Müssen Putzmittel koscher sein?

Hallo Data,

da ich ja den Thread gestartet habe, werde ich auch darauf antworten. Zunächst einmal verstehe ich nicht, was du für ein Problem damit hast, dass hier auch eine theoretische Frage gestellt wird. Ich habe mir solche theoretischen Fragen schon immer gestellt, auch als Kind schon, auch wenn es damals natürlich um andere Themen ging. Wenn es um eine konkrete Situation ginge, könnte ich evtl. einfach den zu erwartenden Gast befragen. Aber mir gefällt auch so eine theoretische Auseinandersetzung über dieses Thema gut.

… einerseits von einem
positiven Standpunkt aus: „die muß man um jeden Preis in
vorauseilendem Gehorsam *koscher* bewirten“

Diese Meinung konnte man hier nun schon mehrmals lesen. Was ist so schlimm daran, sich Gedanken darüber zu machen, was Gäste mögen könnten und wie man ihnen etwas Gutes tun kann? Ich mache mir immer Gedanken. Meistens geht es beim Kuchenbacken jedoch lediglich um die Frage, wer nun keine Rosinen mag, wer kein Obst mag, und wer keine Sahne isst … na und hier geht es eben um die Frage, was ich überhaupt anbieten könnte.

Was stört dich daran? Wieso „vorauseilenderer Gehorsam“? Hast du nicht selber gestern noch gesagt, dass man einem laktoseintoleranten Vegetarier eben kein „Schweineschnitzel mit Zuckerguss“ (hmm, lecker) anbietet? Na uns was ist plötzlich falsch daran, wenn ich mich frage, welchen Tee ich denn servieren könnte?

Natürlich ist es eine hypothetische Situation. Aber da mir diese Frage sonst eh keine Ruhe gelassen hätte, warum sollte ich sie nicht hier im Brett stellen?

Als toller Effekt kommt dann noch dazu, daß
bestimmte Gastgeber wie offizielle Stellen meinen, jeden
israelischen Gast „Koscher“ bewirten zu müssen und dazu extra
jüdische Foren aufsuchen.

Wieso, das ist doch nett gemeint. Und wenn es sich nicht nur um einen einzelnen Gast, sondern um mehrere Gäste handelt, dann haben diese offiziellen Stellen vielleicht nicht einmal so unrecht - irgendeiner ist dann vielleicht doch dabei, der nur koscher isst. Die Alternative dazu wäre, entweder zu riskieren, dass einige Gäste sich an Mineralwasser und Mandarinen halten, und sonst gar nichts essen - oder jeden einzelnen Gast vorher zu fragen. Beides findet man vielleicht nicht so gut.

Zum zweiten würden sich Menschen, die solche Situationen
tatsächlich erwarten müssen (in Israel lebend, oder New York
etc.) sich völlig anders verhalten als Petra. Sie würden nicht
darüber nachgrübeln, wie man es dem exotischen Gast wohl recht
machen kann, sondern ihn machen lassen was er will. Das ist
wahre Gastfreundschaft - sich nicht einzumischen in das Leben
des anderen und ihm FREIHEIT zu geben.

Aha - wahre Gastfreundschaft ist es, den „exotischen Gast“ einfach machen zu lassen „was er will“? Nun, das würde dann aber so aussehen, dass derjenige jedes Mal, wenn er einen Schluck Wasser trinken möchte, extra aufstehen und zum Wasserhahn gehen müsste, da ich nämlich normalerweise gar keine Pappbecher vorrätig habe. Damit würde ich mich dann nicht sonderlich wohl fühlen. Noch viel weniger würde ich mich wohl fühlen, wenn ich meinem Gast nichts zu Essen anbieten könnte, selber aber langsam Hunger bekomme, und andererseits auch nichts essen möchte, wenn ich nicht gleichzeitig etwas anbieten kann. Ich würde mich viel wohler fühlen, wenn ich in Ruhe meinen Tee trinken kann, während mein hypothetischer Gast sein Leitungswasser oder seine Cola schlürft. Das ist doch eine viel entspanntere Situation, oder nicht?

Mich interessiert dieses Thema halt. Daran wird auch Kritik nichts ändern, ob es sich nun um Kritik an der Frage an sich oder um persönliche Kritik handelt.

Schöne Grüße

Petra

Hi

Zunächst einmal verstehe ich nicht, was du für ein
Problem damit hast, dass hier auch eine theoretische
Frage gestellt wird.

