Mobbing an Berliner Schulen

Hallo,
man vermutet, dass sich ein 11 jähriges Mädchen wegen Mobbing an ihrer Schule das Leben genommen hat.
Seit Tagen wird angekündigt, dass die Hintergründe der Selbsttötung bekanntgegeben werden.
Man erfährt jedoch praktisch nichts über die Umstände der Tat. Nur vage Andeutungen zu den schwerwiegenden Problemen, die diese Schule hat:


So hieß es in einem internen Bericht: „Die Hausotter-Grundschule befindet sich momentan in einer problematischen Situation. Die Lehrkräfte fühlen sich von der zunehmenden Vielfalt ihrer Schülerinnen und Schüler überfordert, vom Schulleiter hingegen zu wenig unterstützt.“ Das soziale Klima an der Schule sei deutlich beeinträchtigt. Fälle von Gewalt und Mobbing wurden schon damals angesprochen: „Schülerinnen und Schüler berichten von Konflikten untereinander, die zum Teil auf dem Schulhof ausgetragen werden, ohne dass Lehrkräfte in ausreichendem Maße eingreifen.
Nur in Umrissen ist bisher publik, wie es in der vergangenen Woche zum Tod einer elf Jahre alten Berliner Schülerin gekommen ist. Das Mädchen ging auf die Hausotter-Grundschule im Bezirk Reinickendorf. Es soll sich vermutlich am Dienstag nach der Schule in seinem Zimmer so schwer verletzt haben, dass es im Krankenhaus an den Folgen der Verletzungen starb.
In einem entsprechenden Kurzbericht heißt es unter anderem: „Viele Lehrerinnen und Lehrer sehen die Herausforderungen, die die zunehmende Vielfalt ihrer Schülerinnen und Schüler mit sich bringt, als extreme Belastung an. Dies betrifft sowohl Kinder, die im Lernprozess eine höhere Aufmerksamkeit und Unterstützung benötigen, als auch Schülerinnen und Schüler mit geringen Deutschkenntnissen. Besonders die Kinder der nicht zur Schule gehörenden Deutsch-Kleinklasse werden als problematisch empfunden.“

In einem Kommentar unter dem Artikel äußert ein TS-Leser, unter Bezug (mit Zitat) auf die o.a. Textstelle:

„Man hat zumindest „Roß und Reiter“ klar benannt, wenn auch etwas im Beamtendeutsch verkompliziert. Wer das lesen kann ist also im Bilde.
Den LehrerInnen hier die Schuld zu geben ist also feige und falsch, sie wurden mit der zunehmenden Problemschülerschaft allein gelassen. Und nicht nur sie.
Zusammenfassend ist eben leider festzustellen, dass dies hier Stellen der Gesellschaft sind, wo es dann knackt und bricht, wenn von der Politik von oben die Weichen falsch gestellt wurden.“

Mit Ross und Reiter meint der Kommentator ganz offenbar die „Schülerinnen und Schüler mit geringen Deutschkenntnissen“.
Hat der Leser recht? Meint der Redakteur diese Schülergruppe und bringt sie bewusst in den Zusammenhang mit der o.a. Tragödie?

Gruß
rakete

Zumindest machen die Autorinnen das nicht so wie du hier.
Ich bin keiner, der groß rumskandalisiert, aber dass du nicht mal beim Selbstmord einer 11jährigen aufhören kannst, per Kurzschluss auf das Ausländerthema zu kommen, finde ich schon ziemlich daneben.

Völlig klar, dass Kinder bestimmter Milieus, mit geringen Deutschkenntnissen, bei denen unterschiedliche Herkünfte aufeinanderprallen usw. besonders viel Aufmerksamkeit beanspruchen und besonders viel Trouble machen, aber von einem unmittelbaren kausalen Zusammenhang sprechen die Autorinnen nicht.

Ansonsten ist der Artikel einfach nur viel spekulierendes Geraune und des Tagesspiegels kaum würdig.
Diese Einsicht beispielsweise: „Und möglicherweise wären die schrecklichen Ereignisse vermeidbar gewesen, wenn frühzeitig auf die warnenden Hinweise … reagiert worden wäre“ ist einfach eine journalistische Frechheit.

