Hallo.
Gründe für Krankheiten gibt es viele. Hier eine davon. Originalbericht von http://de.biz.yahoo.com/050617/318/4l23r.html Aber man merkt schon, dass immer zwei oder mehrere zu einer Sache gehören…
Viel Spass beim Lesen
mfg M.L.
***Anfang***
WirtschaftsWoche - Erfolg
Innere Kündigung: Was können Sie dagegen tun?
Freitag 17. Juni 2005, 13:00 Uhr
Sieben von zehn Arbeitnehmern sind frustriert im Job.
Jeder Fünfte hat innerlich gekündigt. Wie kann der
Teufelskreis durchbrochen werden?
Christoph Enke (Name geändert) ist müde. Irgendwann
vor einigen Monaten hat der 34-Jährige aufgehört zu
kämpfen. Wenn nun sein Chef mit Anweisungen kommt, die
er für falsch hält, protestiert er nicht. Er führt sie
einfach aus. Wenn ein Kunde abspringen will,
unternimmt Enke nichts, um ihn zu halten. Wenn jemand
aus seiner Abteilung befördert wird, zuckt er mit den
Achseln.
Das war mal anders. Vor fünf Jahren war Betriebswirt
Enke mit großem Ehrgeiz und Erwartungen gestartet. Er
wollte
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Karriere machen, aufsteigen. Dafür arbeitete er hart,
machte Vorschläge, entwickelte Ideen. Doch kein
Vorgesetzter wollte etwas davon wissen. Enke kämpfte.
Und verlor.
Innere Kündigung nennen die Arbeitspsychologen diese
extreme Form der Frustration im Beruf. Gekündigt wird
im Geiste. Dahinter steckt die Überlegung: „Wenn die
mir keine Chance geben, dann mache ich eben Dienst
nach Vorschrift.“ Derzeit sind insbesondere junge
Akademiker gefährdet. Sie haben alles richtig gemacht,
können einen perfekten Lebenslauf vorweisen, sind hoch
motiviert, legen sich fürs Unternehmen richtig ins
Zeug. Und hoffen auf den nächsten Karriereschritt.
Doch der Weg nach oben ist versperrt. Kaum jemand
wechselt, freie Stellen sind rar. Schlimmer noch: Die
Unternehmen bauen ab, und auf Grund der
Kündigungsvorschriften müssen die Jungen zuerst gehen.
„Ziemlich schnell“, sagt der Berliner Karriereberater
Jürgen Hesse, „registrieren diese Mitarbeiter, dass
sie eigentlich gegen den Abstieg spielen, statt um den
Aufstieg zu kämpfen.“
Enttäuschte Hoffnungen und Erwartungen, aber auch
fehlendes Lob, schlechtes Betriebsklima und starre
Strukturen drücken gewaltig aufs Gemüt: Sieben von
zehn Arbeitnehmern leisten in Deutschland Dienst nach
Vorschrift, ergab eine Umfrage des Berliner
Meinungsforschungsinstituts Gallup. 87 Prozent der
Befragten spüren keine echte Verpflichtung gegenüber
ihrem Arbeitgeber, 18 Prozent haben die innere
Kündigung bereits vollzogen. Sie kleben resigniert auf
ihren Bürostühlen, wahren den Schein – nur, um nicht
rauszufliegen.
Genau diese Stimmung trifft das Buch „Die Entdeckung
der Faulheit“, das sich hartnäckig in den
Bestsellerlisten hält. Die französische Volkswirtin
Corinne Maier schildert die Kunst des beruflichen
Müßiggangs. Ihre Ratschläge („Gehen Sie alle halbe
Stunde auf den Flur, mit vielen Akten unter dem Arm,
um Vorgesetzten Überlastung vorzugaukeln“) gelten all
jenen als Pflichtlektüre, die ihre Karriereträume
begraben haben.
Der Weg in den Frust verläuft nach einem immer
gleichen Muster. Auf erste Enttäuschungen reagieren
die Betroffenen mit einem Aufbäumen. Zeigen noch
einmal viel Engagement. Doch wenn der erhoffte Erfolg
ausbleibt, beginnt ein Teufelskreis: Statt sich weiter
abzurackern, schaltet der einst Hochmotivierte einen
Gang zurück. So lange, bis auch der Chef den
Leistungsabfall bemerkt, den Mitarbeiter kritisiert
und ihn so noch weiter in den Rückzug treibt – eine
Frustspirale.
„Sterben auf Raten“, nennt das Karriereberater Hesse.
Selbst wenn die Situation ausweglos scheint, den
schleichenden Tod der eigenen Motivation sollte
niemand hinnehmen. Vielmehr ist das der richtige
Zeitpunkt, um nachhaltig etwas zu ändern.
