Neobuddhismus = Naturwissenschaft

Die Religion des Buddhismus wurde vor 2500 Jahren von Siddhartha Gautama, später auch Buddha genannt, ins Leben gerufen. Eigentlich handelt sich um keine Religion, weil Buddhisten weder Gott oder eine Seele kennen. Nicht das ewige Leben wird versprochen, sondern Erlösung durch Selbsterkenntnis.

Meine Frage bezieht sich darauf, ob man den Buddhismus nicht als Naturwissenschaft begreifen kann? Ich verweise dabei besonders auf die Parallelen zum Zen-Buddhismus, welcher ua.von Shaolin-Mönchen praktizert wird, :

  • Die buddhistische Lehre von Anatta bezeichnet das Nichtvorhandensein eines permanenten und unveränderlichen Selbsts, festen Wesenskerns oder einer Seele (das „Ich“ ist eine Illusion). Diese Auffassung deckt sich mit der modernen Wissenschaft: Die Idee von einem Selbst als einem unveränderlichen Wesenskern entspringt der christlichen Vorstellung einer immateriellen Seele. Eine solche Vorstellung ist für die meisten heutigen Philosophen aufgrund ihrer materialistischen Grundüberzeugung nicht akzeptabel. Doch auch die Idee eines konstanten materiellen Wesenskerns – etwa realisiert in einem unveränderlichen Hirnareal – scheint aufgrund der empirischen Ergebnisse von Entwicklungspsychologie, Entwicklungsbiologie und Neurowissenschaft unplausibel.
  • Laut Daoismus und Zen-Buddhismus ist das Universum aus Qi (Energie) aufgebaut. „Alles ist Qi“. Seit Einstein berühmter Formel E=m*c² wissen wir das dies auch stimmt. Energie und Materie sind äquivalent. Wir bestehen also auch nur aus Qi.
  • Karma ist eine universelle Gesetzmäßigkeit. Einer bestimmten Ursache folgt immer eine bestimmte Wirkung. Ein fallender Dominostein bewirkt unweigerlich das Umfallen des nächsten Steines, dieser wiederum wird zur Umfallursache des darauf folgenden Steines usw. Daraus folgt, dass alles kausal determiniert und vorherbestimmt ist. Alle Ereignisse beruhen demnach auf einer lückenlosen Kausalkette. Wo diese nicht nachweisbar ist, versagt unser Erkenntnisvermögen dh. Zufall gibt es nicht. (Entspricht wenn man den übernatürlichen und moralischen Aspket, der von Hinduismus stammt, rausnimmt dem modernen Determinismus)
  • zu guter letzt noch die Reinkarnation (oft übersetzt mit Wiedergeburt). Dies wird im Westen oft falsch verstanden. Buddhisten glauben nicht, dass sie wiedergeboren werden. (es gibt ja kein selbst etc.) Viel mehr könnte man es mit Stoffwechsel übersetzen dh. nach dem Tod zerfällt der Körper in seine physischen Bestandteile aus dem sich wieder neues Leben entwickeln kann.

Ich glaube man sieht wenn man die hindusistischen und spirituellen Wurzeln vom Buddhismus subtrahiert erhält man moderne Wissenschaft. Ist die Moderne also neobuddhistisch?? Nähern sich nicht die Weisheiten von Wissenschaft und Buddhismus immer mehr an??

Gruß Tristan

Hallo TRistan

Ich glaube man sieht wenn man die hindusistischen und
spirituellen Wurzeln vom Buddhismus subtrahiert erhält man
moderne Wissenschaft. Ist die Moderne also neobuddhistisch??
Nähern sich nicht die Weisheiten von Wissenschaft und
Buddhismus immer mehr an??