Bei fast jedem Suizid, wirklich bei fast jedem, finden sich im Nachhinein Hinweise, dass er eigentlich erkennbar angekündigt war und wie er verhindert hätte werden können. Im Nachhinein ist aber immer was für Schlaumeier.

Noch was- nebenbei: Die Netflix-Serie „Tote Mädchen lügen nicht“ ist eine unglaubliche gute Veranschaulichung, wie richtig und falsch zugleich eine solche Kausalverknüpfung von „schulischem Mobbing und Suizid“ ist. Das wird dort erst nach zwei Staffel richtig klar.

Gruß
F.

Hallo,

sicher. Die armen Lehrer können an einer Grundschule unmöglich gegen Gewalt auf dem Schulhof vorgehen - das steht verm. nicht in ihrer Jobbeschreibung.
LehrerInnen sind nie, absolut nie schuld, wenn an einer Schule etwas schief läuft.
Es sind immer die Eltern, Kinder, Umstände, Rektoren, Politiker etc.

Gruß,
Paran

Dagegen hilft googeln. Die Schule ist schon länger ein sog. sozialer „Brennpunkt“, und mehrfach haben sich Eltern an Schule und Leitung gewendet. Die derzeitige Frage ist tatsächlich, ob aufgrund dieses extremen Vorfalls nun das Milieu des Schweigens, des Vertuschens oder des Abwiegelns durchbrochen wird und transparent diskutiert und hinterfragt werden darf. Das wird schwierig, weil

du diese Möglichkeit von vornherein ausschließen willst. In Unkenntnis, mit einer moralischen Begründung.

Klar, weder du noch ich wissen, was die tatsächlichen Hintergründe über den - übrigens nach Publikationen noch vermeintlichen Suizid - sind. Wir werden es vermutlich auch nicht erfahren, maximal vermuten können. Aber die Einforderung von Transparenz in jede Richtung ist legitim und imho auch notwendig.

ist auch etwas daneben. Eine Netflix-Serie als Erklärung?

awM

1 Like

Wenn du mir jetzt einen einigermaßen direkten kausalen Zusammenhang mit diesem Suizid nennst, dann können wir weiter reden.

So weiß ich jetzt einfach nur, dass diese Schule eine von vielen Schulen ist, die als „soz. Brennpunkt“ gilt und an der sich Eltern an die Schulleitung wenden.
Ja, das darf man schon thematisieren. Es ist eine Rahmenbedingung dieser Schule. Mehr wissen wir nicht und mehr erfahren wir in diesem Artikel auch nicht.

Ich habe den Kurzschluss kritisiert - vor dem Hintergrund, dass der UP es sich zum Hobby gemacht hat, hier ständig Kurzschlüsse auf Ausländer- und Islam-Themen zu liefern.
Nicht jede Kritik ist gleich eine „Sprechtabu“.
Manchmal will man einfach nur nicht auf ein bestimmtes Niveau herunter.

Als Serientipp des Tages.

Gruß
F.

7 Like

Das Mädchen ist ein gesellschaftlicher Kollateralschaden. Ein Unfall. Ein Unglück. Ein Verwaltungsakt. Wie beim Love-Parade-Prozess. Wenn man den Vergleich der Verfahrenseinstellung wegen geringer oder mittelschwerer individueller Schuld sucht und findet.
Dies mitverursacht zunehmenden Vertrauenverlust in Staat, Politik, Gesetzgebung, Judikative und Zuwachs an extremem Gedankengut generell.

awM

1 Like

Den hatte ich noch nicht einmal erwähnt. Den gegenseitigen Kurzschluss in diesem Forum.

„herunter“? Ist das stets so, nur weil man anderen Auffassungen, Methoden oder Zusammenhängen nicht zustimmen kann?

Darauf will ich nicht antworten, weil …

Ihr, naja viele, seid hier so was von unentspannt und fixiert. Die Welt ist nicht schwarz-weiß wie das Logo des Forums, sondern auch grau. Vorwiegend grau. Schwarz und Weiß sind die absoluten Grenzen. Dazwischen sollte man sich frei bewegen dürfen.

awM

Hallo,

mir ging es nicht um den Selbstmord des Mädchens - die Ursachen dafür kann ich nicht beurteilen.

