Musikalische Analyse des Pachelbel-Kanons

Hallo,

hat sich jemand mal die Mühe gemacht, den Kanon von Pachelbel zu analysieren?
Ich bin gerade dabei, und so langsam überfordert :smile: Was gibt es besonderes an dem Stück, was einem nicht sofort ins Auge oder Ohr fällt?

Ich wäre über Vorschläge und analytisches Wissen sehr dankbar. :smile:

Liebe Grüße,
Katja

Hallo,

hat sich jemand mal die Mühe gemacht, den Kanon von Pachelbel
zu analysieren?

eine besonders große Mühe sollte das nicht sein.

Ich bin gerade dabei, und so langsam überfordert :smile: Was gibt
es besonderes an dem Stück, was einem nicht sofort ins Auge
oder Ohr fällt?

dann sag doch mal, was du daran analysieren willst und was du schon gemacht hast, dann wissen wir auch, was dir noch nichts ins Auge gefallen ist.

Gruß,
Booze

Hallo,

alsooo…analysieren bzw. herausfinden möchte ich natürlich so viel wie möglich :smile: Wenn ich manchmal Analysen höre, dann denke ich mir…„was, ehrlich? also das da so eine Intention hinterstecken könnte, da wäre ich nie drauf gekommen.“ Und auch wenn der Kanon vielleicht den Anschein macht, dass dort nicht viel herauszuholen wäre, gibt es bestimmt analytische Besonderheiten.

So viel zu meiner Intention.

Nun, was ich bisher noch nicht knacken konnte, war die motivische Variation. Also dass Pachelbel sein Bass-Motiv als Grundlage verwendet und dieses immer weiter variiert, das ist klar. Aber steckt ein System hinter den Variationen? Wie ist die Steigerung bzw. gibt es eine (das nehmen ich an…)?

Und genauso, welchen Effekt die „Pausen“ bzw. die Einschübe haben, die zwischendurch wieder nur aus Vierteln bestehen und wieder etwas „Langsamkeit“ in das Stück bringen.

Das ist grad das, was mich am meisten interessiert. Die Harmonien bleiben immer die gleichen, von daher ist da nicht viel herauszuholen, denke ich.

Sooo. Ich glaub das ist mein neuster Stand. Vielen Dank, dass du dir das Thema angeschaut hast und auch den Anschein gibst, dich damit befassen zu wollen. :smile:

Liebe Grüße, Katja

Hallo,

Sooo. Ich glaub das ist mein neuster Stand. Vielen Dank, dass
du dir das Thema angeschaut hast und auch den Anschein gibst,
dich damit befassen zu wollen. :smile:

eigentlich nicht wirklich :wink:

Ich war hinterher etwas schockiert, als ich gelesen habe, dass du Musik studierst, aber ich weiß natürlich nicht, was man für das Grundschullehramt verlangt wird.

Lies dir doch erst mal den Artikel aus der englischen Wikipedia dazu durch, vielleicht kommst du damit schon ein bisschen weiter:
http://en.wikipedia.org/wiki/Pachelbel%27s_Canon

Gruß,
Booze

Hallo,

entschuldige, dass ich dich schockiert habe.
Es kann einem nicht immer alles liegen, sonst hätte ich wohl keinen Austausch hier erhofft.
Musikanalyse ist einfach nicht mein Ding - wobei ich das nichtmal behaupten würde, solange ich hier nichts neues in Erfahrung bringe. Aber ich würde sagen, fragen schadet nie.

Lieben Gruß,
Katja

Hallo,

natürlich hast du recht, dazu gibt es das Forum. Aber nachdem deine Frage so allgemein gestellt war, hat es für mich eher so geklungen, wie wenn ein Schüler eine Analyse für ein Referat oder so braucht.
Konntest du mit dem Wikipedia-Artikel etwas anfangen?

LG,
Booze

Hallo,

naja…ein wenig trifft das auch zu. Ich schreibe gerade an einer Hausarbeit über Pachelbel und habe gerade zu diesem Gebiet ne Schreibblockade. Und da es ziemlich wenig Literatur darüber gibt und ich Angst habe, irgendetwas zu übersehen, dachte ich, ich starte mal einen Aufruf. (Der natürlich immer noch gilt…)

Der Artikel ist gar nicht schlecht - ich hab mich wahrscheinlich etwas gesträubt, nach englischen Artikeln zu suchen…daher danke ich dir vielmals dafür! Ich kann auf jeden Fall schonmal etwas ergänzen. :smile:

Danke!

