Liebe Kate!
Ganz einfach, wie im Koran
formuliert bedeckt die Frau ihre Reize, weil die Männer so
dumpf und triebgesteuert sind (vereinfacht dargestellt, gilt
für alle Männer, nicht nur Muslime) dass sie sich nicht
halten können und die Frau wohl gegen ihren Willen nehmen
könnten.
Das halte ich für eine zu kurzschlüssige Projektion der christlichen Sexualmoral (bzw. -mit der langweiligen Mär vom triebgesteuerten Mann- auch einer pseudo-feministischen Märchenerzählung) auf den Islam.
Bevor ich jetzt lange selbst argumentiere, empfehle ich einfach die Lektüre dieses Textes, der meinem Empfinden nach einen schönen und einigermaßen konzisen Überblick über die Konzeption der Sexualität im Islam bietet (und übrigens mit Bouhdibas Werk ein sehr lesenswertes Standardwerk zu dieser Fragestellung angibt):
http://www.religionen.at/irprochaska.htm
Ein Auszug als gerade Gegenthese zu der deinigen:
„Der Geschlechtertrennung liegt primär die Idee zugrunde, dass der Mann die Sexualität der Frau als bedrohlich erlebt und davor geschützt werden muss, auch wenn dies von muslimischer Seite gerade im Westen oft in Abrede gestellt und dagegen behauptet wird, Segregation und Verschleierung dienten nur dazu, um die Privatsphäre der Frau zu schützen.“
–> Die Sexualität der Frau ist bedrohlich triebgesteuert, nicht so sehr der Mann, denn nur er ist in der Lage, dem Trieb etwas entgegenzusetzen - und muss daher sich auch um die Sexualität der Frau kümmern.
–> Nicht so sehr die Sexualität als solche ist das Problem im Islam, sondern das eigentliche Problem ist die Promiskuität, die von Seiten der Frau ausgeht.
In diesen beiden Punkten unterscheiden sich meines Erachtens Christentum bzw. unsere heutige christlich-abendländische Sexualmoral und der Islam durchaus beträchtlich (man vergleiche beispielsweise einmal die Josephsgeschichte in Bible und Koran, wo sie viel differenzierter und „sexualisierter“ ist).
Mit schneller Projektion auf diese Differenz zu reagieren, halte ich deshalb für falsch.
Ergo: Wenn ein schwuler Muslim Kopftuch tragen WÜRDE, ginge er
wohl davon aus, dass alle andern Muslime zumindest Bi sind, da
sie ja reize an ihm sähen, welche Heterosexuelle Männer an
anderen Männern wohl nicht sehen.
Diese Logik ist gänzlich un-islamisch, sie passt so dermaßen nicht zur Sexualitätskonzeption des Islam, dass wahrscheinlich nicht ein einziger islamischer Rechtsgelehrter bei der Frage der Homosexualität je auf diesen Gedanken gekommen ist.
Bei „fertigen“ transexuellen sieht das etwas anders aus, wenn
sie nach etwaigen OPs einer Frau gleichkommen, wäre ein
Kopftuch wohl eher angebracht, denn ein Liebeswütiger Mann 
kann wohl kaum auf den ersten Blick unterscheiden ob da unten
noch was baumelt oder nicht mehr oder ob es sich um Natur oder
Operationskunst handelt.
Es kann im Islam keine eigentlichen „Transsexuellen“ geben, sie sind nach ihrer OP Frauen und nichts als Frauen (bzw. umgekehrt Männer). Und die Unterscheidung zwischen Natur und Operationskunst ist demzufolge aus rechtlicher Sicht vollkommen unwichtig, entscheidend ist die Unterscheidung zwischen dem Homosexuellen, der nach obiger Logik kriminell handelt, weil er seinem homosexuellen Begehren nicht durch Frau-Werdung Rechnung trägt (und deshalb als Krimineller bestraft wird, nicht unbedingt wegen seines Begehrens) und eben denjenigen homosexuell Begehrenden, die sich nicht der göttlichen Zweigeschlechtlichkeit-Heterosexualitäts-Norm unterwerfen (und sich so dem Islam als Ganzem widersetzen, der ja vielleicht schon deshalb treffend „Unterwerfung“ heißt).
–> diese Ausführung gilt wohlgemerkt lediglich für den Teil des schiitischen Islams, der im Iran Staatsmacht erlangt hat, der aber meines Wissens nach ja auch der bedeutendere Teil ist (vgl. die Verlinkungen, die ich in meinem obigen Beitrag vorgenommen haben!).
_ ℂ Λ ℕ Ð I Ð €
„I want to suggest that the right of transsexuals to change their gender is a human right“
(Hojatulislam Kariminia, islamischer Kleriker)_