Nazis Pläne für die Christen nach dem Sieg

Hallo.
Bei meiner Suche nach Nietzsche und den Nazis, stoß ich des öfteren auf Pläne der Nazis, nach dem siegreichen Krieg und der endgültigen Vernichtung der Juden, eine Verfolgung der Christen zu starten. Das finde ich sehr unglaubwürdig. In anderen Stellen lese ich wie die kirchliche Führung und die Nazis sehr gute Verhältnisse hatten, an anderen Stellen wiederum wird Nietzsche betont und seine polemische Versen gegenüber der christlichen Ethik und Lehre, und angelehnt an diese Lehren von Nietzsche, wird es nun Zeit die Christen zu vernichten, da Nietzsche Juden und Christen gleichwertig und minderwertig betrachtete. Unter Christen sei natürlich die Lehren und Philosophien des Christentums betrachtet, und nicht Christen als Personen. Dieser Unterschied galt allerdings nicht für die Juden. Juden sollten als Personen vernichtet werden, Christen aber nur als Ideen.

Die Frage ist, hatten die Nazis tatsächlich sollte Pläne, das Christentum mit einer anderen, sogenannten urgermanische Religion zu ersetzen?
Mfg, qas

Falsche Baustelle
Hi.

Die Frage ist, hatten die Nazis tatsächlich sollte Pläne, das
Christentum mit einer anderen, sogenannten urgermanische
Religion zu ersetzen?

Das wäre im Geschichtsbrett sicher besser aufgehoben als im Philosophie-Plauderbrett :smile:

Chan

Hallo,

aber sicher doch…jede Diktatur hat einen

Alleinherrschaftsanspruch

und duldet keine anderen Konkurrenten um die Macht…

Das Problem war (und ist es noch heute), das sich die
Glaubensgemeinschaften
schon seit Tausenden von Jahren der Ängste der Menschen als ihr
Machtinstrument bemächtigt haben…selbst dem Kommunismus ist es
weder in China noch in der UdSSR gelungen, dieses Monopol
zu brechen…

Hallo,

Bei meiner Suche nach Nietzsche und den Nazis, stoß ich des
öfteren auf Pläne der Nazis, nach dem siegreichen Krieg und
der endgültigen Vernichtung der Juden, eine Verfolgung der
Christen zu starten. Das finde ich sehr unglaubwürdig.

das ist es auch. Eine Verfolgung über das Maß der tatsächlich stattgefundenen Verfolgung von Personen, die sich der Gleichschaltung widersetzten, hinaus war nicht geplant. Da der weitaus größte Teil der christlichen Kirchen Deutschlands (von den sog. ‚Zeugen Jehovas‘ einmal abgesehen) mehr oder schlimmstenfalls weniger willig mit den Nazis kooperierte, war das auch nicht notwendig.

Die Frage ist, hatten die Nazis tatsächlich sollte Pläne, das
Christentum mit einer anderen, sogenannten urgermanische
Religion zu ersetzen?

Das war ein spezieller Fimmel von Heinrich Himmler und ihm nahestehenden Knallchargen. Ob das tatsächlich zu irgendeiner Planungsreife gedieh, ist nicht nachgewiesen. Wenn, waren es keine Pläne „der Nazis“. Hitler - bis zu seinem Tode Mitglied der katholischen Kirche - hielt Himmler in dieser Beziehung für einen Spinner und machte sich in privatem Kreis häufig darüber lustig.

Freundliche Grüße,
Ralf

Hi

Hallohallohallo, bitte erst informieren, dann motzen.

Religionen hatten in China NIE ein Herrschaftsmonopol, wahrscheinlich ist es das einzige Land wo es keine dauerhaften religiösen Herrschaften gab. Zwar gab es vereinzelte religiöse Herrscher, manchmal sogar drei hintereinander, aber dann war meist auch schon schluss.