Es klang ein wenig komisch - das war alles. Ich seh den Sachverhalt deswegen anders, weil diese Dinge für mich normal sind - bzw. für viele, die hier leben - und keine exotischen Schrullen. Wir müssen uns damit arrangieren, d.h. Nichtreligiöse müssen mit Religiösen leben und Religiöse mit NIchtreligiöse. Teekochen ist da echt nicht die Millionendollarfrage. :smile:

Hast
du nicht selber gestern noch gesagt, dass man einem
laktoseintoleranten Vegetarier eben kein „Schweineschnitzel
mit Zuckerguss“ (hmm, lecker) anbietet? Na uns was ist
plötzlich falsch daran, wenn ich mich frage, welchen Tee ich
denn servieren könnte?

Es wirkt übertrieben auf mich!

Wieso, das ist doch nett gemeint.

Ja ist es, aber es hat keinen Sinn.

Und wenn es sich nicht nur
um einen einzelnen Gast, sondern um mehrere Gäste handelt,
dann haben diese offiziellen Stellen vielleicht nicht einmal
so unrecht - irgendeiner ist dann vielleicht doch dabei, der
nur koscher isst.

Man kann aber nicht einfach so koscheres Essen zur Verfügung stellen, indem man kein Schweinefleisch kocht oder ähnliches. Das ginge nur mit einem koscheren Cateringservice, welches meistens unbezahlbar ist. Ich war mal auf einem Event, da haben sich die Betreiber super informiert, daß man Milch und Fleisch nicht darf. Also haben sie Fisch angeboten. Am Eingang des Büffets prangte gleich der Hummer und die Garnelen. :smile: (Viele der Gäste waren noch dazu solche, die gerne Schwein gegessen hätten :smile:))

Die Alternative dazu wäre, entweder zu
riskieren, dass einige Gäste sich an Mineralwasser und
Mandarinen halten, und sonst gar nichts essen - oder jeden
einzelnen Gast vorher zu fragen. Beides findet man vielleicht
nicht so gut.

Die einzige wirklich gangbare Alternative ist, sich in ein Restaurant zu begeben, das allen paßt. Dann bestellt jeder was ihm beliebt. (Das finde ich auch dann so, wenn es gar nicht um religiöse oder andere Eßschrullen geht. Einem Gast ein einziges Menü vorzusetzen, von dem erwartet wird, daß es dann brav aufgegessen wird, ist nicht gerade weitsichtig.)

Aha - wahre Gastfreundschaft ist es, den „exotischen Gast“
einfach machen zu lassen „was er will“? Nun, das würde dann
aber so aussehen, dass derjenige jedes Mal, wenn er einen
Schluck Wasser trinken möchte, extra aufstehen und zum
Wasserhahn gehen müsste, da ich nämlich normalerweise gar
keine Pappbecher vorrätig habe.

Ja, und? :smile: Wer mir der Mensch als Mensch wichtig ist, und ich ihm, dann ist mir das egal, Hauptsache er fühlt sich bei mir wohl. Es findet sich dann schon ein Weg. Warum so strikt und streng? :smile: Es wird nicht so heiß gegessen wie gekocht.

Damit würde ich mich dann
nicht sonderlich wohl fühlen.

Wichtig ist der Gast, nicht du.

Noch viel weniger würde ich mich
wohl fühlen, wenn ich meinem Gast nichts zu Essen anbieten
könnte, selber aber langsam Hunger bekomme, und andererseits
auch nichts essen möchte, wenn ich nicht gleichzeitig etwas
anbieten kann.

Solche Situationen kommen hierzulande ständig vor. Religiöse essen nichts, während die anderen sich den Bauch vollschlagen. Oder man bekommt Besuch, und dieser nimmt nichts. (Ich würde ihm nicht einmal was anbieten, weil ich weiß, daß er nichts essen würde.) Na und? :smile: Es ist jedem seine private Entscheidung koscher zu essen. Die Konsequenzen tragen diese Menschen bewußt und ohne irgendwelche Scham. Niemand fühlt sich deswegen irgendwie als schlechter Gastgeber, nur weil der religisöe Gast in der Küche nichts essen will. Es IST eben so, und damit basta!

Ich würde mich viel wohler fühlen, wenn ich in
Ruhe meinen Tee trinken kann, während mein hypothetischer Gast
sein Leitungswasser oder seine Cola schlürft. Das ist doch
eine viel entspanntere Situation, oder nicht?

Warum ist es überhaupt angespannt? Da ist nichts angespannt. Du stellst es dir nur so vor. Orthodox lebende Juden sind ganz normale Mensche, die bestimmte Dinge eben nicht tun, weil sie das nicht wollen. Ende aus. Die Konsequenten sind ihr Problem, und genau so gehen sie auch damit um.

Mich interessiert dieses Thema halt. Daran wird auch Kritik
nichts ändern, ob es sich nun um Kritik an der Frage an sich
oder um persönliche Kritik handelt.

Ich habe nicht kritisiert, nur versucht, eine Perspektive von jemandem einzunehmen, der jahrelang mit diesem Fragen konfrontiert wurde. Da ist nichts exotisch, angepannt, komisch oder sonstwas. Es ist einfach so.

