Vielleicht ist er ja doch dabei
Hallo!
Hallo Kernig, Dein Sohn wird vermutlich auch nicht unter
diesen Jugendlichen sitzen.
Da würde ich heute meine Hand nicht für ins Feuer legen. Auch wenn ich mir das anders wünsche und auch versuche, da vorzusorgen. Man sollte sich da nie sicher sein…
Unsere Nachbarn so um die 70-80
Jahre alt werden von diesen Jugendlichen mittlerweile
körperlich angegangen, wenn sie diese wirklich nett bitten um
3:00 Uhr morgens doch mal die Versammlung vor der Tür zu
beenden.
Aber hilft es da, wenn ein 70-80jähriger einem der Jugendlichen eine Ohrfeige geben würde?
Es muss doch möglich sein, derlei Dinge anders zu regeln. Ich habe derlei Situationen auch schon erlebt und weiß, wie hilflos man sich fühlen kann angesichts einer Horde Halbwüchsiger. Und ein Patentrezept habe ich auch nicht als Lösung.
Kommt ein wenig auf die Strukturen an, hier auf dem Dorf gibt es da natürlich andere Wege als in der anonymeren (Groß-)stadt.
Mein Mann hat drei von ihnen letzten auf seiner Joggingrunde
darauf hingewiesen, dass er es nicht begrüßt, dass sie die
Laternen austreten und sie das bitte lassen sollen.
An der Stelle musste ich ein wenig lachen. Laternen austreten war auch eine unserer Beschäftigungen. Wobei wir niemals einem Erwachsenen Prügel angedroht hätten…
Da wurde schon im weiten Vorfeld so was wie Erziehung auf
Augenhöhe verpasst - leider. Wir versuchen mit ihnen
irgendwie überein zu kommen und hoffen auf Gegenrespekt. Aber
dass das so funktioniert - da glaube ich auf Dauer nicht
wirklich dran. Wäre aber mein Wunsch.
Ja, meiner auch. Aber ein Rückfall in mittelalterliche Methoden würde da meiner Überzeugung nach auch nicht helfen. Im Gegenteil, woher sollen denn die Jugendlichen lernen, dass es nicht in Ordnung ist, körperliche Gewalt zur Durchsetzung der eigenen Interessen einzusetzen?
Im Übrigen sehe ich auch hier mit Sorge, wie mit Jugendlichen umgegangen wird. „Jugendliche“ ist bei uns im Dorf so etwas wie ein Schimpfwort und der Name allen Übels: Die hängen rum, lassen ihren Müll rumliegen, machen Sachen kaputt und drangsalieren womöglich die Kleinen, die Liste der pauschalen Vorverurteilungen ist lang. Vieles stimmt natürlich auch - leider. Was mir an diesen Aussagen aber immer fehlt, ist die Lösungsorientierung: Warum machen die Jugendlichen das? Was kann man tun, um das negative Image in ein positiveres Erscheinungsbild umzubiegen? Dazu sollte man auch sehen, was „jugendlich“ (=meist pubertierend) bedeutet, wo auch die rein körperlichen Ursachen liegen. Und wie unsere Gesellschaft dem begegnen kann und sollte.
Für Kinder ist allerortens gesorgt, das macht ja gute Presse, die sind ja alle noch niedlich. Aber für (oder noch besser: mit) Jugendlichen wird kaum etwas getan. Zumindest ist das hier so.
Ich verneine nicht, dass wir ein Respektsproblem haben. Aber nicht nur von Seiten Jugendlicher, das nebenher. Welcher Erwachsene hat denn noch Respekt vor Amtspersonen? Was sich etwa Politessen anhören müssen, ist ein tolles Vorbild für Heranwachsende… Zumal man davon ausgehen kann, dass entsprechende Erwachsene zuhause noch schlimmeres gegenüber ihren Familien äußern.
Ist ein weites Feld.
Grüße
kernig