Hallo Data,
da ich ja den Thread gestartet habe, werde ich auch darauf antworten. Zunächst einmal verstehe ich nicht, was du für ein Problem damit hast, dass hier auch eine theoretische Frage gestellt wird. Ich habe mir solche theoretischen Fragen schon immer gestellt, auch als Kind schon, auch wenn es damals natürlich um andere Themen ging. Wenn es um eine konkrete Situation ginge, könnte ich evtl. einfach den zu erwartenden Gast befragen. Aber mir gefällt auch so eine theoretische Auseinandersetzung über dieses Thema gut.
… einerseits von einem
positiven Standpunkt aus: „die muß man um jeden Preis in
vorauseilendem Gehorsam *koscher* bewirten“
Diese Meinung konnte man hier nun schon mehrmals lesen. Was ist so schlimm daran, sich Gedanken darüber zu machen, was Gäste mögen könnten und wie man ihnen etwas Gutes tun kann? Ich mache mir immer Gedanken. Meistens geht es beim Kuchenbacken jedoch lediglich um die Frage, wer nun keine Rosinen mag, wer kein Obst mag, und wer keine Sahne isst … na und hier geht es eben um die Frage, was ich überhaupt anbieten könnte.
Was stört dich daran? Wieso „vorauseilenderer Gehorsam“? Hast du nicht selber gestern noch gesagt, dass man einem laktoseintoleranten Vegetarier eben kein „Schweineschnitzel mit Zuckerguss“ (hmm, lecker) anbietet? Na uns was ist plötzlich falsch daran, wenn ich mich frage, welchen Tee ich denn servieren könnte?
Natürlich ist es eine hypothetische Situation. Aber da mir diese Frage sonst eh keine Ruhe gelassen hätte, warum sollte ich sie nicht hier im Brett stellen?
Als toller Effekt kommt dann noch dazu, daß
bestimmte Gastgeber wie offizielle Stellen meinen, jeden
israelischen Gast „Koscher“ bewirten zu müssen und dazu extra
jüdische Foren aufsuchen.
Wieso, das ist doch nett gemeint. Und wenn es sich nicht nur um einen einzelnen Gast, sondern um mehrere Gäste handelt, dann haben diese offiziellen Stellen vielleicht nicht einmal so unrecht - irgendeiner ist dann vielleicht doch dabei, der nur koscher isst. Die Alternative dazu wäre, entweder zu riskieren, dass einige Gäste sich an Mineralwasser und Mandarinen halten, und sonst gar nichts essen - oder jeden einzelnen Gast vorher zu fragen. Beides findet man vielleicht nicht so gut.
Zum zweiten würden sich Menschen, die solche Situationen
tatsächlich erwarten müssen (in Israel lebend, oder New York
etc.) sich völlig anders verhalten als Petra. Sie würden nicht
darüber nachgrübeln, wie man es dem exotischen Gast wohl recht
machen kann, sondern ihn machen lassen was er will. Das ist
wahre Gastfreundschaft - sich nicht einzumischen in das Leben
des anderen und ihm FREIHEIT zu geben.
Aha - wahre Gastfreundschaft ist es, den „exotischen Gast“ einfach machen zu lassen „was er will“? Nun, das würde dann aber so aussehen, dass derjenige jedes Mal, wenn er einen Schluck Wasser trinken möchte, extra aufstehen und zum Wasserhahn gehen müsste, da ich nämlich normalerweise gar keine Pappbecher vorrätig habe. Damit würde ich mich dann nicht sonderlich wohl fühlen. Noch viel weniger würde ich mich wohl fühlen, wenn ich meinem Gast nichts zu Essen anbieten könnte, selber aber langsam Hunger bekomme, und andererseits auch nichts essen möchte, wenn ich nicht gleichzeitig etwas anbieten kann. Ich würde mich viel wohler fühlen, wenn ich in Ruhe meinen Tee trinken kann, während mein hypothetischer Gast sein Leitungswasser oder seine Cola schlürft. Das ist doch eine viel entspanntere Situation, oder nicht?
Mich interessiert dieses Thema halt. Daran wird auch Kritik nichts ändern, ob es sich nun um Kritik an der Frage an sich oder um persönliche Kritik handelt.
Schöne Grüße
Petra

