Niveau der Allgemeinbildung

Hallo,

oft wird in Diskussionen angeführt, daß das Niveau der Allgemeinbildung in den letzten Dekaden in D stark gesunken sein soll. Jeder schöpft dabei aus „persönlichen Erfahrungen“ und aus teils reißerischen Berichterstattungen der Medien.

Gibt es irgendwelche Studien, die das (bzw. das Gegenteil) belegen?

Ich weiß, das ist schwierig, alleine der Begriff „Allgemeinbildung“ ist schon nicht leicht zu definieren und sicher ändert sich die Allgemeinbildung mit der Zeit. Meiner Kenntnis nach ist die Pisa-Studie der erste Versuch einer Bestandsaufnahme. Beim Bundesamt finde ich nur Statistiken über die Zahl der Schulabschlüsse, aber das trifft ja gerade nicht das Thema, nämlich daß ein Absolvent heute relativ weniger Allgemeinbildung hat als ein Absolvent (der gleichen Schulform) vor 20 Jahren. Vielleicht gab es ja nur eine Verschiebung. Vielleicht kennt man heute mehr Marken, Filme und Popstars, früher kannte man mehr Ministerpräsidenten, Flüsse und Einwohnerzahlen. Wer weiß was?

Viele Grüße,

Jochen

PS: Ich hoffe, das ist das richtige Brett…

Hallo Jo,

nachfolgend ein Zitat aus einem schon etwas älteren Artikel in der Zeit, dessen Inhalt jedoch durchaus auf unsere heutigen Verhältnisse übertragbar ist:

„…Mit kaum verhohlenem Spott ersetzt das Lizenz-Quiz nach angelsächsischem Vorbild die Aura des humanistischen Gymnasiums durch die Ästhetik der Turnhalle. An die Stelle der durchdachten tritt die Sportwelt. Je stärker die gesellschaftliche Relevanz der sogenannten Allgemeinbildung abnimmt, um so größer erscheint die athletische Leistung des Kandidaten, die Welt des Nutzlosen virtuos zu beherrschen. Das abgefragte Wissen ist genausowenig alltagstauglich wie Bodybuilding: ein schöner Schein, den man nicht braucht und der als leere Pose des Luxus populärästhetisch goutiert wird. Auf dem Information-Highway beeindruckt nicht die Bildung, sondern ihre aufgeblasene Schwester: die Gedächtniskunst…“
aus: http://zeus.zeit.de/text/archiv/1996/48/quiz.txt.199…

oft wird in Diskussionen angeführt, daß das Niveau der
Allgemeinbildung in den letzten Dekaden in D stark gesunken
sein soll. Jeder schöpft dabei aus „persönlichen Erfahrungen“
und aus teils reißerischen Berichterstattungen der Medien.

Gibt es irgendwelche Studien, die das (bzw. das Gegenteil)
belegen?

Das dürfte schwer werden…*seufz*

Nachfolgend einige links zu informativen Seiten rund um’s Thema. Die Artikel des Deutschen Bildungsservers können leider online nicht gelesen werden, sondern müssten bestellt werden;-( Jedoch sagen die Überschriften schon so einiges über die Situation aus…

http://www.bildungsserver.de/zd/zd_browse.html?schla…
http://www.psychologie-heute.de/news/dietexte/kommun…

http://www.welt.de/data/2003/09/20/170755.html
http://www.welt.de/data/2003/09/20/170756.html
http://www.testentwicklung.de/bowit.htm

Viele Grüße
Eve*

Hallo Eve,

ganz herzlichen Dank für Deine Antwort!

Das Zitat wiederspricht interessanterweise den Aussagen in den weiter unten angegebenen Links, wo ja herausgearbeitet wurde, daß über den der Begriff „Allgemeinbildung“ zwar kein gesellschaftlicher Konsens vorliegt, Allgemeinbildung aber eine klare berufliche und wohl auch persönliche Relevanz hat.

