Mystik und Philosophie

Ihr schiesst auf’s falsche Tor
Hallo, ihr Beiden,

… wie Menschen ihrer eigenen Spiritualität
beraubt wurden/ werden, dann wird ihnen auch stets diese
Urquelle, ihre ureigene Freude (verwandt mit dem Begriff
Freiheit) genommen, nicht?

Jeder macht sich „angreifbar“, der die Karten auf den Tisch
legt. Am angreifbarsten sind die Naturalisten, weswegen sie
auch ungern ihre Karten aufdecken.

Du meinst, sie wären angreifbar/verletzlich/unterlegen,
falls sie ihre Karten auf den Tisch legten?
Ich meine, sie tun das deutlich mehr als ihre Gegner.

Sie können aber auch recht „handgreiflich“ werden, wenn es
darum geht, bestimmte Erfahrungen abzuwerten oder sogar
auszulöschen?

Wenn ich mich in der Welt umschaue, so sehe ich vor allem
„Spirituelle“ jeglicher Provenienz, die seit Olims Zeiten und aktuell
„handgreiflich“ waren und sind.
Und wo das nicht so klar hervortritt, in (vorgeblich) friedlichen
Gesellschaften, sitzen sie als Vertreter ihrer organisierten
Weltanschauung, anders als die unorganisierten „Naturalisten“,
in vielen politisch relevanten Gremien.
Obwohl ich mich nicht zu den gemeinten Naturalisten zähle,
würde ich es begrüssen, wenn diese sich erfolgreich organisierten
und so mehr politischen Einfluss gewännen.

Gruss
Nescio
(heute ausnahmsweise Frühaufsteher)

Bitte Karten auf den Tisch, falls vorhanden
Hi Powenz.

Anders gesagt: die Religion glaubt, die Philosophie denkt und die Mystik „weiß“.

Dann bin ich wohl nicht der richtige Sparringspartner für dich, ich weiß nichts und denke nur manchmal.

Aha.

Übrigens gehört auch der Vedanta zur Mystik. Also das neben dem Buddhismus renommierteste philosophische System Asiens.

Wovon schon Himmler ein Verehrer war. Was aber nix qualitatives aussagen soll, die Mystik zieht halt viele an.

Wärest du genauer informiert, dann würdest du hier sicher nicht so grob pauschalisieren. Himmler war ganz allgemein anfällig für obskure Varianten der Esoterik, wozu auch rassistische Ideologien zählten, wie sie z.B. von der Theosophin Madame Blavatsky propagiert wurden, die von Himmler gelesen wurde. Blavatsky verzerrte die Inhalte der Upanishaden, indem sie sie in die These von einer arischen Superrasse umbog, was der eigentlichen vedantischen Philosophie überhaupt nicht entspricht. Rassismus hat mit Mystik so viel zu tun wie ein Krebsgeschwür mit gesundem Quellwasser.

http://www.esotericastrologer.org/EAauthorEssays/EAe…

Zitat:

„The doctrines of the East propounded by Madame Blavatsky were woefully, distorted materialized, and literalized. “God” was seen as embodied in blood and race, and the most ‘spiritual’ of all quests was considered to be the elimination of all racial “impurities” from the German racial stock which, according to this theory, was the genetic pool containing the greatest concentration of ancient Aryan blood. Eventually, within 120 years (so Himmler confidently estimated) the German people (and especially the SS) would become an entirely regenerated Aryan race, purged of all racial contaminants.“

… hat nichts mit einem Ritt gegen Windmühlen zu tun (wie kommst du denn darauf?).

Ich dachte eigentlich eher an andere Windmühlen, die in uns selbst.

Auf diesem nebulösen Niveau führt man keine philosophischen Debatten, Powenz.

Wie willst du denn ausschliessen, dass nicht gerade die Geschichte des philosophischen Denkens eine Reflexion AUS dem, wie du das nennst, Urgrund ist?

Meinst du, dass Philosophie aus Mystik hervorging? Das hatte ich doch so dargestellt.

Nein, genau wie ich schrieb, aus dem „wissenden Urgrund“.

Der „Urgrund“ wird in der Mystik nicht als „wissend“ dargestellt, sondern es geht um ein Wissen v o m Urgrund. Wissen kann nur eine Person, der Urgrund aber gilt als unpersönlich. Und dass nach der mystischen Lehre a l l e s aus dem Urgrund hervorgeht (dein Ausdruck „Reflexion“ ist hier irreführend), hatte ich nicht unerwähnt gelassen. Insofern habe ich nie ausgeschlossen, dass das philosophische Denken aus dem Urgrund hervorgeht – wieso sollte ich? Auch Himmler und Hundekot sind letztlich Produkte des Urgrunds oder „Emanationen“, wie Plotin sagte.

Dass das „Verfügen“ eine einfache Sache sei, hat keiner behauptet und geht aus meinem Argumentieren auch nicht hervor.

Siehst du, genau das meinte ich mit du willst dominieren! Noch nicht einmal eine reflexive Einschätzung eines anderen läßt du zu.

Klar, jeder, der an meinen Worten zweifelt, wird erschossen. Ohne Gerichtsverfahren. Aber im Ernst: ich verstehe schon wieder nicht, worauf du hinauswillst. Ich wies nur auf die objektive Tatsache hin, dass mystisches Erkennen eine schwierige Sache ist (was in der mystischen Literatur schon tausendfach so dargestellt wurde, und das mit Recht), und du kommst mir mit „ich will dominieren“.

Dieser argumentative Tiefflug sollte eigentlich unter deinem Niveau sein.

Sammelte man alle gegenwärtig verfügbaren Berichte aus aller Herren Länder und Zeiten, käme sicher ein vierstelliges Paket zusammen.

Wahrscheinlich noch mehr! Und du hast noch nie auch nur einen Funken von Skepsis empfunden?

Irgendwie hast du in meinem vorigen Post überlesen (oder es schon wieder verdrängt), dass ich selbst solche Erfahrungen habe.

Es wird - wenn du, was ich begrüßen würde, die Debatte fortführst – Zeit, dass du deine eigene Sicht der Dinge (ontologisch oder erkenntnistheoretisch) auf den Tisch legst. Mit Nein-Sagern kann ich keine Debatte führen. Sinnvoll ist das nur, wenn b e i d e Seiten aufdecken, wie ihre Position zum Zusammenhang zwischen Geist und Materie, sowie zu Transzendenz und Evolution ist.

Meine Position ist hinlänglich bekannt. Ich warte gespannt auf die Darstellung der deinigen.

Gruß

Horst

Thema besser nicht moralisieren
Hi Iceage…

Kann man nicht bestimmte Begriffe - wie etwa den der „Freude“ „zurück gewinnen“? Wenn „Freude“ - ebenso wie Leiden - im materialistischen Sinne verflacht und auf bloßes Vergnügen reduziert wird, dann muss man das nicht so stehen lassen, oder?

Muss man sicher nicht, und oft wird der Begriff ja auch spirituell gebraucht, aber er ist einfach zu verwaschen, um sinnvolle Information zu transportieren.

Und Lebensfreude schließt doch nicht aus, auch die Grausamkeiten wahrzunehmen.

Der Begriff Lebensfreude sagt für sich gar nichts. Darunter fallen sowohl die Gefühle nach einer mystischen Erfahrung als auch die nach einem deftigen Lottogewinn als auch die während einer Verliebtheit (was bekanntlich nicht von ewiger Dauer ist) usw. usf. Mit dem spezifisch Mystischen hat das nicht unmittelbar etwas zu tun. Um was es dir geht, ist mir schon klar. Nur halte ich „Gefühl“, bei aller Bedeutung für das mentale Leben, für etwas Sekundäres, weil es oft mehr Nebel als Klarheit bringt. In der Mystik geht es um Erkenntnis, nicht um Gefühle.

Ich bin der Ansicht, dass Menschen, die eine bestimmte Verbindung zu sich und dem Leben besitzen, solchen Menschen, die anderen Leid zufügen, viel mehr entgegensetzen können, als Menschen, die von einer bestimmten Freude abgekappt oder entfremdet sind.

Fakt ist aber, dass die meisten Menschen, die sich humanitär engagieren (z.B. bei Amnesty oder dem Roten Kreuz), nicht explizit mystisch orientiert sind. Deren innere Einstellung sollte man nicht entwerten, indem man die mystisch Orientierten moralisch über sie stellt, was latent in deiner Aussage drinzustecken scheint.

Ich bin sogar der Auffassung, dass daraus eine Art der Verantwortung entsteht, die dieser Welt sehr zugute kommen kann… und wenn man wahrnimmt, wie Menschen ihrer eigenen Spiritualität beraubt wurden/ werden, dann wird ihnen auch stets diese Urquelle, ihre ureigene Freude (verwandt mit dem Begriff Freiheit) genommen, nicht?