Gruß
d.

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Hallo Data,

Es klang ein wenig komisch - das war alles.

Aha? Ist mir nicht aufgefallen.

Teekochen ist da echt nicht die Millionendollarfrage. :smile:

Warte nur, irgendwann sitze ich mal bei Günther Jauch und die fragen mich so ein Zeug. :wink:
Nein, aber jetzt muss ich wieder ernst werden, sonst kannst du das wieder nicht einordnen, und denkst nun wegen dem, was ich gestern geschrieben habe, zu allem Übefluss auch noch, dass ich mich nun angegriffen gefühlt hätte. (Dabei ist es eher so, dass das gestern Geschriebene etwas unglücklich formuliert war.)

Na uns was ist
plötzlich falsch daran, wenn ich mich frage, welchen Tee ich
denn servieren könnte?

Es wirkt übertrieben auf mich!

Weißt du, es ging ja nicht nur um meinen hypothetischen Gast. Ich habe mich auch gefragt, was ich denn tun müsste, wenn ich mich selbst an diese Gebote halten müsste. (Übrigens nicht zum ersten Mal.) Ich habe gemerkt, dass mir ein Leben ganz ohne Regeln nicht gut tut - und ziehe daraus Schritt für Schritt die Konsequenzen.

Wieso, das ist doch nett gemeint.

Ja ist es, aber es hat keinen Sinn.

Also wenn jemand nett zu mir ist, dann frage ich mich nicht, ob das Sinn hat. Schau, mir schickt auch manchmal jemand einen Zeitungsausschnitt, in dem etwas steht, das ich schon seit mindestens einem Jahr wusste. Sinn macht das nicht - trotzdem freut es mich, weil sich jemand Mühe gegeben hat. :smile:

Ich war mal auf einem Event, da
haben sich die Betreiber super informiert, daß man Milch und
Fleisch nicht darf. Also haben sie Fisch angeboten. Am Eingang
des Büffets prangte gleich der Hummer und die Garnelen. :smile:

*gg* Und, hat’s geschmeckt? :wink:
Das wusste ich ja nicht, dass das nicht „echt koscher“ war, euer Büffet.

Die einzige wirklich gangbare Alternative ist, sich in ein
Restaurant zu begeben, das allen paßt. Dann bestellt jeder was
ihm beliebt. (Das finde ich auch dann so, wenn es gar nicht um
religiöse oder andere Eßschrullen geht.

Ich dachte, es geht um ein kaltes Büffet? Da nimmt sich doch eh jeder, was ihm passt. Ich finde das gar nicht so schlecht - man sucht sich einfach das aus, was einen „anlacht“ und kann von mehreren Gerichten jeweils ein paar Bissen probieren. Im Restaurant ist man (frau) mit Sicherheit nach einem Gericht satt, und das, was die anderen auf dem Teller haben, sieht sowieso immer besser aus. :wink:

Aha - wahre Gastfreundschaft ist es, den „exotischen Gast“
einfach machen zu lassen „was er will“? Nun, das würde dann
aber so aussehen, dass derjenige jedes Mal, wenn er einen
Schluck Wasser trinken möchte, extra aufstehen und zum
Wasserhahn gehen müsste, da ich nämlich normalerweise gar
keine Pappbecher vorrätig habe.

Ja, und? :smile: Wer mir der Mensch als Mensch wichtig ist, und ich
ihm, dann ist mir das egal, Hauptsache er fühlt sich bei mir
wohl.

Wird er sich nicht wohler fühlen, wenn ich so schlau war, vorher ein paar Pappbecher und vielleicht ein paar Erdnüsse oder sowas zu besorgen?

Damit würde ich mich dann
nicht sonderlich wohl fühlen.

Wichtig ist der Gast, nicht du.

Nein, wir sind beide wichtig.

Ich würde mich viel wohler fühlen, wenn ich in
Ruhe meinen Tee trinken kann, während mein hypothetischer Gast
sein Leitungswasser oder seine Cola schlürft. Das ist doch
eine viel entspanntere Situation, oder nicht?

Warum ist es überhaupt angespannt? Da ist nichts angespannt.

Gute Frage. Wahrscheinlich vergleiche ich das mit ähnlichen Situationen, die ich schon erlebt habe. Ich denke da an jemanden, der auf Diät ist - das ist nicht so wirklich eine entspannte Situation, wenn man selber einen Eisbecher oder ein paar Stücke Kuchen isst. So ist zumindest meine Erfahrung.

Du stellst es dir nur so vor. Orthodox lebende Juden sind ganz
normale Mensche, die bestimmte Dinge eben nicht tun, weil sie
das nicht wollen. Ende aus. Die Konsequenten sind ihr Problem,
und genau so gehen sie auch damit um.

