Hallo Chris!
So findet man beispielsweise fast überall die Erkenntnis, daß
im Laufe des 14. Jahrhundert die Straßen befestigt wurden.
Teilweise deutlich früher, teilweise später.
In dem einen Buch werden Pflastersteine genannt, in anderen
Holzbohlen und dann einfach nur „Platten“. Leider konnte ich
keine bildliche Darstellung finden, auf der zu erkennen war,
wie eine mittelalterliche Straße wirklich aussah. Welche Art
von Straßenpflaster hat man verwendet?
Alle der von Dir beschriebenen Arten sind gebräuchlich. Da Du von einem sehr langen Zeitraum sprichst und diesen zudem auch räumlich nicht weiter eingrenzt, dürfte eigentlich klar sein, daß je nach Epochenabschnitt, Vermögen und geographischer Lage der jeweiligen Stadt die unterschiedlichsten Materialien zum Einsatz gekommen sind.
Insofern schließen sich die eingangs aufgeführten Baumaterialien nicht gegenseitig aus, sondern kommen nebeneinander vor:
Großzügige Straßenplattierungen, wie Du sie noch heute inmanchen historischen Städten Nord- und Mittelitaliens (z.B. http://www.sangimignano.com/ ) sehen kannst, in den vermögenderen Städten.
Einfache Pflasterungen, z. B. aus groben Flußkieseln, wie sie in „durchschnittlichen“ Städten, beispielsweise auf und rund um den alten Markt in der Hansestadt Duisburg
http://www.archaeologie-duisburg.de/koenigspfalz.pdf
http://www.archaeologie-duisburg.de/Stadtarchaologie…
oder auch in Ulm
http://www.landesdenkmalamt-bw.de/archaeologie/grabu…
verwendet wurden.
Und ebenso sind natürlich Holzbohlen denkbar, zu denen mir aber im Moment nur vormittelalterliche Beispiele, wie Biskupin in Polen http://www.biskupin.pl/ einfallen.
Ein nicht unwesentliche Teil der mittelalterlichen Straßen war aber auch schlicht überhaupt nicht befestigt.
Wo kann ich mir soetwas anschauen?
Die besseren Straßen findest Du, wie oben erwähnt, heute noch in den ober- und mittelitalienischen Städten.
Zu den einfacheren Befunden empfehle ich den Besuch aktueller Stadtkerngrabungen, wie sie in den letzten Jahren insbesondere in den Städten der neuen Bundesländer durchgeführt wurden. Erkundige Dich einfach mal bei Deiner regionalen Bodendenkmalschutzbehörde, ob es in Deiner Nähe solche Ausgrabungen gibt. Deine Visitenkarte läßt leider keine Rückschlüsse auf Deine Region zu.
Das gleiche Problem habe ich, wenn ich nach der Gestaltung der
Fenster in den Stadthäusern suche. Auf mittelalterlichen
Abbildungen kann man oft runde oder rautenförmige
Butzenglasscheiben erkennen, in den Büchern steht allerdings,
daß sich die Glasscheiben erst im 15. Jahrhundert haben
durchsetzen können.
Und das auch nur bei äußerst vermögenden Hausbesitzern!
Fensterscheiben waren der reine Luxus.
http://www.hessenpark.de/deutsch/details/subseiten/p…
http://www.lehnswesen.de/page/html_alltag.html
In den Büchern findet man oft nur kurze
Angaben darüber, daß die Fenster vor Einführung der
Fensterscheiben aus Glas mit Pergament, Leinen oder sogar
Schweinsblasen abgehängt waren.
Geringschätze die Schweinsblasen nicht, daraus wurden sogar Kondome gefertigt 
(Nachgewiesen sind diese allerdings erst für die frühe Neuzeit.)
Getrocknet ergeben sie ein äußerst lichtdurchlässiges und widerstandsfähiges Pergament (die Tierblasen, nicht die Kondome 
Wie kann man sich soetwas vorstellen?
Besorge Dir beim Metzger entsprechendes Material und bespanne einen Holzrahmen damit 
Im Internet findet man Darstellungen mittelalterlicher Städte
oft als Kulisse für Computerspiele.
Wie realistisch sind solche Darstellungen wirklich?
Die von Dir aufgezeigten erscheinen mir beim schnellen überfliegen gar nicht so unrealistisch. Insbesondere bei http://www.medievalworlds.com/Bilder/topimages2/mark… fällt mir ein Detail auf: In dem Hauptfahrbereich, der schräg durch den Markt verläuft haben sich durch die Karren sozusagen „Spurrillen“ in das Pflaster gedrückt. Das entspricht durchaus realen archäologischen Befunden.
Kennt jemand Bücher oder andere Quellen, wo man sich über solche
Fragen Gedanken gemacht hat?
http://www.mittelalterarchaeologie.de/
http://www.vml.de/d/nachbardisziplinen.php?nd=85
http://www.archaeologie-online.de/links/154/169/
http://www.dgamn.de/
http://www.arbeitskreisfuerhausforschung.de/
http://www.uni-tuebingen.de/uni/afm/links/index_link…
Gruß, Hartmann,
der vor gut zwei Jahrzehnten den mittelalterlichen Markt in Duisburg von etlichen Kubikmetern Erde befreit hat 