Nochmal ich

Anglistik gefällt mir jetzt grundsätzlich besser, dann könnt ich nämlich fischen gehn :wink:

1 Like

Gone fishing? - Würde mir auch gefallen, seufz!

2 Like

konjunktives Labyrinth

Hi Jule,

ja und nein, aus diesem amüsanten Labyrinth von Konjunktivverschachtelungen mag es mehr als einen Ausweg geben, da ja im Dt. auch manchmal der Konj. I durch den Indikativ ausgedrückt werden darf.

Da hier das Lohnen einer Handlung aber der Handlung (aus logischen Gründen) zeitlich nachgeordnet ist, wäre der Ausgangpunkt korrekter nicht

Er überlegt, ob es die Mühe lohnt.

sondern:

  1. Er überlegt: „Wird es die Mühe lohnen, zu tun?“

Dann, analog zur indirekten Rede:
2a. Er überlegt, ob es die Mühe lohnen werde, zu tun.

Jetzt kann man über die futurische Valenz des „lohnen“ gerne wegsehen:
2b. Er überlegt, ob es die Mühe lohne, zu tun

Aber bezüglich des „tun“ gibt es nun eine Bifurkation, die aber nur sichtbar wird, wenn man die Aussage „tun“ präzisiert. Nämlich:
Entweder Indikativ (d.h. er tut wirklich)
3. Er überlegt, ob es die Mühe lohnen werde (alias lohne), dass er tut.
oder Irrealis (d.h. er tut gar nicht bzw. es ist unentschieden, ob er tun wird oder nicht)
4. Er überlegt, ob es die Mühe lohnen würde (alias lohnte), wenn er täte.

Da er aber nicht wirklich bereits tut, kommt hier imho nur der Fall „4“ in Frage.

Auch wenn diese Unterscheidung im Original nicht sichtbar ist (es heißt ja nur „… sie zu zertreten“), müßte es deutlicherweise lauten: „… wenn er sie zerträte“, und jedenfalls nicht „… dass er sie zertritt“.

Dass „überlegt“ hier bereits im Konj. I steht („als überlege er“) ist davon völlig unberührt.

Also:
„Er mustert sie, als überlege er, ob … die Mühe lohnte (lohnen würde), sie zu zertreten“, und deutlicher:
„Er mustert sie, als überlege er, ob … die Mühe lohnte, wenn er sie zerträte“

LG
Metapher

PS: „Wenn wir mit dem Konjunktiv nicht sorgfältig umgingen, wo führte uns das hin!“ :slight_smile:

1 Like

Hallo nochmal,

ich bin noch nicht überzeugt - logisch gesehen, hast Du recht, aber sprachlich stimmt es meiner Meinung nach nicht.

Ich bin mir noch nicht ganz schlüssig, woran es liegt, aber mich deucht, „es lohnt die Mühe“ kommt normalerweise nur im Indikativ Präsens vor (Vergangenheit jetzt mal nicht berücksichtigt). Ich halte das nicht nur für Umgangssprache und Konjunktiv-Vergessenheit.

Vielleicht, weil es einen Wert angibt, der grundsätzlich, also zeitlos, gilt?
Ich empfinde diesen Satz als ungebräuchlich, auch im Schriftdeutschen:

Er überlegt: „Wird es die Mühe lohnen, zu tun?“

Der Stuhl ist zusammengebrochen. Ich werde ihn reparieren lassen, weil er meiner Oma gehört hat. Da lohnt es die Mühe.
nicht Futur: Da wird es die Mühe lohnen.

Entsprechend impliziert „Es lohnt die Mühe nicht“ eigentlich den Irrealis, trotzdem steht es meiner Meiner Meinung nach richtigerweise im Indikativ.

Der Stuhl ist uralt. Es lohnt die Mühe nicht, ihn zu reparieren.

Wörtlich verstanden, müsste das natürlich in den Konjunktiv: Wenn ich ihn reparierte, bekäme ich einen Lohn für die Mühe.
Aber „es lohnt die Mühe (nicht)“ scheint mir da fast wie eine Redewendung zu funktionieren.

Hach, Eva, da hast Du uns ein spannendes Problem gestellt!
Wenn Du noch mitläsest, dankte ich Dir!