Nein. Ich fürchte, du machst es dir da zu einfach. Da scheint mir der Wunsch der Vater des Gedanken zu sein.
Wir hatten hier schon einmal eine ähnliche Diskussion mit Horst T., die dann irgendwann im Nirwana endete. :wink:
Die Naturwissenschaften untersuchen möglichst unbefangen die Natur. Die Religionen, auch der Buddhismus, bauen sich eine Theorie, um nicht gleich zu sagen: eine Ideologie, welche meist sehr weit jenseits allen unvoreingenommenen naturwissenschaftlichen Denkens ist.
Auch wenn man heutzutage zurecht kritischer dem Positivismus innerhlab der Wissenschaften gegenüber steht, alte ich es doch für unerlässlich, eine gewisse Unvoreingenommenheit als Wissenschaftler beizubehalten. Sonst kann man den Begriff „Wissenschaft“ getrost vergessen.
Gruß,
Branden

Hallo tristan,

hier kann ich leider nur,meiner eingeschränkten Wahrnehmung gemäß,einen persönlichen Eindruck vermitteln.Habe,wie man das als interessierter Laie brav so macht,Autoren wie z.B.Seligman,Goleman,
Damasio,Joachim Bauer,Csikszentwieauchimmer gelesen.Bei der Lektüre all dieser"bahnbrechenden" Werke mußte ich immer nur denken,das ist ja der pure Zen-Buddhismus was die da schreiben.
Unabhängig,was man davon hält,springen einem die Parallelen regelrecht ins Gesicht.Also zumindest auf bestimmten Gebieten der Hirnforschung und Psychologie würde ich deiner Vermutung zustimmen.
Zum Qi:
Regelmäßige Ausübung von Shaolin/QiGong/Taijiquan bewirken bei mir
-mangelnde innere Bereitschaft,mir fiktive Probleme zu machen
-geringere Stressanfälligkeit
-veränderten Kommunikationsstil in Konflikten
-geringere Ermüdbarkeit
Hier könnte es einen sich schließenden Kreis aus Qi-Gedanken-Leistungsfähigkeit zu geben.

ganz hilfreich zum Thema,obwohl es sich teilweise etwas schaurig liest
u.ziemlich unscharf umrissen ist

http://www.wellness-gesund.info/Artikel/9780.html

viele grüsse
Heidi

Buddhismus und Naturwissenschaft
Moin,

Nähern sich nicht die Weisheiten von Wissenschaft und
Buddhismus immer mehr an??

Es gibt schon einen jahrzehntelangen Austausch zwischen tibetischen Buddhisten und westlichen Naturwissenschaften, unter anderem auch um die Erkenntnisse das Buddhismus und der Naturwissenschaft zu vergleichen (insbesondere auf den Gebieten der Neurobiologie, Physik, Psychologie etc.).

Es gibt auch eine Reihe Bücher zu diesem Thema. Empfehlen kann ich:

Dalai Lama: „Die Welt in einem einzigen Atom“ ISBN: 3896202707 Buch anschauen

Christian Kohl: „Buddhismus und Quantenphysik: Die Wirklichkeitsbegriffe Nagarjunas und der Quantenphysik“, ISBN: 3893854630 Buch anschauen

Singer/Ricard: „Hirnforschung und Meditation: Ein Dialog“, ISBN: 3518260049 Buch anschauen

Ricard/Trinh: „Quantum und Lotus: Vom Urknall zur Erleuchtung“, ISBN: 3442218209 Buch anschauen

Teilweise sind diese Bücher recht wissenschaftlich (das „einfachste“ zum Einstieg ist vermutlich noch das Buch vom Dalai Lama") und setzen zumindest Grundkenntnisse von Buddhusmus und/oder Naturwissenschaften voraus, aber ich meine, wer sich ernsthaft mit diesem Thema beschäftigen möchte, der kommt um etwas anspruchsvollere Lektüre nicht herum.

Der Begriff „Neo“-Buddhismus ist hier übrings deplatziert. Die hier dargestellten buddhistischen Erkenntnisse sind schon Jahrhunderte alt und scheinen den neuesten wisssenschaftlichen Erkenntnissen standzuhalten, ohne eines „Neo“ zu bedürfen :smile:

Gruß
Marion

Hi,

aber ich
meine, wer sich ernsthaft mit diesem Thema beschäftigen
möchte, der kommt um etwas anspruchsvollere Lektüre nicht
herum.

hast recht.der link von mir ist peinlich grottenschlecht und schadet dem Ansinnen eher,als dass er ihm nützt.