Durch das ständige Wechseln, die Ausnutzung der Religion durch die Kaiser für rein taktische Zwecke und des religiösen Desinteresses des Beamtenstabs konnte sich keine religiöse Alleinherrschaft entwickeln.

lg
Kate

In
anderen Stellen lese ich wie die kirchliche Führung und die
Nazis sehr gute Verhältnisse hatten

Nun, diese Verhältnisse waren ähnlich gut, wie die der Kirchen zur DDR: Man war gesellschaftliche Gruppe zwar Teil des Staates, bot aber auch den Raum für offenen und versteckten Widerstand.
Entsprechend war der NS-Staat keinesfalls gut Freund mit den Kirchen, die ihre Eigenständigkeit verteidigten. Nach der Ausschaltung der politischen Linken und der Gewerkschaftsbewegung war die Kirche die letzte Organisation aus der noch vereinzelt offener Widerspruch kam.
Nichtdestotrotz gab es auch in der Kirche, insbesondere der evangelischen, viele Anhänger. Lies mal was zu „Kirchenkampf“.

Ciao, Allesquatsch

Hallo!

Die Kirchen hatten in den 30er-Jahren noch einen anderen Stellenwert als sie es heute haben. Schau Dir mal unser Großeltern und Urgroßeltern-Generation an (vor allem auf dem Land): Für die bot die Kirche noch viel mehr Identifikationspotenzial als heute. Man sang im Kirchenchor, feierte die kirchlichen Feste, heiratete, ließ seine Kinder taufen, usw. Das war einfach eine jahrhundertealte Tradition, in der die Menschen sehr stark wurzelte.

Ein kluger Diktator konnte diese Kirche nicht angreifen, denn er würde sich damit nicht mehr gegen verachtete Minderheiten (Juden, Schwule, Roma, …) sondern plötzlich gegen Mehrheiten wenden. Und dann hätte es vermutlich eher Bürgerkrieg gegeben, als dass die Menschen noch dem Führer gefolgt wären.

Es gibt ein bemerkenswertes Beispiel, das zeigt, dass sich die Nazis sehr schnell eine blutige Nase holen konnten, wenn sie den Volkszorn gegen sich selbst provozierten: Das Euthanasie-Projekt wurde (nicht zuletzt durch den Widerstand der Bevölkerung) schnell wieder eingestellt. Und das wäre - wenn sie die Kirchen offen angegriffen hätten - sicher noch viel deutlicher so passiert. Himmlers Germanen-Märchen waren daher eher eine lächerliche Anekdote als tatsächliche Machtpolitik.

Michael

Hallo,
für UsSSR will ich nicht sprechen,
aber in der DDR spielte Religion und Kirche tatsächlich
keine relevante Rolle mehr.
Gruß Uwi

…selbst dem Kommunismus ist es
weder in China noch in der UdSSR gelungen,
dieses Monopol zu brechen…

Wer soll denn diese Pläne verfasst haben?
Hallo

Bei meiner Suche nach Nietzsche und den Nazis, stoß ich des öfteren auf Pläne der Nazis, nach dem siegreichen Krieg und der endgültigen Vernichtung der Juden, eine Verfolgung der Christen zu starten.

Gibt es irgendeinen Autoren dieser Pläne? Oder wird da einfach behauptet, es habe diese Pläne gegeben?

an anderen Stellen wiederum wird Nietzsche betont und seine polemische Versen gegenüber der christlichen Ethik und Lehre …

Dass diese ‚weichliche Mitleidsphilosophie‘ (oder so ähnlich) von den Nazis verachtet wurde, das stimmt, das weiß ich. Hitler wurde ja immer von Göbbels bewundert für seine rrrücksichtslose Durchsetzung seiner hehren Pläne.

… wird es nun Zeit die Christen zu vernichten, da Nietzsche Juden und Christen gleichwertig und minderwertig betrachtete.