Ähnliches hatte ich ja auch angedeutet, was die „Pflicht“ betrifft, aber ich würde doch vermeiden, das Thema Mystik zu moralisieren und die Mystiker als die besseren Menschen hochzustilisieren, dann nämlich läuft das Thema Gefahr, ins „Religiöse“ abzugleiten und moralistische Feindbilder zu etablieren. Ich persönlich ziehe den rein ontologischen bzw. erkenntnistheoretischen Ansatz in der Behandlung des Themas vor. Andernfalls würde man die Skeptiker in unfairer Weise unter moralischen Druck setzen.

Am angreifbarsten sind die Naturalisten, weswegen sie auch ungern ihre Karten aufdecken.

Sie können aber auch recht „handgreiflich“ werden, wenn es darum geht, bestimmte Erfahrungen abzuwerten oder sogar auszulöschen?

Da fällt mir jetzt nur die Christenheit ein, die mystische Abweichler, vor den Zeiten der Aufklärung, gerne mit Gewalt bedrohte.

Sicher folgt daraus eine Verantwortung (oder was meinst Du mit Verpflichtung?)

Nein, „nur“ Verpflichtung. Die Verantwortung überlassen wir Spiderman :smile:

… aber denkst Du, dass einem Menschen mit mystischen Erfahrungen das alles klar sein muss, nur weil er sie gemacht hat?

Ich denke, dass es nur dann eine genuin mystische Erfahrung war, w e n n ihm das klar ist.

Gruß

Horst

Grundgesetze des Neuronalen Staates
Hi Nescio.

Jeder macht sich „angreifbar“, der die Karten auf den Tisch legt. Am angreifbarsten sind die Naturalisten, weswegen sie auch ungern ihre Karten aufdecken.

Du meinst, sie wären angreifbar/verletzlich/unterlegen, falls sie ihre Karten auf den Tisch legten? Ich meine, sie tun das deutlich mehr als ihre Gegner.

Ich sagte: angreifbar, und meinte: angreifbar. Das ist wie bei Achilles: er war der größte Krieger und fast unbesiegbar – aber kannte man seine schwache Stelle, war es um s e i n e Überlegenheit geschehen. Seine Ferse machte ihn angreifbar.

Und der Naturalismus hat nun mal eine Achillesferse. Die nämlich ist das Problem, das er mit dem Verhältnis Geist / Materie (Körper) hat, ein Problem, das naturalistisch in keinster Weise überzeugend zu lösen ist. Denn Taschenspielertricks sind keine Lösung.

Und wo das nicht so klar hervortritt, in (vorgeblich) friedlichen Gesellschaften, sitzen sie als Vertreter ihrer organisierten Weltanschauung, anders als die unorganisierten „Naturalisten“, in vielen politisch relevanten Gremien.

Keine Ahnung, wen oder was du da im Auge hast. Mystik ist nichts Organisiertes per se. Manche Vertreter organisieren sich, andere wirken als Einzelne. Neben den „Mystikern“ zählen in diesem Zusammenhang nur noch die Theisten (Christentum, Islam) und die Materialisten (um den Naturalismus allgemeiner zu benennen). Und letztere beiden Kategorien sind ja wohl im Moment diejenigen, die mit Abstand an den meisten entscheidenden Schaltstellen sitzen.

Obwohl ich mich nicht zu den gemeinten Naturalisten zähle, würde ich es begrüssen, wenn diese sich erfolgreich organisierten und so mehr politischen Einfluss gewännen.

Naturalisten aller Länder, vereinigt euch? Unter welchem Banner denn?

Sähe dann so das Naturalistische Manifest aus?

Artikel 1

(1) Die Würde des Neurons ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.

(2) Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Neuronenrechten als Grundlage jeder neuronalen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt.

Artikel 2

(1) Jedes Neuron hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Besonderheit, soweit es nicht die Rechte anderer Neuronen verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt.

(2) Jedes Neuron hat das Recht auf Leben und Unversehrtheit. Die Freiheit des Neurons ist unverletzlich. In diese Rechte darf nur auf Grund eines Gesetzes eingegriffen werden.

Ja, wäre ´ne coole Sache, wenn sich die Naturalisten politisch organisieren. Nur so kommen unsere unterdrückten Neuronen zu ihren angestammten Rechten.

Gruß

Horst

Vergiss die Neuronen

Hi Nescio.

Jeder macht sich „angreifbar“, der die Karten auf den Tisch legt. Am angreifbarsten sind die Naturalisten, weswegen sie auch ungern ihre Karten aufdecken.

Du meinst, sie wären angreifbar/verletzlich/unterlegen, falls sie ihre Karten auf den Tisch legten? Ich meine, sie tun das deutlich mehr als ihre Gegner.

Ich sagte: angreifbar, und meinte: angreifbar.

Ich kam mit der inneren Logik deiner beiden Sätze nicht klar.

Das ist wie bei
Achilles: er war der größte Krieger und fast unbesiegbar –
aber kannte man seine schwache Stelle, war es um s e i n e
Überlegenheit geschehen. Seine Ferse machte ihn angreifbar.

Und der Naturalismus hat nun mal eine Achillesferse. Die
nämlich ist das Problem, das er mit dem Verhältnis Geist /
Materie (Körper) hat, ein Problem, das naturalistisch in
keinster Weise überzeugend zu lösen ist. Denn
Taschenspielertricks sind keine Lösung.

Dann kannst du froh sein: denn wer die Achillesferse seines
Gegners kennt, muss nur noch gut zielen.

Und wo das nicht so klar hervortritt, in (vorgeblich) friedlichen Gesellschaften, sitzen sie als Vertreter ihrer organisierten Weltanschauung, anders als die unorganisierten „Naturalisten“, in vielen politisch relevanten Gremien.

Keine Ahnung, wen oder was du da im Auge hast. Mystik ist
nichts Organisiertes per se.

Ich sprach von den Spirituellen (den Nicht-Naturalisten),
weil ihr den Begriff des öfteren benutzt habt.

Neben den „Mystikern“ zählen
in diesem Zusammenhang nur noch die Theisten (Christentum,
Islam) und die Materialisten (um den Naturalismus allgemeiner
zu benennen). Und letztere beiden Kategorien sind ja wohl im
Moment diejenigen, die mit Abstand an den meisten
entscheidenden Schaltstellen sitzen.

Bei uns sind es derzeit die Vertreter des Christentums.

Obwohl ich mich nicht zu den gemeinten Naturalisten zähle, würde ich es begrüssen, wenn diese sich erfolgreich organisierten und so mehr politischen Einfluss gewännen.

Naturalisten aller Länder, vereinigt euch? Unter welchem
Banner denn?

Nicht aller Länder, aber zunächst mal hier:
Je 1/3 der Bevölkerung ist kath. / ev. / o.Konf.
Die Konfessionsfreien (meist „Naturalisten“) sind unorganisiert, haben kaum Einfluss, sitzen nicht
in den kulturellen, politischen etc. Gremien.

Sähe dann so das Naturalistische Manifest aus?

Artikel 1

(1) Die Würde des Neurons ist unantastbar. Sie zu achten und
zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.

(2) Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen
und unveräußerlichen Neuronenrechten als Grundlage jeder
neuronalen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in
der Welt.

Artikel 2

(1) Jedes Neuron hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner
Besonderheit, soweit es nicht die Rechte anderer Neuronen
verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder
das Sittengesetz verstößt.

(2) Jedes Neuron hat das Recht auf Leben und Unversehrtheit.
Die Freiheit des Neurons ist unverletzlich. In diese Rechte
darf nur auf Grund eines Gesetzes eingegriffen werden.

Ja, wäre ´ne coole Sache, wenn sich die Naturalisten politisch
organisieren. Nur so kommen unsere unterdrückten Neuronen zu
ihren angestammten Rechten.

Wenn ich das lese, juckt es mich ad hominem zu antworten.
Aber lieber nicht.

So ein „Manifest“, unter dem Titel
Manifest des evolutionären Humanismus, gibt es übrigens:
http://www.amazon.de/s/ref=nb_ss_1_15?__mk_de_DE=%C5…

Gruss
Nescio

Neuronales Grundgesetz
Hallo Horst!

Sähe dann so das Naturalistische Manifest aus?

Artikel 1

(1) Die Würde des Neurons ist unantastbar. Sie zu achten und
zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.

.
.
.

Nur so kommen unsere unterdrückten Neuronen zu
ihren angestammten Rechten.