gruß
Heidi

Neobuddhismus = Naturwissenschaft? Nein!
Hallo Tristan,

der bekannteste Klassiker auf dem Gebiet ist wohl Fritjof Capra „Das Tao der Physik“. In diesem Buch aus den 70ern wird die Quanten- und Elementarteilchenphysik gut dargestellt und mit den Aussagen des Buddhismus verglichen. Es ist alles gut geschrieben und auch sehr plausibel und man könnte dem Autor folgen, wenn er nahelegt, dass die Buddhisten ja alles schon längst gewusst hätten, was die Physiker als ihre großen Leistungen feiern.
Jedoch: Zunächst einmal sprechen die Physik und die buddhistischen Texte eine verschiedene Sprache. Hier Mathematik, Definitionen und enge Bestimmungen, dort Metaphern, Bilder und viel Interpretationsspielraum.
Eine Abbildung des einen auf das andere herzustellen, erscheint mir sehr gezwungen und auch nur aufgrund der Unklarheit der buddhistischen Naturphilosophie möglich.
Die Physik ermöglicht Berechnungen und Vorhersagen, der Buddhismus nicht. Physiker machen Experimente, Buddhisten nicht.

Also ich denke, die Übereinstimmungen sind reininterpretiert und zufällig und die Absichten der Religion eine ganz andere als die der Naturwisschenschaft. Mithin sind sie etwas ganz unterschiedliches.

Viele Grüße, Tychi

Moin,

Jedoch: Zunächst einmal sprechen die Physik und die
buddhistischen Texte eine verschiedene Sprache. Hier
Mathematik, Definitionen und enge Bestimmungen, dort
Metaphern, Bilder und viel Interpretationsspielraum.

Wie kommst du denn darauf? Kann es sein, dass du nur ein paar schlechte Bücher aus der Esoterik-Ecke gelesen hast? (Karpa kannst du diesbezüglich übrigens gerne in die Tonne treten, ziemliches Geschwurbel, was den Buddhismus angeht), den naturwissenschaftlichen Teil kann ich nicht beurteilen.

Wenn du mal Lust auf genaue Definietionen und enge Bestimmungen hast und wir uns zudem im Brett Philosophie befinden, dann empfehle ich dir „Der Geist und seine Funktionen“ von Gesche Rabten, ISBN:39054974706 Buch anschauen

Eine Abbildung des einen auf das andere herzustellen,
erscheint mir sehr gezwungen und auch nur aufgrund der
Unklarheit der buddhistischen Naturphilosophie möglich.

Welche „Unklarkeiten der buddhistischen Naturphilisophie“ meinst du denn da? Nenn doch mal ein paar.

Die Physik ermöglicht Berechnungen und Vorhersagen, der
Buddhismus nicht. Physiker machen Experimente, Buddhisten
nicht.

Und wieder falsch. Auch Buddhisten machen Experimente, sogar auf höchstem wissenschaftlichen Niveau, nur das die Vorgehensweise etwas anders ist, als man es hier so gewohnt ist, und daher dauert es mit den Ergebnissen dann auch schon mal ein paar Jahrzehnte, allerdings stehen diese Ergebenisse dann auch bombemfest (im Gegensatz zu vielen „Erkenntnissen“ unserer modernen huschhusch Wissenschaften).

Also ich denke,

Also ich denke, du scheinst nicht sonderlich viel über Buddhismus zu wissen. Verrätst du mir deine buddhistischen Quellen?

Gruß
Marion

Moin,

Jedoch: Zunächst einmal sprechen die Physik und die
buddhistischen Texte eine verschiedene Sprache. Hier
Mathematik, Definitionen und enge Bestimmungen, dort
Metaphern, Bilder und viel Interpretationsspielraum.

Wie kommst du denn darauf? Kann es sein, dass du nur ein paar
schlechte Bücher aus der Esoterik-Ecke gelesen hast? (Karpa
kannst du diesbezüglich übrigens gerne in die Tonne treten,
ziemliches Geschwurbel, was den Buddhismus angeht), den
naturwissenschaftlichen Teil kann ich nicht beurteilen.