Eins wird mir klarer: Man kann für „Bildung“ keine gesellschaftlichen Standards, sondern nur „anwendungsorientierte“ Standards definieren. Aber wie dem auch sei, wahrscheinlich werde ich keine halbwegs befriedigende Analyse der Entwicklung von Bildung in den letzten Dekaden bekommen, wie’s aussieht, nicht mal im Konkreten Bezug zB. zur beruflichen Eignung o.ä. … oder?

Liebe Grüße,
Jochen

Äpfel und Birnen
Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität.
Sie widersprechen ihren Eltern legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.

Sokrates, griechischer Philosoph, 470 - 399 v. Chr.

Wenn man Schülern von heute vorwirft, sie können
nicht mehr richtig Kopfrechnen, dann soll man
doch mal Schülern von gestern ein lineares
Gleichungssystem mit drei Unbekannten lösen lassen :smile:

oder ganz simpel: 5*x-1=4 ??

Wieviele Kopfrechenveteranen können sowas?
Wird, glaub ich in der siebten oder achten Klasse
gelernt.

Ich frag ja gleich gar nicht nach quadratischen
Gleichungen und Mitternachtsformel…

Oder Frag mal einen Kopfrechenveteran nach
dem Unterschied zwischen Chat und Mail, den
auch jeder Siebtklässler kennt.

Gruss, Marco

Protest
Hallo Jochen,

Eins wird mir klarer: Man kann für „Bildung“ keine
gesellschaftlichen Standards, sondern nur
„anwendungsorientierte“ Standards definieren.

anwendungsorientiert mag Ausbildung sein, Bildung, auch als Allgemeinbildung, ist für mich immer noch ein Wert an sich.

Konkreten Bezug zB. zur beruflichen Eignung o.ä. … oder?

Wie gesagt: Ist das dann wirklich „Bildung“?

Gruß, Karin

Hallo Karin,

anwendungsorientiert mag Ausbildung sein, Bildung, auch als
Allgemeinbildung, ist für mich immer noch ein Wert an sich.

Deine Meinung in Ehren, aber ich bin der Überzeugung, daß es sowas wie einen „Wert an sich“ nicht gibt. Wir werten. „Wert“ ist keine Eigenschaft, die per se existiert, sondern etwas, das etwas/jemandem beigemessen wird. Die qualitative und quantitative Ausprägung dieser Beimessung ist Subjekt- und Kontextabhängig.

Wie gesagt: Ist das dann wirklich „Bildung“?

Wie Gandalf mal sagte: „Wissen ist das Werkzeug, Bildung das Vermögen, damit umzugehen.“ (ausm Kopp - ich hoffe es war zumindest sinngemäß richtig)

Auch hier ist ein Bezug nötig - was will/muß ich mit dem Wissen machen? Mir ist klar, daß ich die Frage nicht beantworten kann. Daher erhoffe ich mir hier ja Hilfestellungen. Vielleicht ist ja die Feststellung, daß man das eben nicht beantworten kann, ja schon die Lösung.

Liebe Grüße,
Jochen

Hallo,
Allgemeinbildung ist das Zusammentragen von Wissen aus verschiedenen Wissensgebieten und der Versuch, einen grösseren Zusammenhang daraus zu generieren mit dem Ziel dieses Wissen übertragbar zu machen auf zukünftige Lebenssituationen.

Doch dazu sind wir im Durchschnitt gar nicht mehr fähig.
Die Komplexität unserer Gesellschaft fordert geradezu die individuelle Spezialisierung und deshalb erscheint es Vielen nicht mehr sinnvoll die Zeit mit persönlich Unwichtigem zu verschwenden.
Leider hat sich auch unser Bildungssystem in der Spezialisierungsecke eingekuschelt und „Themen erarbeiten“ wird schon lange nicht mehr gelehrt.

D.K.

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo,

Danke für die Antwort!

Allgemeinbildung ist das Zusammentragen von Wissen aus
verschiedenen Wissensgebieten und der Versuch, einen grösseren
Zusammenhang daraus zu generieren mit dem Ziel dieses Wissen
übertragbar zu machen auf zukünftige Lebenssituationen.

