax,
das Statement in der Titelzeile stimmt schon.
Ich selbst bin 68 und lebe im Haushalt mit meinen Schwiegereltern zusammen.
selbst da liegen Welten zwischen den Ansichten.

Man sollte nicht vergessen, dass Veränderungen in den letzten 20-30 Jahren eingetreten sind, die nicht so einfach von denen übernommen werden, die sie als junge Menschen nicht kennengelernt haben.

Man versetze sich in die Welt von 1975. Ein heute 80jähriger war damals ein höchst aktiver 35jähriger, aber das modernste elektronische Teil in seinem Haus war ein Farbfernseher mit drei Programmen, den es damals gerade erst 7 Jahre lang gab. Telefone waren gerade erst mal nicht mehr nur schwarz, sondern grün oder beige oder gar - shocking! - rot.

Alles andere kam erst nachher, und die neuen Techniken - PC, Mobiltelefon - bedürfen einer gewissen Lernkurve, die man eben mit 50 oder 60 nicht mehr ohne weiteres nehmen kann oder will. Außerdem ist nicht jeder gleich technik-affin.

Meine Schwiegermutter(84) würde nie eine Spülmaschine benutzen, Mikrowelle ist eine Höllenmaschine und mit dem teuflischen Ding Treppenlift wird sie wohl erst dann fahren, wenn sie die Treppe nicht mehr mit Verschnaufpausen auf jeder Stufe schafft. Opa hingegen, 2 Jahr älter, hat mit dem Ding kein Problem und fährt mit Begeisterung (es geht ihm nur etwas zu langsam :smile:

Hätte ich selbst nicht seit meiner Jugend mit technischer Kommunikation zu tun gehabt, wäre mir der Einstieg auf PC und Mobilfone sicher auch schwerer gefallen (und ich gebe freimütig zu, dass ich den Videorekorder nicht bedienen kann. Wozu auch - ich sehe nicht fern - und eine SMS habe ich bisher auch noch nie geschrieben.)

Gruß
Eckard

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Technik
Hallo Eckhardt,

Ja, ich weiss. Technik ist noch einmal ein spezielles Problem, wobei ich inzwischen ganz geschickt bin, meinen Eltern zu zeigen, wie z.B. ihr Handy funktioniert (wenigstens die wichtigsten Funktionen). Mir ist auch völlig klar, dass Menüführung, anklicken oder die „simple“ Tatsache, dass ihr Handy sie die ganze Zeit irgendetwas fragt und sie durch Tastendruck (ohe zu wollen) mit ja oder nein antworten, gewöhnungsbedürftig ist. Ganze Denkstrukturen und Bewegungsabläufe muss man sich da neu aneignen, um durch die Menüführung zu kommen.

Außerdem sind ältere Leute meist nicht so stark visuell orientiert, vermutlich weil es früher gar nicht so viele visuelle Reize gab. Wenn auf dem Bildschirm dann fenster aufgehen oder eine Frage aufblinkt, wird dies eher ausgeblendet, weil man dann den Überblick verliert. Das verstehe ich alles (ich bin übrigens auch nicht so ein Fan von vielen Fenstern).

Hast Du aber auch die Erfahrung gemacht, dass ältere Leute schlechter erklären? Dass man tatsächlich auf die Frage, warum das Fenster zu sein soll oder warum sie lieber drinnen sitzen, meistens nicht die Antwort bekommt „mir ist kalt“, „das könnte Rheuma, Hexenschuss, etc. auslösen“ sondern tatsächlich so ein nichtssagendes „warte mal, bis Du so alt bist“ oder „das will ich eben“. Möglicherweise setzen sie voraus, dass jeder weiss, dass Luftzug Rheuma verursacht. Auch das könnte ein problem sein, dass sie sich schlechter in ihre Zuhörer hinein versetzen können und nicht kapieren, was jetzt zu erklären wäre.

Eigentlich haben sich die Leute doch früher auch sehr viel, unterhalten, sich Briefe geschrieben. Aber ganz generell wirken mir z.B. meine Eltern in der Komunikation relativ oberflächlich. Entweder sie monologisieren oder reden kurz über Dinge, die sie gemacht haben (mit Betonung derer, die ihnen gelungen sind) aber so längere tiefergehende Gespräche vermisse ich eher.

Mit vielen Grüssen,
Walkuerax

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Hast Du aber auch die Erfahrung gemacht, dass ältere Leute
schlechter erklären?

Hallo, Walkürax,
das scheint ganz unterschiedlich zu sein.
Ich erhalte von unserem Opa sehr detaillierte Auskünfte über Fragen, die ich z.B. zur Gartenarbeit stelle. Anders aber wenn Fragen zu seinem Befinden kommen. Da kommen dann Antworten, die eher in die Kategorie „non sequitur“ fallen - also hört man dann Sachen, die die Frage, wenn überhaupt, nur entfernt beantworten, so, als seien Teile der Frage gar nicht registriert worden, als ob nur auf bestimmte Reizwörter reagiert wird. Da wird es dann schon schwierig, die Frage so zu stellen, dass man mit der Antwort etwas anfangen kann.

