Hallo,
Ich habe mir das bisher hier Geschriebene nun teils amüsiert,
mehr aber noch entsetzt angeschaut.
Das ging mir auch so. Ich bin überrascht wie eindeutig hier Partei für den Kindersitz-Wegwerfer ergriffen wird.
Wenn jemand auf seinem Anhänger etwas findet, gehört ihm das
dann? Nein! Darf man dann so tun, als wäre man der Eigentümer?
Nein! Insbesondere darf man das Zeug nicht zum Sperrmüll
stellen. Das ist eine Besitzentziehung auf Dauer, das dürfen
(grob gesagt) nur Eigentümer, und wer so tut, als wäre er ein
Eigentümer, obwohl er weiß, dass er es nicht ist, der ist ein
Dieb und was er tut, ist in § 242 StGB mit Freiheitsstrafe bis
zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bedroht.
Es ist andererseits sehr ungeschickt seinen Kindersitz auf dem Anhänger eines Nachbarn abzusetzen, mit dem nicht gut Kirschenessen ist. Solche „Blockwart“-Typen lassen den Kindersitz nun mal nicht stehen sondern fühlen sich gemüßigt etwas zu tun, und der Kindersitz muß ja wohl auch ziemlich lange, und nicht nur ein paar Minuten da gestanden haben, denn sonst wäre ja direkt aufgefallen daß er nicht mehr da steht, wo man ihn vor 1 Minute abgelegt hat.
„Klagen sind erst zulässig, wenn alle milderen Mittel
ausgereizt sind, insbesondere ist das Gespräch zu suchen“ -
Hallo? Was soll man sich als Opfer einer Straftat denn noch
gefallen lassen? Der Typ schmeißt meinen Kindersitz weg, und
dann soll ich noch den Ärger, die Lauferei und Diskutiererei
anfangen? Niemals! Das macht der Anwalt für mich, und der
Nachbar zahlt dafür. Da muss man mir auch nicht mit „sozialem
Verhalten“ oder gar dem grausigen „gesunden Menschenverstand“
ankommen.
Doch, mit gesundem Menschenverstand muß man da schon kommen. Es ist klar daß Du als Anwalt sozusagen Lobbyarbeit leistest alles von Anwälten regeln zu lassen. Das ist aber wesentlich mehr Rennerei und Zirkus als von vorneherein zu versuchen sich gütlich zu einigen, und auch wenn Kindersitze teuer sind: das sind Peanuts im Vergleich zu den Kosten, die man verursacht wenn man sich einen Rechtsbeistand nimmt - den man übrigens erstmal selber finanziert, bevor der Nachbar zahlt muß er erstmal schuldig gesprochen und dazu überführt werden. Wie beweist man daß er den Kindersitz zum Sperrmüll gestellt hat?
Und da zieht eben doch der gesunde Menschenverstand: es muß immer eine Güterabwägung zwischen Sinn und Unsinn geben und wenn man sich erst selber blöd verhält - Kindersitz abstellen wo man es nicht tun sollte - bringt es nicht viel sich dann wegen eines relativ geringen Streitwertes gerichtlich auseinandersetzen zu wollen, noch dazu bei sehr schwammiger Beweislage.
Besser ist man lernt für’s nächste Mal daraus und bietet dem Blockwart nicht neuerlich Angriffsfläche, wie man es schon dieses Mal nicht hätte tun sollen.
„Klagen sollte man erst bei vierstelligen Beträgen“ - aha!
Dann lasst uns doch einfach fröhlich alle Supermärkte
plündern, wenn wir Hunger haben! Klauen wir nur wenig, können
wir vorher ruhig eine (kleine) Schaufensterscheibe
einschlagen, solange wir im Gesamtschaden unter 100 Euro
bleiben. Ich kann es nicht fassen! Sind Kindersitze also
Freiwild? Soll der Typ doch von sich aus den Schaden ersetzen,
dann muss auch nicht „das Gericht bemüht werden“. Bei dem Weg:
Kindersitze sind teuer.
Aber nicht so teuer daß man dafür ein - in diesem Fall wohl äußerst hohes - Risiko eingeht auf den Kosten des Kindersitzes UND der Anwaltskosten sitzen zu bleiben. Ob man erst ab 4stelligen Beträgen klagen sollte sei mal dahin gestellt, aber was der Poster sinngemäß meinte: manchmal ist es klüger gute Miene zum bösen Spiel zu machen weil man oft im Recht sein mag, es aber vermutlich nicht wird durchsetzen können.
Gruß,
MecFleih