Sagte wer?
Es kann sein, dass die Religion der Christen von einigen nicht besser angesehen war als die der Juden, oder sogar schlechter (eben wegen dieser ‚Mitleidsphilosophie‘, die die Juden ja nicht so haben), aber die Führung der Nazis haben ja die Juden nicht wegen der Religion vernichtet. Das war doch eine reine Frage der ‚Rasse‘. Ihnen wurde eher der Kapitalismus in die Schuhe geschoben, als dass man mit der jüdischen Religion ein besonderes Problem gehabt hätte. Vermutlich hat man auch hin und wieder die Sache rausgekramt, die Juden hätten Jesus umgebracht, das war aber sicher nur so ein Spruch, der halt schon existierte und bei manchen Leuten wirkte. Man wollte ja, dass die Bevölkerung diese Behandlung der Juden möglichst akzeptieren sollten, und da war jedes Mittel recht.

Die Frage ist, hatten die Nazis tatsächlich sollte Pläne, das Christentum mit einer anderen, sogenannten urgermanische Religion zu ersetzen?

Manche Nazis wahrscheinlich schon. Und irgendwie haben sie ja auch tatsächlich versucht, z. B. Weihnachten in Julfest umzutaufen, ich schätze aber, mit weniger gutem Erfolg.

Viele Grüße

Hallo,

Wirklich ???..

Also den Konfuzianismus würde ich da aber schon als
(Haupt)Religion sehen…idealerweise natürlich gepaart mit dem
Herrschenden…:smile:

Und die Buddhisten ???

Hallo Frank,

…jede Diktatur hat einen Alleinherrschaftsanspruch
und duldet keine anderen Konkurrenten um die Macht…

*zustimm*

…selbst dem Kommunismus ist es weder in China noch in der
UdSSR gelungen, dieses Monopol zu brechen…

Du übersiehst dabei, dass der Kommunismus letztlich auch nur
eine dieser Glaubensgemeinschaften ist …

Viele Grüße

Jake

Wie man einen Neger weiss wäscht
Hallo Allesquatsch,
ich hoffe, Dein Nick ist nicht Programm :wink:. Sorry, wenn ich deutlich werde - aber Deine Aussage

Entsprechend war der NS-Staat keinesfalls gut Freund mit den Kirchen, die ihre Eigenständigkeit verteidigten. Nach der Ausschaltung der politischen Linken und der Gewerkschaftsbewegung war die Kirche die letzte Organisation aus der noch vereinzelt offener Widerspruch kam.

ist nach meinem Empfinden derart verharmlosend, dass es an Geschichtsklitterung grenzt. Der - wie Du völlig zu Recht schreibst - „vereinzelte Widerspruch“ kam nicht nicht von den Kirchen, er kam von mutigen Einzelpersonen , die in ihren Kirchen isoliert waren und selbstverständlich keinerlei Unterstützung von ihnen erfuhren. Mit denen man sich aber seit 1945 sehr gerne schmückt, wobei man die Frage, wie weit diese Leute für die Kirchen im 3. Reich eigentlich repräsentativ waren, aus verständlichen Gründen gar nicht erst stellt. Repräsentativ ist vielmehr eher das:

„Es fällt deswegen uns Katholiken auch keinesfalls schwer, die neue starke Betonung der Autorität im deutschen Staatswesen zu würdigen und uns mit jener Bereitschaft ihr zu unterwerfen, die sich nicht nur als eine natürliche Tugend, sondern wiederum als eine übernatürliche kennzeichnet, weil wir in jeder menschlichen Obrigkeit einen Abglanz der göttlichen Herrschaft und eine Teilnahme an der ewigen Autorität Gottes erblicken. (Röm 13,1 ff)“
Hirtenbrief des deutschen Episkopates, Fulda, 03.06.1933, in: Stasiewski (Bearb.), Akten deutscher Bischöfe I, Nr. 45, S. 239-248; Beschlossen auf der Plenarkonferenz der deutschen Bischöfe 30.05.1933 - 01.06.1933 in Fulda.