Überhaupt spielen Erinnerungen an schon Erlebtes eine große Rolle. Da rutscht das Gespräch schon manchmal ins Irreale ab, wird weit- und abschweifig. Aber das erlebt man ja wohl auch hier im Forum, wo auch auf ganz konkrete Fragen völlig abwegige Antworten kommen, die sich evtl. an Äußerlichkeiten aufspießen, während der Kern der Frage unbeantwortet bleibt (das mag vielleicht auch Dir jetzt im Moment so ergehen :smile:

Da hilft dann nur geduldiges Nachfragen und insistieren. Zeit und Nerven kostet es aber allemal. Meiner Meinung nach hängt das aber auch etwas am Bildungsgrad. Jemand, der sein Leben lang strukturiert zu denken gewohnt ist, wird auch im Alter daran festhalten. Aber die Vermengung von Ratio und Emotio nimmt nach meiner Beobachtung im Alter doch zunehmend zu, sodass gar nicht mehr die Worte als solche erfasst werden, sondern die Emotionen, die sie auslösen stärkere Beachtung finden.

Sorry, war vielleicht etwas weitschweifig, aber ich weiß nicht, wie ich es prägnanter ausdrücken soll.

Gruß
Eckard

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Hallo Walkuerax,

warum eigentlich keine Falschparker, die einen zu Umwegen
zwingen, ganz egal ob auf dem Geh- oder Radweg?

Naja, dass jemand so parkt, dass man als Fussgänger den Gehweg
gar nicht mehr benutzen kann, kommt doch nicht so oft vor, als
dass ich dies in 1. Linie mit meinem verstauchten Fuss
verbinden würde.

musst Du in gemütlicher Umgebung wohnen. Ich kenne da deutlich andere Verhältnisse (mitten in München). Von notwendigen Umwegen, um mal über eine (kleine) Straße zu kommen, ganz zu schweigen.

Gruß, Karin

Gruß, Karin

Hallo Anja,

Tatsache ist, dass immer alles an Handeln auf den Schwächsten
ausgerichtet sein sollte… und im Falle von Gehwegen etc.
haben nunmal Fußgänger und selbst ihre Köter Vorrang.

genau, deswegen bin ich ja auch gegen Bordsteinradwege und fahre viel lieber auf der Straße. Aber Du solltest Dich mal in geeigneter Umgebung in München umsehen, da sind Autos auf Gehwegen mindestens so behindernd wie andere Verkehrsteilnehmer, die dort nicht hingehören.

Gruß, Karin

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Hallo,

alles hat seine eigene Zeit. Selbst du wirst - auf Jüngere blickend - schon Verhaltensweisen sehen, die d u nicht mehr „haben musst“.

Für einen 10jährigen, einen 18jährigen wirst d u bereits jemand sein, der sich „nicht mehr so schnell bewegt“, mehr jammert etc.

Ganz einfach weil jeden Menschen in jedem Lebensabschnitt andere Dinge bewegen, andere Dinge im Vordergrund stehen und andere Dinge von Wichtigkeit sind.

Du erwähnst, das ältere Menschen mehr Jammern, obwohl sie z.B. gut abgesichert sind. Daraus ließe sich (sehr kühn, das gebe ich zu) schließen, das d u evtl. darüber jammerst, das am Ende des Geldes noch immer soviel Monat über ist. Mit 28 ist das durchaus oft noch eine übliche Erscheinung! :smile:

Und sich geistig wie 28 zu fühlen, aber die Knie machen leider nicht mehr mit ist eben nicht die feine Art. Da darf man schon mal ein Wort drüber verlieren.

Ob jeden Menschen um die 60 schon die „Vergänglichkeit des Lebens“ beschäftigt möchte ich jetzt einfach mal bezweifeln, insbesondere in einer Gesellschaft in der sich das Durchschnittsalter doch mittlerweile eher bei 80 Jahren tummelt und die meisten 60jährigen auch durchaus noch fit genug sind, um sich nicht schon um die Sargauswahl zu kümmern.

In 10 oder 20 Jahren werden deine Posts wahrscheinlich auch anders lauten und sich um andere Fragen drehen. Vielleicht hören wir dann auch irgendwann mal sowas: Menschen mit 30 verhalten sich anders, warum ist das so?

Gruß
Nita

Hallo,

„anders“ verhalten klingt in dem von Dir gewählten Kontext so negativ im Sinne einer Bewertung einer negativen Anweichung von einem „normalen“ Verhalten.

Ich würde es etwas anders sehen: Jeder Mensch zeigt zu jedem Alter ein für ihn und sein Alter (plus zig weitere Parameter) „normales“ Verhalten, wenn wir mal krankhafte Veränderungen der Selbstempfindung außen vor lassen. Und das ist nicht besser oder schlechter als das Verhalten eines anderen Menschen in einer anderen Situation. Wir werden eben bestimmt von unserer Lebenssituation, und es fällt uns natürlich einfacher diese als „normal“ zu bezeichnen, und alle anderen als Abweichungen hiervon zu begreifen, als diese als aus anderen Umständen heraus bestimmt ebenso normal zu empfinden.

