Nachbarin schlägt meinen Sohn

Die Ansichten hier…
…kommen mir teilweise schon reichlich sonderbar vor, und auch, wie viel Beifall sie finden.

Ich stelle mir folgende Situation vor:

In der U-Bahn entwickelt sich ein Streitgespräch zwischen zwei Frauen, auch mit Beleidigungen. Das erlebe ich häufig, Wiener sind halt ziemlich kratzbürstig. Ist so weit aber noch nichts allzu Schlimmes - aber wenn dann der Ehemann der einen Frau dazukäme und die „Gegnerin“, die deutlich kleiner und schwächer ist als er, mal gegen die Schulter boxt, fände ich die Situation schon allein als Zuschauerin bedrohlich. Ganz zu schweigen davon, wenn ICH die Geschubste wäre…

Wie hier einige eine Tom-Sawyer-artige, paradiesische Kindheit schildern, in der man nach dem Äpfelklauen vor mit Mistgabeln bewaffneten Erwachsenen floh, finde ich befremdlich. Und was, wenn der Mistgabelschwinger die Kinder erwischt hätte? Oder die Ohrfeigen, die ihr bekommen und alle „VERDIENT“ habt - fandet ihr die als Kind okay, haben die denn keine Spuren bei euch hinterlassen? …Wobei, doch, offenbar schon. Weil ihr jetzt der Meinung seid, das Schubsen und Schlagen von Kindern sei in Ordnung (aber unter Erwachsenen fändet ihr es sicher trotzdem nicht richtig, oder? Also, wenn z.B. ein Polizist euch, weil ihr zu schnell gefahren seid, mal ordentlich schubst…)

Auch die Abwägung: Was ist schlimmer, Mobbing oder Hauen, führt hier zu nichts. BEIDES ist nicht okay, und Kinder, die das eine oder das andere tun, sollten auf jeden Fall gerügt werden, oder eben bestraft - aber nicht dadurch, dass dann eine Mutter daherkommt und selber mobbt oder haut. Was macht die denn, wenn sie das nächste Mal den Sohn der UP dabei erwischt, wie er ihre Tochter gegen die Schulter schubst? Soll sich das immer weiter aufschaukeln?

Ja, ich hätte als Mutter auch eingegriffen: Ich hätte den Jungen ordentlich ausgeschimpft. Wieso sollte das in dieser Situation nicht ausreichen?
(Was die Geschichte mit dem Beinahe-Autounfall und der schallenden Ohrfeige durch den Autofahrer betrifft: Ja, das hatte sicher eine abschreckende Wirkung. Aber wirklich noch mehr, als wenn man dem Kind erklärt hätte, dass es gerade fast überfahren worden wäre und sich schwer hätte verletzen können? Ich meine, das kommt sicher auch auf das Alter des Kindes an, aber für MICH wäre der Beinahe-Unfall das eigentlich Schockierende.)

Was ich an Stelle der UP tun würde: dem Sohn noch einmal deutlich machen, dass er das Spotten sein lassen soll, aber auch dazusagen, dass ich es nicht gut finde, dass die Frau ihn geschubst hat, weil man auch das nicht tut. Und mit der Frau würde ich ein - möglichst unaufgeregtes, aber ernstes - Wörtchen reden. NICHT bei einem Kaffee (wer brächte das nach so einem Vorfall schon über sich?!), aber auch nicht im Beisein des Sohnes. Das ist ein reines Erwachsenengespräch.

Liebe Grüße

Hi,
unabhängig von dem hier geschilderten Problem, zu dem ich keine Meinung äußern will, weil mir zuviel Hörensagen im Spiel ist (Hörensagen, wie die Hänselei gelaufen ist, Hörensagen, wie oft so was vorkommt/kam, Hörensagen, Hörensagen, wie die andere Mutter dazukam, Hörensagen, wie die andere Mutter reagiert hat, Hörensagen/Vermutungen, dass diese Episode ein Nebenschauplatz eines Konflikts zwischen den Erwachsenen sei), möchte ich mal das betonen:

[…] Menschen,
[…]die denken es habe ihnen nicht „geschadet“.