Nun, der naturwissenschaftliche Teil ist völlig in Ordnung. Ich habe angenommen, der buddhistische Teil sei es auch, obwohl dies natürlich optimistisch ist. Capra ist Physiker.

Eine Abbildung des einen auf das andere herzustellen,
erscheint mir sehr gezwungen und auch nur aufgrund der
Unklarheit der buddhistischen Naturphilosophie möglich.

Welche „Unklarkeiten der buddhistischen Naturphilisophie“
meinst du denn da? Nenn doch mal ein paar.

Ich gebe zu, dass ich vom Buddhismus nur sehr wenig weiß. Das „Tao der Physik“ ist eine Quelle. Dort ging es übrigens nicht nur um den Buddhismus, sondern um östliche Philosophien insgesamt.

Die Physik ermöglicht Berechnungen und Vorhersagen, der
Buddhismus nicht. Physiker machen Experimente, Buddhisten
nicht.

Und wieder falsch. Auch Buddhisten machen Experimente, sogar
auf höchstem wissenschaftlichen Niveau, nur das die
Vorgehensweise etwas anders ist, als man es hier so gewohnt
ist, und daher dauert es mit den Ergebnissen dann auch schon
mal ein paar Jahrzehnte, allerdings stehen diese Ergebenisse
dann auch bombemfest (im Gegensatz zu vielen „Erkenntnissen“
unserer modernen huschhusch Wissenschaften).

Das macht mich neugierig. Was sind denn das für Experimente? Doch wohl keine, die das Wissen über die unbelebte Natur vermehren, so wie Physiker sie machen.
Und was ist mit Berechnungen und Vorhersagen?

Viele Grüße, Tychi

Moin,

Das macht mich neugierig. Was sind denn das für Experimente?
Doch wohl keine, die das Wissen über die unbelebte Natur
vermehren, so wie Physiker sie machen.
Und was ist mit Berechnungen und Vorhersagen?

Um vielleicht eine Idee zu vermitteln, muss man eigentlich bei Nalanda anfangen, die historische buddhistische Universität in Nordindien: http://en.wikipedia.org/wiki/Nalanda

Die Mönche dort studierten nicht nur buddhistische Philosophie, sondern das gesamte Spektrum des damaligen bekannten Wissens, einschließlich Naturwissenschaften, Medizin, Astronomie, Mathematik etc. Damals bekannte Bereiche der Mathematik waren zum Beispiel Arythmetik, Geometrie, Algebra, mathematische Logik, Trigonometrie usw.
http://en.wikipedia.org/wiki/Indian_mathematics

Im Bereich der Physik gab es zum Beispiel schon sehr früh eine Atomlehre, die auch weiterentwickelt wurde

http://en.wikipedia.org/wiki/Buddhist_atomism

Jede Menge links bekommst du noch, wenn du z.B. unter den Begriffen Buddhism, Science, Atomism usw. googlest.

Um zu verstehen, warum das alles „buddhistisch“ war und nicht einfach nur „Naturwissenschaft“ muss mann wissen, dass es im Buddhismus diese Spaltung zwischen Wissenschaft, Philosophie und Religion nie gegeben habe (wie zum Beispiel im Christentum). Ein Grundsatz buddhistischer Lehre war und ist, dass wenn etwas als eindeutig widerlegt angesehen werden kann, dann kann es nicht mehr Bestandteil der buddhistischen Lehre sein, sondern war wohl ein Irrtum :smile:. Somit sind sich diese drei Bereiche auch nie in die Quere gekommen, sondern haben immer voneinander profitiert.

Als Nalanda zerstört wurde, retteten sich viele der dortigen „Gelehrten“ nach Tibet. Somit wurden viele diese Lehrinhalte ebenfalls nach Tibet übertragen, nicht jedoch unbedingt in andere buddhistische Länder. In den 70er Jahren wusste man über den tibetischen Buddhismus in Europa noch so gut wie gar nichts, somit konnte er und das dort vorhandene Wissen in entsprechenden Publikationen auch gar nicht berücksichtigt werden. Dies begann eigentlich erst Ende der 80er Jahre und erlebt jetzt so langsam eine echte Popularität (insbesondere Physiker, Psychologen und Neurowissenschaftler sind hier sehr am Austausch interessiert).

