Nochmal: Nichtjude und Kippa
Hallo,
um nicht einzeln auf die u. a. Antworten, die sich z. T. ja auch überschneiden, eingehen zu müssen, versuche ich es mal so:
Für mich persönlich ist das Tragen der Kippa ganz normal. Ich habe es in Israel viele Male gemacht, niemand fand etwas dabei. Zudem erinnert es mich an die interessanten Zeiten, die ich dort verbracht habe, an Menschen, mit denen ich Kontakte hatte, die ich zum Teil bis heute weiterpflege.
Die Situation hier in Deutschland ist eine andere. Was andere Anwesende, Juden oder Nichtjuden, denken oder empfinden könnten, war für mich plötzlich eine Frage. Dort war es das nie.
„Pappkippas“ (aus schwarzem Fotokarton, mit Heftklammern notdürftig in Form gebracht) werden in Israel an jedem Touristikpunkt, der auch religiöse Bedeutung hat, angeboten, an der Klagemauer auf mehreren Tischen gleich stapelweise. Das beantwortet aber meine Frage nicht.
Mit einem Rollstuhl zur Behinderten-Demo? Ich habe keinen Rollstuhl.
Mit einem selbst gebasteltem Stern? Der Vergleich hat mich ins Grübeln gebracht.
Ich habe, Iris, deinen verlinkten Beitrag über das jüdische Disneyland aufmerksam gelesen. Ich kenne, trotz mehrfacher Berlinbesuche, die Oranienburger Straße nicht, kann deine Gedanken deshalb nicht nachvollziehen. Mir scheint der „Disneyland“-Vergleich aber doch etwas hergeholt. Bei meinem nächsten Berlin-Besuch werde ich sicher dort sein, und wenn es passt, auch an einer deiner Führungen teilnehmen.
Falls das „normale“ Stadtführungen sind, nur halt mit dem Schwerpunkt jüdische Stadtgeschichte, halte ich einen angehefteten Stern, ob von einem Juden oder Nichtjuden, gleichmaßen für unpassend.
Anders wäre es wenn Juden (mit Stern) eine Demonstration gegen Antisemitismus machen. Dann würde ich mich gern in gleicher Form dazu gesellen. Dann begebe ich mich als eigentlich Nichtbetroffener in die gleiche Gefahr wie die Betroffenen: z. B. von nazistischen Gegendemonstranten verprügelt zu werden. Oder den Ruf eines „Judenfreundes“ zu bekommen, der mir schaden könnte, falls diese Kreise in Zukunft mehr Einfluss gewinnen sollten, als uns heute lieb ist.
Auch über deinen Vergleich mit den Partnern schwuler Juden habe ich lange nachgedacht. Ich habe, ganz spontan und emotional, kein Problem damit, öffentlich eine Kippa zu tragen. Sollte man mich dann für einen Juden halten, na gut, ich stehe dazu. Ich wäre aber nicht bereit, wenn es ein vergleichbares Schwulensymbol gäbe, das zu tragen. Mir ist klar, dass da Parallelitäten bestehen. Gerade in der Nazizeit, um die es ja primär geht, waren Schwule ebenso KZ-Opfer wie Juden. Trotzdem: Ich würde mich, wenn Schwule verunglimpft werden, für sie einsetzen. Aber mich mit ihnen gleichsetzen, mich als schwul verdächtigen zu lassen, da sträuben sich doch die Gefühle.
Aber wir kommen vom Thema ab … 
Gruß
Peter