Hallo Bernd,
ich kenne ja die dänischen Gesetze nicht, aber nachdem sich
die dänische regierung zur Pressefreiheit bekannt hat, denke
ich, daß das Blatt gegen kein Gesetz verstoßen hat. Wo soll
dann so ein Urteil her kommen?
Ich kenne die dänischen Gesetze auch nicht. Vielleicht sind
die Karikaturen tatsächlich nicht strafbar; wenn dem so ist,
hast du natürlich Recht.
Ich gehe allerdings davon aus, dass irgendeine islamische
Organisation die Bilder sicher vor Gericht gebracht hat. Da
ich Vertrauen in den dänischen Rechtsstaat habe und die
Gerichte die Gesetze sicher besser kennen als wir, wird der
Fall sicher gelöst.
Das denke ich auch. Da die dänische Regierung schon verlauten lassen hat, daß sie nicht gedenkt, die Pressefreiheit einzuschränken, ahne ich auch wie das gelöst wird.
Der
Ministerpräsident hätte sich allerdings rascher nach
Bekanntwerden des Vorfalls von den Karikaturen distanzieren
sollen.
Wieso das? Wenn die Bundesregierung sich ständig öffentlich
von allem distanzieren würde, was in deutschen zeitungen steht
und nicht im Sinne der Regierung ist, kämen sie zu nichts
anderem mehr.
Wenn es jemanden von Bedeutung stört, distanzieren sich auch
Regierungen von dem, was Einzelne sagen oder schreiben.
Spontan fällt mir ein, dass da ein hasserfüllter
Fernsehprediger die Ermordung des venezolanischen Präsidenten
fordertw - und die US-Regierung (die wohl nur wenig Freude mit
Chavez hat) sich davon umgehend distanziert hat. Manchmal
siegt eben doch die Diplomatie.
Nebenbei bemerkt: auch die syrische Regierung hat sich von den
Anschlägen auf europäische Botschaften im Zusammenhang mit den
Karikaturen distanziert.
Die Presse wird nicht von der Regierung gesteuert, die
Pressefreiheit muß als Distanz reichen.
Distanz zwischen wem? Der Regierung und der Presse?
Ja.
Eine
wirklich unabhängige Zeitung gibt es allerdings kaum. Fast
alle Zeitungen stehen der einen oder anderen Partei nahe und
wenn die gerade an der Macht ist, ist sie eben
„regierungsfreundlich“.
Wenn damit jemand
nicht klar kommt, ist das sein Problem.
Oh, ich komme damit schon klar.
Du warst damit auch nicht gemeint.
Ich hatte da eher einen Perser im Sinn.
Aber ich sehe es auch als mein
Recht an, Inhalte der Presse zu hinterfragen und zu
kritisieren.
Das Recht hast Du natürlich.
Ich habe mich oft genug von meiner Regierung distanzieren
müssen, deren Bild von ausländischen (wie etwa auch deutschen)
Medien oft verzerrt wiedergegeben wurde. Es gibt eben auch die
Möglichkeit, das Bild der Konsumenten durch die Medien zu
beeinflussen, in welche Richtung auch immer.
Da gebe ich Dir Recht. Die Presse beeinflußt natürlich die Meinungsbildung der Leser. Das bestreitet auch niemand. ‚BILD‘ wirbt ja sogar mit dem Slogan: ‚BILD Dir Deine Meinung.‘
Hier muss man die
sogenannte Pressefreiheit kritisch hinterfragen.
Das ist ein weiterer Grund die Pressefreiheit zu bewahren. Ohne Pressefreiheit, in der Hand der Regierung gäbe es nur einseitige Informationen. Nur die Pressefreiheit ermöglicht es, daß auch kritische Stimmen zu Wort kommen. Welche Stimmen gehört werden, bestimmt der Konsument selbst, nicht die Regierung.
Die ersten 35 Jahre meines Lebens habe ich in der DDR zugebracht und kenne die Presse, die entsteht, wenn es keine Pressefreiheit gibt. Gelegentlich war ich gezwungen, eines der Blätter zu lesen.
Dazu hätte ich eine Anekdote. Interesse? Ich schreibe die Dir gern per Mail, ich will die Allgemeinheit nicht langweilen. 
Gruß, Rainer