das Völkerrecht, kleine Analyse
Hallo,
Und das hat sich in der Praxis schon
erheblich bewehrt.
Mit „bewährt“ nimmst Du eine schwere Beweislast auf Dich, denn
Du müsstest ja nicht nur auf solche Fälle hinweisen, wo das
Völkerrecht (damit meine ich die Betrachtung der
internationalen Beziehungen in Rechts-Kategorien)
Auseinandersetzungen verhindert hat, sondern auch, wo es damit
gescheitert ist, und vielleicht sogar, wo es Auslöser von
Auseinandersetzungen war.
gäbe es das Völkerrecht nicht, das ja u.a. die Souveränität und das Existenzrecht jedes Staates festschreibt, könnte jeder Staat jedes andere angreifen, ohne Repressalien o.ä. befürchten zu müssen.
Unbestrittenermaßen gab und gibt es Kriege, obwohl es das Völkerrecht gibt. Erste Frage: Was passierte in den letzten gut 50 Jahren, wenn ein Staat einen anderen angegriffen hat (Bürgerkriege außen vorgelassen)?
Ohne Anspruch auf Vollstänigkeit fallen mir folgende größeren Vorfälle ein:
Korea
Naher Osten (diverse)
Grenada, Panama
Falkland-Inseln
Golfkrieg 1
Golfkrieg 2
Golfkrieg 3
Tschetschenien
Sollte ich etwas ausgelassen habe, das jemand für relevant hält, bitte ergänzen.
Was passierte:
Korea–>UN-Truppen unter Führung der USA stellten den vorherigen Status Quo wieder her
Naher Osten–>Israel behauptete sich nicht zuletzt aufgrund erheblicher Unterstützung der USA und konnte sein Territorium erheblich ausdehnen
Grenada, Panama --> Die USA taten, was sie für richtig hielten, ausländische Reaktionen gab es nicht.
Falkland-Inseln–> Die Briten kamen gut allein zurecht.
Goilfkrieg 1–> Keine Reaktion der UNO, alle anderen Unterstützen inoffiziell den Kandidaten der eigenen Wahl.
Golfkrieg 2–>UN-Truppen unter Führung der USA stellten den vorherigen Zustand wieder her.
Golfkrieg 3–>Die USA taten, was sie für richtig hielten, ausländische Reaktionen gab es nicht (zumindest nicht in militärischer Hinsicht)
Tschetschenien–> Die Russen taten, was sie für richtig hielten, ausländische Reaktionen gabe es nicht (zumindest nicht in militärischer Hinsicht).
Ergebnis: Die Supermächte taten was sie wollten und niemand hat sie daran gehindert. Das Völkerrecht hat in diesen Fällen weder genutzt noch geschadet. In zumindest zwei Fällen jedoch, wurde das angegriffene Land von den Vereinten Nationen unterstützt und letztlich befreit. Da hat das Völkerrecht genützt.
Wir halten fest: Die Kriege, die stattgefunden haben, hätten auch ohne Völkerrecht stattgefunden, hätten aber in mindestens zwei Fällen einen anderen Ausgang gefunden. Punktsieg für das Völkerrecht.
Zweite Frage: Hat das Völkerrecht Kriege verhindert? Schwer zu sagen. Die Frage, ob das tägliche Glas Orangensaft tatsächlich eine Erkältung verhindert hat, läßt sich genauso wenig beantworten.
Ich würde allerdings schon sagen, daß die Möglichkeit, daß eine größere ausländische Truppe in einen Konflikt eingreift, durchaus den ein oder anderen Despoten davon abgehalten hat, das kleinere oder schwächere Nachbarland anzugreifen. Auch hier: Punktsieg für das Völkerrecht.
Dritte Frage: Hat das Völkerrecht schon Konflikte provoziert, die es ohne das Völkerrecht nicht gegeben hätte? Jugoslawien wäre ein denkbarer Fall. Dort hat die frühzeitige Anerkennung Kroatiens und Sloweniens vermutlich zu einem früheren Ausbruch des Krieges geführt, allerdings bin ich mir ziemlich sicher, daß es trotzdem dazu gekommen wäre.
Insofern komme ich insgesamt zu dem Schluß, daß das Völkerrecht im betrachteten Zeitraum mehr gutes als schlechtes gebracht hat.
Widersprüche?
Gruß,
Christian