Nein, den Tim Leary (war er Naturalist oder Mystiker
oder beides zugleich?) hatte dieses „Naturalistische Manifest“
für die komenden Millenia bereits ausreichend und
folgendermaßen formuliert:

**Preamble:**
Two new ethical commandements are necessary as man moves
into the molecular age. Compared to these imperatives, the
codes of earlier prophets seem like game rules - codes for so-
cial harmony. The new commandements are neurological and bio-
chemical in essence.


**I** Thou shalt not alter the consciousness
 of thy fellow man.

**II** Thou shalt not prevent thy fellow man
 from altering his own consciousness.


**Annotation #1:**
Thousands of theological, philosophical and legal texts will be
written in the next few decades interpreting, qualifying, speci-
fying these two commandments.

**Annotation #2:**
Hereby and henceforth Candide is declared the official spokesman
of the Psychedelic Revolution.

_ ℂ Λ ℕ Ð I Ð € _

Hi Horst,

Wärest du genauer informiert,

Lass bitte deine Unterstellungen!

Himmler war ganz allgemein anfällig für obskure Varianten der :Esoterik, wozu auch…

Und sein Lieblingsbuch war die Bhagavad Gita, die er stets
bei sich trug! Meine Aussage ist ein wenig aus dem
Kontext gerissen, was in dieser Form des Zerstückelns
eben dauernd passiert! Ich füge den Sinn nochmals
zusammen:

Du schriebst:

Erstens: es gibt zahllose Berichte über mystische Erfahrung. Sammelte man alle gegenwärtig verfügbaren Berichte aus aller Herren Länder und Zeiten, käme sicher ein vierstelliges Paket zusammen. Wobei sie nicht nur von „Meistern“ stammen, sondern auch – in der Mehrzahl – von entsprechend begabten Laien. Denn Erfahrung allein macht noch keinen Meister. Sie ist nur eine notwendige Voraussetzung dafür.

Ich fragte dich, ob du nie skeptisch warst, das Beispiel(!)
Himmler sollte zeigen, dass eben nicht nur positive, sondern
auch druchaus destruktive Leute Interesse an der Mystik
finden! Und da sollte man schon differenzieren, wer denn
in diesem „vierstelligen Paket“ enthalten ist.
Weil und in diesem Punkt habe ich deine systemtheoretischen
Kenntnisse, die du wie du selbst sagst kennst:

. Dass Luhmann ein Faible für Mystik hat, ist mir bekannt. Ist auch nicht Ungewöhnliches in der internationalen geisteswissenschaftlichen Szene.

vorausgesetzt! Ein autopoietsches System ist auf sich selbst
bezogen, sprich selbstreferenziell. Dissipative, selbstorganisierende Systeme können grundsätzlich nicht in einer einzigen Struktur
verharren, sondern evolvieren durch eine Abfolge von
eben autopoietischen Strukturen! In der Systemtheorie
spricht man von Kommunikationen, aus denen ein System besteht.
Und nun überlege einmal, was es für Konsequenzen hat, wenn
destruktive Kräfte ein solches mystisches System, wie du
es hier schilderst, adaptieren würden!
Insbesondere in Hinblick auf die Globalisierung:

http://de.wikipedia.org/wiki/Soziologische_Systemthe…

Der legitime Nachfolger Luhmanns entwickelte das weiter:

http://de.wikipedia.org/wiki/Helmut_Willke

Oder ein Leckerl für dich:

http://www.amazon.de/Global-Governance-Helmut-Willke…
(Derrida angedacht)

Meine Gedanken bleiben bei Laotse

Der Wissende redet nicht.
Der Redende weiß nicht.
Man muß seinen Mund schließen
Und seine Pforten zumachen,
seinen Scharfsinn abstumpfen,
seine wirren Gedanken auflösen,
sein Licht mäßigen,
sein Irdisches gemeinsam machen.
Das heißt verborgene Gemeinsamkeit (mit dem Sinn!).
Wer die hat, den kann man nicht beeinflussen durch Liebe
Und kann ihn nicht beeinflussen durch Kälte.
Man kann ihn nicht beeinflussen durch Gewinn
Und kann ihn nicht beeinflussen durch Schaden.
Man kann ihn nicht beeinflussen durch Herrlichkeit
Und kann ihn nicht beeinflussen durch Niedrigkeit.
Darum ist er der Herrlichste auf Erden.

Ich dachte eigentlich eher an andere Windmühlen, die in uns selbst.

Auf diesem nebulösen Niveau führt man keine philosophischen
Debatten, Powenz.

Und ob, lieber Horst, erst wenn völlige Klarheit
herrscht, lichtet sich der Nebel!

Nein, genau wie ich schrieb, aus dem „wissenden Urgrund“.

Der „Urgrund“ wird in der Mystik nicht als „wissend“
dargestellt,

Aber von mir.

Siehst du, genau das meinte ich mit du willst dominieren! Noch nicht einmal eine reflexive Einschätzung eines anderen läßt du zu.

Klar, jeder, der an meinen Worten zweifelt, wird erschossen.
Ohne Gerichtsverfahren. Aber im Ernst: ich verstehe schon
wieder nicht, worauf du hinauswillst.

Gerade du als Schriftsteller(?), müßtest doch dankbar
dafür sein, wenn die Leute dir ehrlich sagen, wie
deine Argumentationsketten auf sie „WIRKEN“!
Ich sagte dir wie es auf mich wirkt und du
antwortest mir, dass das aus deinem Text nicht
hervorgeht!? Also ich bitte dich schon darum,
dass du mir nicht vorschreibst, welche Empfindungen
ich zu haben habe. Du wirst eben auch damit leben
müssen, wie deine potentielle Leserschaft etwas
von dir Geschriebenes aufnimmt, egal ob das mit
deinen Intentionen übereinstimmt oder nicht!

kommst mir mit „ich will dominieren“.

Wie nennst du die Überschrift dieses Artikels:

„Bitte Karten auf den Tisch, falls vorhanden“

Immerhin sagst du noch bitte, über das „falls vorhanden“,
habe ich geschmunzelt.

Irgendwie hast du in meinem vorigen Post überlesen (oder es
schon wieder verdrängt), dass ich selbst solche Erfahrungen
habe.

Nein, das habe ich nicht. Es geht ja nicht um dich,
sondern um etwaige Andere, aber das habe ich hoffentlich
oben geklärt!? Als Erfahrener solltest du eigentlich
ein gewisses empathisches, sensitives Gespür
dafür entwickelt haben, wie sensibel der menschliche
Geist auf gewisse Umstände reagiert, grad das aber
vermisse ich bei dir.
Du Elefant im Porzellanladen. :smile:

Es wird - wenn du, was ich begrüßen würde, die Debatte
fortführst – Zeit, dass du deine eigene Sicht der Dinge
(ontologisch oder erkenntnistheoretisch) auf den Tisch legst.

Ich lasse mich nicht dominieren.

„Sage nicht alles, was du weißt, aber wisse immer,
was du sagst.“
Matthias Claudius

Das kannst du jetzt unter der Rubrik: „Falls vorhanden“
abheften! :wink:

Gruß
Powenz

1 Like

Wo bleiben echte Argumente?
Hi Powenz.

Wärest du genauer informiert…

Lass bitte deine Unterstellungen!

Du bist ja nicht mal über den Unterschied von Bhagavad Gita und Vedanta informiert. Die Bhagavad Gita ist mindestens 1000 Jahre älter als der Vedanta (dessen diversen Schulen ab 800 n.u.Z. entstanden). Die Upanishaden sind noch deutlich älter als die Gita. Wenn du schreibst:

Und sein Lieblingsbuch war die Bhagavad Gita, die er stets bei sich trug!

… dann hat das mit dem Vedanta aber auch g a r nichts zu tun. Die Kernaussagen des Vedanta beziehen sich hauptsächlich auf philosophische Begriffe wie Brahman, Atman und Maya. Es gibt hier keine Mythologie, keinen Götterglauben. Essentiell steckt die Vedanta-Philosophie zwar schon in der Bhagavad Gita und in den Upanishaden drin, erscheint dort aber mythologisch verbrämt. Genau diese Verbrämungen waren es, die Himmler anzogen (beeinflusst durch Blavatsky, wohlgemerkt). Die vedantischen Philosophen zogen die Essenz aus den älteren Texten und überließen das Mythologische den Abergläubischen.

D.h. aus dem Vedanta ist absolut keine rassistische und für Himmler verwertbare Ideologie ableitbar, im Gegenteil, er widerspricht all dem schon vom Ansatz her. Dein „Argument“ hängt hier somit komplett in der Luft.

Soviel also zu deiner Informiertheit und zu meiner diesbezüglichen „Unterstellung“.