Liebe Grüße,
Katja

Also dass Pachelbel sein Bass-Motiv als
Grundlage verwendet und dieses immer weiter variiert, das ist
klar.

ist es das? kannst du das mal an einem beispiel zeigen?

sonst würde ich folgende punkte vorschlagen:

  • dissonanzenbehandlung: wo und wie werden vorhalte, durchgänge und wechselnoten verwendet? lassen sich alle harmoniefremden töne damit erklären?

  • aufbau/form: mach doch mal eine art grafik über den ablauf, wo ist es eher ruhiger (halbe/viertel) und wo sind eher achteln/sechszehnteln?

  • akkordfolge: pachelbel ist ja nicht der einzige, der sie verwendet. historische beispiele wären sicher auch interessant.

analysierst du auch andere stücke von pachelbel? die gigue, die eigentlich zum kanon gehört, böte sich doch an…

Hallo,

danke für deine Antwort!

Also dass Pachelbel sein Bass-Motiv als
Grundlage verwendet und dieses immer weiter variiert, das ist
klar.

ist es das? kannst du das mal an einem beispiel zeigen?

Ich habe mir schon gedacht, dass auf diese Aussage etwas kommt…:smile:
Ich habs halt aus dem Zusammenhang geschlossen. 1) Pachelbel hatte eine Vorliebe für Variationen. 2) Das Ostinato ist zugrundeliegend, weshalb ich annehme, dass es die Vorlage für weitere Motive sein muss. 3) Die harmonische Ähnlichkeit / Gleichheit könnte man als Argument hinzuziehen.

Oder nicht?

An deine anderen Gedanken werde ich mich im Laufe des Abends / morgen mal heranwagen. Die Herangehensweise klingt zumindest einleuchtend. Vielen Dank für diesen Anstoß!

Aus reinem Interesse könnte ich den Vergleich zu anderen Pachelbel-Werken (insbesondere der Gigue) heranziehen, doch da meine Arbeit, ohne wirklich angefangen zu haben, bereits beinahe ihre gwünschte Seitenzahl erreicht hat, und ich mich auf den Kanon und seine schulpraktische Umsetzung beschränken möchte, würde das vermutlich zu weit führen. Aber interessant wäre es wohl allemal. Ein spannender Komponist war der Herr Pachelbel.

Liebe Grüße,
Katja

Hallo!

hat sich jemand mal die Mühe gemacht, den Kanon von Pachelbel
zu analysieren?

Ich will den Blog nicht stören, möchte aber die Gelegenheit zu einer zusätzlichen Frage nützen. Vielleicht liest ja jemand Kundiges hier nochmal:
Wäre es falsch, dieses Werk als Passacaglia zu bezeichnen? (Ich halte es für eine solche.)
Gruß!
H.

Wäre es falsch, dieses Werk als Passacaglia zu bezeichnen?
(Ich halte es für eine solche.)

so habe ich es in meiner arbeit zumindest erklärt, nach einem zitat aus dem MGG:

Wenn man diese Definition mit der Spielweise des Kanons von Johann Pachelbel vergleicht, fällt sofort auf, dass dieser kein Kanon im eigentlichen Sinne ist, da das Basso Continuo-Motiv eine eigene Melodieführung hat und nie von anderen Stimmen gespielt wird. Nur die drei Violinen sind in einem strikten Kanon gesetzt.

Eine Erklärung dafür ist die Entwicklung des Kanons seit dem 17. Jahrhundert, in der der Variationsform eine besondere Bedeutung zukommt. Pachelbel, ein Liebhaber der Variationen, bietet mit seinem Kanon „ein frühes und beeindruckendes Beispiel“, indem er „eine schlichte zweitaktige Melodie in 28 Variationen kanonisch figuriert und dabei zu außerordentlicher Klangfülle steigert.“

Diese Variationsform des Kanons ist leicht zu verwechseln mit einer Passacaglia, einem spanischen Volkstanz, der ebenso über einem meist viertaktigen festen Bass-Ostinato eine Folge von Variationen aufbaut und dem harmonischen Schema des Pachelbel-Kanons entspricht.

Hallo,

so habe ich es in meiner arbeit zumindest erklärt, nach einem
zitat aus dem MGG:

Wenn man diese Definition mit der Spielweise des Kanons von
Johann Pachelbel vergleicht, fällt sofort auf, dass dieser
kein Kanon im eigentlichen Sinne ist, da das Basso
Continuo-Motiv eine eigene Melodieführung hat und nie von
anderen Stimmen gespielt wird. Nur die drei Violinen sind in
einem strikten Kanon gesetzt.

so steht das in der MGG?

