Seit längerem ist die heftige Abneigung der Kirche an
wissenschaftlichen Erkenntnissen bekannt, die auch nur im weitesten
Sinne das kirchliche Privileg des Alleinanspruchs der Wahrheit
antastet. Bis vor dreihundert Jahren wurde der einzig wahre Glauben
mit viel Feuerholz verteidigt. Herr Galileo aus Italien hatte 1610
entdeckt, dass die Schöpfung gar nicht so simpel war, wie man in
Genis behauptet. Am 350. Todestages Galileos verkündigte Papast
Johannes Paul II. betrübt: „Wir können nicht leugnen, dass Galilei
von den Männern und der Organisation der Kirche viel Leid erleben
musste.“ (zitiert aus: deutscher L’Osservatore Romano, 13.11.1992, S.
9-10). In der gleichen Rede nerte der Papst daran, „dass die Wahrheit
der Wissenschaft zur Wahrheit des Glaubens nie in Widerspruch stehen
könne“ (daselbst).
Gestern hörte ich mir auf einem amerikanischen Evangeliensender ein
Vortrag über Evolution an. Da wurde doch behauptet, dass die
Evolution eine blosse Vermutung einiger missgeleiteter
Wissenschaftler sei und behauptet „Kein ernsthafter
Wissenschaftler würde darauf bestehen, dass die Lehre der Evolution
bei vielen Wissenschaftlern umstritten sei“. Da mir das Klientel des
Senders bekannt ist, mache ich mir nun ernsthafte Sorgen, mit welchen
wissenschaftlichen Standards in der Theologie geforscht wird.
Der Neandertaler ist längst nicht mehr weg zu diskutieren. Wie
verträgt er sich denn mit der Schöpfungsgeschichte?
Aber bitte keine Beckmesserei, sondern wirklich substanzielle
Antworten.
Alexander
