Hallo Winnie,
Und ganz
wichtig: Wenn die Sonne untergeht, wird gefressen und gesoffen
(ich drück es mal so deftig aus, damit kommt man der
bildlichen Wahrheit am nächsten), was das Zeug hält.
Hallo Winnie,
ich habe von 1968 bis 1971 in Nürnberg und Frankfurt/Main als Haschischdealer gearbeitet, von 1971 bis Oktober 1973 als Haschisch-Schmuggler (von Marokko nach Deutschland); danach Bewährungswiderruf (5 Monate) und 3 Jahre Knast; U-Haft in Nürnberg, Strafhaft in Amberg (Oberpfalz); von Februar 1977 bis 1979 war ich Besitzer und Inhaber eines Gasthauses in Münsingen-Auingen, das meine Mutter gekauft und an einen meiner Freunde verpachtet hatte. Der überließ mir das Ding sofort und verschwand nach Nürnberg. Nach ungefähr einem Jahr mußte ich feststellen, daß die Gaststätte völlig überschuldet war. Aufgrund der mir hinterlassenen chaotischen Buchführung konnte ich das nicht früher erkennen. Und ich mußte die Schulden übernehmen, da der junge Mann, wie gesagt: ein Freund, nur Geschäftsführer war. Hätte ich die Schulden nicht übernommen, wären sie an meiner Mutter hängengeblieben. Bis ich erkannte, daß das Geschäft nicht mehr zu retten war, hatte ich aber schon etliches hineingebuttert. Es kamen dann plötzlich 10.000 Mark Forderungen von einem Großhandel und ungefähr 15.000 Nachzahlungsforderungen vom Finanzamt. Ich warf das Handtuch. Und habe das Gasthaus, die Hälfte gehörte meiner Mutter, verkauft.
Ein Haus kann niemand von heute auf morgen verkaufen. Da er ja erst einen seriösen Käufer benötigt. Und vor allem kann man es nicht schnell verkaufen, wenn man es nicht unter Wert verkaufen will. - Daher habe ich eineinhalb Jahre als Reinigungskraft in einer griech. Firma in Fellbach bei Stuttgart gearbeitet. Danach
ungefähr ein Jahr in Stuttgart gegenüber dem Hauptbahnhof in einem Lokal als Koch (ich habe Koch gelernt, da meine Eltern in den 50er Jahren in Nürnberg mehrere Gaststätten hatten).
1979 konnte ich das Gasthaus in Münsingen-Auingen an einen Italiener verkaufen. Mein Vater starb 1976. Meine Mutter arbeitete bis 1984 als Bedienung in einem Gasthof in Strümpflebach bei Stuttgart. Mit dem Verkaufserlös, 1979, eröffnete ich ein marok. Speiselokal in Nürnberg und fing wieder mit Haschisch-Schmuggel und Handel an. Schmuggel von Maroc nach Deutschland. Verkauf in Nürnberg und Stuttgart mit Umfeld. Dezember 1984 wurde ich in meiner Gaststätte in Oppelsbohm bei Stuttgart verhaftet. Am gleichen Tag zwei meiner Dealer. Ich bekam dreinhalb Jahre Knast, die ich in Heilbronn (U-Haft), in Stuttgart-Stammheim (U-Haft) und in Rottenburg (Strafhaft) absaß.
Meine legalen Geschäfte waren ein Kartenhaus, das meinen Knast zusammenbrach. Denn ich hatte von einer Bank 500.000 DM Kredit bekommen, für den Kauf einer Gaststätte und der Wohnung im ersten Stock in Nähe der Nürnberger Burg. Die Bank war abgesichert durch die Immobilie. Der Kredit sollte durch eine Lebensversicherung, die nur zu diesem Zweck abgeschlossen wurde, getilgt werden. - Durch meinen Knast verlor ich fast alles. Ein Bauernhaus, das mir gehörte, in der Nähe von Würzburg, wurde in meiner Knastzeit zwangsversteigert. Der Freund, dem ich es, in U-Haft, überschrieben hatte, war noch sehr jung, mußte (statt Militärdienst, er hat verweigert, weil er schwul ist) als Krankenpfleger Dienst tun und konnte die Hypothek nicht abbezahlen. Meine Verwandten hatte ich über meine erneute Inhaftierung nicht informiert. Wollte von ihnen auch kein Geld!