Ich würde sagen, Pachelbels Kanon ist sowohl eine Passacaglia, als auch ein Kanon. Dabei würde ich mich aber nicht zu sehr auf die ostinate Bassbegleitung fixieren, denn jeder Kanon hat ja eine gleichbleibende Akkordfolge.
Betrachtet man nur die Stimme der 1. Violine, dann ist es ein schönes Beispiel für die Variationstechniken in einer Passacaglia (betrachte dazu den Artikel in der englischen Wikipedia). Diese Stimme wird von den drei Violinen im strengen Kanon ausgeführt, also warum sollte das Stück kein Kanon sein?
Die Tatsache, dass die Bassstimme nicht kanonartig gespielt wird, finde ich schwachsinnig, würde sie nämlich im Kanon gespielt werden (im Einsatzabstand von zwei Takten), dann würde es ja auch nur einstimmig klingen.

Gruß,
Booze

1 Like

Ich habs halt aus dem Zusammenhang geschlossen.

ich sehe keinen solchen zusammenhang.

  1. Pachelbel hatte eine Vorliebe für Variationen.

mag sein. hat aber hinsichtlich dieser behauptung keine aussagekraft.

  1. Das Ostinato ist zugrundeliegend, weshalb ich annehme, dass es die Vorlage für weitere Motive sein muss.

das ostinato ist eine basslinie, nicht mehr und nicht weniger. es erfüllt in erster linie eine harmonische funktion (grundton des jeweiligen dreiklangs, ganz selten gibts einen sextakkord), keine melodische. und ich sehe keine motive, die damit verwandt wären. die meisten motive der oberstimmen bewegen sich in sekundschritten oder in terzsprüngen, für den bass sind die quarten ganz typisch.

  1. Die harmonische Ähnlichkeit / Gleichheit könnte man als Argument hinzuziehen.

die harmonische ähnlichkeit zwischen bass und oberstimmen?

nichts für ungut, aber diese theorie solltest du nochmal überdenken :wink:

Betrachtet man nur die Stimme der 1. Violine, dann ist es ein
schönes Beispiel für die Variationstechniken in einer
Passacaglia (betrachte dazu den Artikel in der englischen
Wikipedia).

Eben.

Diese Stimme wird von den drei Violinen im
strengen Kanon ausgeführt, also warum sollte das Stück kein
Kanon sein?

Unbestritten, klar.
Nur spielt die Art und Weise der Variationen bei der Passsacaglia keine Rolle. Mich wundert nur - schon seit ich es im Schulorchster gespielt habe -, dass dieses Stück, soweit ich sehe, nie als P. bezeichnet wird, obwohl es doch eine ist.
Hat evtl. Pachelbel selbst es als Kanon bezeichnet? (Ich such das jetzt nicht in MGG.)
H.

Hallo Hannes,

Mich wundert nur - schon seit ich es
im Schulorchster gespielt habe -, dass dieses Stück, soweit
ich sehe, nie als P. bezeichnet wird, obwohl es doch eine ist.

Nein, es ist keine Passacaglia, weil diese kein polyphones Werk ist.

Hat evtl. Pachelbel selbst es als Kanon bezeichnet? (Ich such
das jetzt nicht in MGG.)

Warum sollte das Werk sonst Kanon heißen?
Das Werkverzeichnis Pachelbels in der alten MGG enthält folgenden Eintrag:
Canon à 3 V. con suo Basso [u.] Gique

Gruß,
Booze

Hallo,

Ich habs halt aus dem Zusammenhang geschlossen. 1) Pachelbel
hatte eine Vorliebe für Variationen. 2) Das Ostinato ist
zugrundeliegend, weshalb ich annehme, dass es die Vorlage für
weitere Motive sein muss. 3) Die harmonische Ähnlichkeit /
Gleichheit könnte man als Argument hinzuziehen.

Ich bitte dich, das jetzt nicht als Beleidigung aufzufassen, aber hast du dich jemals schon mit Barockmusik oder Kanons beschäftigt?
Schreibe den Anfang des Pachelbel-Kanons doch mal so auf, wie er zusammen erklingt, also die 3 Violinen untereinander und darunter noch den Generalbass mit ausgesetzten Akkorden. Untersuche dann die Zusammenklänge auf den Zählzeiten 1, 2, 3, 4. Vergleiche diese Zusammenklänge dann mit den Tönen, die der Generalbass spielt.
So funktioniert jeder Kanon.
Aber die Bassbegleitung ist nicht die Vorlage für weitere Variationen, sondern die Grundlage.
Was du bei 3) meinst ist mir rätselhaft.