Ich wurde nie von meinen Eltern oder anderen Verwandten geschlagen.
Und ich bin mir sicher, dass mir das nicht geschadet hat.

xxx
T.

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Ich kann mich der teilweisen Verwunderung nur anschließen.

Auch ich bin etwas überrascht, mit welcher Selbstverständlichkeit hier Tätlichkeiten akzeptiert sind. Und das hat mit Kuschelpädagogik rein gar nichts zu tun. Der Hinweis darauf, wie ein solcher Schubser (danach sieht die Beschreibung aus) unter Erwachsenen zu werten wäre, erst Recht dann, wenn ein offensichtlich stärkerer Erwachsener einen schwächeren Schubsen würde, wäre eindeutig. Warum wird das bei Kindern anders gewertet? Weil Tätlichkeit als Erziehungsmittel doch völlig in Ordnung ist?

Die Sache ist in meinen Augen eigentlich ganz einfach. Hier liegen zwei Fehlverhalten vor. Der Junge hat das Mädchen gemobbt, die Mutter ist gegenüber dem Sohn tätlich geworden. An diesen beiden Verhalten gibt es nichts zu dramatisieren, aber auch nichts zu beschönigen.

Das heißt bezogen auf das Verhalten des Sohnes: „klar ist das nicht schön und er macht das sonst auch nicht es ging über eine Fernsehsendung die sie sich wohl angeschaut hat“ (und eigentlich ist er der liebste, beste, unschuldigste kleine Prinz von der ganzen Welt) - ist nicht! Gemobbt ist gemobbt, erst Recht, wenn es aus einer Gruppe von mehreren gegenüber einem einzelnen Schwächeren erfolgt ist. Dafür muss der junge Mann einstehen und das Mädchen um Entschuldigung bitten.

Das heißt bezogen auf das Verhalten der Mutter: Die hat weder den Jungen verprügelt oder misshandelt, noch war es eine Situation, die zur Gefahrenabwehr ein energischeres Vorgehen erforderlich gemacht hätte, noch eine Situation, die so unfassbar stressig gewesen ist, dass einem der Gaul durchgehen durfte. (Letzteres würde die Tätlichkeit nicht entschuldigen, aber relativieren.) Die Tätlichkeit war damit ebenfalls eindeutig falsch! Und dafür hat die Mutter einzustehen.

Ich würde mit Sohn zur Mutter gehen. (Nur falls ich meine, ich pack das nicht souverän, mit Begleiter. Allerdings dann nur jemanden, der seinerseits souverän ist! Aufheizer können wegbleiben.) Erster Schritt: Der Junge bittet das Mädchen um Entschuldigung.
Nachdem das erfolgt ist, würde ich mich an die Mutter wenden und klar stellen, dass ihre Tätlichkeit gegenüber meinem Sohn eine solche gewesen und damit ebenfalls eindeutig falsch gewesen ist. In dem Sinne würde ich es auch im Sinne des Lerneffektes für beide Kinder begrüßen, wenn sie das gegenüber meinem Sohn einräumen würde.
Unabhängig davon ginge ich davon aus, dass so etwas nicht wieder vorkommt. Sollte doch, müsse sie ggf. mit einer Anzeige rechnen.

Dem Jungen zu vermitteln, er ist das arme Opfer, das nur mal ein wenig über die Stränge geschlagen hat, wäre falsch. Es wäre aber mindestens genauso falsch, wenn nicht fataler, ihm zu vermitteln, dass er solche - hier eindeutig unangemessene! - Tätlichkeiten einfach so hinzunehmen und zu fressen hat, gepaart mit der Erfahrung, dass sich dafür dann keiner an seine Seite stellt.

Die Botschaft: „übernimm Verantwortung, für das, was du tust“ birgt nicht nur eine Verpflichtung für mein eigenes Tun, sondern beinhaltet auch einen Anspruch für den Fall, das mir etwas getan wird! Beides gehört zu Erziehung.