Na, vielleicht fühlt es sich wirklich anders an, wenn sie mit am Tisch sitzen und den Kuchen nicht essen, weil er nicht koscher ist - und nicht, weil sie davon ein paar Gramm zunehmen könnten. Die Gäste, an die ich denke, jammern jedenfalls zumindest in Gedanken, dass sie leider, leider nicht noch einen Löffel Sahne nehmen dürfen …

Schöne Grüße

Petra

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Hallo, Datafox,
ich finde diesen Thread ebenfalls sehr erhellend.
Es wurde mir klar, dass religiöse Reinigungs-, Speise-. Verhaltensvorschriften oder ähnliches vor allem einen Zweck haben: die Gemeinschaft der Gläubigen gegenüber anderen Menschen abzugrenzen, Kontakte zu erschweren, Vermischung zu vermeiden oder gar zu verhindern und dieses „Anderssein“ dem Gläubigen in jeder Lebenssituation deutlich und spürbar zu machen.

Dies betrifft beileibe nicht nur die jüdischen Speisegesetze, wenn es auch daran besonders deutlich wird. Auch andere Glaubensrichtungen und Religionen haben ähnliche Reinheits- und Speisegebote, die Abgrenzung, ja Ausgrenzung wenn schon nicht zum erklärten Ziel, so doch zur Folge haben. Besonders dann, wenn sie nicht nur auf das religiöse sondern auch auf das tägliche Leben angewendet werden.

Dies erschwert den Dialog zwischen den Religionen, wenn es ihn nicht ganz verhindert und die Betonung dieser Besonderheiten führt zu gegenseitigem Misstrauen, Argwohn, Ausgrenzung und Abschottung.

Zum Glück gibt es in allen Religionen Menschen, die in der Lage sind, die eigentlichen Inhalte ihrer Glaubensüberzeugung hochzuhalten, ohne sich durch formelle Einhaltung solcher Abgrenzungsrituale am Dialog mit dem Rest der Menschheit hindern zu lassen.

Gruß
Eckard

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nur kurz
Hallo Petra,

Erzähl mal, jetzt hast du mich neugierig gemacht. :smile: Ich
meine, dass man einen Laptop oder eine Kamera mal einschalten
muss, ist ja nicht weiter verwunderlich - aber ein Haarfön???

das wird schön langsam off topic :wink:

Genaues weiss ich nicht, es war ja nicht mein Fön, und hebräisch kann ich auch nicht :wink:

Aber wenn drei Männer ca. 10 Minuten einen Fön betrachten, ist das schon komisch. Irgendwie hatte ich den Verdacht, die hätten den Fön gerne in alle Einzelteile zerlegt.

Gruss Harald

Hi

Es klang ein wenig komisch - das war alles.

Aha? Ist mir nicht aufgefallen.

Ich weiß. :smile:

Weißt du, es ging ja nicht nur um meinen hypothetischen Gast.
Ich habe mich auch gefragt, was ich denn tun müsste, wenn ich
mich selbst an diese Gebote halten müsste.

DANN sähe es schon ganz anders aus. Allerdings würdest du dir diese Fragen dann nicht stellen, weil du dann so leben würdest und dieses für dich normal wäre.

Ich habe gemerkt, dass mir ein Leben ganz ohne
Regeln nicht gut tut - und ziehe daraus Schritt für Schritt
die Konsequenzen.

Was bedeutet? Der Zweck des Koscherlebens ist ja nicht Ordnung ins Leben zu bringen sondern Gebote zu erfüllen, die Gott einem aufträgt. Wer davon überzeugt ist, der tut das. (Wer nicht, eben nicht.)

Das wusste ich ja nicht, dass das nicht „echt koscher“ war,
euer Büffet.

Es gibt so gut wie kein „echt koscher“ außerhalb Israels und den größeren orthodoxen Ansammlungen weltweit. Kein Schwein zu servieren, wenn eine israelische Gruppe auf Besuch ist, halte ich für sinnvoll, da das viele auch wirklich nicht essen würden. Aber ins Detail die Regeln zu studieren, die man ohnehin nicht einhalten KANN, wirkt eher komisch, vor allem wenn die Gäste gar nicht religiös sind.

Wird er sich nicht wohler fühlen, wenn ich so schlau war,
vorher ein paar Pappbecher und vielleicht ein paar Erdnüsse
oder sowas zu besorgen?

Ich glaub du machst dir zu sehr einen Kopf darüber was der andere über dich denkt. Das ist doch viel zu viel Streß.

Wichtig ist der Gast, nicht du.

Nein, wir sind beide wichtig.

