idealisierter Neoliberalismus
Hallo Klaus !
Hätte man nun neoliberale Erkenntnisse konsequent auf den
wilden Osten angewandt, hätten einige Bundesländer im Osten in
den rückliegenden 13 Jahren Bayern oder Baden-Würtemberg
längst überholen können.
Das erachte ich - gelinde gesagt - für Wunschdenken. Ich halte zwar die Währungsangleichung Kohls für den größten wirtschaftspolitischen Fehler Deutschlands der letzten 15 Jahre. Aber er hat halt geglaubt, er könne die Ex-DDR binnen einiger, weniger Jahre ans Westniveau angleichen. War nen kapitaler Fehlschluss, der leider immer teurer wird. Rasche Angleichung ans wirtschaftliche Westniveau hat - unter anderem - was mit Motivation zu tun. Wenn ich mein Leben lang lerne, dass mehr Motivation und daraus folgend mehr Leistung nichts (für mich persönlich) bringt, dann verhalte ich mich dementsprechend. Ich hab mich auch schon mit Psychologen unterhalten, die meinten, dass sich das lange Gelernte gar nicht mehr ändert. Du müsstest also - pessimistisch gesehen - zumindest eine Generation warten (so 20 Jahre), bis diese Konditionierung überwunden ist.
Was diesen Erfolg verhindert hat, war zu schnelle Anpassung an
Weststandards. Damit hat man sich selbst alle Wettbewerbsvorteile
genommen. Ganz schön blöd.
Stimmt, geb Dir recht. Allerdings haben sich die Einwohner der Ex-DDR etwaige Wettbewerbsvorteile nicht selber genommen, das hat der Kohl mit seiner Währungsreform erledigt. Darauf hatten die wenig Einfluss.
Also nochmal für dich ein Crash-Kurs in Neoliberlaismus:
Wenns so einfach wär. Du hast eine sehr idealistische Sicht.
Wettbewerbsvorteile = mehr Leistungserstellung = mehr
Beschäftigung
Denkfehler. Durch Wettbewerbsvorteile entsteht via Investitionen erst dann mehr Beschäftigung, wenn die Unternehmer die Zukunft im Land optimistisch beurteilen. Wenn nicht, investieren sie wo anders.
weniger Transferzahlung = weniger Umverteilung
von Leistung an Leistungsunfähige
Du polemisierst. Mehr Beschäftigung heißt weniger Zahlung von Arbeitslosengeld und das wiederum soviel, dass dem Staat mehr bleibt. Das kann er dann anderweitig ausgeben. Arbeitslose sind aber keineswegs Leistungsunfähig !!
mehr regionale Kaufkraft = mehr Leistungserstellung
= blühende Landschaften
Von mehr Kaufkraft und mehr Leistung auf blühende Landschaften zu schließen, ist mehr als abenteuerlich. China ist im Moment eine aufstrebende Wirtschaftsmacht. Mehr Einkommen für ChinesInnen heißt auch (unter anderem), dass sie vermehrt vom Fahrrad aufs Auto umsteigen und das wiederum heißt, mehr Smog in Städten.
mehr Wohlstand = mehr Wachstum
= mehr Leistungsertsellung = mehr Geld in Frank´s Geldbörse
Wenn er denn mitleistungserstellt *ggg*.
mehr Konsum = mehr Leistungserstellung
= Vollbeschäftigung
Das stimmt nun überhaupt nicht. Mehr Leistungserstellung bedeutet bei unseren Energiepreisen vermehrten Einsatz energieintensiver Produktion. Das ist gaaaanz, gaaaaanz weit von Vollbeschäftigung entfernt.
= mehr Geld für Infrastruktur
mehr Leistungserstellung = weniger Ideologie
Neoliberalismus ist eine Ideologie.
= Neoliberalismus = mehr Geld für Soziales = Paradies (diesmal
mit Südfrüchten, ohne Kirmesautos und ohne
Parteimitgliedschaft, eben für alle mit Gewichtung auf die
individuelle Leistungserstellung und Ausgleich für
Leistungsunfähige)
Neoliberalismus bedeutet auch nicht notwendigerweise mehr Geld für Soziales. Ansonsten hätte im Großbritannien der Frau Thatcher ja das Paradies sein müssen.
Fazit: Es geht um die Leistungserstellung. Ist diese hoch,
kann auch mehr verteilt werde. Verteilung an die, die nicht am
Wertschöpfungsprozess teilnehmen können. Es geht nicht um
Umverteilung von unten nach oben.
Stimmt soweit. Aber was heißt denn Umverteilung ? Dass Du denen nimmst, die mehr haben, und denen gibts, die weniger haben. Du verteilst durchaus von oben nach unten um; allerdings hast Du einen größeren Kuchen zu verteilen.
Es geht um Leistungserstellung. Diese Leistung hat einen Geldwert,
der verteilt sich innerhalb der gesamten Gesellschaft. Die Nutzen
haben auch alle: Die Inhaber der Produktionsmittel, denn ihr
Interesse ist die Mehrung des Kaptialzins, die Arbeitnehmer,
denn sie erhalten für ihre Leistungserstellung mehr, weil auch
der Wettbewerb um gute Arbeitnehmer steigt.
Leistung hat schon einen Geldwert und der verteilt sich in der Gesellschaft. Allerdings tut er das weit mehr oben als unten, und insofern hat Frank auch nicht ganz unrecht.
Ist eigentlich ganz einfach. Ob es funktioniert, kann man an den
Volkswirtschaften verifizieren, die Teile dieser Prinzipien
beherzigen. Das funktioniert auch innerhalb Deutschlands, wenn
man die einzelnen Bundesländer betrachtet und ihre jeweiligen
wirtschaftsleistungen.
Neoliberalismus is zwar nicht schwierig zu durchschauen. Sein Funktionieren anhand erfolgreicher Wirtschaftsentwicklung zu verifizieren könnt aus der Chicagoer Schule sein. Du denkst ziemlich eindimensional.
Macht man das emotionlos, wird einem
der Zusammenhang zwischen Neoliberlaismus und persönlichem
Wohlstand sehr schnell klar. In deinem Fall sehe ich diese
Hoffnung allerdings nicht.
Es gibt durchaus eine Verbindung zwischen Neoliberalismus und Wohlstand. Am stärksten profitieren tun dennoch die Kapitaleinkommen.
Gruß,
Klaus
Liebe Grüße
Wolkenstein
mod: Titel des Artikels archivtauglich gemacht.