Ich fragte dich, ob du nie skeptisch warst, das Beispiel(!) Himmler sollte zeigen, dass eben nicht nur positive, sondern auch druchaus destruktive Leute Interesse an der Mystik finden! Und da sollte man schon differenzieren, wer denn in diesem „vierstelligen Paket“ enthalten ist.

Wobei du, wie gesagt, Mythologie mit Mystik verwechselst. Echte Mystik kann schon von ihrer Definition her nicht für destruktive Menschen interessant sein.

Versuch also bitte erst mal die Kerngedanken der Mystik zu verstehen, bevor du ihr Anhänger wie Himmler andichtest.

Dissipative, selbstorganisierende Systeme können grundsätzlich nicht in einer einzigen Struktur verharren, sondern evolvieren durch eine Abfolge von eben autopoietischen Strukturen! In der Systemtheorie spricht man von Kommunikationen, aus denen ein System besteht. Und nun überlege einmal, was es für Konsequenzen hat, wenn destruktive Kräfte ein solches mystisches System, wie du es hier schilderst, adaptieren würden!

Oh, oh, du bist wieder mal unzureichend informiert, diesmal was den Kontext der Autopoiesis-Theorie mit der Mystik betrifft.

Einer der beiden Begründer jener Theorie, Francisco Varela, ist nämlich zufällig eines der wichtigsten Mitglieder im von Ken Wilber gegründeten „Integral Institute“:

http://de.wikipedia.org/wiki/Integral_Institute

Zitat:

„Die integrale Theorie postuliert, diese Einzelbeobachtungen könnten zu einem vollständigeren Bild der Realität zusammengebracht werden. Dem Integral Institute gehören (bzw. gehörten) u. a. bekannte und prominente Mitglieder wie Francisco VARELA, Stuart Davis, Alex Grey, Deepak Chopra, Michael Murphy, Don Beck, Larry Dossey, David Deida, Jon Kabat-Zinn, Ed Kowalczyk (von der Musikgruppe Live) an.“

Natürlich war auch Maturana mystisch orientiert. Aus dem gemeinsamen Buch „Der Baum der Erkenntnis“ stammt folgendes Zitat:

„Die in der Menschheitsgeschichte bisher vor allem von den Weisen, Mystikern und Philosophen behauptete Einheit von Subjekt und Objekt, die untrennbare Ganzheit des Seins, wird nun auch mit naturwissenschaftlichen Forschungsergebnissen belegt.“

Zitat Ende.

Welches Gewicht hat also dein voriges Argument (das mich an die Paranoia des Jan van Helsing erinnert), wenn nicht mal die weltweit renommierten Begründer der von dir angeführten Autopoiesis-Theorie der Mystik gegenüber skeptisch sind? Glaubst du, sie haben etwas Wichtiges übersehen, das d u aber nicht übersiehst?

Außerdem leuchtet nicht ein, welche Risiken laut deiner Aussage:

Und nun überlege einmal, was es für Konsequenzen hat, wenn destruktive Kräfte ein solches mystisches System, wie du es hier schilderst, adaptieren würden!

… realistisch gegeben sind. Ich sehe nur, dass hier ein Schreckgespenst an die Wand gemalt wird. Vielleicht solltest du dir mehr Mühe für Begründungen deiner Thesen geben, statt sie einfach nur mit Ausrufezeichen in die Welt zu setzen.

Zudem wäre besagte Autopoiesis-Theorie ohne die mystische Grundhaltung beider Schöpfer wahrscheinlich gar nicht entstanden. Du argumentierst also mit einer Theorie, um der Grundlage dieser Theorie den Boden zu entziehen.

Ich gratuliere zu diesem logischen Salto mortale.

Meine Gedanken bleiben bei Laotse: „Der Wissende redet nicht. Der Redende weiß nicht.“

Fakt ist, dass das Tao te king über 5000 Schriftzeichen umfasst und der nach der Bibel am häufigsten übersetzte Text ist. Laotse soll es der Legende nach auf Bitte eines Beamten verfasst haben, damit seine Weisheit nicht verloren ginge.

Ich verstehe wirklich nicht, dass dir der Widerspruch zwischen Laotses „Der Wissende redet nicht“ und deinem umfangreichen Zitieren einer philosophischen Rede selbst nicht ins Auge sticht. Der Wissende redet eben d o c h – hier in Gestalt von Laotse. Er wäre wohl kaum zur Niederschrift seiner Aphorismen überredet worden, wenn er vorher nicht darüber „geredet“ hätte.

Und dass Buddha umfangreiche Reden hielt, die nach seinem Tod aufgezeichnet wurden (nach der minutiösen Erinnerung seines Sekretärs Ananda), ist dir hoffentlich bekannt.

Was also soll dieses unlogische „Argument“ mit dem Nicht-Reden?

Gerade du als Schriftsteller(?), müßtest doch dankbar dafür sein, wenn die Leute dir ehrlich sagen, wie deine Argumentationsketten auf sie „WIRKEN“! Ich sagte dir wie es auf mich wirkt und du antwortest mir, dass das aus deinem Text nicht hervorgeht!? Also ich bitte dich schon darum, dass du mir nicht vorschreibst, welche Empfindungen ich zu haben habe.

In der Psychoanalyse nennt man solche Empfindungen „Übertragung“. D.h. sie entspringen psychologischen Motiven (bei dir), die mit der realen Situation (zu der in diesem Fall meine „Argumentationsketten“ gehören) n i c h t s zu tun haben. Du solltest besser lernen, deine Gefühle aus einer Debatte herauszuhalten. Mich interessieren nur Argumente, nicht aber emotionale Feedbacks.

Es wird - wenn du, was ich begrüßen würde, die Debatte fortführst – Zeit, dass du deine eigene Sicht der Dinge (ontologisch oder erkenntnistheoretisch) auf den Tisch legst.

„Sage nicht alles, was du weißt, aber wisse immer, was du sagst.“ Matthias Claudius
Das kannst du jetzt unter der Rubrik: „Falls vorhanden“ abheften! :wink:

Oder unter „Nicht vorhanden“. Jedenfalls schade, dass du kneifst. Denn anders ist das nicht zu interpretieren.

Gruß

Horst

Hi Horst.

Soviel also zu deiner Informiertheit und zu meiner
diesbezüglichen „Unterstellung“.

Wenn du einmal, auch nur ein einziges Mal verstehst
oder verstehen willst, was ich dir sage, schreiben wir
weiter! Ansonsten macht das wirklich keinen Sinn!

Resignierende Grüße
Powenz

Neuronen und Bewusstsein
Hi Candide.

Nein, denn Tim Leary (war er Naturalist oder Mystiker oder beides zugleich?) hatte dieses „Naturalistische Manifest“ für die kommenden Millenia bereits ausreichend und folgendermaßen formuliert:

Als kongenialer Mitdenker hast du vorweggenommen, was ich aufgrund eines nachträglichen Einfalls noch nachreichen wollte, nämlich Learys Konzept der neuronalen Schaltkreise.

Leary (ein früherer Bekannter von mir, jetzt Computeranimations-Experte in Hollywood, war mit ihm s e h r gut befreundet) war natürlich kein Naturalist im philosophischen Sinne.

Siehe Wiki (Naturalismus – philosophisch):

„Naturalistische Theorien teilen den Anspruch, ein Weltbild zu entwerfen, das an den Erklärungsmethoden der Naturwissenschaften orientiert ist. In diesem Sinne lassen sich einige typische Merkmale des Naturalismus identifizieren: Realismus, Physikalismus, Religionskritik, Reduktionismus, eine Eingrenzung auf die Methoden der Naturwissenschaften und eine Ablehnung der Metaphysik.“

Zitat Ende.

Viele dieser Theorien (insbesondere innerhalb der Philosophie des Geistes) bezweifeln die eigenständige Existenz des Mentalen und reduzieren dies auf bloße Effekte neuronaler Prozesse. Manche sprechen dem Mentalen sogar komplett die Existenz ab. Das steht natürlich quer zur mystischen Auffassung.

Leary sah die neuronalen Prozesse aber als korrelativ zum Mentalen, als bewusstseins-teildeterminierende Funktionen, die nicht mit dem Mentalen selbst zu verwechseln sind. Die Korrelativität von Geist und Neuron ist ein in der Philosophie des Geistes weit verbreiteter Ansatz. Auch Wilber legt diesen zugrunde. Ein Mystiker war Leary auf jeden Fall, sein Ideal war die Verwirklichung des „Kosmischen Bewusstseins“.

Annotation #2: Hereby and henceforth Candide is declared the official spokesman of the Psychedelic Revolution.

Und verdrängt mich auf die Reservebank, neben Klose und Luca Toni.

Gruß

Horst

Etwas durcheinander gebracht?
Hi Nescio.