Ich möchte hier nicht ganz zustimmen. Diese Definition paßt eher auf „Wissenschaft“ denn auf „Allgemeinbildung“. Meine (bisherige) Definition von Allgemeinbildung läßt sich etwa beschreiben mit „Faktenwissen, das alle Mitglieder einer soziale Gruppe teilen und ohne welches man praktisch kein Mitglied dieser Gruppe sein kann bzw. ist, sei es, weil man von der Gruppe nicht akzeptiert wird oder weil man sich nicht gruppenkonform verhalten kann.“ - so ungefähr jedenfalls. Ich bin mir nicht sicher, inwiefern die „Allgemeinheit“ bezüglich des „Fachgebietes“ darin mehr Gewicht erhalten sollte. Eigentlich ergibt es sich ja bezüglich der Definition der Gruppe von selbst, wie „Fächer“-übergreifend das Wissen sein muß.

Doch dazu sind wir im Durchschnitt gar nicht mehr fähig.
Die Komplexität unserer Gesellschaft fordert geradezu die
individuelle Spezialisierung und deshalb erscheint es Vielen
nicht mehr sinnvoll die Zeit mit persönlich Unwichtigem zu
verschwenden.

Auch das paßt eher zur Wissenschaft. Aber es bezeichnet einen generellen wichtigen Punkt: Nehmen wir als soziale Gruppe einen demokratischen Staat und den Staatsbürger als Mitglied dieser Gruppe. Dann sollten/müssen die Bürger ja „mündig“ sein, sonst hat man effektiv keine Demokratie. Das erfordert nach meiner o.g. Definition eine bestimmte Allgemeinbildung über das Staatssystem, die internationale Stellung des Staates und die politischen Programme sowie natürlich über die „Bürgerrechte und -pflichten“ usw. (das alles stellt eigentlich die allergrößte Anforderung an den Umfang des nötigen Allgemeinwissens, denke ich). Die Systeme, die politische Landschaft und die internationalen, sozialen, wirtschaftlichen, kulturellen und ökologischen usw Zusammenhänge sind komplexer geworden und - wie ich denke - inzwischen unüberschaubar. Daran kann man resignieren und eben nicht mal versuchen, es so weit wie eben möglich zu überschauen. Das bringt mich zu einer möglichen Schlußfolgerung/frage(n): Korrellieren Mündigkeit und Allgemeinbildung? Ist die relative Mündigkeit ein gutes Maß für die Allgemeinbildung? Ist eine Demokratie eine taugliche Staatsform einer komplexen Gesellschaft mit geriner Allgemeinbildung?

Viele Grüße, und viele Fragen,

Jochen

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Hallo Jochen,

du hast natürlich Recht, was die Standardisierung von Wissen angeht. Sie scheint mir ebenfalls, jedenfalls in der Praxis, nicht nur unmöglich, sondern auch nicht wünschenswwert zu sein. Insofern bleibt es dabei, wie Karin zu Recht meint, das Bildung ein Wert an sich ist. Lediglich dessen Bewertung im Sinne Kosten/Nutzen/Anwedbarkeit erscheint problematisch. Dieses Problem stellt sich m.E. aber nur aufgrund einer rein ökonomisierenden Sichtweise, die alles in (Geld-) Werten messen und damit auch messbar machen will und vielleicht auch muß. Aus dem Blick gerät dabei aber, daß erst die Beschäftigung mit außerhalb dieser Standards liegenden Gebieten neue Einsichten und Erkenntnisse ermöglicht dadurch, daß neue Verbindungen zwischen Standard und „Nebengebiet“ hergestellt werden können. Damit erhält dann aber gerade die Kreativität eine tragende Funktion. Diese kann m.E. aber nur durch eine Wissensvielfalt, also durch (Allgemein-) Bildung gestärkt bzw. hervorgerufen werden. Mit einem Bildungssystem aber, das allein auf die Abrufbarkeit von Wissen setzt (Auswendiglernen) statt auf seinen kreativen Einsatz, ist im internationalen Vergleich kein Blumentopf zu gewinnen. Auch China u.a. haben eben inzwischen Internet und damit unbeschränkten Informationszugang.