Kommt drauf an in welchem Kulturkreis wir uns befinden.

ch denke da an
jemanden, der auf Diät ist - das ist nicht so wirklich eine
entspannte Situation, wenn man selber einen Eisbecher oder ein
paar Stücke Kuchen isst. So ist zumindest meine Erfahrung.

Also mir ist das völlig wumpe. Jeder ist selbst für sein Essen verantwortlich. Jemand kann auf Diät sein, koscher essen, veggie sein, Moslem sein oder Hindu… nicht mein Problem. Ich würde aber nie beginnen, denjenigen zu kritisieren oder ihm gar Dinge aufzuzwingen, weil er bei mir ißt. Wer sich auf irgendeine Weise ungewöhnlich verhält, dann ist das sein und nicht mein Problem. Und das WISSEN diese Menschen auch selbst am besten, außer sie sind sozial inkopetent.

Na, vielleicht fühlt es sich wirklich anders an, wenn sie mit
am Tisch sitzen und den Kuchen nicht essen, weil er nicht
koscher ist - und nicht, weil sie davon ein paar Gramm
zunehmen könnten. Die Gäste, an die ich denke, jammern
jedenfalls zumindest in Gedanken, dass sie leider, leider
nicht noch einen Löffel Sahne nehmen dürfen …

Welches Verhalten sozial verträglich ist, ist kulturabhängig. In Deutschland beispielsweise ist es wahrscheinlich eher akzeptiert, aus Abnehmgründen irgendwas nicht zu essen (de facto ist das Askese) als aus religiösen. Ich würde vermuten, hier ist es umgekehrt. :smile:

Gruß
d.

Hi

Aber wenn drei Männer ca. 10 Minuten einen Fön betrachten, ist
das schon komisch. Irgendwie hatte ich den Verdacht, die
hätten den Fön gerne in alle Einzelteile zerlegt.

Das wird auch gemacht, wenn es notwendig ist.
Der Grund dafür ist aber dann nicht der Fön sondern sein Besitzer.

Gruß
d.

Keine Sorge, nach den Beiträgen von Elimelech hat sich mein
Weltbild wieder gerade gebogen :wink:

Nach deinen hat sich mein Weltbild ebenso verfestigt.
d.

Hi

Deswegen lebt es sich besser, wenn man keine Religion ausübt. Dann ist es auch egal, welche Religion das Gegenüber *nicht* ausübt.

Dafür bleiben hundert andere Dinge übrig, die ebenso zur Gruppenbildung führen. Nicht nur im Essen unterscheiden wir uns, sondern auch im Weltbild, politischer Anschauuung, Bildung, Interessen, Kleidung, Werten, dem Alter, Geschlecht usw.

Gruß
d.

Hallo Data,

Was bedeutet? Der Zweck des Koscherlebens ist ja nicht Ordnung
ins Leben zu bringen sondern Gebote zu erfüllen, die Gott
einem aufträgt. Wer davon überzeugt ist, der tut das. (Wer
nicht, eben nicht.)

Ja, und der Zweck von Geboten ist es eben, Ordnung ins Leben zu bringen. Zumindest verstehe ich das so.

Es gibt so gut wie kein „echt koscher“ außerhalb Israels und
den größeren orthodoxen Ansammlungen weltweit. Kein Schwein zu
servieren, wenn eine israelische Gruppe auf Besuch ist, halte
ich für sinnvoll, da das viele auch wirklich nicht essen
würden. Aber ins Detail die Regeln zu studieren, die man
ohnehin nicht einhalten KANN, wirkt eher komisch, vor allem
wenn die Gäste gar nicht religiös sind.

Das ist interessant, was du schreibst, weil man hier deutlich sehen kann, wie unterschiedlich so etwas wirkt - je nachdem, ob man es „von innen“ oder „von außen“ sieht.

Du gehörst mit zu diesen Gästen, und auf dich wirkt es so, wie du geschrieben hast.

Diejenigen, die dieses Büffet vorbereiten, sehen die Gruppe, die da zu Besuch kommt, aber nur von außen. Oder besser gesagt, momentan sehen sie sie noch gar nicht, denn diese Gruppe sitzt ja noch in Israel, während man sich Gedanken macht, wie man sie wohl bewirten soll. Man weiß es nicht so genau, und man weiß auch nicht wirklich, wen man da fragen könnte. Natürlich hat man die Gäste schon telefonisch kennengelernt und weiß, dass sie ganz nett sind - aber irgendwie macht man sich halt doch Sorgen, ob sie einem nicht „den Kopf abreißen“, wenn man etwas falsch macht.

Wenn sie dann einmal angekommen sind, merkt man vielleicht selber, dass man sich zu viele Gedanken gemacht hat. Aber geplant hat man ja schon vorher.

Wird er sich nicht wohler fühlen, wenn ich so schlau war,
vorher ein paar Pappbecher und vielleicht ein paar Erdnüsse
oder sowas zu besorgen?