Das war noch vor Abschluss des Konkordates, mit dem der Vatikan dann das neu installierte Naziregime außenpolitisch hoffähig machte. Ein sehr bezeichnendes Beispiel für die Geschichtsklitterung, mit der interessierte Kreise nach dem Krieg versuchten, die Kirchen weisszuwaschen, ist der Umgang mit Kardinal Faulhaber, übrigens Sprecher der o.g. Plenarkonferenz. Zur Einführung: http://www.hagalil.com/archiv/2009/03/05/faulhaber/

  • und als Schmankerl noch ein Zitat aus einem persönlichen Glückwunschtelegramm (für das es keinerlei diplomatische Veranlassung gab) Kardinal Faulhabers an Adolf Hitler zum Abschluss des Konkordates (20. Juli 1933):

„Was die alten Parlamente und Parteien in 60 Jahren nicht fertig brachten, hat Ihr staatsmännischer Weitblick in 6 Monaten weltgeschichtlich verwirklicht […] Uns kommt es aufrichtig aus der Seele: Gott erhalte unserem Volk unseren Reichskanzler.“

Amen - möchte man da hinzufügen.

Selbstverständlich war es bei den evangelischen Kirchen keinen Deut besser, im Gegenteil:

„Wir sehen in Rasse, Volkstum und Nation uns von Gott geschenkte und anvertraute Lebensordnungen, für deren Erhaltung zu sorgen, uns Gottes Gesetz ist. Daher ist der Rassenmischung entgegen zu treten. Die deutsche Äußere Mission ruft auf Grund ihrer Erfahrung dem deutschen Volke seit langem zu: „Halte deine Rasse rein!“ und sagt uns, dass der Christusglaube die Rasse nicht zerstört, sondern vertieft und heiligt. […] wir fordern […] Schutz des Volkes vor den Untüchtigen und Minderwertigen. […] Wir lehnen die Judenmission in Deutschland ab, so lange die Juden das Staatsbürgerrecht besitzen und damit die Gefahr der Rassenverschleierung und -bastardisierung besteht. Die heilige Schrift weiß auch etwas zu sagen von heiligem Zorn und sich versagender Liebe.“
Richtlinien der Deutschen Christen, 6. Juni 1932, Kirchliches Jahrbuch 1932 S. 68 ff.

Ja, es gab die Bekennende Kirche, die im Übrigen durchsetzt war mit Antisemiten und beinharten Reaktionären. Man schaue sich die ‚Theologische Erklärung zur gegenwärtigen Lage der Deutschen Evangelischen Kirche‘ (die sog. ‚Barmer Erklärung‘) vom 31. Mai 1934 an. Nach 1945 haben die evangelischen Kirchen ausreichend für deren Publizität gesorgt - anders als bei den oben zitierten ‚Richtlinien‘. Verständlich, aber Aufarbeitung einer problematischen Vergangenheit geht anders. Man wird im Vergleich schnell sehen, dass in der Barmer Erklärung auf den Rassismus und Antisemitismus der Richtlinien gar nicht eingangen wurde - das Schärfste an Kritik, was man sich abringen konnte, war diese wachsweiche Erklärung:

„Wir verwerfen die falsche Lehre, als dürfe die Kirche die Gestalt ihrer Botschaft und ihrer Ordnung ihrem Belieben oder dem Wechsel der jeweils herrschenden weltanschaulichen und politischen Überzeugungen anpassen.“

Nun ja - es war eben eine theologische Erklärung, keine politische , genau wie die päpstliche Enzyklika ‚Mit brennender Sorge‘ vom März 1937. Der Bekennenden Kirche ging es - wie der katholischen - nicht um Opposition gegen das Regime und dessen Verbrechen, sondern allenfalls um die Autonomie der Kirchen im faschistischen Staat. Und - sie waren eine Minderheit, ziemlich einsame Rufer in der Wüste. Bei den Kirchenwahlen vom Juli 1933 fielen im Reichsdurchschnitt ca. zwei Drittel aller Sitze in den Kirchenvorständen an Kandidaten der Deutschen Christen. Und das bedeutet keineswegs, dass sich das restliche Drittel dann der Bekennenden Kirche angeschlossen oder zu ihr zusammengeschlossen hätte.