Meine Antwort bezieht sich auf die beschriebenen Zustände an berliner Grundschulen und z.B. Gewalt auf dem Schulhof ohne Eingriff der AufsichtslehrerInnen.

Gruß,
Paran

2 Like

Nein, Kurzschluss stimmt nicht. ich habe Tag für Tag die berichterstattung abgewartet, um eben nicht vorschnell auf eine falsche Sachlage zu tippen. Nun ist es aber so, dass die Blätter Nebelgranate um Nebelgranate verschießen.Der Tages spiegel ist ein linksliberales Blatt, was von Links UND Rechts wegen seiner sachlichen Berichterstattung akzeptiert wird.

Dem Autor muss aber klar gewesen sein, dass die Erwähnung dieser Problemkinder (ob man will oder nicht) Im Zusammenhang mit dem Tod des armen Mädchens gesehen werden wird. Ich kann nur vermuten, dass das auch beabsichtigt war.

Selbst du hast den Eindruck, dass dieser Zusammenhang zumindest angedeutet wird.

Gruß
rakete

Der eine Kurzschluss, und -du hast in dem Punkt recht- der wird schon im Tagesspiegel vorgenommen, liegt darin, eine Rahmenbedingung (die Umstände in der Schule) als Kausalfaktor (Grund für das Mobbing bzw. den Suizid) anzudeuten.

Der andere Kurzschluss liegt in deiner Gewohnheit, bei jedem Thema stets auf kürzestem Weg in Richtung Ausländer und/oder Islam abzubiegen :wink:

Gruß
F.

4 Like

Am Selbstmord konnten die Lehrkräfte wohl keine Schuld haben. Wenn sich das Kind ihnen aber doch anvertraut haben sollte oder sie Beobachtungen gemacht hatten, ohne einzugreifen, werden sie hoffentlich zur Verantwortung gezogen. Wer aber mal ein Bericht über solche Schulen und Klassen gesehen hat, wird bemerkt haben, dass da so viel gleichzeitig passiert, was der Lehrer nicht mitbekommen kann. Links rangeln zwei, vorne wird einer zur Ordnung gerufen und von rechts wirft einer mit Gegenständen u.s.w…
Gruß
rakete

Es ist nicht zu leugnen, dass sich unsere Gesellschaft verändert. Als Konservativer kann ich das erst akzeptieren, wenn sich durch die Einflüsse sichtbare massive Vorteile für die Gesellschaft ergeben haben. Solange beobachte ich jede Veränderung kritisch, bewerte , beobachte, frage und hinterfrage. Einen Kurzschluss vermag ich darin nicht zu sehen.
Gruß
rakete

Hallo,

Wenn das so ist, dann sollten wir erstmal in Ruhe abwarten und nicht herumspekulieren was möglicherweise vielleicht hätte sein können.

Wir wissen nichts. Punkt.

Also sind alle Meinungsäusserungen - und was Anderes ist es nicht - höchst unsicher. Punkt.

Gruss
Jörg Zabel

3 Like

Hallo,

Du entnimmst deine Kenntnisse den Berichten von Lehrkräften, wenn ich das richtig sehe.
Das ist keine realistische Basis.
Du warst doch auch mal Schüler - wie waren denn deine Lehrer?
Die sind heute nicht besser.

Gruß,
paran

Wenn du doch hinterfragen würdest! Aber du stellst rhetorische Scheinfragen und bereits durch deine Zusammenstellung von Sachverhalten versuchst du zu polemisieren und polarisieren und Stimmung zu machen.

4 Like

Er urteilt nicht nach Berichten von Lehrern, sondern nach Berichten über Berichte von Lehrern.

1 Like

Mobbing geht immer von wenigen Psychopathen aus. Die gab es auch, bevor die Anzahl der Ausländer in Deutschland zunahm. Bestenfalls haben kulturelle Unterschiede und dadurch mehr Missverständnisse die Situation verschärft.

Das Problem ist, niemand bestraft die wenigen brutalen Idioten, die Unfrieden in eine Gruppe bringen konsequent und zeigt damit, dass eine Gemeinschaft dieses Verhalten nicht duldet.
Sobald der Rädelsführer sein Strafe bekommt, verstummen auch alle dummen Mitläufer und das Mobbing endet.