Nachtrag
Zum Gespräch mit der Nachbarin noch ein Nachsatz:

Ich halte die Kinder für alt genug, dass sie bei der eigentlichen Klarstellung beide anwesend sein können! Sollte das Gespräch mit der Nachbarin aber ausarten, weil die ollen Kamellen zwischen den Frauen durchschlagen, kann man den Termin abbrechen. Dann würde ich darauf hinweisen, dass das ein Gespräch ist, was man sicher führen sollte, dann aber unter 4 Augen und am Besten an einem neutralen Ort, an dem man sich einigermaßen bequem aufhalten kann (Café oder anderer öffentlicher Ort, da muss man sich wenigstens in der Lautstärke etwas zusammenreißen :wink:)

[…] Menschen,
[…]die denken es habe ihnen nicht „geschadet“.

**:Ich wurde nie von meinen Eltern oder anderen Verwandten

geschlagen.
Und ich bin mir sicher, dass mir das nicht geschadet hat.**

DANKE!

(Großer Stern) :wink:

Hallo,

ich stelle mir vor, es wäre meinem Kind passiert. Ich habe mein Kind (fast) ohne körperliche Züchtigung erzogen. Manchmal ist mir das nicht leicht gefallen, vor allem, wenn ich richtig wütend war. Aber ich konnte mich meistens beherrschen (bis auf ein einziges Mal) und habe Wege gefunden, meine Wut zu beherrschen und mein Kind situationsgemäß zu massregeln.

Jetzt kommt ein anderer, noch dazu fremder Mensch daher, und wird körperlich mit meinem Kind. Jetzt ist mir erst mal völlig egal, was der Auslöser ist, wie groß die Schuld meines Kindes an der Sache ist: Niemand schlägt mein Kind! Ich nicht und niemand sonst. So wie auch ich nicht hingehe und anderer Leute Kinder schlage, schubste, schüttele, weil mir der Kragen platzt.

Diesen Übergriff würde ich mit der Person, die ihn begangen hat, klären. Ich will mich hier nicht in Szenarien verlieren, wie, denn das käme auf den Einzelfall an. Aber mit Sicherheit wüßte die Person hinterher, dass das nicht nochmal vorzukommen hat.

Davon völlig abgelöst ist die Klärung der Rolle, die mein Kind an der Situation hat und die Konsequenzen für mein Kind. Sei’s eine Entschuldigung beim anderen Kind, irgendwelche Sanktionen oder was auch immer angebracht ist.

LG Barbara

Hallo,

Du kannst (und darfst) einen 10-Jährigen, der verbal Quatsch
macht, aber nicht handgreiflich gegenübertreten und drohen.

Hm, handgreiflich ? sie hat ihn an der schulter angefasst… drohen? Ist ein "dann sag ich es deinen eltern ", „dann darft du nicht mehr mitspielen“, also jeglihces androhen einer Konsequenz nicht immer ein drohen?Ohne das ich das gutheißen will, ich selber würde nie ein anderes kind anfassen. NIE!

Ich an ihrer Stelle hätte meine Tochter dazu ermutigt sich
selbst zu verteidigen als selbst auf den Jungen loszugehen.

Wenn dieses Mädchen immer wieder ausgelacht wird, oder / und zudem von einer Gruppe, wird es sich nicht wehren können. Scham, Hilflosigkeit, Schüchternheit spielen da oft eine Rolle.

Mal davon ab, es geht ja auch um das eigene kind. Würde mein kind leiden ( und das hat dieses Mädchen ja offenbar, sonst hätte es sich nicht hilfe geholt) wäre ich als mutter wahrscheinlich auch nicht in Kuschelpädagogikstimmung.
Wobei ich persönlich das andere Kind zurechtweisen würde, und dann der Mutter bescheid sagen würde, das ich das getan habe und wie - damit eben kein Hören-sagen entsteht.

lg

brenna

Lg

Hallo!