Obwohl ich mich nicht zu den gemeinten Naturalisten zähle, würde ich es begrüssen, wenn diese sich erfolgreich organisierten und so mehr politischen Einfluss gewännen.

Wozu zählst du denn, wenn ich die indiskrete (?) Frage stellen darf?

Die Konfessionsfreien (meist „Naturalisten“) sind unorganisiert, haben kaum Einfluss, sitzen nicht in den kulturellen, politischen etc. Gremien.

Das halte ich für eine sehr einseitige Einschätzung. Glaubst du im Ernst, die Konzernbonzen und Bankmanager beten zu „Gott“? Auch im deutschen Parlament sitzen mit Sicherheit überwiegend Atheisten.

Ja, wäre ´ne coole Sache, wenn sich die Naturalisten politisch organisieren. Nur so kommen unsere unterdrückten Neuronen zu ihren angestammten Rechten.

Wenn ich das lese, juckt es mich ad hominem zu antworten. Aber lieber nicht.

Ich hoffe, du hast die absolut unübersehbare Ironie in meinen Worten nicht übersehen. Auch deine Überschrift zeigt, dass du da was durcheinander zu bringen scheinst. Ich bin doch gerade ein Gegner des neuronalen Reduktionismus.

Gruß

Horst

Leary (ob das on oder off topic ist, das …
darfst du als Threadersteller entscheiden, lieber Horst!
Mich interessiert die Psychedelische Revolution halt mehr als die Mystik :wink:

Leary war natürlich kein Naturalist im
philosophischen Sinne.
„Naturalistische Theorien teilen den Anspruch, ein Weltbild zu
entwerfen, das an den Erklärungsmethoden der
Naturwissenschaften orientiert ist.

Naja, er verstand sich als damaliger Psychologe in Harvard durchaus mit einiger Berechtigung als Naturwissenschaftler.
Das ist jetzt aber keine Frage, die hier zu klären wäre.

Leary sah die neuronalen Prozesse aber als korrelativ zum
Mentalen, als bewusstseins-teildeterminierende Funktionen

Auch hier bin ich nicht ganz sicher.
Allein die frühen Ansätze der Harvard-Gruppe um Leary und Alpert, die zunächst tatsächlich davon ausging, durch die Einnahme von Halluzinogenen würde man zwangsläufig eine ganz spezifische religiöse Erfahrung erhalten.

http://en.wikipedia.org/wiki/Marsh_Chapel_Experiment

Erst später wurde auch Leary klar, dass die Befunde ein Effekt der Auswahl der Versuchspersonen und des Versuchsaufbaus waren.
Aber so ganz hat er sich m.E. nie von der Annahme gelöst, dass LSD & Konsorten das Bewusstsein nicht nur „formal“ verändert, sondern auch „inhaltlich“, also einen gewissen Bewusstseinsinhalt zwingend vorgibt.
Anders würde Learys ganze (m.E. trotz offensichtlicher Schwächen großartige) Programm-Skizze einer „Politik der Ekstase“ auch gar keinen Sinn ergeben.

Ob man das nun „Naturalismus“ nennt, das ist mir wiederum eigentlich gleichgültig. Ich würde aber dazu neigen, das durchaus so zu nennen, weil er im Grunde in einigen Texten fortwährend auf ‚biochemischer Ebene‘ argumentiert.

Ein Mystiker war Leary auf jeden Fall

Auch hier bin ich nicht sicher, ob er das war.
Natürlich sah er sich so, aber würden „die Mystiker“ (wer immer das sein mag) ihn auch so sehen? Einige gewiss.
Seine „Mystik“ bestand in durch Halluzinogene induzierten Erfahrungen (ich weiß: nicht nur, aber zentral). Die Mystik hatte sich aber doch stets von der Geisteskrankheit und dem Rausch abgegrenzt.
Analog dazu gab es ja tatsächlich damals theologische Kontroversen, ob man eine durch Halluzinogene erzeugte religiöse Empfindung auch als „echte“ religiöse Empfindung verstehen sollte. Man einigte sich in diesen Kreisen bald auf ein Nein, weil natürlich nur zu offensichtlich ist, dass dann Religion und Religionskritik bald stark verschmelzen würden, wenn jeder seine individuellen und unmittelbaren religiösen Gotteserfahrungen machen darf.

_ ℂ Λ ℕ Ð I Ð € _

P.S.: Ohne mich oben einmischen zu wollen: die Psychoanalyse kennt nicht nur die Übertragung - auch die Gegenübertragung :wink:

Hallo Horst,

moralisieren wollte ich nicht; allein schon, weil ich bin mir nicht mal sicher bin, ob in mir nicht auch oft der Skeptiker dominiert.

Sicher folgt daraus eine Verantwortung (oder was meinst Du mit Verpflichtung?)

Nein, „nur“ Verpflichtung. Die Verantwortung überlassen wir
Spiderman :smile:

Du meinst, dass jemand mit mystischen Erfahrungen einfach (?) nach dieser Erfahrung handeln MUSS? Und das würde auch die Art und Weise bestimmen, nicht?

Ich denke, dass es nur dann eine genuin mystische Erfahrung
war, w e n n ihm das klar ist.

Ich glaube, dass man u.U. erstmal wissen lernen muss, was es ist:smile:
Wenn man schon als Kind z.B. eine solche Erfahrung machte, aber die Umwelt solche Dinge banalisiert, negiert und in andere Bahnen zu lenken versucht, dann WEISS man es vielleicht nicht (gleich), selbst wenn man es spürt. Verstehst Du, was ich damit sagen möchte?

Gruß
iceage

Hallo du Einer,

ich habe ganz andere „Bilder“ anscheinend… ich sehe Menschen, die zwar an sowas wie Gott glauben, aber materialistisch denken, durch und durch. Sie gehen überall hin, in jeden Winkel der Erde, ja auch darüber hinaus. Sie treffen auf andere, Menschen, aber sie halten sie nicht für „Menschen“, sie versklaven, foltern, ermorden sie, rauben ihnen ihre Geschichte(n) und ihre kulturellen Identiäten, ihre Sprachen, verachten ihre Spiritualität, ihre Verbundenheit mit dem, was sie waren… klar, das geschieht in Gottes Namen, bis heute, wenn du (z.B.) sowas meinen solltest?

(Ich habe schon den Eindruck: Im Grunde ihres Herzens sind alle diese Gewalttäter materialistisch durch und durch; sie haben das für Boden, für Gold, für Reichtum, für ein Stück Wohlstand, für Bahres, für die richtigen Gene… getan und tun es noch.
Ist dieses Bild so falsch?

Wären tatsächlich spirituell denkende Menschen „unterwegs“ gewesen, statt diese Art von … „Wilden“(?), dann wären wir heute vielleicht an einem ganz anderen Punkt? Dann wäre vielleicht nicht so viel Gewalt verübt worden?

(„Naturalisten“… wer sind die? Und wer eigentlich sind „spirituelle“ Menschen?)

Gruß, iceage

1 (i.W.: ein/e) Atheist/in im Bundestag
Hallo Horst

Obwohl ich mich nicht zu den gemeinten Naturalisten zähle, würde ich es begrüssen, wenn diese sich erfolgreich organisierten und so mehr politischen Einfluss gewännen.

Wozu zählst du denn, wenn ich die indiskrete (?) Frage stellen darf?

Darauf antworte ich wie Charlie Varick:
Aber natürlich darfst du diese Frage stellen. Auf Wiedersehen.
Warum ich sie nicht beantworte, wirst du dir leicht denken können.

Die Konfessionsfreien (meist „Naturalisten“) sind unorganisiert, haben kaum Einfluss, sitzen nicht in den kulturellen, politischen etc. Gremien.

Das halte ich für eine sehr einseitige Einschätzung. Glaubst
du im Ernst, die Konzernbonzen und Bankmanager beten zu „Gott“?

Das kann ich dir nicht sagen
Ich glaube aber, dass die meisten von Ihnen Mitglieder von Kirchen u.ä. sind
und/oder – trotz ihrer „realistischen“ Tüchtigkeit – eine nicht besonders „aufgeklärte“
Weltsicht haben.

Auch im deutschen Parlament sitzen mit Sicherheit überwiegend Atheisten.

Eine einzige Person von 621 ! (vielleicht noch einige, die Angst haben, es zu sagen):
http://www.bundestag.de/bundestag/abgeordnete/mdb_za…

Gruss
Nescio

Wasser ist nass, und Politiker lügen
Hi Nescio.

Wozu zählst du denn, wenn ich die indiskrete (?) Frage stellen darf?

Darauf antworte ich wie Charlie Varick:
Warum ich sie nicht beantworte, wirst du dir leicht denken können.

Kann ich nicht, denn ich frage doch nur nach einer Position zur Geist/Materie-Frage, nicht nach einer politischen Position.