Grüße, S.

Hey, Jo,

ich meine, dass Allgemeinbildung bedeutet, dass ich nicht jedes Detail und jede Differenzierung eines heutigen Wissensgebietes kennen und erklären können muss, aber ich sollte wissen, worum es bei der Diskussion geht.

Ich kann die astrophysikalischen Gleichungen nicht nachvollziehen, aber ich weiß, wovon die Rede ist, wenn ich höre, dass man eine „Allgemeine Weltformel“ sucht, oder was mit einem „Schwarzen Loch“ gemeint ist.

Ich kenne die Techniken der Gen-Manipulation nicht, auch weiß ich nicht, wie man eine DNS-Struktur entschlüsselt, aber ich weiß, welche Folgen solche Manipulationen haben können.

Ich kann Englisch für den Hausgebrauch, könnte aber niemals einen Shakespeare oder Tolkien übersetzen, aber ich kann an einer Stelle beurteilen, ob der Übersetzer wörtlich oder freier überstezt hat.

Ich kann nicht jede grammatische Fehlleistung sofort entlarven, aber ich weiß, dass es eine „n-Deklination“ gibt und dass es falsch ist zu sagen: „Vom Terrorist zum Präsident“; dass man vielmehr sagen muss „Vom Terroristen zum Präsidenten“.

Und das kann man bei aller Spezialisierung durch aus lernen und kennen und wissen.

Die Gleichgültigkeit solchen Sachen gegenüber senkt das „Niveau der Allgemeinbildung“ gewaltig.

Gruß Fritz

Hallo Fritz,

ich meine, dass Allgemeinbildung bedeutet, dass ich nicht
jedes Detail und jede Differenzierung eines heutigen
Wissensgebietes kennen und erklären können muss, aber ich
sollte wissen, worum es bei der Diskussion geht.

dem kann ich einfach nur beipflichten.

Ich kann nicht jede grammatische Fehlleistung sofort
entlarven, aber ich weiß, dass es eine „n-Deklination“ gibt
und dass es falsch ist zu sagen: „Vom Terrorist zum
Präsident“; dass man vielmehr sagen muss „Vom Terroristen zum
Präsidenten“.

Hier steht ein nach meiner Erfahrung weit verbreiteter potentieller „Allgeminbildungsdefekt“.

Und das kann man bei aller Spezialisierung durch aus lernen
und kennen und wissen.

Die Gleichgültigkeit solchen Sachen gegenüber senkt das
„Niveau der Allgemeinbildung“ gewaltig.

Und für Deine Schlußsätze hast Du sogar ein Sternchen verdient.

Gruß, Karin

Die Gleichgültigkeit solchen Sachen gegenüber senkt das
„Niveau der Allgemeinbildung“ gewaltig.

Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass es sich bei der Diskussion um das permanente Absinken des Niveaus der Allgemeinbildung nur um eine weitere arme Sau handelt, die durch das deutsche Dorf getrieben wird. Das Totschlagargument „Schau Dir doch PISA an“ – gehört von Menschen, die weder wissen, was PISA bedeutet, noch eine Originalzeile der Ergebnisse gelesen haben – zieht nicht. Der Zustand, der in dieser Studie beschrieben wird, ist zwar erschreckend, lässt aber keine Rückschlüsse auf die Vergangenheit zu, da die ältesten Zahlen aus dem Jahr 2000 stammen. Die häufig zu hörende Schlussfolgerung, es stünde immer schlimmer mit der Bildung, leitet jeder aus Erlebnissen in seinem Mikrokosmos ab, ohne deren Allgemeingültigkeit in Frage zu stellen. Ich kenne keine zuverlässigen Zahlen, die zum Beispiel belegen, dass heute weniger Jugendliche aus dem Stand eine Dreisatzrechnung korrekt durchführen oder den Inhalt eines kurzen Zeitungsartikels zusammenfassen können als noch vor 20 oder 40 Jahren. Peinliche Logik- und Grammatikfehler werden von 30-, 40- und 50-Jährigen begangen, die mit dem heutigen Schulsystem nie in Berührung gekommen sind. Hinzu kommt, dass sich die Medien darin gefallen, mal mit falscher Bestürzung, mal mit unverhohlener Häme, Menschen vorzuführen, denen es offensichtlich an Intelligenz und Wissen mangelt. Jeden Tag wird über Bildung, Rechtschreibung und anverwandte Probleme diskutiert. Wir sind sensibilisiert für diesen Themenkomplex wie nie zuvor, würde ich behaupten. Da es erwiesenermaßen gut für die Seele ist, zu meckern und zu ächzen, liegt – kurz hinter Hartz IV – kaum ein Thema näher. Ich teile Deine Beobachtung, dass das Niveau der Allgemeinbildung teilweise sehr niedrig ist, zweifle aber an, dass eine Gleichgültigkeit demgegenüber ein modernes Phänomen ist.