Haftentlassung im Sommer 1988. Danach habe ich 5 Jahre in einem Lokal bei Stuttgart als Koch gearbeitet. 1994 bin ich in meine Geburtstadt Leipzig gezogen. Seit 1997 lebe ich in Leipzig, Nürnberg und Berlin. Zuletzt war ich 1993 in Marokko. Hab seither dafür zu wenig Geld und/oder keine Zeit. Habe jetzt eben Wichtigeres zu tun. Werde aber diesen Winter in Marokko sein.
Ich erzähl dir das mal so ausführlich, damit du besser weißt, mit wem du es zu tun hast. Und auch, weil die ganzen Sachen ja eh in Gerichtsurteilen und Polizeicomputern gespeichert sind.
Wenn ich alle Tage und Monate zusammenzähle, war ich von 1971 bis 1993 ungefähr 4 bis 5 Jahre meines bisherigen Lebens in Marokko.
Mohammed Chemlal, der in Tanger einen Basar besitzt (aber wahrscheinlich hat er sich schon zur Ruhe gesetzt und sein Sohn macht jetzt das Geschäft), sagte mir 1972, als er und wir, wir waren zu zweit, in seinem Haus in Tanger eine Flasche Wein tranken: „Was ich in der Nacht in meinem Haus trinke, sieht Allah nicht.“ Trotzdem ist er (mal vorausgesetzt, er lebt noch) ein gläubiger Mohammedaner, der z.B. fünf mal am Tag zu Allah betet und auch regelmäßig in die Moschee geht. Die ja wohl vor allem auch für geschäftliche und politische Männgergespräche da ist. - 1972 wurde am Flughafen in Casablanca ein 17jähriger Nürnberger mit dreieinhalb Kilo Haschisch festgenommen. Kurz danach habe ich meine Geschäftsbetiehungen zu Herrn Chemlal abgebrochen. Und ihm seitdem nie wieder gesehen. Wahrscheinlich hat er die Meinung, ich sei ihm noch Geld schuldig. - Aber, solche Meinungen interessieren mich nicht. Heute. Was übermorgen ist, weiß nur Allah.
Ein Fahrkartenkontrolleur in einem Zug in Maroc hat mir mal sehr imponiert, weil er mir in mehreren Sprachen (französisch, englisch, spanisch) verständlich machen wollte, daß ich und mein Begleiter eine Fahrkarte besitzen oder kaufen müßten, da wir kein Geld hatten, haben wir immer mit „I can no unterstanding“ und vergleichbaren blabla reagiert. Nach einiger Zeit hat er sich mit dem Wort „Inschallah“ verabschiedet und wir konnten ohne Karten bis Casablanca fahren. Das arabische „Inschallah“ heißt auf deutsch: „Wie Gott es will“. Islam heißt „Hingabe“, sich hingeben, an Allah.