Glaubst du im Ernst, die Konzernbonzen und Bankmanager beten zu „Gott“?

Das kann ich dir nicht sagen. Ich glaube aber, dass die meisten von Ihnen Mitglieder von Kirchen u.ä. sind und/oder – trotz ihrer „realistischen“ Tüchtigkeit – eine nicht besonders „aufgeklärte“ Weltsicht haben.

Mitgliedschaft ist nur Papier. Für mich ist jemand ein Christ, der zu „Gott“ betet. Alles andere („irgendwie glaube ich schon an einen Gott“) ist nur Pseudochristentum und tendenziell atheistisch.

Auch im deutschen Parlament sitzen mit Sicherheit überwiegend Atheisten.

Eine einzige Person von 621 ! (vielleicht noch einige, die Angst haben, es zu sagen):

Danke für den Link. Das mit der 1 halte ich für absolut untertrieben. Typische Politikerverlogenheit, dass die anderen sich als Theisten ausgeben.

Gruß

Horst

Cooles Thema, no problem
Hi Candide.

Re: Leary (ob das on oder off topic ist, das darfst du als Threadersteller entscheiden, lieber Horst!

Ist es natürlich nicht.

Mich interessiert die Psychedelische Revolution halt mehr als die Mystik :wink:

Das ist so, als sagte man: Mich interessiert Lacans Theorie mehr als die Psychoanalyse.

Naja, er verstand sich als damaliger Psychologe in Harvard
durchaus mit einiger Berechtigung als Naturwissenschaftler.
Das ist jetzt aber keine Frage, die hier zu klären wäre.

Er war Naturwissenschaftler und Anhänger fernöstlicher Philosophien in einem. Wie so viele andere auch (seit Max Planck, Heisenberg und C.F. von Weizsäcker). Da gibt es keine Frage zu klären, finde ich.

Leary sah die neuronalen Prozesse aber als korrelativ zum
Mentalen, als bewusstseins-teildeterminierende Funktionen

Auch hier bin ich nicht ganz sicher.
Allein die frühen Ansätze der Harvard-Gruppe um Leary und
Alpert, die zunächst tatsächlich davon ausging, durch die
Einnahme von Halluzinogenen würde man zwangsläufig eine ganz
spezifische religiöse Erfahrung erhalten.

Natürlich n i c h t zwangsläufig, sondern nur unter günstigen Umständen, wobei Set und Setting die ausschlaggebenden Kriterien sind.

Erst später wurde auch Leary klar, dass die Befunde ein Effekt
der Auswahl der Versuchspersonen und des Versuchsaufbaus
waren.

Ich schlage vor, die ausführliche Debatte darüber auf Anfang nächste Woche zu verschieben, da mir am Wochenende dafür die Zeit fehlt. Im Prinzip aber muss ich der vorgenannten Aussage widersprechen. Wenn du meinst, dass mystische Erfahrung nur ein Effekt von „Auswahl der VP“ und des „Versuchsaufbaus“ sei, dann ist das im Zusammenhang mit LSD nicht richtig. Es gab auch privat (also außerhalb von Versuchsanordnungen) hinreichend viele solche Erfahrungen, ohne dass diese inhaltich angezielt und intendiert waren. Das ist einfach Fakt.

Aber so ganz hat er sich m.E. nie von der Annahme gelöst, dass
LSD & Konsorten das Bewusstsein nicht nur „formal“ verändert,
sondern auch „inhaltlich“, also einen gewissen
Bewusstseinsinhalt zwingend vorgibt.

Du solltest aber berücksichtigen, dass Leary 1976 (nach Befreiung durch die Weathermen und jahrelanger Flucht und erneuter Festnahme) vermutlich aufgrund eines Deals mit der CIA vorzeitig auf freien Fuß kam. D.h. alles, was er in der Folge publizierte, ist mit entsprechender Vorsicht zu genießen. Für mich zählt in der Hauptsache das, was er vor 1969 äußerte. Dass die Droge irgendeinen Inhalt „zwingend“ vorgibt, ist objektiv Unsinn (nicht mal 10 % aller LSD-Erfahrenen hatten mystische Erlebnisse) und wurde so von Leary sicher auch nie behauptet, außer vielleicht nach 76.

Anders würde Learys ganze (m.E. trotz offensichtlicher
Schwächen großartige) Programm-Skizze einer „Politik der
Ekstase“ auch gar keinen Sinn ergeben.

Doch: Set und Setting gelten hier als die begünstigenden Faktoren.

Ob man das nun „Naturalismus“ nennt, das ist mir wiederum
eigentlich gleichgültig. Ich würde aber dazu neigen, das
durchaus so zu nennen, weil er im Grunde in einigen Texten
fortwährend auf ‚biochemischer Ebene‘ argumentiert.

Es ging ihm in letzter Konsequenz immer um das „Kosmische Bewusstsein“ (cosmic consciousness). Das ist keine naturwissenschaftliche Kategorie, wie auch Bewusstsein überhaupt keine solche Kategorie ist. Aber, wie gesagt, führen wir das besser (und gerne) ab Montag fort.

Natürlich sah er sich so, aber würden „die Mystiker“ (wer
immer das sein mag) ihn auch so sehen? Einige gewiss.
Seine „Mystik“ bestand in durch Halluzinogene induzierten
Erfahrungen (ich weiß: nicht nur, aber zentral). Die Mystik
hatte sich aber doch stets von der Geisteskrankheit und dem
Rausch abgegrenzt.

Die Eleusinischen Mysterien (und zu diesem Zweck ging ich ja im Ausgangspost darauf ein) lieferten durch Verabreichung eines Mutterkornhaltigen Getränkes wichtige mystische Initiationen und inspirierten Platon zu seiner Theorie vom Einen (dem „Guten“). Der ursprüngliche Brahmanismus in Indien basierte ebenfalls weitgehend auf Experimenten mit Naturdrogen. Alle anderen Methoden zur Erlangung mystischer Erfahrung basieren ebenfalls auf dem Versuch, physiologische Bedingungen zu schaffen (z.B. Askese oder Yoga), die solche Erfahrung begünstigen.

Analog dazu gab es ja tatsächlich damals theologische
Kontroversen, ob man eine durch Halluzinogene erzeugte
religiöse Empfindung auch als „echte“ religiöse Empfindung
verstehen sollte.

Wen, bitte schön, interessieren denn Theologen, die selbst keine mystischen Erfahrungen haben, sondern sich diese anlesen?

Man einigte sich in diesen Kreisen bald auf

P.S.: Ohne mich oben einmischen zu wollen: die Psychoanalyse
kennt nicht nur die Übertragung - auch die Gegenübertragung

Ja und? Jammere ich andere mit meinen Gefühlchen voll?

Gruß

Horst

abschließendes Sammelsurium
Hallo Horst!

Er war Naturwissenschaftler und Anhänger fernöstlicher
Philosophien in einem. Wie so viele andere auch (seit Max
Planck, Heisenberg und C.F. von Weizsäcker). Da gibt es keine
Frage zu klären, finde ich.

Das Klärende wäre wie in den jeweiligen Arbeit das eine aufs andere wirkte, was bei Leary auch noch einem beträchtlichem Wandel unterworfen war.

Allein die frühen Ansätze der Harvard-Gruppe um Leary und
Alpert, die zunächst tatsächlich davon ausging, durch die
Einnahme von Halluzinogenen würde man zwangsläufig eine ganz
spezifische religiöse Erfahrung erhalten.

Natürlich n i c h t zwangsläufig, sondern nur unter günstigen
Umständen, wobei Set und Setting die ausschlaggebenden
Kriterien sind.

Naja, beim Marsh-Chapel-Experiment waren die Versuchspersonen Theologie-Studenten und der Versuchsleiter ebenfalls Theologe …
das geht schon über Set+Setting hinaus, also über die Ausgangshypothese, dass geschaut werden wollte, ob Psilocybin unter religiösen Begleitumständen bestimmte Erfahrungen hervorbringen könne.

(Die Zusatzannahme „in religiously predisposed subjects“, die mein obiger Wikipedia-Link angibt, ist m.W. in der Original-Studie Pahnkes gerade nicht reflektiert, und auf jeden Fall auch nicht als unabhängige Variable systematisch kontrolliert)

Aber so ganz hat er sich m.E. nie von der Annahme gelöst, dass
LSD & Konsorten das Bewusstsein nicht nur „formal“ verändert,
sondern auch „inhaltlich“, also einen gewissen
Bewusstseinsinhalt zwingend vorgibt.