Wenn du mehr dazu erfahren willst, dann kann ich dir nur wieder eines der anderen Bücher in meinem anderen Posting empfehlen.

Gruß
Marion

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Hi Marion,

das ist tatsächlich interessant und neu für mich, nur leider sehe ich keine Belege für diese Behauptung:

Auch Buddhisten machen Experimente, sogar auf höchstem
wissenschaftlichen Niveau, nur das die Vorgehensweise etwas anders
ist, als man es hier so gewohnt ist, und daher dauert es mit den
Ergebnissen dann auch schon mal ein paar Jahrzehnte, allerdings
stehen diese Ergebenisse dann auch bombemfest (im Gegensatz zu
vielen „Erkenntnissen“ unserer modernen huschhusch Wissenschaften).

Nenn mir doch bitte ein Experiment.

Was heißt wissenschaftliches Niveau, wenn Wissenschaft in diesem Zusammenhang gar nicht unser westliches Verständnis von Wissenschaft bedeutet? Meinst du damit antike astronomische Beobachtungen?
Und inwiefern sind die „Ergebnisse“ bombenfest?

Würdest du unsere westliche Naturwissenschaft als christliche Wissenschaft bezeichnen? Denn nur, weil ein Wissenschaftler in einem bestimmten religiösen Umfeld aufwächst oder einer Religion angehört, bedeutet dies ja nicht, dass die Wissenschaft, die er betreibt, dieser Religion zuzuordnen sei oder dass ihre Ergebnisse Einfluss auf die Religion hätten.

Viele Grüße, Tychi

Hallo Branden,
natürlich ist Buddhismus keine Naturwissenschaft. Wesentlich ist, dass er nicht im Widerspruch zu den Naturwissenschaften steht, sondern sich im Falle eines solchen Widerspruches ausdrücklich als revidierbar versteht. Anders als Offenbarungs- und Glaubensreligionen unterwirft sich der Buddhismus ausdrücklich der kritischen Überprüfung.

Die Religionen, auch der Buddhismus, bauen sich eine
Theorie, um nicht gleich zu sagen: eine Ideologie,

Das jedoch ist, mit Verlaub, blanker Unsinn. Der Buddhismus ist keine Theorie oder Ideologie und auch keine Wissenschaft, er ist eine Therapie. Und hier gilt wie bei jeder Therapie: Wer heilt, hat recht. Dass Dir das als Arzt mit Spezialgebiet Psychosomatik entgangen ist kann ich mir nur aus Deiner Unkenntnis in Bezug auf buddhistische Lehre und Praxis erklären.

Freundliche Grüße,
Ralf

Wissenschaft des Geistes und der Phänomene
Moin,

Nenn mir doch bitte ein Experiment.

Geh zu einem Neurologen und lass deine Hirnaktivität aufzeichnen, wenn du an etwas wie Liebe und Mitgefühl denkst. Dann setz dich in eine Höhle, meditiere entsprechend buddhistischer Anleitung 12 Stunden am Tag über Liebe und Mitgefühl. Das machst du ca. 12 Jahre lang. Danach gehest du wieder zum Neurologen und lässt wieder aufzeichnen, was in deinem Hirn passiert, wenn du über Liebe und Mitgefühl meditierst.

Was heißt wissenschaftliches Niveau, wenn Wissenschaft in
diesem Zusammenhang gar nicht unser westliches Verständnis von
Wissenschaft bedeutet?

Erkenntnisse, die Buddhisten beispielsweise über die Funktionsweise des Geistes etc. gewonnen haben, wurden vielfach im Westen belächelt, weil sie als „subjektiv“ galten. Nachdem westliche Wissenschaftler aber in der Lage sind, bestimmte Ergebnisse (siehe oben der Versuch mit der Meditation) nachzumessen, hat sich hier eine sehr fruchtbare Zusammenarbeit entwickelt.