Jetzt ist mir erst mal völlig
egal, was der Auslöser ist, wie groß die Schuld meines Kindes
an der Sache ist: Niemand schlägt mein Kind! Ich nicht und
niemand sonst.

Wirklich völlig egal?

Dein Sohn verprügelt mit zwei Freunden einen anderen, der bereits am Boden legt und blutet. Gerade sind sie dabei, mit ihren Stiefeln auf ihn einzutreten. Ich komme hinzu, packe deinen Sohn am Kragen, schmweiße ihn zu Boden.

Wirklich völlig egal, was der Auslöser ist?

Oder gibt es vielleicht doch Situationen, in denen auch Gewalt eine angemessene Reaktion sein kann?

Ich will damit nicht sagen, daß das in der Ursprungsfrage so eine Situation war - sondern nur, daß die pauschale Antwort „Gewalt ist unter allen Umständen immer und jederzeit verwerflich“ vielleicht nicht ganz so pauschal richtig ist, und daß sie deshalb zur Bewertung der Situation in der Ursprungsfrage nicht taugt. Möglcherweise muß man die Situaton etwas differenzierter betrachten. Möglicherweise müsste man dazu etwas mehr darüber wissen, was nun wirklich passiert ist.

So wie auch ich nicht hingehe und anderer Leute
Kinder schlage, schubste, schüttele, weil mir der Kragen
platzt.

Also, in dem oben geschilderten Beispiel würde ich das tun. Du nicht? Glaube ich Dir nicht.

Ja, das ist eine Extremsituation. Mit Absicht. Es zeigt, hinter dem „Niemals!!!“ oft ein unausgesprochenes „Außer wenn ich es für eine Extremsituation halte, wo das was völlig anderes ist!“ steht. Was man aber nicht ausspricht, darüber kann amn nicht diskutieren. Man erweckt den Anschein einer klaren, objektiven Regel, hinter der aber dann doch eine ganze Menge subjektiver Meiung steht.

gruß,
Max

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Notwehr
Was du beschreibst ist tätlicher Angriff mit schwerer Körperverletzung und daraus resultierender Notwehr. Die lag im geschilderten Beispiel nicht vor. Im Falle von Notwehr herrschen andere Regeln. Aber auch da würde ich ein Kind nicht krankenhausreif prügeln müssen, um einem anderen zu helfen. Da reicht eventuell auch schon festhalten. Ok?

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Hallo,

Dein Sohn verprügelt mit zwei Freunden einen anderen, der
bereits am Boden legt und blutet. Gerade sind sie dabei, mit
ihren Stiefeln auf ihn einzutreten. Ich komme hinzu, packe
deinen Sohn am Kragen, schmweiße ihn zu Boden.

Wirklich völlig egal, was der Auslöser ist?

Das ist meiner Meinung nach ziemlich am Thema vorbei. Aber du hast insofern Recht, dass man mit den Wörtchen „niemals“ und „immer“ vorsichtig sein sollte. Nur empfinde ich dein Beispiel überhaupt nicht als passend: Dabei würde ja gerade versucht, Gewalt zu VERHINDERN. Da kann man den Prügelnden sehr wohl von seinem Opfer wegreißen und ihn festhalten. Keinesfalls sollte man dann aber anfangen, das außer Kontrolle geratene Kind zu verprügeln. Denn wo sollte das hinführen?

Liebe Grüße

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Dein Sohn verprügelt mit zwei Freunden einen anderen, der
bereits am Boden legt und blutet. Gerade sind sie dabei, mit
ihren Stiefeln auf ihn einzutreten. Ich komme hinzu, packe
deinen Sohn am Kragen, schmweiße ihn zu Boden.

Wirklich völlig egal, was der Auslöser ist?

Das ist meiner Meinung nach ziemlich am Thema vorbei.