Ich hatte Geschäftsbeziehungen zu einem Türken in München. Denn damals brachten die türkischen Gastarbeiter viel Haschisch nach München. Wir, eine Gruppendynamik, haben es in Nürnberg und Frankfurt/Main usw. verkauft. - Ich bin nie in die Türkei. Weil ich prinzipiell nicht in Länder reise, in denen ich nicht (z.B. auch wegen eines Verkehrsunfalls) ins Gefängnis kommen will. Weil die „Menschenrechte“ in den Gefängnissen ideser Länder so mißachtet werden, daß sie, z.B. wegen Haschisch, Wahnsinn-Strafen verhängen, daß Wärter prügeln, Mitgefangene und/oder Wärter junge Burschen vergewaltigen. Von Mitgefangenen vergewaltigt zu werden, passiert auch in Deutschland. Vor Knast in Spanien hatte ich viel Angst. Habe da aber zwei mal, aufgrund meiner prekären finanziellen Situation, eine Ausnahme von meiner Regel gemacht. Auch Knast in Österreich und Frankreich ist Horror pur. Wobei ich zugebe, daß meine Informationen nicht mehr sehr aktuell sind. Der Knast in Torgau wird von Faschos beherrscht. Womit ich natürlich nur Mitgefangene meine. Aber Wärter, Direktor und sächsischer Justizminister waren (sind?), gelinde gesagt, unfähig. Meine diesbezglichen Infos (ich war nie drin, man hört aber dies und das von Leuten, die in meinen Augen absolut glaubwürdig sind). Der Leipziger Skinhead Karsten sagte mir nach vier Monaten im Knast Torgau auf meine Frage „wie war es?“ „Schlimm, überall nur Kakerlaken und Faschos.“
Und mich nervt an Leuten, denen der 11. September so auf den Keks geht, daß ihnen die Zustände z.B. im Knast in Torgau am Arsch vorbei gehen. Den sie gehören ja zu den „Guten“, die, egal ob DDR oder BRD, nie in die Gefahr kommen können, in den Knast zu kommen. Vielleicht ihr mißratener Sohn? - Aber dann bekommt er möglicherweise vom eigenen Vater an den Kopf geknallt: „In deutschen Gefängnis passiert so etwas nicht.“ Oder, der Vater sagt beim ersten und einzigen Besuch (nachdem er in einer Spießerzeitschrift gelesen hatte, was für ein „schlimmes Rauschgift“ Haschisch ist: „Komm nie wieder nach Hause. Ich hab keinen Sohn mehr.“ Beides ist authentisch, und von uns beweisbar. Soweit Zeugenaussagen der Söhne „glaubwürdig“ sind. Für mich sind sie es. Und. Fast jeder marokkanischer Vater, den ich kenne, würde so einem deutschen Vater (dies gleichnishaft) ins Gesicht spucken. Den in Marokko wird eine Familie verachtet, wenn sie sich Eltern vom eigenen Kind abwenden. Ihm nicht mehr helfen. Egal wie alt das Kind ist. Und egal, was es getan hat. Der Vater kann den Sohn schlagen, wenn er will, und solang er körperlich stärker ist. Aber er darf ihn nie aus dem Haus werfen. Oder ihm ganz und gar den Schutz der Familie und Verwandtschaft entziehen. Das wird in Marokko als so schlimm gesehen wie hier (vergleichasweise) das Vergewaltigen einer Frau oder eines Kindes. Wobei letzteres natürlich auch in Marokko absolut verpönt ist. Aber Gastfreundschaft, die, wie Saint Exupery schrieb, „sogar die Beziehung zu deinem Todfeind adeln kann“, und der Zusammenhalt der Familie sind in Marokko ungefähr so hohe Werte, wie hier in Deutschland, das Besitzrecht des Einzelnen. Bekanntlich wird ja in Deutschland Einbruch und Diebstahl oft schärfer bestraft als gefährliche Körperverletzung.
Das ist keine Behauptung, sondern eine Tatsache, die ich locker mit unserem Archiv beweisen kann. Naja andere Länder, andere Sitten, wa?
Ich habe Herrn Salzmann weiter oben) vor diesem Posting eins zu seiner These „Das Recht steht über der Macht“ geschrieben. Jetzt habe ich Sehnsucht nach meinem Bett, das, wie es der Zufall (?) will, gleich hinter meinem Stuhl am Computer steht. Es ist nicht nur mein Bett. Da ich, Allah sei Dank, nicht immerzu am Computer sitzen muß. Denn wir sind, du hast es gewiß schon erkannt, eine Gruppendynamik.
Lese bitte auch mein Posting an Herrn Salzmann „Das Recht steht über der Macht ???“
Dein Wort „Seelentrip“ oder „Seelenstrip“ in einem deiner Postings an usn, gefiel mir nicht. Aus Zeitgründen habe ich dir dazu noch nichts geschrieben. Ich schreibe dazu für dich an diesem Wochenende im Assoziations-Blaster.de unter dem Stichwort „Hotel“ meine Ansicht. Es steht garantiert (!) am Montag früh drin.
Ich grüße dich
Dein Freund
Hans-Peter Kossaj
Der Vorname ist auch mein Vorname in meiner Geburtsurkunde. Kossaj ist mein Künstlername. Da ich auch als Journalist und Schriftsteller arbeite.
Träum süß. Dein Freund Peter