Ich glaub du machst dir zu sehr einen Kopf darüber was der
andere über dich denkt. Das ist doch viel zu viel Streß.

Das ist doch kein Stress. Das macht doch Spaß, sich solche Fragen zu stellen. :smile:

Wichtig ist der Gast, nicht du.

Nein, wir sind beide wichtig.

Kommt drauf an in welchem Kulturkreis wir uns befinden.

Also wenn ich mich immer fragen müsste, ob man nun nur deshalb nett zu mir ist, weil ich zu Besuch bin, dann würde mich das sehr stressen. Deshalb finde ich es besser, dem Gast dieses Gefühl nicht zu geben.

Welches Verhalten sozial verträglich ist, ist kulturabhängig.
In Deutschland beispielsweise ist es wahrscheinlich eher
akzeptiert, aus Abnehmgründen irgendwas nicht zu essen (de
facto ist das Askese) als aus religiösen.

Stimmt. Auch ist es im Zweifelsfall sicher einfacher, kurzerhand „Vegetarier“ zu sein, als mit irgendwelchen anderen Erklärungen zu beginnen.

Schöne Grüße

Petra

Keine Sorge, nach den Beiträgen von Elimelech hat sich mein
Weltbild wieder gerade gebogen :wink:

Nach deinen hat sich mein Weltbild ebenso verfestigt.
d.

Was hast du für ein Weltbild? Erzähl mal. Ich habe mir da zwar so dies und das zusammengereimt, aber genau weiß ich es nicht.

Schöne Grüße

Petra

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Hi

Ja, und der Zweck von Geboten ist es eben, Ordnung ins Leben
zu bringen. Zumindest verstehe ich das so.

Die jüdische Lehre sieht das aber nicht so - es ist nicht der Hauptzweck.

Du gehörst mit zu diesen Gästen, und auf dich wirkt es so, wie
du geschrieben hast.

Ja, damals war ich Teil dieser Gäste. Hatte aber die Ehre, diverse Mißverständnisse aufzuklären. Als zwischen den Stühlen sitzend bist du immer sehr gefragter Botschafter beider Seiten :wink:

irgendwie macht man sich halt doch Sorgen, ob sie einem nicht
„den Kopf abreißen“, wenn man etwas falsch macht.

Das wäre ziemlich egoistisch, von einem Gastgeber zu erwarten, daß er noch schnell die gesamte Literatur meiner Ideologie, Religion etc. studiert, bevor ich komme. :wink: Als Wissen voraussetzen kann man höchstens das mit dem Schweinefleisch. Aber auch das wissen viele nicht, sondern denken, das betrifft nur den Islam.

Stimmt. Auch ist es im Zweifelsfall sicher einfacher,
kurzerhand „Vegetarier“ zu sein, als mit irgendwelchen anderen
Erklärungen zu beginnen.

Also ich versönlich empfinde die Erklärung mancher Vegetarier (der ideologischen Variante nämlich) als viel suspekter und bizarrer als irgendeine Religion der Welt.

Eher noch gilt die Ausrede der Diät. ALs ich ein Jahr lang mit dem Essen massiv Probleme hatte und viel ablehnen mußte, was man mir anbot (Zahn-Ops, dann Spange), war ich auch immer auf Diät, weil mir die Erklärungen irgendwann zu blöd wurden.

Gruß
d.

Hallo,

es sind jetzt 2 Tage seit deiner Frage vergangen. Hat denn nun
dein Gast aus deinem koscheren Becherschen getrunken? Und! Ist
er am Leben geblieben oder gleich tot umgefallen?

Hast du eigentlich verstanden, worum es Menschen geht, die koscher leben?

Gruß
Elke

Diät
Hallo Data,

Ja, und der Zweck von Geboten ist es eben, Ordnung ins Leben
zu bringen. Zumindest verstehe ich das so.

Die jüdische Lehre sieht das aber nicht so - es ist nicht der
Hauptzweck.

Na, dann habe ich das irgendwo hineininterpretiert. Trotzdem, wenn ich das Gefühl habe, dass es mir gut tut, wenn ich mich an gewisse Regeln halte - warum sollte ich dann damit aufhören? Das würde doch keinen Sinn machen.

Ja, damals war ich Teil dieser Gäste. Hatte aber die Ehre,
diverse Mißverständnisse aufzuklären. Als zwischen den Stühlen
sitzend bist du immer sehr gefragter Botschafter beider Seiten
:wink:

Das war sicher interessant. :smile:

irgendwie macht man sich halt doch Sorgen, ob sie einem nicht
„den Kopf abreißen“, wenn man etwas falsch macht.