Aus reinem Interesse könnte ich den Vergleich zu anderen
Pachelbel-Werken (insbesondere der Gigue) heranziehen, doch da
meine Arbeit, ohne wirklich angefangen zu haben, bereits
beinahe ihre gwünschte Seitenzahl erreicht hat, und ich mich
auf den Kanon und seine schulpraktische Umsetzung beschränken
möchte, würde das vermutlich zu weit führen.

Das glaube ich auch, was soll es denn bringen, wenn du wahllos ein weiteres Stück von Pachelbel mit dessen Kanon vergleichst?

Mich würde noch interessieren, wie du dir die schulpraktische Umsetzung vorstellst? (ich gehe jetzt mal von Grundschule aus)
Vielleicht kannst du dir ja einiges an Arbeit ersparen, wenn du weißt, wie die Umsetzung gestaltet werden soll.
Willst du einen Teil daraus musizieren, einen kleinen Kanon erfinden lassen, ein Bild dazu malen lassen, in dem Variationen eines Motivs vorkommen?

Gruß,
Booze

Ich bitte dich, das jetzt nicht als Beleidigung aufzufassen,
aber hast du dich jemals schon mit Barockmusik oder Kanons
beschäftigt?

Schon okay…Ja, ich habe mich bereits mit beidem beschäftigt…aber vielleicht „sehe ich auch den Wald vor lauter Bäumen nicht“. Je mehr hier geschrieben wird, desto dümmer komme ich mir vor. Vielleicht will ich auch Dinge herausfinden, die es nicht herauszufinden gibt. Wie gesagt…Analyse von Stücken fällt mir eben schwer. Ich habs nicht umsonst dazugeschrieben / um Hilfe gebeten.

Mich würde noch interessieren, wie du dir die schulpraktische
Umsetzung vorstellst? (ich gehe jetzt mal von Grundschule aus)

Ja, Grundschule. Mit der praktischen Umsetzung habe ich gedanklich noch nicht angefangen, da ich erstmal gerne über diesen Teil hinwegkommen würde. Aber im Prinzip wird alles von dir genannte enthalten sein + diverse weitere Möglichkeiten. Da sehe ich keine Schwierigkeiten.

Aber die Analyse soll auch gar nicht großartig als Grundlage dienen (natürlich tut sie das, da wichtige Merkmale des Kanons natürlich in die praktische Arbeit einfließen), aber die Analyse dient gerade eher dem theoretischen Teil der Arbeit.

Gruß,
Katja

Achso…und danke für die Hinweise…

Wenn man diese Definition mit der Spielweise des Kanons von
Johann Pachelbel vergleicht, fällt sofort auf, dass dieser
kein Kanon im eigentlichen Sinne ist, da das Basso
Continuo-Motiv eine eigene Melodieführung hat und nie von
anderen Stimmen gespielt wird. Nur die drei Violinen sind in
einem strikten Kanon gesetzt.

so steht das in der MGG?

Nein, dieser Teil steht so nicht im MGG, sondern dieser:

„Eine Erklärung dafür ist die Entwicklung des Kanons seit dem 17. Jahrhundert, in der der Variationsform eine besondere Bedeutung zukommt.“ Und dann noch, dass der Pachelbel Kanon ein Beispiel dafür ist. Wenns dich sehr genau interessiert, dann werde ich die Stelle nochmal raussuchen.

Gruß,
Katja

Hallo,

okay. Dann ist der Bass eine harmonische Grundlinie, nicht mehr und nicht weniger. Das nehme ich mal so hin, weil meine Aussage kein haltbares Argument hat.

Es tut mir leid, wenn ich wieder eine Frage stelle, die mich als unglaublich dämlich hinstellt, aber da ich sonst nicht weiter komme, wage ich es dennoch.

Könnte man dann behaupten, dass die ersten vier Takte der Melodiestimme grundlage für weitere Variationen sind? Und wenn ja, woran erkenne ich dann den Zusammenhang zwischen dem ersten Motiv und weiteren Variationen?

Unumstritten ist ja wohl, dass die Melodiestimme aus „Variationen über der Basslinie“ besteht…also muss es doch irgendeinen Zusammenhang geben.

Grüße,
Katja

Hi!

Nein, es ist keine Passacaglia, weil diese kein polyphones
Werk ist.

Verstehe ich da was falsch? Eine P. ist nicht polyphon?
Wenn ich auf der Orgel die Passacaglia von Bach (BWV 582) spiele oder auch die von Buxtehude (BuxWV 161), dann habe ich doch schon den Eindruck von Polyphonie z. T. in höchster Vollendung.
Gruß!
H.