Aber, aber, Ramona,
was hast Du da für einen Titel gewählt
Dazu eine kurze Episode: Im zarten Alter von ca. 22 erzählte mir eine Studentin, dass sie sich nie wieder verlieben wollte; denn sie sei ja so verletzt worden, dass sie sich das nicht mehr antun wolle.
Damals habe ich das mit Unverständnis quittiert, heute verstehe ich sie.
"…Jedenfalls sollte sich niemand aufhängen, nur weil eine
Beziehung nicht klappt.Verlieben sollte man sich wirklich erst etwasspäter nach reiflicher Überlegung. …"
Das klingt für mich so (Gesamttext einbezogen) als ob Du Dich
sexuell auf eine Frau einlassen wolltest, sogar sehr gerne
eine Frau flachlegen wolltest.
Das wollen doch die fiesen Mannsbilder alle, wenn sie noch können
Auch geistreiche Gespräche
wären angenehm. Doch ob Du Dich gefühlsmäßig auf sie einlässt,
dass soll erst die Zeit zeigen. Passt der Sex, passen die
Gespräche, passt was auch immer noch für Dich wichtig ist.
Doch Gefühle erstmal nein, danke! Na, vielleicht darf sie ja
sympathisch sein, doch keinesfalls dürfen sie so nahe gehen,
dass sie verletzen könnten?
Beides synchron, nicht getrennt. Man löst sich erst richtig danach.
Eine Frau erfährt erst nach dem Sex über den Mann viel mehr. Umgekehrt der Mann über sie auch. Berühmte Spioninnen haben schon so Geheimnisträger ausspioniert. Jedenfalls ist hinterher die Zunge gelöst, oder man(n) schnarcht
Wieso sollte eine Frau sich auf einen Mann einlassen, der
erstmal nur eine attraktive Frau, Sex und gute Gespräch will?
Das muss er ihr ja nicht gleich an die Nase binden.
Und was würdest Du so einer Frau dann sagen, wenn sie wissen
möchte wie es um Deine Gefühle bestellt ist?
Ich würde dahinschmelzen vor Gefühlen
Sagtest Du ihr dann, wenn es passt, der Sex, die Gespräche und
sonst noch die Dinge die Dir wichtig sind, dann lässt auch
weitere Gefühle zu? Würdest Du Ihr das sagen?
Hinterher würde ich ihr die Vorzüge erklären, nicht so quasi als Bedingung schon vorher, das würde die Sache eher verkrampfen.
Zug um Zug, alles allmählich. Erst wenn der Sex schön und vertraut ist, können sich Gefühle entwickeln. Umgekehrt sicher auch, nur eben anders. Ich glaube, dass ein Opernbesuch anders einzuordnen ist als ein Bettbesuch.
Und was wenn so eine Frau dann sagt, okay, wir können reden,
uns kennenlernen, was miteinander unternehmen, doch Sex gibt
es erst, wenn Du Dich auch mit Deinem Herzen auf mich
einlassen kannst. Würdest Du auf den Sex dann auch erstmal
verzichten wollen bzw. können?
Klar kann ich verzichten, ich würde sie bestimmt nicht vergewaltigen. Nur bin ich mir nicht sicher, ob ich noch einen zweiten Anlauf nehmen wollte. Aber ich glaube, dass sich so eine Frage nicht stellt. So eine Romanze schaukelt sich doch gegenseitig hoch. Und wenn es so weit ist, sollte sich niemand streuben, nach dem A auch B zu sagen.
Selbst wenn so eine Frau nicht bewußt mitbekommt, dass ein
Mann Gefühle zurückhält, sie wird es spüren.
Du unterschätzt meine schauspielerischen Fähigkeiten
Entweder ist sie
genauso drauf und dann ist die Frage, wer fühlt zuerst?)
Was wenn keiner sich traut? Und wenn sie nicht so drauf ist,
ich weiß nicht wie groß ihre Opferbereitschaft ist zu warten
bis der mögliche Partner sich auch traut Gefühle zuzulassen?
Erwartest Du da nicht in gewisser Weise, dass eine Frau in
(emotionale) Vorleistung geht?
Das ergibt sich doch im Laufe der Zeit, je öfter man zusammen ist (incl. Sex). Ein Museumsbesuch wird den Sex nicht ersetzen können.
Außerdem klingt das bei mir so als wäre so ein Mensch jemand
der seine Gefühle kontrollieren kann und kontrolliert.
Genau das habe ich bei vielen Frauen gehobenen Alters festgestellt: sie nennen es aber Vernunft.
Ein Mensch der wirklich seine Altlasten aufgearbeitet hat, hat
das nicht nötig!!!
Aber seine Erfahrungen sollte er dennoch nicht über Bord werfen!!!
Da scheint es doch möglich, dass so ein Mensch in Beziehungen,
wenn er sich verletzt fühlt, sein Herz verschließt, seine
Gefühle zurück nimmt.
Er öffnet es gerne wieder, wenn er Resonanz verspürt. Sicher kann man auch versuchen, den Partner durch Enthusiasmus mitzureißen, oder gar zu überrumpeln. Aber da beginnt schon die Selbsttäuschung.
Wie ist das denn, wenn Verletzungen in Beziehungen entstehen,
werden die dann wirklich alle aufgearbeitet?
Meist später und mit Wehmut und Schmerzen. Aber man sollte nichts liegen lassen.