Es gab keinen „Kirchenkampf“ - es gab lediglich eine völlig unbedeutende Opposition innerhalb der evangelischen Kirche. Der ‚Kirchenkampf‘ ist eine fromme Legende.

Der Mainstream in der Deutschen Evangelischen Kirche (DEK) wurde nicht durch die Bekennende Kirche repräsentiert, sondern vielmehr durch die Deutschen Christen. Das war spätestens seit der Wahl des Parteigenossen und kirchenpolitischen Beraters Adolf Hitlers Ludwig Müller zum Reichsbischof (27. September 1933) unbezweifelbar. Reichsbischof Müller ersparte durch seinen Tod (vermutlich Selbstmord) am 31. Juli 1945 seiner Kirche einiges an Peinlichkeiten - vor allem den Zwang, Umkehr und einen Neuanfang durch Verurteilung und Absetzung Müllers zu signalisieren und damit die Verstrickung in den Faschismus deutlich zu machen und sich damit auseinanderzusetzen.

Beide Kirchen, katholische wie evangelische, einschließlich der ‚Bekennenden‘, engagierten sich gegen die mörderische Rassenpolitik der Nazis nur äußerst vorsichtig - und ausschließlich da, wo es um „Juden“ oder bzw. „Halb- oder Vierteljuden“ ging, die christlichen Bekenntnisses waren.

Speziell zum Antisemitismus der Deutschen Christen als Einführung:
http://www.compass-infodienst.de/Susannah_Heschel__T

Freundliche Grüße,
Ralf

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Hi

Dann erkläre mir doch bitte mal was an dem Konfuzianismus eine Religion ist und in wieweit der außerhalb des Kaiserritus überhaupt benutzt wurde :smile:

Das ist jetzt fies- ob Konfuzianismus eine Religion ist oder nicht, darüber streiten sich schon seit Jahrhunderten die Geister.

Die Tendenz ist aber zu sagen: Er ist keine.

Der Konfuzianismus ist ein philosophisches Ethiksystem das einen uralten Ritualismus (basierend auf der archaischen Religion der frühsten Dynastien und dem Ahnenkult) aufgegriffen und ausgebaut hat. Insofern müsstest du die Philosophie wie wir sie kenne auch Religion nennen, da sie ja Ethik behandelt.

Konfuzius selbst lehnte es ab, Aussagen über eine Anderwelt oder das Jenseits zu treffen, ihm war das Diesseits wichtiger. Spätere Konfuzianer und Neo-Konfuzianer haben die Existenz von Geistern und Göttern vollkommen abgelehnt.

Es geistert immer noch die Vorstellung herum, das Tian (Himmel) ein Gott sei, aber das ist er nicht wirklich. Man könnte maximal von einem „Gottprinzip“ sprechen, wobei es sich mehr um ein Ordnungs- und Lenkungsprinzip handelt, eigentlich nur ein Legitimationsmittel für die Handlungen des Staates zur Sicherung des Gewalt- und Lenkungsmonopols.

Viele Konfuzianer, die nicht Atheisten waren, waren für ihre religiösen Bedürfnisse auch Daoisten, manche sogar Buddhisten. Es sei denn man befand sich gerade mal wieder im Streit mit jenen, dann musste man sich für eine Seite entscheiden und da war der Konfuzianismus meist die weisere. Was man Zuhause in seinen vier Wänden machte interessiert sowieso niemanden.

Der Konfuzianismus wird primär von der Oberschicht getragen. Dies gilt nur für Beamte, die Kaiser waren in der Regel überhaupt nicht konfuzianisch, sie haben gemacht was ihnen passte (und nicht zu Meuchelmorden führte) und manche suchten sich eben eine kuschelige Religion aus. Doch auch hier geschah dies zumeist aus taktischen Zwecken, nur wenige Kaiser waren wirklich fromm und führten gleichzeitig Religionspolitik aus. Ein Beispiel wäre etwa Huizong in der Song-Dynastie.