Du solltest aber berücksichtigen, dass Leary 1976 (nach
Befreiung durch die Weathermen und jahrelanger Flucht und
erneuter Festnahme) vermutlich aufgrund eines Deals mit der
CIA vorzeitig auf freien Fuß kam. D.h. alles, was er in der
Folge publizierte, ist mit entsprechender Vorsicht zu
genießen.

Ich meinte die Schriften der späten 60er und frühen 70er.

Für mich zählt in der Hauptsache das, was er vor
1969 äußerte. Dass die Droge irgendeinen Inhalt „zwingend“
vorgibt, ist objektiv Unsinn (nicht mal 10 % aller
LSD-Erfahrenen hatten mystische Erlebnisse) und wurde so von
Leary sicher auch nie behauptet, außer vielleicht nach 76.

Natürlich meinte ich mit „inhaltlich“ nicht „konkretistisch“!

Willkürliches Beispielzitat:

„The psychedelic experience is by nature private, sensual, spiritual, internal, introspective.“

in: Chemical Warfare - The Alcoholics vs. the Psychedelics, 1968 [Hervorhebung von mir)
Also nicht: by set, by setting, by subjective predisposition …

==> Das nenne ich durchaus „inhaltlich“, da hier suggeriert wird, das LSD würde nicht nur einen anderen Bewusstseinsmodus bewirken, sondern auch eine bestimmte Klasse von Erfahrungen. Und zwar nicht nur als Effekt von Set+Setting, also einer (psycho)sozialen Ebene, sondern auf einer biochemischen Ebene.

Ob man das nun „Naturalismus“ nennt, das ist mir wiederum
eigentlich gleichgültig. Ich würde aber dazu neigen, das
durchaus so zu nennen, weil er im Grunde in einigen Texten
fortwährend auf ‚biochemischer Ebene‘ argumentiert.

Es ging ihm in letzter Konsequenz immer um das „Kosmische
Bewusstsein“ (cosmic consciousness). Das ist keine
naturwissenschaftliche Kategorie, wie auch Bewusstsein
überhaupt keine solche Kategorie ist.

Fortführung des Beispielzitats oben:

„… introspective. Whereas alcohol and amphetamines stimulate the efferent nervous system, inciting furious game activities, the psychedelics stimulate the afferent nervous centers …“

Btw: Ich frage mich, was der frühe Freud zum LSD gesagt hätte. Vermutlich hätte er es tatsächlich für die Neurosen-Chemotherapie gehalten, die er selbst postuliert und erhofft hatte.

Habe ich gestern zufällig bei Laplanche gelesen:
„L’espoir d’un traitement biologique, chimiothérapique des névroses ne quittera jamais Freud, comme devant, un jour ou l’autre, par des voies beaucoup plus courtes, supplanter le traitement psychothérapique.“
Laplanche, Nouveaux fondements pour la psychanayse, p. 22

Am frühen Freud des „Entwurfs einer Psychologie“ hätten Leute wie Grof ansetzen sollen, nicht am mystizierenden Jungianismus. Dann wäre die LSD-(Psychotherapie)forschung sehr viel eher in (natur)wissenschaftliche Bahnen gelangt, wo sie vielleicht überleben hätte können, wäre jedenfalls nicht ganz so leicht aus rein politischen Gründen abgewürgt worden.

Analog dazu gab es ja tatsächlich damals theologische
Kontroversen, ob man eine durch Halluzinogene erzeugte
religiöse Empfindung auch als „echte“ religiöse Empfindung
verstehen sollte.

Wen, bitte schön, interessieren denn Theologen, die selbst
keine mystischen Erfahrungen haben, sondern sich diese
anlesen?

Naja, Bellarmin wird sich Galileis Teleskop-Beobachtungen auch nur angelesen haben :wink:

Wenn ich jetzt endgültig vom Topic abgekommen bin, dann bewusst, weil ich die LSD-Forschung nicht so nahe in die Richtung „Mystik“ bringen möchte wie du offenbar, auch wenn ich sie selbst in den Thread einführte (wo sie m.E. natürlich schon auch ein gutes Stück weit reingehört).

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Es-Quadrant vs. Ich-Quadrant
Hi Candide.

Natürlich n i c h t zwangsläufig, sondern nur unter günstigen Umständen, wobei Set und Setting die ausschlaggebenden Kriterien sind.

beim Marsh-Chapel-Experiment waren die Versuchspersonen Theologie-Studenten und der Versuchsleiter ebenfalls Theologe …das geht schon über Set+Setting hinaus, also über die Ausgangshypothese, dass geschaut werden wollte, ob Psilocybin unter religiösen Begleitumständen bestimmte Erfahrungen hervorbringen könne.

Ich bin momentan nicht über den präzisen Zweck des Experiments informiert (d.h. ging es darum herauszufinden, ob die Bewusstseinserweiterung bei den theologisch, also christlich geprägten Teilnehmern auch zu spezifisch christlichen, also personalen „Gottes“-Erfahrungen führt oder zu einer mystischen, also nicht gottpersonalen?).

Einen anderen Sinn (als die vorgenannnte Fragestellung) kann ich in der Zusammensetzung der Teilnehmer nicht erkennen. Meiner Auffassung nach ist eine mystische Erfahrung aber n i c h t s „Religiöses“, hier muss man die Kategorien ganz klar trennen. Nach meiner Info hatten die Teilnehmer in der maßgeblichen Gruppe überwiegend „religiöse Erlebnisse“, deren genaue Spezifizierung ich aber nicht kenne. Ich trenne, wie gesagt, religiös und mystisch ganz scharf. Denn das Mystische tranzendiert jede Zuordnung zu einer (organisierten) Religion (wobei das offizielle Christentum bekanntlich eine strikt anti-mystische Position hat).

Die Versuchsanordnung geht, wie du richtig sagst, über Set+Setting hinaus, schließt diese Faktoren aber ein (entspannte innere und äußere Bedingungen).

Willkürliches Beispielzitat: „The psychedelic experience is by nature private, sensual, spiritual, internal, introspective.“ in: Chemical Warfare - The Alcoholics vs. the Psychedelics, 1968 [Hervorhebung von mir) Also nicht: by set, by setting, by subjective predisposition …

Set+Setting sowie „subjective predisposition“ schließen „by nature“ nicht im geringsten aus, sondern ergänzen dies. Entscheidend ist der Punkt „by nature … spiritual“. Das besagt einfach, dass die durch die Chemikalie bewirkten neuronalen Prozesse grundsätzlich zu einer spirituellen Erfahrung führen k ö n n e n (aber nicht müssen). Analog der weibliche Orgasmus: auch der ist etwas „Natürliches“, tritt aber nicht mit absoluter Zuverlässigkeit ein, sondern nur, wenn bestimmte Bedingungen, auch prädispositionelle, gegeben sind und das Eintreten begünstigen.

„By nature“ besagt: die Erfahrung ist nicht „sozial konstruiert“. Sie resultiert aus der „wahren Natur“ des menschlichen Geistes, die universell und nonpersonal ist.

==> Das nenne ich durchaus „inhaltlich“, da hier suggeriert wird, das LSD würde nicht nur einen anderen Bewusstseinsmodus bewirken, sondern auch eine bestimmte Klasse von Erfahrungen. Und zwar nicht nur als Effekt von Set+Setting, also einer (psycho)sozialen Ebene, sondern auf einer biochemischen Ebene.

Mit „Klasse“ meinst du jetzt sicher die spirituelle Kategorie. Wie gesagt: das „Bewirken“ ist hier nur ein „Begünstigen“, also nicht ein Produzieren (wie der Begriff „Bewirken“ irreführend suggeriert). Die „Erleuchtung“ steckt nicht in der Chemikalie, sondern ergibt sich aus dem Zusammenspiel mehrerer Faktoren, zu denen im gegebenem Zusammenhang auch die Chemikalie zählt.

Ob man das nun „Naturalismus“ nennt, das ist mir wiederum eigentlich gleichgültig. Ich würde aber dazu neigen, das durchaus so zu nennen, weil er im Grunde in einigen Texten fortwährend auf ‚biochemischer Ebene‘ argumentiert.

Er erforschte die physiologischen Korrelate der Bewusstseinsebenen. Das ist, denke ich, vom Naturalismus, die die Bewusstseinskategorie vernachlässigt, weit entfernt.

http://en.wikipedia.org/wiki/8-Circuit_Model_of_Cons…

„In this model, the eight levels of Consciousness are held to exist in every individual. What separates an individual from another is the degree of expression or latency of these circuits. Some thinkers have also criticized the hierarchical arrangement of these circuits as being indicative of the religious indoctrinatation, suggesting the superiority of one circuit over the other. Supporters argue that the circuits REPRESENT the simultaneous existing states of consciousness that work together as a dynamic whole.“

(Hervorhebung von mir)

Bewusstsein ist eine ganz andere Kategorie als das Neuronale. Ich erinnere an Wilbers Quadrantenlogik. Prozesse können aus der Es-Perspektive beschrieben werden (naturwissenschaftlich) u n d aus der Ich-Perspektive (mentale Erfahrung). Varela sieht das genauso, und Leary hat das sicher auch so gesehen, konzentrierte sich aber auf die Beschreibung des Es-Quadranten.

