Hallo Laika,
sorry, aber wenn ich so etwas lese
Burgen und Klöster waren im Mittelalter einfach nur
aufgeschichtete Steinhaufen - dafür war keine besondere
Technik erforderlich.
fällt es mir schwer, das zu kommentieren ohne gegen die Netiquette zu verstoßen. Vielleicht beschäftigst Du Dich bei Gelegenheit mal etwas mit romanischer Architektur. Dann wird Dir dämmern, wie banausenhaft diese Äußerung ist.
Filigrane Bauten mit Säulen kamen erst
im 14. Jhdt., am Ende des Mittelalters wieder auf (Kölner
Dom!).
Das ist - entschuldige die Deutlichkeit - Blödsinn. Die Gotik entwickelte sich aus der Spätromanik bereits in der 1. Hälfte des 12. Jahrhunderts und die großartigsten Bauten dieses Stils stammen aus der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts. Am „Ende des Mittelalters“ war diese Periode schon wieder vorbei - und die typische Renaissance-Architektur empfinde ich als vergleichsweise plump und epigonenhaft.
Praktisch sämtliche Steinmetze kamen aus Italien.
Ist mir schleierhaft, wo Du das her hast. Es gab zwar insbesondere in der Frühromanik einen starken lombardischen Einfluss auf die rheinische Romanik. Durchaus vergleichbar übrigens mit dem Einfluss, den die katalanische Romanik in Frankreich ausübte, wobei jedoch die auvergnatische Romanik (hier nur als Beispiel für eine der vielen lokalen Entwicklungen) eine deutlich eigenständige, weitgehend unabhängige Formensprache entwickelte.
Was fehlte waren große Infrastrukturen, wie Äquidukte …
…, Straßenbau, Profanbauten - genau das sind aber die
„zivilisatorischen“ Errungenschaften, die im
mitteleuropäischen Raum fast völlig fehlten.
Was Du dabei übersiehst, ist, dass die Antike ganz wesentlich eine urbane Kultur war. Zivilisatorische Errungenschaften sind geeignete Antworten auf Probleme, die sich konkret einer Zivilisation stellen. Eine ganz wesentlich urbane Zivilisation mag „Errungenschaften“ wie Aquädukte nötig haben. Erfindungen wie z.B. Kummet, Beetpflug und die Fruchtfolge (Dreifelderwirtschaft) waren für eine vorwiegend agrarische Gesellschaft deutlich sinnvoller und in ihren Auswirkungen auf die Subsistenzsicherung der Bevölkerung von deutlich größerer Wirkung und ermöglichten erst die ‚Bevölkerungsexplosion‘ des Hochmittelalters.
Technik?
Hier ist insbesondere die Mühlentechnik zu nennen, auch wenn es hier natürlich antike Vorläufer gab. Im Zusammenhang damit Hammerwerke. Es wurden wirklich hochseetaugliche Schiffe mit brauchbarer Steuerrung entwickelt z.B. die Kogge. Der Kompass erfunden. Die Räderuhr. Spinnrad (aus dem Orient übernommen) und Trittwebstuhl, die die Produktivität bei Textilien ganz erheblich steigerten. Papier und Buchdruck, die für eine breite Wissensvermittlung unentbehrlich waren usw. usf. Ansonsten empfohlene Lektüre: ISBN 3406587828 Buch anschauen und ISBN 3786117489 Buch anschauen
Ein Genie
wie Bruneleschi, baute die Kuppel des florentiner Doms aus
Steinen auf, was als völlig unmöglich angesehen wurde.
Woher hast Du denn das wieder? Es ist alleine die Größe, die da besondere technische Probleme aufwarf - für „unmöglich“ konnte das schon deswegen nicht gelten, weil die Kuppel des Pantheon ja in etwa denselben Durchmesser hat. Die Kuppelbautechnik war nie verloren gegangen - bekanntes Beispiel in Deutschland etwa die Kuppel von St. Gereon in Köln von 1227.
Medizin?
Die blödsinnige Vier-Säftetheorie galt weiterhin
- was belegt, dass das ‚Wissen‘ der Antike wohl doch nicht so ganz verloren gegangen war. Sicher keine Wissenschaft, in deren Bereich sich zunächst viel tat. Trotzdem gab es Fortschritte insbesondere auf dem Gebiet der Phytotherapie (sog. Klostermedizin), wegweisend für die moderne Pharmakologie. Die moderne Anatomiewissenschaft begann aber immerhin bereits mit Mondino dei Luzzis ‚Anathomia Mundini‘ von 1316. Dass die Kirche Sektionen von Menschen (dei Luzzi führte an der Universität Bologna die Lehrsektion ein) verhindert haben soll, ist ein Märchen.
Eine äußerst segensreiche mittelalterliche Erfindung ist übrigens die Sehhilfe - vulgo Brille.
Philosophie?
Was von den alten Klassikern übrig war, wurde in den Klöstern
aufbewahrt und abgeschrieben.
Da wäre es vermodert bzw. erst in der Neuzeit wiederentdeckt
worden.
Es würde helfen, sich einmal etwas mit Philosophiegeschichte zu beschäftigen. Realismus (Wilhelm von Champeaux), Nominalismus (Roscelinus), Konzeptualismus, Intellektualismus (Thomas v.Aquin), Empirismus (Bacon) - dazu Abaelard, Albertus Magnus, Duns Scotus, Ockham, um nur mal ein paar Personen herauszugreifen …
Die Fortentwicklung begann nach der Renaissance mit dem
Humanismus, dem Buchdruck, der Reformation und den
Entdeckungsfahrten.
„begann nach der Renaissance“ - genau, das sind die 1000 Jahre
Pause.
Das ist ein längst widerlegter, ahistorischer Mythos.
Freundliche Grüße,
Ralf