Der Buddhismus wiederum war schon eher eine Religion des Volkes, allerdings scherte sich das Volk einen Dreck um religiöse Grenzen und Dogmen weshalb nur ein Bruchteil der Bevölkerung wirklich als reine Buddhisten bezeichnet werden konnten.
Morgens opferte man den Ahnen, Mittags opferte man der Seidenmutter oder Guandi… dann ging man zum Buddhisten beten, wenn jemand krank war rief man den daoistischen Exorzisten, wenn der Regen ausblieb setzte man Buddhisten und Daoisten im Riual ein - funktionierte das nicht, wurde der Magistrat oder Präfekt mit Sitzstreik, Demonstrationen, Aufständen und Selbstmorddrohungen angepöbelt, da er ja offensichtlich (sonst würde es regnen wenn es soll) Scheiße gebaut hatte. Geschahen solche Naturkatastrophen öfter und im ganzen Reich wies das darauf hin, dass der Herrscher schlecht war - zumindest wenn es irgendjemanden gerade passte, den Herrscher abzusetzen.
(Altes Chinesisches Sprichwort ™: „Gewinnst du den Krieg, bist du ein König, verlierst du den Kampf, bist du ein Bandit.“)

Zurück zum Buddhismus:
Es gab einige Beamte die ihm anhingen, aber sie konnten es sich kaum leisten dies in ihre Arbeit einfließen zu lassen. Der Buddhismus wurde öfter mal patronisiert, wenn es politisch-wirtschaftlich günstig war, denn der Buddhismus war eine große Wirtschaftsmacht. Dieser Faktor sorgte aber auch dafür, dass die Buddhisten öfter mal verfolgt und in ihren Rechten beschnitten bzw. generell kontrolliert wurden (z.B. wer ins Kloster durfte).

Nur ganz selten versuchten buddhistische Herrscher Religionspolitik zu betreiben, es ist oft schwer zu sagen ob dies religiöser oder taktischer Natur war.
So ist die Kaiserin Wu Zetian als große Buddhistenpatronin bekannt, tatsächlich aber wandte sie sich schon bald von diesem wieder ab zugunsten des Daoismus (u.a. weil ihr Liebhaber ein daoistischer Magier war, den sie aber später hinrichten ließ).

In der frühen Song-Dynastie gab es besonders viele religiöse Herrscher. Zunächst buddhistische, aber auch hier weiß man nicht wie ernst sie es meinten denn bei der buddhistischen Verklärung des Volkes und dem Ausbau wie der Neugründung von Tempeln ging es vor allem um Grenzgebiete. Buddhistische Tempel hatten eine Sonderstellung, man griff sie nicht einfach so an, also wurden sie immer weiter über die Grenzen hinaus gebaut - sie waren schlicht ein Expansionsmittel!

Daraufhin kamen die daoistischen Herrscher, welche die Buddhisten unterdrückten, ihre Tempel zu daoistischen Tempeln machten und Zwangskonversionen durchführten. Bei Huizong kann man durchaus sagen, dass er ein religiöser Herrscher war.

Doch wie erwähnt: Als Herrschaftsreligion hat sich keine Durchsetzen können. Der Staat stützte sich auf einen wenig mythisch verklärten Ritualismus, der im Volk keine Basis hatte. Die Beamten hingen einer Philosophie an, die im Volk keine Basis hatte, ja nicht einmal richtig bekannt war (denn zum Studium des Konfuzianismus musste man Beamtenprüfungen bestehen) abgesehen von Volkskulten, die den Konfuzianern so sehr ein Dorn im Auge waren, dass es um 1530 sogar zu Bilderstürzen kam.
Buddhismus und Daoismus sind die „großen“ Volksreligionen, doch konkret sind die reinen Anhänger einer Religion nur sehr wenige relativ zur Bevölkerung gesehen.
Die große Religion Chinas ist der Volkskult. Aber den Volkskult an sich gibt es nicht, sondern tausende kleine Kulte die als Volksreligionen zusammengefasst werden und besondere eigene Kriterien aufweisen. Zu denen zählt: Keine Priesterschaft, keine Sündenvorstellung, keine Dogmen, kein Wahrheitsanspruch. Darum ist es kein Problem Anhänger mehrerer Volkskulte zu sein und genauso handelte das Volk auch mit B und D - sie wurden dann benutzt, wenn man sie brauchte, so wie jeder andere Volkskult auch.