Die Naturwissenschaften, die vielleicht im alten Indien noch kultiviert wurden, sind in tibetischen Klöstern nicht weiterentwickelt worden, weil man darin vermutlich keinen Sinn sah. Die naturwissenschaftliche Herangehensweise an die Erforschung der Phänomene wurde hier aber beibehalten. Der Dalai-Lama drückt es folgendermaßen aus:

Nach und nach endtecket idh durch die Gespräche, die ich mit anderen über die Wissenschaft führte - insbesondere mit ihren professionellen Vertretern - gewisse Ähnlichkeiten in der Art und Weise des Forschens zwischen dieser Disziplin und dem buddhistischen Denken. Diese Ähnlichkeiten finde ich auch heute noch bemerkenswert. Der wissenschaftliche Ansatz, so wie ich ihn verstehe, führt von der Beobachtung bestimmter Phänome der materiellen Welt zu einer theoretischen Verallgemeinerung, die Vorhersagen erlaubt, wie diese Phänome sich verhalten, wenn sie in einer bestimmten Weise beeinflusst werden. Danach werden die Vorhersagen im Experiment überprüft. Die so gewonnenen Ergebniss gehen in die allgemeine wissenschaftliche Erikenntnis ein, sobald ein Experiment korrekt durchgeführt und wiederholbar ist. Falls das Experiment einer vorherrschenden Theorie widerspricht, ist es die Theroie, die revidiert werden muss - denn die empirische Beobachtung der Phänomene ist letztendlich vorrangig. Tatsächlich bewegt sich die Wissenschaft also von der empirischen Erfahrung über einen konzeptionellen Gedankenprozes, in dem das rationale Denken eine wichtige Rolle spielt, hin zu weiteren empirischen Erfahrungen, die das auf der Vernunft gegründete Verständnis bestätigen. Immer wieder begeistern mich die Parallelen zwischen dieser Form der empirischen Untersuchung und jenen, die mit aus meiner buddhistisch-philosophischen Ausbildung und kontemplativen Praxis vertraut sind.".
(Dalai Lama: Die Welt in einem einzigen Atom, s. 29f).

Diese wissenschaftliche Ansatz an die Erforschung des Geistes und anderer Phänome mag eine besondere Eigenschaft des tibetischen Buddhismus sein (aus anderen buddhistischen Traditionen ist mir derartiges nicht bekannt) aber beruht auf buddhistischen Grundsätzen. Der Buddha forderte die Menschen auf, die Phänomene so zu sehen, wie sie sind, was, wie du dir sicher denken kannst, eine Vielfalt an Fragestellungen, auch philosophischer Art, aufwirft.

Diesbezüglich ist der buddhistische Ansatz dem traditionell wissenschaftlichen Ansatz im Westen sogar überlegen, denn der buddhistische Ansatz ist sich sehr bewusst, dass ein Instrument nur das misst, was es messen kann (und sonst gar nichts), und dies auch nur in einem bestimmten Moment. Das scheint der technik-gläubig Westen manchmal zu vergessen, wenn er zum Beispiel annimmt, dass die Dinge auch so sind, wie sie uns erscheinen.

Meinst du damit antike astronomische
Beobachtungen?

Nein.
Ich meine zum Beispiel Beobachtungen wie die, das bislang noch kein Phänomen gefunden wurde, das beständig, teilelos und unabhängig ist. Oder die Tatsache, dass man bestimmte Ursachen und Umstände braucht, um ein bestimmtes Phänomen zu erzeugen. Ersteres ist zum Beispiel bei der Fragestellung inderessant, ob es ein beständiges, teileloses und unabhängiges „Ich“ geben kann. Letzeres würe bei der Fragestellung interessant, ob man aus „Nichts“ etwas Materielles wie unseren Planeten „erschaffen“ kann usw.

Und inwiefern sind die „Ergebnisse“ bombenfest?

Seit man den Buddhisten mit irgend welchen Messtechniken oder den Ergebnissen z.B. der Quantenphysik auf den Pelz rückt, ist bislang noch kaum eine buddhistische Erkenntnis widerlegt worden (ich wüsste keine), statt dessen findet man eher Belege für das, was Buddhisten immer schon wussten (Beispiele: Plastizität des Gerhins auch bei Erwachsenen). Während einige Erkenntnisse der Neurobiologie und Physik (Quantenphysik etc.) bislang „gültige“ Ergebnisse im Westen immer wieder revolutionieren, kommen diese Erkenntnisse für Buddhisten nicht wirklich überraschend.

