Hallo zusammen,
Verzeiht mir, dass ich ein sehr persönliches Problem hier unter einem „anonymen“ Nicknamen und nicht mit dem, unter dem ich sonst Beiträge schreibe. Sorry wegen der Sternchen, aber ich hoffe, darauf kommt es Manchen nicht so an.
Ich habe seit etwa drei Monaten eine Beziehung mit einem Mann, wir sind beide Mitte 40, sind sehr unterschiedlich, was es auch spannend macht. Ich eher chaotisch. selbständig, arbeite mal viel, mal gar nicht, eher künstlerisch-musisch orientiert, ungläubig, Nachteule. Er Naturwissenschaftler, angestellt, arbeitet sehr viel und sehr diszipliniert, spart, katholisch, Frühaufsteher.
Wir waren beide länger ohne Partner, er hat anfangs sehr um mich geworben. Die ersten Nächte mit ihm waren sehr leidenschaftlich,
er hat körperliche Nähe sehr gesucht und, mein Eindruck, auch sehr genossen genauso wie ich.
Das hat sich aber überraschend schnell gegeben. Nach nur wenigen Wochen zappt er sich abends von mir abgewandt im Bett noch eine Viertelstunde durch die Fernsehprogramme, bevor er einschläft. Wenn ich ihn darum bitte, kriege ich auch einen kurzen gute-Nacht-Kuss ab. Ankuscheln,
im Schlaf Hautkontakt suchen, geht nur von mir aus. Ich habe den Eindruck, es belästigt ihn fast, obwohl er sagt, dass er es gern hat, wenn ich noch ein wenig an ihm rumschmuse (ich merk grade, das sich das blöd anhört, aber es ist tatsächlich so, er reagiert darauf gar nicht, er erwidert nicht mit einer Geste oder Berührung, deshalb lasse ich es jetzt auch meistens.)
Sex, wenn überhaupt, Samstags , sonst keine Zärtlichkeiten. Ich muss schon beim Spazierengehen meine Hand in seine Manteltasche stopfen, wenn ich mal seine Hand anfassen möchte. Ich hab jetzt mal mehrere Tage ausprobiert, ihn gar nicht zu berühren, es fällt ihm anscheinend nicht auf. Ansonsten ist er sehr „korrekt“, ruft immer an, ist pünktlich zu Verabredungen usw. Will offenbar Anwesenheit, aber keine (körperliche) Nähe.
Irgendwie kommt mir das schon nach kurzer Zeit vor wie eine sehr, sehr olle Ehe. Ich kenne das aus meinen früheren Beziehungen nicht. Ich habe meine Partner, und ich denke sie mich auch, nach Jahren und Jahrzehnten auch in alltäglichen Situationen gerne berührt.
Er hingegen reagiert gereizt, wenn ich ihn zum Beispiel, wenn er sich morgens rasiert, kurz umarme und auf den Rücken küsse. Verspannt, knurrt irgendwas von „man sei spät dran, müsse sich beeilen…“, als würde ich stören oder ihn aufhalten damit. Ich bin dann ein wenig gekränkt, fühle mich abgelehnt, nicht gemocht, ich weiss nicht… Er sagt, ich spinne, das sei Quatsch.
Von unserer körperlichen Beziehung her, würde ich sagen, das hat sich jetzt schon. Und damit eigentlich auch die ganze Beziehung. Ich brauche niemanden zum fernsehgucken und morgendliches Angeranze eigentlich auch nicht.
Ich denke seit einiger Zeit fast jeden Morgen, was mache ich eigentlich hier, ich sollte gehen.
Er hingegen sieht unsere Beziehung wohl als gefestigt an, stellt mich in seinem Bekanntenkreis vor, macht Pläne, spricht davon, was wir im Sommer unternehmen werden usw.
Sprechen über mein Unbehagen mit ihm ist schwierig, vielleicht gehe ich es auch falsch an. Ich habe die mir fehlende Zärtlichkeit angesprochen und er hat missverstanden, ich wolle öfter Sex.
Ausserdem kann man ja schlecht sagen, dass man gerne mehr Berührungen hätte, weil mir geht es nicht um mechanisches Auf-den-Kopf-getätschelt werden. Wirkliche körperliche Zuneigung kann man sich schlecht wünschen,
wenn das Bedürfnis bei dem Anderen nicht vorhanden ist.
Deshalb hier meine Bitte um einen Rat auch von Männern, die sich vielleicht in sein Verhalten reinfühlen können.
Merci fürs lesen
Caroll