Nein, ganz und gar nicht. Mir geht es darum, daß man darüber diskutieren sollte, was richtig und falsch ist - anstatt so zu tun, als gäbe es da eine eindeutig objektivierbare Regel. Dieses „Das ist falsch, weil Gewalt immer falsch ist!!EINS!!!ELF!!“ greift mir deutlich zu kurz. Die Welt ist halt nicht so simpel gestrickt.

Dabei würde ja gerade versucht,
Gewalt zu VERHINDERN.

Und wo beginnt Gewalt? Ich spiele jetzt mal den Advocatus Diaboli: Vielleicht wollte die Mutter im Posting ja auch nur etwas verhindern, was sie als Gewalt empfunden hat? Vielleicht sieht’s in ihrem Kopf gar nicht so anders aus wie in Deinem oder meinen Kopf: „Gewalt ist immer falsch außer in Situationen, wo das was völlig anderes ist!!!“

DAS wäre die Diskussion, die man führen müsste - warum ist die eine Situation anders als die andere? Man führt diese Diskussion aber nicht, wenn amn eine scheinbar objektive Regel vorschiebt.

Gruß,
Max

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Was du beschreibst ist tätlicher Angriff mit schwerer
Körperverletzung und daraus resultierender Notwehr.

Um korrekt zu sein: Nothilfe.

Die lag im
geschilderten Beispiel nicht vor.

Das denke ich auch. Aber: Das ist ein Aspekt, den man in jedem Einzelfall vorher prüfen muss, vielleicht sogar diskutieren kann. Deine Aussage war aber sinngemäß: „Es ist falsch, weil Gewalt immer falsch ist, also brauchen wir über die Situation gar nicht zu diskutieren!“ Die stillschweigende Prüfung, die Du vorgenommen hast, hast Du übersprungen - aber sie hat stattgefunden. Mir ging es darum, genau das sichtbar zu machen: Daß die scheinbar klare, objektive Regel eben nicht für alle Fälle anwendbar ist. Und daß man sehr wohl ert einmal prüfen muss, ob die Regel anwendbar ist.

Im Falle von Notwehr
herrschen andere Regeln.

Darauf wollte ich hinaus. Danke.

Gruß,
Max

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Hm, handgreiflich ? sie hat ihn an der schulter angefasst…

hm angefasst? Es war die Rede von "ihn gegen die Schulter schlug "

Gegen die Schulter schlagen ist „handgreiflich“, ganz eindeutig!

Mal davon ab, es geht ja auch um das eigene kind. Würde mein
kind leiden ( und das hat dieses Mädchen ja offenbar, sonst
hätte es sich nicht hilfe geholt) wäre ich als mutter
wahrscheinlich auch nicht in Kuschelpädagogikstimmung.

Dann wäre aber der erste sinnvolle Schritt der Erziehung das, was Jule auch schon geschrieben hat, dass Kinder erst einmal lernen, selbst ihre Sache zu regeln. Dazu kann ich mein eigenes Kind auch ermuntern.

Wobei ich persönlich das andere Kind zurechtweisen würde,

Sollte der erste sinnvolle Schritt (s.o.= die Ermunterung des Kindes) nicht reichen, dann wäre das der zweite sinnvolle. Nur liegt zwischen „zurechtweisen“ und einer Tätlichkeit ein himmelweiter Unterschied!

Wie ich schon geschrieben habe: Es hilft rein gar nichts, wenn man einseitig eine Handlung beschönigt, während man die andere genauso einseitig verteufelt. Tätlichkeiten sollten da wirklich Tabu sein, es sei denn, es liegt wirklich ein Angriff vor, der anders nicht abzuwehren ist!

Wenn mein Sohn Mist gebaut hat (aus dem Alter ist er raus :wink:) und wird von Nachbars Mutter angeraunzt, dann braucht er auch nicht an meinen Rockzipfel zu kommen, um sich auszuheulen. Wenn die ihn in dem Zusammenhang ggf. zu einer „Strafarbeit“ verdonnert oder andere Maßnahmen ergreift, die ich ggf. für überzogen, aber grundsätzlich akzeptabel halte, auch nicht. Tätlichkeit ist aber nur im o.g. sehr engen Korridor akzeptabel.