Das wäre ziemlich egoistisch, von einem Gastgeber zu erwarten,
daß er noch schnell die gesamte Literatur meiner Ideologie,
Religion etc. studiert, bevor ich komme. :wink:

Ja, das sagst jetzt du. Aber du bist ja noch gar nicht da. Du sitzt ja noch in Israel, man hat zwar ab und zu mal miteinander telefoniert, aber dabei hat man über andere Themen gesprochen - und nun soll man dir was zu Essen vorsetzen und möchte dabei möglichst einen guten Eindruck machen.

Also ich versönlich empfinde die Erklärung mancher Vegetarier
(der ideologischen Variante nämlich) als viel suspekter und
bizarrer als irgendeine Religion der Welt.

Hm. Die Argumentation dieser Vegetarier hat einen Denkfehler. Da wird immer mit Tierrechten etc. argumentiert - aber man tut das auf eine Weise, die die Mitmenschen vor den Kopf stößt. Ergebnis? Kaum jemand bis gar niemand fühlt sich motiviert, ebenfalls zum Vegetarier zu werden.

Mit einer etwas pragmatischeren Argumentation (Gesundheitsgründe, etc.) könnte man die Mitmenschen dazu bringen, den Fleischkonsum tatsächlich zu reduzieren, und damit wirklich das erreichen, was einem wichtig ist, nämlich dass weniger Tiere getötet werden. Oder mit anderen Worten: Wenn zehn Leute nur noch halb so viel Fleisch essen wie vorher, hat man mehr gewonnen, als wenn einer von ihnen Vegetarier wird.

Aber das war ja nicht das Thema.

Eher noch gilt die Ausrede der Diät. ALs ich ein Jahr lang mit
dem Essen massiv Probleme hatte und viel ablehnen mußte, was
man mir anbot (Zahn-Ops, dann Spange), war ich auch immer auf
Diät, weil mir die Erklärungen irgendwann zu blöd wurden.

Oje … auf Zwangsdiät sozusagen. ;-(

Ich kann mir gar nicht vorstellen, irgend jemandem zu erzählen, dass ich auf Diät bin. Das würde mir sowieso keiner glauben. Ich habe vor Jahren zum letzten Mal eine Diät gemacht.

Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass es keine weiteren Fragen gibt, wenn man sagt, dass man kein Fleisch essen möchte. Rindfleisch esse ich sowieso schon seit 1993 nicht mehr, wegen BSE. Daran ist man also gewöhnt. Als ich meiner Schwester vor ein paar Monaten eröffnete, dass ich nun auch kein Schweinefleisch mehr esse, war ihr ganzer Kommentar dazu: „Oh Mann!“ :wink: Dann war die Sache kein Thema mehr, weil ihr ja schon die Erfahrung gezeigt haben dürfte, dass ich so etwas ernst meine.

Schöne Grüße

Petra

BS"D

Ist der fiktive Jude nun krank oder arrogant?

Warum muss er krank oder arrogant sein? Normal geht nicht?

Ist es seine Gesundheit die ihn daran hindert den Tee aus
einem entkalkten Teekocher zu trinken oder seine anerzogene
Überheblichkeit gegenüber Nichtjuden?
Amüsier mich weiter :wink:)))

LOL. Wahrscheinlich käme er aber nie auf die Idee, dass es dein Selbstbewusstsein als Gastgeben berührt, wenn er deinen Tee nicht trinkt.

Hi

Na, dann habe ich das irgendwo hineininterpretiert. Trotzdem,
wenn ich das Gefühl habe, dass es mir gut tut, wenn ich mich
an gewisse Regeln halte - warum sollte ich dann damit
aufhören? Das würde doch keinen Sinn machen.

Was hat das mit koscherem Essen zu tun?

und nun soll man dir was zu Essen vorsetzen und
möchte dabei möglichst einen guten Eindruck machen.

Das ist genau das was ich meine. Wer sagt, daß ein orthodox jüdischer Gast es überhaupt als guten Eindruck EMPFINDET, wenn sein nichtjüdischer Gastgeber anfängt so zu tun, als würde ER koscher leben. Du kannst mir glauben: Bei den meisten würde das eher einen seltsamen Eindruck hinterlassen. Noch seltsamer ist es, wenn der Gast zwar Jude ist, aber nicht religiös lebt. Weil eben alle annehmen, Juden sind X und Y.

Hm. Die Argumentation dieser Vegetarier hat einen Denkfehler.

Aber das war ja nicht das Thema.

Genau, deshalb lasse ich das lieber.

Oje … auf Zwangsdiät sozusagen. ;-(

Ja, LOL, aber selbst das wird noch eher akzeptiert als religiöse Gründe.

„Oh Mann!“ :wink: Dann war die Sache kein Thema mehr, weil ihr ja
schon die Erfahrung gezeigt haben dürfte, dass ich so etwas
ernst meine.