Würdest du unsere westliche Naturwissenschaft als christliche
Wissenschaft bezeichnen?

Nein. Hier im Westen hat es irgendwann eine Spaltung zwischen Naturwissenschaft, Philosophie und Religion gegeben, was teilweise auch zu großen Problemen führt, wenn man hier im Westen zum Beispiel relativ ratlos vor der Frage steht, was an Wissenschaft in welcher Form ethisch vertretbar ist und was nicht oder wie man mit den Erkenntnissen der Quantenphysik umgeht, wenn die Philosophie einen im Stich lässt.

Denn nur, weil ein Wissenschaftler in
einem bestimmten religiösen Umfeld aufwächst oder einer
Religion angehört, bedeutet dies ja nicht, dass die
Wissenschaft, die er betreibt, dieser Religion zuzuordnen sei
oder dass ihre Ergebnisse Einfluss auf die Religion hätten.

Das ist richtig. Dies ist aber im Buddhismus der tibetischen Tradition anders, da diese Spaltung hier nie stattgefunden hat.

Gruß
Marion

Hallo Ralf

Der Buddhismus
ist keine Theorie oder Ideologie und auch keine Wissenschaft,
er ist eine Therapie. Und hier gilt wie bei jeder Therapie:
Wer heilt, hat recht. Dass Dir das als Arzt mit Spezialgebiet
Psychosomatik entgangen ist kann ich mir nur aus Deiner
Unkenntnis in Bezug auf buddhistische Lehre und Praxis
erklären.

Dass du den Buddhismus zur Therapie erklärst, kann ich ir nur aus deiner Unkenntnis in Bezug auf Lehre und Paxis von Therapien erklären.
Gruß,
Branden

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Hi Tychi

Du kannst schon am Titel erkennen, dass da etwas nicht stimmen kann. Was hat denn bitte das Tao/Dao mit dem Buddhismus zu tun?
NIX!

Natürlich wurde beim chinesischen Buddhismus bei der Übersetzung desselbigen auf daoistische Termini zurückgegriffen. So wurden viele Prinzipien des Buddhismus mit Dao oder Wuwei bezeichnet und buddh. Mönche erhielten in Übersetzungen auf Chinesisch die selben Bezeichnungen wie die daoistischen Priester.

Warum man aber bei einer deutschsprachigen (oder auch englischen) Veröffentlichung auf diese zurückgreifen sollte, ist mir ein Rätsel.

lg
Kate

Buddhismus und Naturwissenschaften
Wie konnte ich das vergessen. 2008 gab es am Institut für Buddhismuskunde der Universität Hamburg eine Vortragsreihe „Buddhismus und Naturwissenschaften“. Die Vorträge kann man sich hier als mp3-Datei runterladen und anhören:

http://www.buddhismuskunde.uni-hamburg.de/Veranstalt…

Auf der Seite etwas nach unten scrollen.
Gruß
Marion

Hallo Branden

Dass du den Buddhismus zur Therapie erklärst, kann ich ir nur
aus deiner Unkenntnis in Bezug auf Lehre und Paxis von
Therapien erklären.

diese Unkenntnis ist sicher geringer, als Du glaubst. Die Querbezüge und die gegenseitige Befruchtung zwischen buddhistischem Geistestraining und insbesondere psychotherapeutischen Ansätzen sind für jemanden, der die aktuelle Entwicklung mit offenen Augen verfolgt, eigentlich nicht zu übersehen. Vielleicht schaust Du Dir einfach mal die jüngste Ausgabe der Zeitschrift „Buddhismus Aktuell“ (http://www.buddhismus-aktuell.de/, hier eine Leseprobe der aktuellen Ausgabe: http://www.buddhismus-aktuell.de/heftaktuell_probe.pdf) an, um einen Einstieg zu bekommen. Oder liest zur Einführung den Essay ‚Neurose und Erleuchtung‘ (http://www.zenforum.de/modules.php?op=modload&name=N…) des Psychoanalytikers Dr. med. Ralf Zwiebel (ehem. Professor für analytische Psychologie und der Universität Kassel).