An unseren Schulen werden aggressive Menschen mit Wattebällchen beworfen anstatt sie konsequent maßzuregeln. Das ist das ganze Problem.

Nein, nicht immer. Ich kann zur Beweisführung nun nicht auf eine US-Fernsehserie verweisen, aber selbstverständlich gibt es in einzelnen Fällen Situationen, wo Verwandte, Freunde oder öffentliche Stellen versagt haben, weil sie Mißstände nicht beseitigt und/oder auf Hinweise oder Hilferufe nicht reagiert haben.

Und natürlich kann man zwischen Ausländern und Flüchtlingen und dem Tod eines Kindes keinen unmittelbaren Zusammenhang herstellen, aber die Situation an Schulen verändert sich, während die Lehrer nun einmal Lehrer sind und keine Sozialarbeiter, Vollzugsbeamte oder Kickboxer. Die meisten Lehrer haben die Laufbahn nicht eingeschlagen, weil sie durchsetzungsstarke und Einzelkämpfer mit klaren Zielvorstellungen und zweifelhaften Methoden sind, sondern es handelt sich dabei um überdurchschnittlich sozial eingestellte Menschen, die an das Gute, die Selbstregulierung von Gruppen und die Abschreckung von Klassenbucheintragungen glauben. Das hat schon zu meinen Zeiten nur eingeschränkt und auch nur bei einzelnen Lehrern und erst recht nicht allen Schülern funktioniert.

Die Lehrer sind nicht nur mit den unterschiedlichen Kulturen, Sprachen und Deutschkenntnissen sowie der Zahl der Konflikte, deren Intensität und Ursachen überfordert, sondern vor allem aus dem daraus resultierenden Gewusel von Menschen, Beziehungen und Konflikten (latenter, verbaler und körperlicher Art), das niemand mehr überblicken kann. Hinzu kommt, daß selbst die spärlich vorhandenen Möglichkeiten zur Disziplinierung aus verschiedenen Gründen nicht konsequent eingesetzt werden, was zusätzlich dazu führt, daß die Lehrer nicht als besonders durchsetzungsstark auffallen - erst recht natürlich bei einer Klientel, die aus falsch verstandener PC nur zurückhaltend bestraft wird, ohnehin daran glaubt, daß sich alles irgendwie fügt und denen zu Hause vermittelt wird, das Schulabschlüsse sowieso überbewertet werden.

Kurz gesagt.

Gruß
C.

Lol. Der Tagesspiegel ist alles mögliche, aber sicher nicht links. Einzustufen Liberal-konservativ.

Schlimm genug.

Allerdings zeigen die Prüfberichte der Schule, dass die Probleme dort nicht zentral mit dieser Problematik zu tun haben, sondern vor allem mit einem unfähigen Ex-Schulleiter, der jahrelang Hilfe verweigert hat. Gegen deine These, alles auf deine Lieblingsschuldigen abwälzen zu können, spricht, dass dies bereits 2009 im Zuge der Inspektion kritisiert wurde. Interessant in dem Zusammenhang auch, was du nicht zitierst. So dass insbesondere jüngere Schüler durch ältere attackiert werden und auch die Lehrkräfte mit ihrem Umgangston kritisiert werden. Ersteres spricht jetzt nicht für eine „Flüchtlingsproblematik“ oder „Muslimenproblematik“.

Ebenfalls im Schulbericht enthalten, dass Schulleiter und Lehrer keinerlei Maßnahme im interkulturellen Bereich getroffen haben. Damit haben Sie auch die Eltern nicht eingebunden - und das auch nicht getan, nachdem dies kritisiert wurde. Heißt im Klartext, dass da fast 10 Jahre substanziell nichts passiert ist.

Das ließt sich dann so: "Der Schule fehlt es an einem offenen und wertschätzenden Umgang mit den verschiedenen kulturellen und sozialen Hintergründen der Schülerinnen und Schüler. " Nun ist das nicht monokausal zum Thema Mobbing. Aber wenn die Schule schon keinen wertschätzenden Umgang pflegt, wie kann sie den dann an die Schüler vermitteln?

4 Like

Schön, dass du frei von Vorurteilen bist und so tiefe Einblicke in die Belange dieser Grundschule hast.

2 Like