Dieser Volkskult hatte dafür in der Oberschicht keine große Verbreitung. Götter lebten hier nur auf dem Papier- immer wieder wurden im Reich „effektive“ Götter für dies und das gesucht, mit Petitionen hochgewertet und irgendwann in das offizielle Opferregister des Ritenamtes aufgenommen, was bedeutete, dass sie an den offiziellen Festtagen auch Opfer bekamen. Das wars aber auch schon, dafür sollten sie bitte schön ihre Dienste zur Verfügung stellen - rein technisch.
An diese Götter _glaubte_ in der Elite aber niemand und es gab immer wieder heftige Diskussionen darüber wieviele nutzlose „Götter“ im Verzeichnis seien, und dass dringend mal wieder gestrichen werden müsste.

Wie pragmatisch das ganze ablief lässt sich am Handan-Schrein ablesen. Lies dazu doch mal den Artikel von Kenneth Pomeranz. Hier zeigt sich deutlich wie aus einem religiösen Volkskult ein nur politisch eingesetzter staatlich patronierter Kult wird (allerdings wegen der Volksbindung immer nur eine Notfallwaffe gegen Dürren) und die Effektivität des mystischen Ortes auf neu hinzugefügte (Stichwort: Erfundene Tradition) Eisenplatten übertragen wurde und von da aus schließlich auf den völlig unreligiösen _Besitz_ der Tafeln. Diese Tafeln waren schließlich so losgelöst von jeglicher religiöser Vorstellung, dass sie sogar noch bis zum Ende der Republikzeit benutzt wurden. Und das, wobei ihr alter Kult (dank Eingriff des Staates) bereits lange vollständig abgestorben war.

Zusammenfassung:
In China gab es eine Herrschaft die Religionen dann nutzte, wenn es politisch günstig war. Die Herrschaft an sich mit dem Staat war grundsätzlich von einer Religion getrennt, soetwas wie eine Staatsreligion hat es nie gegeben. Es gab aber vereinzelte Herrscher, die eine rigorosere Religionspolitik zu diversen Zwecken betrieb und noch weniger Herrscher, die dies aus Frommheit taten. Langanhaltende Wirkung zeigte jedoch niemand von diesen.

lg
Kate

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Aktion T4, Leube, Wurm und Cardiazol
Servus Michael,

an dieser Stelle - ohne dass das dem wesentlichen Gehalt Deines Beitrages widerspräche, bloß der historischen Genauigkeit halber - hierzu:

Das Euthanasie-Projekt wurde (nicht zuletzt durch den Widerstand
der Bevölkerung) schnell wieder eingestellt.

die Anmerkung, dass die Zahl der Opfer nach Einstellung der Vergasungen in Grafeneck, Hadamar, Sonnenstein nicht zurückging: Die Methoden der Ermordung wurden vor dem Hintergrund der unter anderem, aber keineswegs bloß von der Kanzel herab zu hörenden Proteste ab 1941 insofern verfeinert, als man zur Ermordung von Psychiatriepatienten an Ort und Stelle durch Cardiazolinjektionen und auch schlichtes Aushungern (und damit einhergehende leichter tödlichen Verläufe von Infektionen) überging und auf diese Weise ohne die auffälligen Transporte der DeKra auskommen konnte. Nebeneffekt war, dass dann die frei gewordenen Zyklon-B-Spezialisten in Birkenau eingesetzt werden konnten - für Grafeneck ist das belegt.

