Jein!
Hallo,
die Frage wird ziemlich oft gestellt, weshalb ich der Vermutung von Andreas nicht folgen kann.
Eine ganz einfache Frage, die man mit Ja oder Nein beantworten könnte:
Woher weißt du das?
Muss der Mensch überhaupt die Hintergründe der Natur verstehen?
Nein, aber es ist für ihn sinnvoll. Denn sonst würde er auch keine Naturwissenschaft treiben, die aus der Philosophie (mit-)entstanden ist.
Und überhaupt, darf man und will man erkennen, „was
die Welt im Innersten zusammenhält“?
Das sind zwei Fragen. Die Frage, ob man erkennen darf , setzt voraus, dass es einem jemand verbietet. Wer sollte das sein? Wenn uns ein Gott mit dieser Fähigkeit ausgestattet hat, wird er sich wohl etwas dabei gedacht haben, oder? M. a. W.: Ein Verbot kann ich mir nur unter religiösen Vorzeichen in Verbindung mit dem Machtgefühl der religiösen Oberen denken. Die zweite Frage, ob man erkennen will , ist eine merkwürdige Frage deshalb, weil nicht erkennbar ist, wer " man" ist bzw. sein soll. Es gibt einige, die wollen es, und andere, die wollen es nicht.
Wozu macht der Mensch solch praktischferne, zu oft pessimistische Gedanken?
Hier wechselst du die Ebene, indem du die Naturerkenntnis, die ein Teil der Philosophie ausmacht, mit der praktischen Philosophie, in der allein der Pessimismus seinen Platz hätte, vermengst. Die Praxisferne ist keine wirkliche Ferne von der Praxis, sondern es ist die Bewusstmachung von Praxis - und also höchst praktisch.
Lebten die Steinzeitmenschen auch nicht nur einfach so, wie sie gerade lebten?
Stimmt, die hatten auch keine Philosophie (denn die gibt es erst seit etwa 600 v. Chr.).
Das einzige, was der Mensch wirklich muss , ist essen, trinken und
sterben.
Naja, du hast die Fortpflanzung vergessen
… Aber meinst du wirklich, dass das so ist und dass der Mensch mehr nicht braucht? Wozu braucht er das denn? Warum braucht er denn gerade das? Warum muss er überhaupt existieren? Meine Antwort: Natürlich kann man sich auf die lebenserhaltenden Dinge beschränken, aber wer das als einzigen Zweck postulieren wollte, müsste erklären können, warum es denn dann überhaupt ein Zweck sein soll, überhaupt zu existieren. Und in diesem Augenblick, in dem er diese Frage stellt, würde er schon wieder philosophieren.
Alles andere ist Peripherie.
Wie kommst du darauf?
Da wir aufgrund Arbeitsaufteilung und Organisation nicht mehr jeden Tag jagen
und Beerenpflücken müssen, haben wir mehr Zeit. Zeit für andere Dinge. Zu viel Zeit für andere Dinge. Kurz, Zeit um zu Philosophieren und um nachzudenken.
Ich finde das nicht schlimm. Du? Warum? Es richtet keinen Schaden an, und ist möglicherweise von Nutzen …
Ist die Suche nach einem Sinn nicht sinnlos, weil es gar keinen gibt?
Woher weißt du, dass es keinen Sinn gibt?
Das ist natürlich alles meine Meinung.
Davon gehe ich aus.
Die endgültige Antwort auf deine Fragen muss nach meiner Überzeugung lauten: Nein, man muss nicht (was heißt schon „müssen“), aber man kann und man sollte. Außerdem ist die von dir gestellte Frage im Prinzip schon eine philosophische, womit du zeigst, dass du, indem du die Philosophie ablehnst, eigentlich schon philosophierst, sie also nicht wirklich ablehnst. Es ist ja auch kein Wunder, dass in der Geschichte der Philosophie es relativ schnell von der Frage, ob man philosophieren solle, sehr schnell der Übergang erfolgte zur Frage, wie man denn gut bzw. besser als vorher philosophieren könne.
Ergebnis: Deine Fragen sind also philosophische Fragen, womit auch deutlich geworden sein sollte, dass das Philosophieren ein Faktum ist, also eine Wirklichkeit (und keine Möglichkeit, an der man zweifeln kann, ob sie sinnvoll ist oder nicht). Denn - nochmal - indem du die Frage stellst, philosophierst du schon. Es bleibt also nur die Frage, ob die Art, wie du fragst, eine sinnvolle Frage bzw. „gute Philosophie“ ist. Aber danach hast du ja nicht gefragt … 
Herzliche Grüße
Thomas Miller