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Hallo,
abstrakte Begriffe wie Gewalt - und somit jede Diskussion darüber - lassen sich fast unendlich ausdehnen. So gesehen könnte man es auch schon als Gewalt bezeichnen, wenn sich jemand in der vollen U-Bahn an mir vorbeidrängt. Ich werde jetzt nicht mit einem Definitionsversuch aufwarten, weil du diesen, wenn du es darauf anlegst, ohnehin wieder untergraben kannst. Sprechen wir deshalb einmal nicht mehr von Gewalt, sondern von „Körperlichkeit“.

Und nun stellt sich die Frage, wann eine solche Körperlichkeit nicht nur ANGEBRACHT ist (denn das liegt wohl im Auge des Betrachters, und die Mutter des verspotteten Mädchens hat sicher eine ganz eigene Meinung dazu), sondern wann sie NOTWENDIG ist.

In dem von dir gebrachten Beispiel: Ja, wenn das Kind schon so außer Rand und Band ist, dass es mit dem Prügeln nicht mehr aufhört, muss man es wahrscheinlich körperlich angreifen, das heißt: vom Opfer wegziehen.

In dem Beispiel mit dem verspotteten Mädchen: Nein, denn die Kinder hätten sicher auch dann mit dem Spotten aufgehört, wenn man sie ausgeschimpft und ihnen versprochen hätte, dass man ihren Eltern von dem Vorfall berichten wird.

Ich sage ja nicht, dass ich den Zorn der Mutter des Mädchens nicht verstehen kann, aber als Erwachsener hat man eben die Aufgabe, seine Emotionen so weit zu zügeln, dass man abwägen kann, welches Verhalten das beste ist. Man ist nicht nur ein ungleicher Gegner für ein Kind, man hat schließlich auch eine Vorbildwirkung. Und wenn das Mädchen das nächste Mal selbst mit dem Spotten anfängt und der Junge sie dafür schubst, was glaubst du, wie die Mutter dann reagiert, wenn sie nicht lernt, ihre Wut zu kontrollieren.

Ich denke übrigens, dass es nur wenige Situationen gibt, in denen man eine heftige Form von „Körperlichkeit“ - nennen wir es jetzt wieder Gewalt - gegenüber Kindern anzuwenden gezwungen ist. Wir sprechen hier übrigens auch nicht davon, dass man einen trotzenden, tobenden Zweijährigen nicht festhalten darf, damit er sich nicht wehtut. Nur, falls du jetzt mit einem derartigen Beispiel kommen wolltest. Das meinte ich mit „am Thema vorbei“: Deine Überlegungen haben sicher etwas mit dem Thema zu tun, aber sie helfen nicht viel weiter, weil sie nicht direkt zu der speziellen Situaiton passen und die Diskussion ausufern lassen.

Liebe Grüße

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Hallo!

Und nun stellt sich die Frage, wann eine solche Körperlichkeit
nicht nur ANGEBRACHT ist (…), sondern wann sie
NOTWENDIG ist.

Genau! Darauf wollte ich hinaus. Genau um diese wichtige Frage drückt man sich aber mit Pauschalaussagen wie „Körperlichkeit/Gewalt ist niemals angebracht!“ Aber diese Diskussion ist wichtig!

Ich denke übrigens, dass es nur wenige Situationen gibt, in
denen man eine heftige Form von „Körperlichkeit“ - nennen wir
es jetzt wieder Gewalt - gegenüber Kindern anzuwenden
gezwungen ist.

Das denke ich auch.

Wir sprechen hier übrigens auch nicht davon,
dass man einen trotzenden, tobenden Zweijährigen nicht
festhalten darf, damit er sich nicht wehtut.