Gruß
Christopher

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Die geballte Lebenserfahrung eines Neunzehnjährigen macht mich, trotz meiner zwnazigjährigen Berufserfahrung und meiner läppischen fünf Jahrzehnte, verstummen.

Fritz

Die geballte Lebenserfahrung eines Neunzehnjährigen macht
mich, trotz meiner zwnazigjährigen Berufserfahrung und meiner
läppischen fünf Jahrzehnte, verstummen.

Die Unfähigkeit eines gesetzten Mannes, auf inhaltliche Punkte einzugehen, und die offensichtliche Hilfslosigkeit, die sich im Umschwenken auf die persönliche Ebene und im Herumhacken auf ein paar Jahren manifestiert, lässt mich ebenso wortlos sein.

Merke: Nicht die Jahre zählen, sondern was man aus ihnen macht.

Keinen Respekt mehr vor der Jugend, das Alter, tse tse tse…

Hallo Christopher,

Die Gleichgültigkeit solchen Sachen gegenüber senkt das
„Niveau der Allgemeinbildung“ gewaltig.

Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass es sich bei
der Diskussion um das permanente Absinken des Niveaus der
Allgemeinbildung nur um eine weitere arme Sau handelt, die
durch das deutsche Dorf getrieben wird.

Das sehe ich ähnlich.

Ich teile Deine
Beobachtung, dass das Niveau der Allgemeinbildung teilweise
sehr niedrig ist, zweifle aber an, dass eine Gleichgültigkeit
demgegenüber ein modernes Phänomen ist.

Desweiteren ist es imho wichtig zu beachten, daß das, was unter „Allgemeinbildung“ verstanden wird, sich durchaus verändert. unsere postmoderne Zeit ist maßgeblich dadurch geprägt, daß das Wissen sich exponentiell vermehrt, und irgendwann ist einfach ein Punkt erreicht, an dem man den Anspruch der umfassenden Allgemeinbildung nicht mehr verwirklichen kann.

Ich bin sicher, daß in der Generation derer, die heute im Teenageralter und darunter sind, Dinge zum „Allgemeinwissen“ gehören, von denen der durchschnittliche 50jährige noch nie was gehört hat. Und das sind nicht nur Einzelheiten, „Wissensnischen“, sondern ganze Themenkomplexe.

Desweiteren entspricht es meiner Wahrnehmung, daß heutzutage kaum noch breites Wissen gefordert wird - also von den Arbeitgebern zum Beispiel - sondern wir vielmehr im Zeitalter der Fachidioten leben.

Das geht einher mit einer Veränderung der Kommunikationsmittel und -formen, mit völlig anderen Prioritäten beim Erwachsenwerden als noch vor 20 Jahren.

In meinen Augen also mehr ein Wahrnehmungs- und Prioritätenproblem denn ein Bildungsproblem.

Gruß,

Malte.

lässt mich ebenso wortlos sein.

Ich wollte, du wärest es wirklich geblieben!