Aber auch die Vorgesetzten haben es in der Hand,
diesen Zustand zu ändern. Sie tragen die
Verantwortung, wenn sie den Handlungsspielraum des
Mitarbeiters durch starre Strukturen immer mehr
beschneiden. Denn so fühlt sich der Einzelne schnell
dem System ausgeliefert. Oder: Auf Engagement folgt
kein Lob, nicht mal Kritik. „Menschen brauchen
Ergebnisse“, sagt der Dortmunder Arbeitspsychologe
Michael Kastner. „Das ist wie im Sport. Tennis ohne
Punkte wäre entsetzlich langweilig.“
All dies erzeugt ein Gefühl der Unzufriedenheit, das
sich im Laufe der Zeit verstärkt. Und mit ihm das
Wehklagen und Jammern. „Da bilden sich regelrechte
Opferclubs“, beobachtet der Essener Managementberater
Reinhard Sprenger. Man leckt beim Feierabendbier die
Wunden, flucht über den Chef, die Ungerechtigkeit.
Und fühlt sich gleich besser. Aber so lange sich
Widerstand regt, ist alles noch leichter korrigierbar.
„Bedenklich wird es erst, wenn der Mitarbeiter
achselzuckend hinnimmt, was man ihm aufbürdet“, sagt
Karriereberater Hesse. Wer jedem Konflikt aus dem Weg
geht, selten lacht, nie streitet und sich tagsüber
gedanklich ins Private flüchtet, der zählt zum Heer
der Untoten, die in Büros und Meetings alles abnicken.
„Passive Konformisten“ nennen Soziologen diese
demotivierten Ja-Sager. Ein Teil von ihnen würde sich
nicht einmal als beruflich „unzufrieden“ bezeichnen.
Nach Studien der Uni Bochum äußern sich bis zu drei
Viertel der Deutschen als grundsätzlich zufrieden mit
ihrem Beruf, würden ihn aber gleichzeitig auf keinen
Fall ihren Kindern empfehlen. Ein Widerspruch? „Nein“,
sagt Heiner Minssen, Leiter des Lehrstuhls für
Arbeitsorganisation und Arbeitsgestaltung an der
Ruhr-Universität. „Es gibt einen relativ hohen Anteil
an Mitarbeitern, die sich trotz geäußerter
Zufriedenheit mehr oder minder weit innerlich
verabschiedet haben.“
Zwar versuchen viele Unternehmen mit Projektarbeit und
Teambildung, Feedback (Berlin: A0DRW9.BE -
Nachrichten) -Runden und Mitarbeitergesprächen die
Arbeitnehmer einzubeziehen. Doch offenbar weniger
erfolgreich als in den USA. Fast ein Drittel der
Arbeitnehmer empfindet dort eine starke emotionale
Bindung an ihren Arbeitsplatz, hat Gallup ermittelt,
in Deutschland sind es nur 13 Prozent. Die
Nordamerikaner sind bereit, ein hohes Maß an
Initiative und Einsatz zu zeigen.
Allerdings herrscht dort auf Grund der niedrigeren
Arbeitslosigkeit auch eine größere Dynamik.
Stellenhopping ist völlig normal. Damit schwindet der
Druck, den Job aushalten zu müssen, weil man keinen
adäquaten neuen findet. In Deutschland dagegen haben
„viele den Kopf nicht frei für Neues, weil sie sich
mit beiden Händen an ihrem Stuhl festkrallen“, sagt
Führungskräftetrainerin Angelika Gulder.
In diesem Dilemma steckte auch Betriebswirt Christoph
Enke. Einerseits war er beruflich extrem unzufrieden.
Aber andererseits froh, überhaupt einen Job zu haben.
Bewerbungen hat er erst gar nicht losgeschickt, aus
„Angst vor Absagen“.
Ein Gespräch mit dem Chef holte Enke aus seinem
Schneckenhaus. Der stellte ihn zu Rede, wollte endlich
wissen, was der Grund für seine schlechte Leistung
sei. Zunächst rettete sich Enke in Ausflüchte. Doch
dann begriff er die Chance: „Ich habe meinen Mut
zusammengenommen und konkret berichtet, was mich so
sehr stört.“ Das fehlende Feedback, die mangelnde
Perspektive, die schlechte Steuerung der Projekte, all
das sprudelte aus ihm heraus. Der Chef fiel zunächst
aus allen Wolken. Er hatte nicht geahnt, unter welchem
Druck Enke die letzten Monate gearbeitet hatte. Die
beiden vereinbarten ein zweites Gespräch. Enke sollte
in der Zwischenzeit Verbesserungsvorschläge
ausarbeiten.
Das Ergebnis des zweiten Gesprächs: Enke setzte sich
mit seinem Wunsch nach regelmäßigen Feedback-Runden
durch. Außerdem bot ihm sein Vorgesetzter ein neues
Projekt an, das Enke von der Konzeption bis zum
Abschluss selbstständig leiten durfte. Ein geschickter
Schachzug. Enke bekam weder mehr Geld noch einen
formal besseren Job. Aber etwas viel Wichtigeres:
Einen Anreiz, wieder Leistung zu zeigen. „Mit einem
Schlag“, sagt der 34-Jährige zurückblickend, „war ich
wieder wach.“
***Bericht Ende***