Auch das halte ich für sehr wichtig - nämlich auszusprechen, wovon man eigentlich spricht. Wenn Du den Thread weiter unten verfolgt hast, indem es um das „einsperren“ von Kindern ging, wirst Du festellen, da manche Leute den Gewaltbegriff sehr weit fassen. Das Schlagwort wird diesem Umstand nicht gerecht: „Du hast gesagt, daß Gewalt falsch ist - ich halte xy für Gewalt - also ist xy falsch!“ Die Diskussion darber, ob xy nun richtig ioder falsch, angemessen oder unagemessen ist, verschwindet dann völlig im Schlagworte- Schlagabtausch.

weil sie nicht direkt zu der speziellen Situaiton
passen

Genau das sollte man aber diskutieren - und nicht stillschweigend vorausetzen. Weil man dann nämlich das wichtigste, nämlich die eigentlichen Entscheidungs- und Bewertungsgründe, gar nicht auspricht. So entstehen Schattendiskussionen.

Die Gewalt in einer speziellen Situation ist nicht deshalb falsch, weil Gewalt immer falsch ist, sondern weil sie in der speziellen Situation nicht notwendig, nicht angemessen, ungerechtfertigt ist. Das ist eine andere Aussage. Und ich finde diese Aussage wichtig.

Gruß,
M.

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Hallo,

Auch das halte ich für sehr wichtig - nämlich auszusprechen,
wovon man eigentlich spricht. Wenn Du den Thread weiter unten
verfolgt hast, indem es um das „einsperren“ von Kindern ging,
wirst Du festellen, da manche Leute den Gewaltbegriff sehr
weit fassen. Das Schlagwort wird diesem Umstand nicht gerecht:
„Du hast gesagt, daß Gewalt falsch ist - ich halte xy für
Gewalt - also ist xy falsch!“ Die Diskussion darber, ob xy nun
richtig ioder falsch, angemessen oder unagemessen ist,
verschwindet dann völlig im Schlagworte- Schlagabtausch.

Stimmt, das ist mir bei der von dir genannten Diskussion auch negativ aufgefallen. Ich habe irrtümlich angenommen, dass auch du den Begriff „Gewalt“ so umdefinieren willst, dass andere Postings dadurch widerlegt werden. Jetzt verstehe ich dich besser.

Die Gewalt in einer speziellen Situation ist nicht deshalb
falsch, weil Gewalt immer falsch ist, sondern weil sie in der
speziellen Situation nicht notwendig, nicht angemessen,
ungerechtfertigt ist. Das ist eine andere Aussage. Und ich
finde diese Aussage wichtig.

Sehe ich genauso. Was man auch nicht vergessen darf: Leider kennen wir viel zu wenige Details. Und nur EINE Sicht der Dinge. Wahrscheinlich könnten wir überhaupt nur dann ein treffendes Urteil abgeben, wenn wir die Situation auch noch von der schubsenden Mutter, dem spottenden Jungen und dem verspotteten Mädchen geschildert bekämen.

(Z.B. muss ich zugeben, dass ich es schon okay finde, ein Kind am Arm zu nehmen, wenn es gerade außer Rand und Band ist und auf Schelte gar nicht mehr hören kann. Durch den Körperkontakt wird es ruhiger und erkennt auch, wie ernst mir die Situation ist; dann muss ich auch nicht brüllen, sondern spreche dazu eher leiser als normal, und sehr deutlich. Aber aus anderer Sicht würde daraus vielleicht ein „brutal-am-Arm-Packen“.)

Gruß,
M.

Liebe Grüße

Ich verstehe aber das folgende dann nicht:

aber auch wir
schließen es nicht ganz aus, dass man den einen oder anderen
in Zukunft auch mal fester packen muss, um seine Grenzen zu
setzen.