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Entschuldige, Fritz, auf Dein Niveau unbegründeter persönlicher Angriffe kann und will ich mich nicht herablassen. Ich habe einige Argumente angeführt, denen Du offensichtlich nichts entgegenzusetzen hast. Die Diskussionskultur bei wer-weiss-was ist wirklich unerreicht.

Gruß
Christopher

Licht aus Ohja! Es ist zappenduster!
Entschuldige, Christopher, was nennst du hier Angriff und gar persönlich und am Ende gar noch unbegründet?
Ich stutze dich und dein Posting bloß auf das richtige Format.

Und von Argumenten gegen meine Äußerung finde ich keines in deinem Posting! Nur allgemeinen, unbrauchbaren Senf.
Du hast mein Posting weder richtig gelesen, noch verstanden, noch antwortest du darauf.

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Und um es für die Allgemeinheit der anderen Leser hier zu formulieren:

Um meine karge Antwort auf die beiden notorischen „Senfdazugeber“ zu erklären, möchte ich darauf hinweisen, dass beide sich offensichtlich nicht die Mühe gemacht haben, meinen Artikel sorgfältig zu lesen. Und dass es ihnen ebenso offensichtlich nicht um das vorliegende Problem geht.

Denn sonst wäre nicht von Säuen, die man durchs Dorf jagt, noch von PISA, die ich beiläufig gesagt bei meinen Unterrichtsunterlagen habe und von denen ich einige Aufgaben im Fach Deutsch mit nicht allzu schlechtem Ergebnis mit Schülern durchgenommen habe, und auch nicht von Hartz IV, von mikrokosmischen Wahrnehmungen geredet worden und von exponential gestiegenen Wissen.

Sie haben auch nicht erkannt, dass meine Vorstellung von Allgemeinbildung nichts mit dem Ansammeln von „Bildungsgut“ zu tun hat.

Sie hätten ihre Statements an Jochen adressieren sollen, nicht sich an mich anhängen, der ich ihren Senf nicht erbeten habe und noch weniger brauche.

Und zur Gleichgültigkeit, die angezweifelt wurde, kann ich nur auf eben meine Erfahrungen hinweisen.
Wenn ich vor fünfzehn Jahren staunte, dass man Bibelzitate nicht kannte oder klassische Texte, poetische oder epische oder dramatisch, nicht identifizieren und zitieren konnte, Musikstücke oder Bilder von Bach, Mozart, Beethoven und Strauß und von Grünewald, Dürer, Cézanne, Picasso nicht kannte, so war immerhin noch ein Bedauern zu spüren.

Die Leute hätten sich schon gefreut, wenn sie hätten mitreden können; schoben es auf die Stoffmasse in den verschiedenen Fächern, auf die Unfähigkeit der Lehrer, sie für solche Sachen zu motivieren, auf die viel- und mannigfaltigen Ablenkungen des Alltags, aber – sie hatten noch so ein Gefühl des Bedauerns.

Lasse ich heute vor Schülern solchen Erstauen verlauten, so muss ich froh sein, wenn ich als Antwort bloß höre: Das ist doch alles alter Kram, der keinen interessiert! und nicht noch drastischere Stellungsnahmen zu hören bekomme.

Das ist meine „mikrokosmische Erfahrung“! Und nicht nur bei Schülern, auch viele Erwachsene und nicht nur „der kleine Mann auf der Straße“ scheren sich einen Deut um solche Dinge.

Und wie bin ich es Leid, auf solche … antworten zu müssen.
Ich stelle das jetzt ein!