Aber vielleicht liege ich ja wirklich falsch - dann habe ich zumindest den Trost, mich in diesem religionswissenschaftlichen Forum lediglich unqualifiziert über eine medizinische Angelegenheit geäußert zu haben. Das erscheint mir irgendwie verzeihlicher, als sich in einem religionswissenschaftlichen Forum unqualifiziert über eine religionswissenschaftliche Angelegenheit zu äußern.

Freundliche Grüße,
Ralf

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Hi

Das
erscheint mir irgendwie verzeihlicher, als sich in einem
religionswissenschaftlichen Forum unqualifiziert über eine
religionswissenschaftliche Angelegenheit zu äußern.

u eißt anscheinend nicht, wovon du da redest. Ich habe mich vor meinem Medizinstudium schwerpunktmäßig mit Religionswissenschaften beschäftigt und es ist nach wie vor einer meiner Schwerpunkte.
Ich bin nur etwas allergisch gegen die Verflachung, Klitterung und Verkleisterung von Religionen und Therapien.
Gruß,
Branden

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Hallo Branden,

Ich habe mich
vor meinem Medizinstudium schwerpunktmäßig mit
Religionswissenschaften beschäftigt und es ist nach wie vor
einer meiner Schwerpunkte.

um so schlimmer.

Ich bin nur etwas allergisch gegen die Verflachung, Klitterung
und Verkleisterung von Religionen und Therapien.

Deine Äußerung, Buddhismus sei eine „Theorie“ oder „Ideologie“ ist so ziemlich genau das, was man als „Verflachung, Klitterung und Verkleisterung“ bezeichnen kann. Deine ‚fundierte‘ Äußerung gestern über den Unterschied zwischen Hinduismus und Buddhismus übrigens gleichfalls.

Freundliche Grüße,
Ralf

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Hallo,

mit etwas Phantasie und ein wenig hin- und umdeuten findet man die Substanz die „unsere Wissenschaft“ beschreibt mit anderen Worten auch im Buddhismus - Du hast ja Beispiele gebracht.

Ich glaube man sieht wenn man die hindusistischen und
spirituellen Wurzeln vom Buddhismus subtrahiert erhält man
moderne Wissenschaft. Ist die Moderne also neobuddhistisch??
Nähern sich nicht die Weisheiten von Wissenschaft und
Buddhismus immer mehr an??

Wissenschaft gründet auf (sinnlicher) Wahrnehmung und (Nach)denken.

In der buddhistischen Meditation soll das (Nach)Denken gestoppt werden.
Die sinnliche Wahrnehmung gilt als Täuschung.

Die Wissenschaft sucht allgemeine, universelle Prinzipien in der Welt der Erfahrung.

Der Buddhismus hat das eine individuelle, „subjektive“ Ziel, den Kreislauf des Leidens zu beenden.

Wenn das Ziel des Buddhismus erreicht ist - ist jegliche Wissenschaft erloschen. Damit sind gleichzeitig alle vorgeblichen Gemeinsamkeiten beseitigt.

Aus budh. Perspektive entpuppt sich Wissenschaft als eine weitere Spielart der Begierde, die nichts anderes tut als weiter am Leid festzuhalten.

Grüße
K.

Drum werdet wie die Kühe
Moin,

In der buddhistischen Meditation soll das (Nach)Denken
gestoppt werden.

Hey, das ist toll.
Erinnert mich an einen Lehrer, der mal meinte, wenn das Ziel des Buddhismus wäre, das Denken zu stoppen, dann wären alle Kühle, die wiederkäuend auf der Weide liegen, erleuchtet :smile: Vielleicht ist man dann aber auch einfach nur tot. Also beim Meditieren ja nicht das Atmen vergessen *g*.

Denn Rest kommentier ich Angesichts der späten Stunde gar nicht erst :smile:

Gruß
Marion

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