Hallo,
Ja schon, aber warum hat er dann die Machtfrage erst gestellt?
Das wäre doch vom Regen in die Traufe. Da hat er den eigenen
Haufen nicht mehr richtig unter Kontrolle und sucht die
Neuwahlen, um sich dann an die Spitze eines noch schwerer
kontrollierbaren Haufens zu stellen?
Das eben ist die Machtperson Schröder. Solange er Kanzler sein kann, findet er es auch nur halb so schlimm, wenn es Krach in den eigenen Reihen gibt. Dafür hatte er immer bestimmte Leute gehabt, die er dann schützend vor sich gehalten hat.
Hast du vergessen, wie
oft Schröder mit dem Rücktritt gedroht hat, um die Mehrheit zu
sichern? Das wäre bei rot-rot-grün an der Tagesordnung.
Ja, aber wenn Du Dir die Regierungsgeschichte der SPD mal anschaust, dann gab es dort fast immer solche Probleme. Man sagt nicht ganz zu unrecht, dass die Linke in sich zerstritten ist. Das wäre aber auch weiterhin nicht anders, wenn es nur rot-grün gäbe. Über dies, Schröder in 1998 sinngemäß: „Wenn ich es nicht schaffe, die Arbeitslosenzahlen in der Legislaturperiode um die Hälfte zu verringern, will ich nicht mehr Kanzler sein.“ 2002 hat ihn das dann schon nicht mehr interessiert, aber er sagte eine Woche vor der Wahl sinngemäß: „Wenn es nach der Bundestagswahl keine komfortablen Mehrheitsverhältnisse gibt, werde ich zum Wohle des Volkes nicht mehr als Kanzler kandidieren.“ Als sich am Abend der BTW 2002 abzeichnete, dass es zu überaus unsicheren Mehrheitsverhältnissen kommen würde, wollte er von dem, was er nur wenige Tage zuvor gesagt hatte, auch nichts mehr wissen. Er hat trotz der knappen Mehrheit von rot-grün wieder als Kanzler kandidiert, hätte wissen müssen, welche Konsequenzen dies möglicherweise haben kann und jetzt will er Neuwahlen. Und deshalb sage ich Dir: Für Schröder ist das Kanzleramt der Mittelpunkt der Welt und deshalb sage ich Dir darüber hinaus, dass er morgen keine Schmerzen damit haben wird, wenn er sich mit der Linkspartei verbinden muss, um wieder ins Amt zu kommen. Und die Linkspartei wird das mitmachen, denn sie will keine große Koalition, zumal sie selbst dann bedeutungslos und sie kann nicht für eine Kanzlerin Merkel stimmen, weil sie dann ihre eigene Wählerklientel verprellen würde. Und sie kann sich nicht enthalten, weil auch auf diesem Wege der Merkel den Weg ins Kanzleramt freiräumen würde.
Das
wird sich Schröder, der sich schon auf sein Häuschen in
Hannover freut, nicht antun. Macht hin, Macht her.
Du meinst, er verzichtet aus reiner Selbstlosigkeit auf diese Freuden, um dem Volk nochmal als Kanzler zu dienen? Also, dass nehme ich ihm nicht ab. Wenn er sich so auf sein Zuhause freut, dann könnte er das auch gleich haben.
Steinbrück lauert doch schon. Der war übrigens der
einzige im letzten „Wahlcheck 05“, der sich am wenigsten
deutlich gegen eine große Koaliton ausgesprochen hat.
Und Wowereit hat ganz deutlich gesagt, dass man die Option einer rot-rot-grünen Koalition nicht grundsätzlich ablehnen dürfe. Naja, die nächsten Tage werden zeigen, welche wundersamen Geschehnisse uns ins Haus stehen.
Meint
Simon