Fritz

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Hallo Jo…,

mir geht es wie dir. Mich würde interessieren, ob es eine genaue Bestimmung darüber gibt, was Allgemeinbildung beinhaltet, und wenn dem nicht so ist, ob in der heutigen Zeit wir alle über nicht weniger aber andere Bildung verfügen.
Meine Mutter hat ihr Abi in den 40er Jahren gemacht, und dabei durch Schule, Literatur, Zeitung, gelegentliches Kino aber ohne Fernsehen bei ganz anderen Wissensgebieten viel mehr Bescheid gewußt als ich. Immerhin, in Mathe lernte das Binäre System, und habe etwas über Mengenlehre erfahren.
Ich habe heute eher den Eindruck, dass es aufgrund des Überangebots an Informationen die meisten Leute sich lieber auf ihr Lieblingsgebiet spezialisieren, dass aber auch die Freizeit gezielt der Erholung und der Entspannung gewidmet wird, wozu Weiterbildung durch Lesen nicht gehört. Das mag teilweise an der schulischen oder beruflichen Überbeanspruchung liegen, teilweise aber auch an den verlockenderen Freizeitangeboten - sprich Faulheit.
Ich halte, was mich oder meine Kinder anbetrifft, nichts davon Bildung um jeden Preis zu erwerben. Meiner Meinung sollte Wissensdurst aus der Lustecke kommen, nicht zuletzt bei Kindern. Das Beklagen ob des niedrigen Niveaus der Allgemeinbildung ist immer gleichzeitig ein Vorwurf mit versteckten, recht unguten Vorurteilen. Eigentlich hat doch jeder von uns seine Gründe, warum er soviel weiß von dem was er weiß. Das geht mich nichts an. Besonders schlimm finde ich dann eben die Reaktionen wie „wieso weißt du das nicht, das gehört zur Allgemeinbildung“.
Los, kannst du die 7 Weltwunder aufzählen? Weißt du alle Bundesländer? Wir haben letztens in der Familie darüber gesprochen, und schließlich nachgeschlagen. Auf das uns niemals die Lust am Bücher benutzen vergehen möge. Was täten wir nur ohne unsere Wissenlücken.
Und darauf will ich hinaus. Wir sollten uns nicht erzählen was wir nicht wissen, sondern uns gegenseitig zum neugierigen Nachschlagen ermutigen.
So hat die Klage über das niedrige Niveau immer einen moralinsauren Touch.

viele Grüße
claren

Hallo claren,

ich denke, eine gute Allgemeinbildung sollte jemanden befähigen, bei den aktuellen Diskussionen in der Öffentlichkeit halbwegs fundiert mitreden und jeder Zeit eine Qualitätszeitung lesen zu können. Auch das sich selber erschließen eines Textes, der über die Verwendung der 300 meistgebrauchten Worte hinausgeht, sollte möglich sein.

Dazu ist es allerdings notwendig, zumindest die Grundzüge unseres gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Systems verstanden zu haben, einigermaßen bei der technologischen Entwicklung mithalten zu können und (ja, das gehört auch irgendwie dazu) ein wenig bei Musik, Literatur, Funk und Fernsehen etc. dabeizusein. Basierend auf diesen Grundlagen ist es dann jederzeit möglich, sich über das Internet, Lexika o.ä. das aktuell fehlende Wissen zu erschließen.

Keiner verlangt, dass jeder ein Experte von allem ist, ich halte es auch für einen ausgemachten Unsinn, wenn z.B. Literaturpäpste mir vorschreiben wollen, was ich zu lesen habe, um gebildet zu sein. Aber ich bemerke sehr schnell in meinem Umfeld, ob ich es mit einem ausgemachten „Spezialisten“ zu tun habe oder mit einem halbwegs gebildeten Menschen. Denn bei ersteren ist das Gespräch meist schnell vorbei:wink:

Ob es von ersteren mehr als früher gibt? Ich weiß es nicht, ich lebe nur heute:wink: Aber eines ist klar: Bildung hat wenig mit Intelligenz oder Ausbildung zu tun. Auf dem Gymnasium gewesen zu sein, erhöht vielleicht die Chancen für eine gesunde Bildung, was dabei aber wirklich am Ende herauskommt, entscheidet jeder für sich durch eigenes Engagement und Interesse… Und gerade in meinem Umfeld habe ich es mit ausgemacht „ungebildeten“ (aber studierten) Fachidioten zu tun! Obwohl: Der Trend geht mittlerweile eindeutig zum Zweitbuch!:wink:

Grüße
Jürgen