Habe ich gestern zufällig bei Laplanche gelesen: „L’espoir d’un traitement biologique, chimiothérapique des névroses ne quittera jamais Freud, comme devant, un jour ou l’autre, par des voies beaucoup plus courtes, supplanter le traitement psychothérapique.“ Laplanche, Nouveaux fondements pour la psychanayse, p. 22

Wobei das Chemische nur die Kanäle zum Unbewussten öffnet, nicht aber dessen „Inhalte“ chemisch „kuriert“. Da muss man ganz klar differenzieren.

Am frühen Freud des „Entwurfs einer Psychologie“ hätten Leute wie Grof ansetzen sollen, nicht am mystizierenden Jungianismus. Dann wäre die LSD-(Psychotherapie)forschung sehr viel eher in (natur)wissenschaftliche Bahnen gelangt, wo sie vielleicht überleben hätte können, wäre jedenfalls nicht ganz so leicht aus rein politischen Gründen abgewürgt worden.

Ja, Grof hat sich etwas zu sehr an Jungs Archetypenlehre angelehnt. Er sagt auch über Freud: „Freud said that we are born as a tabula rasa. This is a model that simply is too superficial and inadequate.“

Da könnte natürlich auch etwas dran sein. Vergessen wir nicht, dass die Frage der Entstehung der menschlichen Psyche keineswegs verbindlich geklärt ist. Jede Theorie, die behauptet, die Psyche entstehe ex nihilo aus physiologischen Prozessen heraus (also aus einem Zustand der tabula rasa), ist nicht weniger abenteuerlich als die Annahme, sie inkarniere beim Zeugungsakt nach einem vorausgehenden Aufenthalt im „Bardo“ (der tibetanische Ausdruck für das transzendente Zwischenreich aus dem Tibetanischen Totenbuch). Die spirituelle Position muss schon von ihrer inneren Logik her der Inkarnationsthese den Vorzug geben. Was auch Wilber tut, Grof sowieso. Wie man in diese These dann C.G. Jung einbaut, ist Geschmackssache.

Hier ein Statement von Grof aus einer öffentlichen Rede:

http://www.klaus-john.de/html/rede_stan_grof.html

Zitat:

„Neue Beobachtungen zeigen, dass das Bewusstsein keine Nebenerscheinung der Materie, ein Produkt der komplexen neurophysiologische Prozesse im Gehirn ist, sondern eine grundlegende primäre Eigenschaft der Existenz, wie es in den großen spirituellen Philosophien des Ostens beschrieben ist. Wie von dem Schweizer Psychiater C. G. Jung vorgeschlagen, ist die Psyche nicht in dem menschlichen Schädel und Gehirn eingeschlossen, sondern durchdringt alle Existenz (als Anima Mundi). Die individuelle menschliche Psyche ist ein integraler Bestandteil dieser kosmischen Matrix und kann sich unter bestimmten Umständen Erfahrungen erfahrungsgemäß sich mit deren verschiedenen Aspekten identifizieren.“

Zitat Ende.

„… dass das Bewusstsein keine Nebenerscheinung der Materie, ein Produkt der komplexen neurophysiologische Prozesse im Gehirn ist“ - was bekanntlich der naturalistische Standpunkt ist (den Grof hier verneint).

Wen, bitte schön, interessieren denn Theologen, die selbst keine mystischen Erfahrungen haben, sondern sich diese anlesen?

Naja, Bellarmin wird sich Galileis Teleskop-Beobachtungen auch nur angelesen haben :wink:

Das Christentum ist schon von seiner Struktur her jeder persönlichen Erfahrung von „Göttlichkeit“ gegenüber feindlich eingestellt, da eine solche die Mittlerstellung des Priestertums überflüssig machen würden. Daraus resultieren Bedenken gegen bestimmte Methoden mit geometrischer Logik. Die Feindschaft gegenüber der Mystik hat im Christentum ja eine lange Geschichte – aus besagtem Grund.

Wenn ich jetzt endgültig vom Topic abgekommen bin …

Keineswegs, die Überschneidung ist sehr relevant.

, dann bewusst, weil ich die LSD-Forschung nicht so nahe in die Richtung „Mystik“ bringen möchte wie du offenbar, auch wenn ich sie selbst in den Thread einführte (wo sie m.E. natürlich schon auch ein gutes Stück weit reingehört).

Ich habe sie ansatzweise schon im Ausgangspost thematisiert, als ich den Namen Hoffmann (!) anführte im Rahmen des Belegs, dass die europäische Mystik und Philosophie (z.B. im Umfeld der Eleusinischen Mysterien) auch „chemisch“ inititiiert wurde (Platon).

Um die Frage abzuklären, wie weit Leary den Akzent auf die biochemische Ebene legte (ein von dir betonter Punkt), werde ich heute noch an Learys früheren Freund B. nach Venice/California eine Mail schicken und um kurze Auskunft bitten. Ob er zügig antwortet, weiß ich nicht, zuletzt hatten wir vor zwei Jahren Jahr Email-Kontakt. Übrigens kennt er auch Grof, die Welt ist klein in Kalifornien.

Gruß

Horst

Lieber Horst!

Ich bin momentan nicht über den präzisen Zweck des Experiments
informiert (d.h. ging es darum herauszufinden, ob die
Bewusstseinserweiterung bei den theologisch, also christlich
geprägten Teilnehmern auch zu spezifisch christlichen, also
personalen „Gottes“-Erfahrungen führt oder zu einer
mystischen, also nicht gottpersonalen?).

Es ging nicht speziell um Mystik.

Willkürliches Beispielzitat: „The psychedelic experience is by nature private, sensual, spiritual, internal, introspective.“ in: Chemical Warfare - The Alcoholics vs. the Psychedelics, 1968 [Hervorhebung von mir)

„By nature“ besagt: die Erfahrung ist nicht „sozial
konstruiert“. Sie resultiert aus der „wahren Natur“ des
menschlichen Geistes, die universell und nonpersonal ist.

Ich lese dieses „by nature“ hier im Zusammenhang der Gegenüberstellung zweier Substanzengruppen als „kraft der Natur des LSD“.

==> Das nenne ich durchaus „inhaltlich“, da hier suggeriert wird, das LSD würde nicht nur einen anderen Bewusstseinsmodus bewirken, sondern auch eine bestimmte Klasse von Erfahrungen. Und zwar nicht nur als Effekt von Set+Setting, also einer (psycho)sozialen Ebene, sondern auf einer biochemischen Ebene.

Mit „Klasse“ meinst du jetzt sicher die spirituelle Kategorie.

Mit „Klasse“ meinte ich schlicht Klasse: eine Zusammenfassung von Objekten anhand einer gemeinsamen logischen Eigenschaft.

Habe ich gestern zufällig bei Laplanche gelesen: „L’espoir d’un traitement biologique, chimiothérapique des névroses ne quittera jamais Freud, comme devant, un jour ou l’autre, par des voies beaucoup plus courtes, supplanter le traitement psychothérapique.“ Laplanche, Nouveaux fondements pour la psychanayse, p. 22

Wobei das Chemische nur die Kanäle zum Unbewussten öffnet,
nicht aber dessen „Inhalte“ chemisch „kuriert“. Da muss man
ganz klar differenzieren.

Nein, das trifft auf den frühen Freud des „Entwurfs“ so nicht ganz zu.
Die Kur (auf dieser frühen Ebene des Katharsis-Modells) besteht in der „Abreaktion“ eingeklemmter Affekte, was Freud im „Entwurf einer Psychologie“ mechanizistisch in einer Art hydraulischem Modell darstellt. Hier bestehen die „Inhalte“ des Ubw quasi nur aus verstopften Kanälen, da der Inhalt mehr oder weniger die gestaute Energie ist.

Ansonsten: für den späteren Freud (und Grof, ganz klar) gilt natürlich durchaus dein Hinweis.

Ja, Grof hat sich etwas zu sehr an Jungs Archetypenlehre
angelehnt. Er sagt auch über Freud: „Freud said that we are
born as a tabula rasa. This is a model that simply is too
superficial and inadequate.“

Das habe ich von ihm in „Reals of the Human Uncouscious“ auch gelesen, und dabei schon damals im Geiste mit dem Kopf geschüttelt.
Freud dachte zu keiner Zeit eine ‚tabula rasa‘.

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