Es ist nunmal so, daß Rindfleisch, Schweinefleisch und überhaupt Fleisch zu den normalen Lebensmitteln in Europa gehören (Hunde und Heuschrecken eher nicht - nur zum Vergleich). Wenn einer nun abnorme Eßgewohnheiten hat (sei es aus religiösen, ideologischen, gesundheitlichen oder geschmacklichen Gründen), dann ist es nicht das Problem eines Gastgebers, der unvorbereitet damit konfrontiert wird. Im Gegenteil, eher wird der Gast versuchen, höflich darauf hinzuweisen, ohne den Gastgeber vor den Kopf zu stoßen. Die Höflichkeit gebietet es dann aber, dem Gast seine Gewohnheiten zu lassen und ihm nichts aufzuzwingen. Im schlimmsten Fall ißt er eben nicht. Verhungert ist noch keiner. So sehe ich das.

In der Realität funktioniert das ohnehin so.

Gruß
d.

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Siehste…

Nach deinen hat sich mein Weltbild ebenso verfestigt.

… auf diese Weise wurden wir beide befriedigt.

Du hast dein Weltbild von mir verfestigt bekommen und ich wurde von dir amüsant unterhalten :wink:
K.

Warum muss er krank oder arrogant sein? Normal geht nicht?

Was ist daran normal?

Was hast du für ein Weltbild? Erzähl mal. Ich habe mir da zwar
so dies und das zusammengereimt, aber genau weiß ich es nicht.

Frag besser nicht. Ihr hattet Euch gerade so gut unterhalten …

Grüße

CMБ

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Hallo Data,

Was hat das mit koscherem Essen zu tun?

Also wenn ich dir das jetzt erkläre, wird’s richtig kompliziert. Wenn es dich interessiert - per E-Mail gern.

Das ist genau das was ich meine. Wer sagt, daß ein orthodox
jüdischer Gast es überhaupt als guten Eindruck EMPFINDET, wenn
sein nichtjüdischer Gastgeber anfängt so zu tun, als würde ER
koscher leben.

Aber der Gastgeber tut doch nicht so, als ob er selber koscher lebt. (Wozu sollte das auch gut sein? Glaubt ihm eh kein Mensch.) … Ich habe mir halt gedacht, dass es den Gast freuen würde, wenn man ihm etwas anbieten kann, das er nicht ablehnen muss. Frei nach dem Motto: Zwei Stücke Kuchen auf dem Teller sind besser als keins. :wink:

Du kannst mir glauben: Bei den meisten würde
das eher einen seltsamen Eindruck hinterlassen.

Ich hatte ja nicht vor, hier ein Theaterstück à la „Alles auf Zucker“ aufzuziehen, falls du das meinst. So viel Selbstbewusstsein habe ich dann schon, dass ich mich traue, auch einmal anders zu sein.

Noch seltsamer
ist es, wenn der Gast zwar Jude ist, aber nicht religiös lebt.

Das mag wohl sein - aber wer weiß das schon, dass es da solche Unterschiede gibt? Bestimmt nicht die durchschnittliche Sekretärin, die so ein Büffet plant.

Es ist nunmal so, daß Rindfleisch, Schweinefleisch und
überhaupt Fleisch zu den normalen Lebensmitteln in Europa
gehören (Hunde und Heuschrecken eher nicht - nur zum
Vergleich).

Na ja. Wenn man so viel Fleisch isst, dass man davon einen Herzinfarkt, Schlaganfall, Gicht oder sonstwas bekommt, und trotzdem nicht damit aufhören (bzw. weniger davon essen) kann, halte ich das gar nicht für normal.

Wenn einer nun abnorme Eßgewohnheiten hat (sei es
aus religiösen, ideologischen, gesundheitlichen oder
geschmacklichen Gründen), dann ist es nicht das Problem eines
Gastgebers, der unvorbereitet damit konfrontiert wird. Im
Gegenteil, eher wird der Gast versuchen, höflich darauf
hinzuweisen, ohne den Gastgeber vor den Kopf zu stoßen.

Wenn man sowieso gerade zusammen vor dem Gefrierschrank steht und über die Frage „was kochen wir denn heute“ beratschlagt, geht das ja noch relativ problemlos.

Im schlimmsten Fall ißt
er eben nicht.

Genau - dann holt man sich halt aus dem Kühlschrank was Passenderes. Ist ja kein Drama, auch wenn manche es gern als solches sehen.

So, aber jetzt wird’s wohl wirklich Zeit, diesen Thread hier zu verlassen und abzuwarten, was demnächst für Fragen auftauchen. Das hätte ich mir nie vorstellen können, dass meine harmlose Frage nach dem Essig im Wasserkocher so einen Sturm im Wasserglas auslösen würde.

Schöne Grüße

Petra