Wenn Du heute viel von deinen Freunden erzählst und was Du mit ihnen tolles unternommen hast, dann ist dies dadurch bestimmt, dass Du Dich in einem Freundeskreis bewegst, der gesund und genau deshalb eben auch aktiv sein kann. Über die kommenden Jahre wirst Du erleben, wie mehr und mehr Freunde eben nicht mehr so aktiv sein können, weil das ein oder andere Zipperlein sie und auch Dich quälen. Dann kommt der erste Todesfall dazu, und ehe Du Dich versiehst wechseln auch deine Gesprächsthemen. Da wird dann nicht mehr von der tollen Party gestern geredet, sondern von der Party vor 20 Jahren, weil es gestern eben keine gegeben hat. Da erzählt man nicht mehr, wer gerade mit wem, sondern wer inzwischen im Krankenhaus oder auf dem Friedhof liegt, ob es gegen die ein oder andere Krankheit von der man selbst betroffen ist eine neue Therapie gibt, die einem vielleicht endlich wieder erlaubt sich schmerzfrei zu bewegen, um auch mal wieder vom Sofa runter zu kommen. Nicht weil man diese Themen so spannend findet, sondern weil die anderen Themen einfach keine aktuellen Inhalte mehr haben, und man über die Jahre auch an bestimmten Dingen einfach kein Interesse mehr hat, sie anders bewertet, … Wenn ich mir heute weibliche Teenager im Bus oder der Bahn anhören muss, die stundenlang „wer hat was über wen gesagt“ als einzigen und wichtigsten Lebensinhalt diskutieren und gleichzeitig die neuesten Erkenntnisse auch noch parallel per Handy, SMS, … verbreiten müssen, dann wird mir schon mit 40 schlecht. K.A. ob ich das mit 60 überlebe, dann Amok laufe, …

Und es macht eben schon einen Unterschied, ob es einen einfach nur etwas fröstelt, wenn das Fenster auf ist, oder ob man sich dann auf drei Tage Rückenschmerzen einstellen darf. Tja, und da kommt dann eben das Selbstempfinden der 60-jährigen daher, und empfindet es als selbstverständlich und normal, dass man dies nicht jedem 1000 Mal erklären muss, sondern dass dies schließlich jedem so einleuchtet wie dem 60-jährigen selbst.

Was die Geschichte mit der Technik angeht, so muss man natürlich unterscheiden, welche Technik wem etwas bringt, oder wo es einfach nur um ein „Mithalten“ geht. Ja, ich finde es schön mal schnell ein paar Bilder an die Verwandten per Mail zu schicken, aber ich würde es für vollkommen übertrieben halten, wenn sich die Tante mit 80 extra noch einen PC mit Internetzugang anschaffen würde, wenn ich ihr die Bilder auch per Brief schicken kann, und sie sonst keinen Bedarf für einen PC hat. Ich habe auch noch Zeiten erlebt, in denen man selbst als Selbständiger noch ohne Handy auskam, und ich lege auch heute noch zu gerne das Handy mal ins Büro und gehe ohne aus dem Haus. Warum muss also jeder ein Handy haben? Im Zweifelsfall gibt es Seniorenhandys die nur ein paar vordefinierte Zielwahltasten haben, und warum soll sich jemand in die Menüstrukturen eines modernen Multimedia-Handys einarbeiten, wenn er nur im Notfall einen Angehörigen erreichen können will?

Selbst als IT-ler stelle ich heute schon zunehmend fest, dass mich überfrachtete Geräte mit unüberlegter Bedienung nerven, und ich zunehmend agressiv werde, wenn die nicht auf Anhieb das tun, was ich will. Ich sitze heute erstmals in einem neuen Projekt an einem Telefon, das keine normale Wahlwiederholungstaste hat, und ohne zusätzliche Konfiguration keine DTMF-Töne sendet. Vor drei Wochen war ich zu Besuch in einem Krankenhaus und wollte nur mal eben schnell einer Verwandten das Telefon anmelden. Das ist ein Multifunktionsgerät mit TV, Radio, … und es hat mich mehrere Versuche gekostet mich durch die Menüs zu hangeln und fünfstellige Tastenkombinationen einzugeben. Warum man vor jedem Anruf dann 91 statt 0 wählen muss, habe ich auch nur kopfschüttelnd zur Kenntnis genommen und war einer technisch eher unterdurchschnittlich erfahrenen Frau von über 80 (die im Berufsleben noch ein einfaches analoges Wählscheiben-Telefon auf dem Schreibtisch stehen hatte) auch nicht zu vermitteln. Bei dem dicken Hals den ich schon heute in solchen Situationen bekomme, kann ich mir lebhaft vorstellen, was in älteren Menschen vorgehen muss, und das kann eigentlich nur in Agression oder Resignation münden.

Also nimm die Leute in ihrer jeweiligen Lebenssituation an wie sie sind. Sie sind nicht mehr und nicht weniger normal als Du. Sie sind es nur unter anderen Umständen.

Gruß vom Wiz