Und wie geht so
ein Mann / Mensch dann mit den Verletzungen um, deren
Hintergründe nicht aufgelöst worden sind?
Entweder er verdrängt, sublimiert oder geht zum Seelendoktor. Manche werden auch aggressiv. Ich stehe auf Aufarbeitung, nur viele Frauen wollen das gar nicht. Leider.
Bleibt man(n) dann dennoch weiter bei dem Partner, weil noch
etwas da ist, weil man sich an die Anfänge erinnert und dann
mehr und mehr aus Gewohnheit?
Nein, es gibt Grenzen der Zumutbarkeit. Lieber keine Beziehung als eine kaputte.
Und wieviele Verletzungen entstehen in so einer Beziehung bis
zum endgültigen Ende dann zwischenzeitlich weiter, denn die
zurückgehaltenen Gefühle, gleich ob Trauer, Angst, Wut,
Freude, Schmerz und auch Liebe, dürften je nach KLärungsbedarf
zunehmen. Sicherlich werden dann auch noch Gefühle gezeigt,
doch auch die um die es hautpsächlich ginge? Eher weniger.
Deshalb lieber rechtzeitig beenden, als krampfhaft daran festhalten.
Es ist ja der Vorteil des Alters, dass z.B. die Vaterpflichten abgeschlossen sind, und man sich nur noch selbst verpflichtet ist. Mit Kindern bleibt wohl eher so eine kaputte Beziehung bestehen als ohne.
Manche brechen dann auch sehr radikal den Kontakt ab, weil sie
sich der Verletzung nicht stellen wollen, dabei wird leider
nicht al geklärt, was sie teils selbst dazu beigetragen haben
oder ob ein Du z.B. auch nur auf eine alte Wunde getreten ist
und die Verletzung schon da war?
Weißt Du, was mir eine Ex dazu gesagt hat? „Es ist vorbei.“ Mehr kam da nicht. Da war kein Klärungsbedarf mehr, weil der Neue eben schon neue Eindrücke hinterlassen hatte. Und nun? Später – da war es offenbar wieder mit dem Neuen vorbei – rief sie an und fragte mich, ob man sich mal wieder sehen könnte. Ich sagte: Ja, so in 10-20 Jahren.
Wenn es zwischen zwei Menschen nicht klappt, obwohl es
scheinbar passte, und der Mann z.B. hat dabei die Gefühle
zurückgehalten, geht er tatsächlich aus der Beziehungen ohne
Verletzungen hervor? Oder meint er nur, es täte so weniger
weh, als wie wenn er sich verliebt hätte? Was kommt da an
Gedanken? Ich hatte immerhin ein paar schöne Abende und guten
Sex, auch die Gespräche waren unterhaltsam?
Klar, er hat ja nur so viel investiert, dass die Verletzungsgefahr minimiert wurde. Hätte er mehr investiert, wäre er am Jammern, läge besoffen in der Kneipe unterm Tisch oder mit Herzkasperl in der Klinik. Sowas muss man sich ja nicht antun. Schöne Abende mit Sex sind allemal besser als garstige Abende ohne Sex.
Mich erinnert das an Menschen die ihren Therapeuten recht
emotionslos ihre Geschichten erzählen, die ihre eigenen
Verletzungen nicht spüren können. Und nur weil diese Menschen
ihre verdrängten Gefühle nicht spüren, heißt das ja nicht,
dass sie nicht da sind.
Solange ich nicht leide, brauche ich keinen Therapeuten. Ich leide nur dann, wenn ich mich getäuscht habe. Aber dann habe ich eben wieder dazugelernt.
Und so ähnlich sehe ich das dann auch bei Kontakten /
Beziehungen in denen Gefühle (gleich welcher Art) zurück
gehalten werden. Selbst wenn ein Partner dann nach dem Aus des
Kontaktes meint, er wäre ja heil aus der Sache rausgekommen,
da er keine Gefühle investiert hat, gleich wie kalt er das
möglicherweise sogar angeht, tief in jedem von diesen Menschen
steckt doch ein verschlossener Schmerz aus vielleicht Wut,
Ärger, Zorn, Ohmacht… und es schmerzt sicherlich auf eine
gewisse Weise, dass Gefühle der Liebe nicht oder nur unter
Bedingungen bzw. Kontrolle zugelassen werden können und nicht
einfach frei fließen können.
Kontrollieren oder Fallenlassen, das ist die Frage. Habe ich ein gutes Gefühl bei der neuen Partnerin, lasse ich mich fallen. Rieche ich aber den faulen Braten, lasse ich mich erst gar nicht fallen und verzichte auch gerne auf den Sex. Ein Probef… ist nicht zwingend notwendig, wenn von vornherein erkennbar ist, dass das sowieso nichts wird.
Verlieben hat doch nichts mit Verstand, Logik oder gar
reiflicher Überlegung zu tun. Wenn ich so etwas lese, gehe ich
automatisch innerlich einen Schritt zurück.
Ich würde Dir es auch nicht erzählen (s.o.) Im Laufe der Zeit würden wir Beide auftauen und uns auf halbem Wege entgegenkommen. Stelle ich aber fest, dass nur ich mich bewege, die Partnerin aber nicht, warte ich lieber noch ein wenig. Es ist eben ein Geben und Nehmen, einer macht den Anfang, der Andere kommt nach…oder nicht. Dann muss es aber der Vorausgegangene auch merken, dass er alleine geht.
Gruß ®