Hallo Kernig, Dein Sohn wird vermutlich auch nicht unter diesen Jugendlichen sitzen. Unsere Nachbarn so um die 70-80 Jahre alt werden von diesen Jugendlichen mittlerweile körperlich angegangen, wenn sie diese wirklich nett bitten um 3:00 Uhr morgens doch mal die Versammlung vor der Tür zu beenden. Oder wenn man sie darauf anspricht, dass man es nicht so prickend findet, dass die volle Rotweinflasche gerade an der neu gestrichenene Fassade zerschellt ist… oder… oder… oder.
Mein Mann hat drei von ihnen letzten auf seiner Joggingrunde darauf hingewiesen, dass er es nicht begrüßt, dass sie die Laternen austreten und sie das bitte lassen sollen… sie haben es sich ernsthaft überlegt, ob sie auf ihn los gehen oder nicht.

Da wurde schon im weiten Vorfeld so was wie Erziehung auf Augenhöhe verpasst - leider. Wir versuchen mit ihnen irgendwie überein zu kommen und hoffen auf Gegenrespekt. Aber dass das so funktioniert - da glaube ich auf Dauer nicht wirklich dran. Wäre aber mein Wunsch.

Gruss,
Alexandra

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Hm, handgreiflich ? sie hat ihn an der schulter angefasst…

hm angefasst? Es war die Rede von "ihn gegen die Schulter
schlug "

Gegen die Schulter schlagen ist „handgreiflich“, ganz
eindeutig!

dan hab ich mich dann wohl verlesen… *rotwerd*.

lg

brenna

Hallo,

Hm, handgreiflich ? sie hat ihn an der schulter angefasst…
drohen? Ist ein "dann sag ich es deinen eltern ", „dann darft
du nicht mehr mitspielen“, also jeglihces androhen einer
Konsequenz nicht immer ein drohen?Ohne das ich das gutheißen
will, ich selber würde nie ein anderes kind anfassen. NIE!

Willst Du oder kannst Du nicht lesen?
Eine Erwachsene schlägt ihm gegen die Schulter - das ist handgreiflich.
Sie sagt: wenn Du das nochmal machst, dann werf ich Dich in den Bach - das ist eine Drohung - würde ein Richter in beiden Fällen nicht anders sehen.

Wenn dieses Mädchen immer wieder ausgelacht wird, oder / und
zudem von einer Gruppe, wird es sich nicht wehren können.
Scham, Hilflosigkeit, Schüchternheit spielen da oft eine
Rolle.

Petzen wird ihr da auch nicht helfen, es sei denn sie geht immer mit Mama an der Hand. Außerdem hast Du auch hier nicht richtig gelesen, denn es steht nicht, dass dieses Mädchen ständig geärgert wird.

Mal davon ab, es geht ja auch um das eigene kind. Würde mein
kind leiden ( und das hat dieses Mädchen ja offenbar, sonst
hätte es sich nicht hilfe geholt) wäre ich als mutter
wahrscheinlich auch nicht in Kuschelpädagogikstimmung.
Wobei ich persönlich das andere Kind zurechtweisen würde, und
dann der Mutter bescheid sagen würde, das ich das getan habe
und wie - damit eben kein Hören-sagen entsteht.

Ach, weisst Du wieviele Kinder jeden Tag bei Lehrern und Eltern petzen, weil sie selbst nicht mit der einfachsten Situation klar kommen?
Der Junge hat im Übrigen ja auch gelitten und Schutz bei der Mutter gesucht.

Ich verstehe Deinen Standpunkt nicht - das riecht nach Doppelmoral.

Viele Grüße

Hi,

Doppelmoral? Brenna behandelt Mädel und Junge wie kinder. Für dich ist der Junge ein Kind, und das Mädchen behandelst du wie eine Erwachsene:

Ach, weisst Du wieviele Kinder jeden Tag bei Lehrern und Eltern petzen, weil sie selbst nicht mit der einfachsten Situation klar kommen?

Ja, weil sie es nie gelernt hat? Und von anderen Müttern noch weiter dafür bestraft wird, dass sie es nicht von ihren Eltern gelernt hat? „Bestraft“ ist sicher überzogen 8ich bin zu müfe zum Alternativen suchen) - sie wird sehr wohl mitkriegen, was Dritte von ihr denken, und dass auch von d keine hilfe kommt. Das ist Scheiße.

Gute Nacht,

die Franzi

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