Mein Vater, der sich als gewesener Psychiater in Schussenried im Ruhestand eingehend mit der „Aktion T4“ beschäftigt hat, war selber ziemlich überrascht, als er die Statistiken aufbereitet hat - er hätte ab Winter 40/41 einen deutlichen Rückgang der als „verstorben“ geführten Psychiatriepatienten erwartet. Den gab es signifikant aber erst ab 1947.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

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falsch!
Hallo,

Du übersiehst dabei, dass der Kommunismus letztlich auch nur
eine dieser Glaubensgemeinschaften ist …

obwohl oft kolportiert, ist das Unsinn.

Kommunismus ist zuerst eine politische Lehre und
auch eine Weltanschauung.
Mit Glauben in Sinne von Religiösität hat das also
rein gar nix zu tun.

Kommunistische Gesellschaften mögen auch alles mögliches sein,
aber mit Sicherheit keine religiöse Glaubensgemeinschaften.

In Praxis hat sich auch herausgestellt, das sogar die Frage
einer Gemeinschaft von Menschen gleicher Weltanschauung
zweifelhaft ist.
Eine staatliche Gleichschaltung in Politik, Kultur und Medien
ist noch lange kein Beweis für eine Gemeinschaft in der
Weltanschauung.
Gruß Uwi

Erratum

  • ersetze „DeKra“ durch „GeKra“ -

D.B.

Hallo,

na dazu

Dann erkläre mir doch bitte mal was an dem Konfuzianismus eine :Religion ist und in wieweit der außerhalb des Kaiserritus überhaupt :benutzt wurde :smile:
Das ist jetzt fies- ob Konfuzianismus eine Religion ist oder nicht, :darüber streiten sich schon seit Jahrhunderten die Geister.

ganz klar …JA…:smile:

Weil…Oberster Boss = Gott (oder Gottähnlich)
wer nicht für ihn ist…ist sein Feind…
Mithin also die wichtigsten Voraussetzungen einer Glaubensgemeinschaft…:smile:

Der Konfuzianismus ist ein philosophisches Ethiksystem das einen :uralten Ritualismus (basierend auf der archaischen Religion der :frühsten Dynastien und dem Ahnenkult) aufgegriffen und ausgebaut hat. :Insofern müsstest du die Philosophie wie wir sie kenne auch Religion :nennen, da sie ja Ethik behandelt.

Nun,das ist sie doch immer noch…schließlich war in unseren Breitengraden die Philosophie lange Zeit ausschließlich von Kirchenmännern geprägt…erst spät kamen doch Leute wie
-Machiavelli
oder
-Kant
auf ebenfalls recht unterschiedliche Positionen…

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Hallo Kate,
vielen Dank für Deine differenzierte Darstellung. Ich hatte daran gedacht, speziell auf den Punkt Buddhismus in China einzugehen, aber das wäre nur ein Teilaspekt gewesen - so hatte ich auf eine Antwort von Dir gehofft, da ich weiss, dass Du gerade auf diesem Gebiet eine profunde Sachkenntnis besitzt. Dass manche Leute hier es nicht zu schätzen wissen, wenn sie Hinweise von einem wirklichen Experten/einer Expertin erhalten und sich lernresistent zeigen, daran ist man ja mittlerweile gewöhnt. Also nochmals Danke für Deine umfassende und richtige Darstellung.

Freundliche Grüße,
Ralf

1 Like

Hallo Frank,

Das ist jetzt fies- ob Konfuzianismus eine Religion ist oder nicht, :darüber streiten sich schon seit Jahrhunderten die Geister.

ganz klar …JA…:smile:

Weil…Oberster Boss = Gott (oder Gottähnlich)

so offensichtlich hat sich hier schon lange keiner mehr selbst disqualifiziert. Du hast von diesem Thema wirklich NULL Ahnung.

si tacuisses …
Ralf

3 Like

Die chinesischen Kommunisten hatten aber ein sehr grosses Problem mit Konfuzianismus und bei der Kulturrevolution von 1966 wurden viele Buecher und Kloster in Brand gesteckt. Vielleicht liegt das Problem daran, wie man Religion und die Religonsherrschaft definiert. Eine Paps haben sie nicht, aber der Einfluss auf die Moral und die Denkweise der Bevoelkerung ist immernoch sehr tief.