Viele Grüße,

Jule

1 Like

Tue ich :smile:

Ich finde auch, dass eigentlich nicht feststeht, dass er überlegt, er sieht aus, als überlegte er. Man sieht den Fischaugenblick auf der anderen Person ruhen und denkt sich: Der könnte überlegen, ob er ihn zertreten will.

Merkwürdigerweise tendiere ich mittlerweile auch rein gefühlsmäßig zu „überlege“ ohne „t“ … Ich hoffe, dem Leser des Romans fällt nichts auf … so ein kleiner Buchstabe … g

Gruß,
Eva

Hallo Eva,

ich ahnte es, aber um des Konjunktivs willen…

Dann sind wir uns bei „überlege“ ja alle drei einig.

Die wenigsten Leser werden anfangen, sich über den Konjunktiv den Kopf zu zerbrechen. Und wenn doch, sagst Du, der Verlag habe das „t“ verschlampt!

Viele Grüße,

Jule

Nanu?

Du hattest doch bereits zugestimmt, dass nur „überlege“ (also der Konj. Präs. ) hier zuständig sei:

Und nun lesen wir, du „tendierest“ lediglich? Und das auch noch „merkwürdigerweise“?

Sollte ich jetzt vermuten, du habest nicht wirklich zugestimmt, sondern habest nur so getan, als hättest du zugestimmt? :frowning:

zähneknirschendschöne Grüße
Metapher

1 Like

Hallo @Jule auch nochmal,

mich deucht, es deuche dich nur, weil da irgendwo etwas durcheinanderisiert rüberkam. Denn dass die eigentlich futurisch auszudrückende Form
Er überlegt: „Wird es die Mühe lohnen, zu tun?“
umgangssprachlich üblicherweise im Präsenz gesagt wird
Er überlegt: „Lohnt es die Mühe, zu tun?“
habe ich ja selbst ebenfalls konstatiert, nur an anderer Stelle:

Denn zunächst muß ja wegen der indirekten Rede („ob …“) das Ganze in den Konj. I:
Er überlegt, ob es die Mühe lohnen werde, zu tun.
Und dies dann eben unter Verzicht auf das Futur:
Er überlegt, ob es die Mühe lohne, zu tun

Das genau aber schrieb ich jar:

Jetzt kann man über die futurische Valenz des „lohnen“ gerne wegsehen:
2b. Er überlegt, ob es die Mühe lohne, zu tun

Nur fand ich dann, dass es wiederum auf die Auflösung der „zu + Inf.“-Konstruktion ankommt, ob hier tatsächlich „lohne“ = Konj-I stehen muß, oder „lohnte“ = Konj. II. Und zwar:

Wenn er tatsächlich gerade tut, dann Konj I:
Er überlegt, ob es die Mühe lohne, dass er tut.
Wenn es aber in Frage steht, ob er tun werde, muß der Konj. II stehen, weil es dann ein Irrealis ist:
Er überlegt, ob es die Mühe lohnte, wenn er täte.

Aus dem Kontext war aber nach und nach klar, dass der Teilsatz des Originals
… sie zu zertreten
aufzulösen ist als
wenn er sie zerträte“, und nicht
dass er sie zertritt“.

Und deshalb muß es auch „… ob es die Mühe lohnte“ heißen und nicht „… ob es die Mühe lohne“.

Nun bleibt nur zu hoffen, dass wir wegen dieser labyrinthischen Konjunktivistik nicht noch Konjunktivitis bekommen :flushed: :scream:

LG
Metapher

1 Like

Hi.

ich wäre beim Lesen von:

gar nicht erst bis zu Deiner Frage vorgedrungen, sondern bereits beim „Fischaugenblick“ hängengeblieben. :wink:

Ich finde das Wort sowohl irritierend als auch doppelt-gemoppelt

  • Augenblick ist ein kurzer Moment
  • mit was anderem als den Augen kann niemand blicken
  • der Blick ist bereits im „mustert ihn“ enthalten

und hätte daher nur
"… mustert ihn mit ausdruckslosen Fischaugen, … "
geschrieben.

Im Liebesschmöker steht schließlich auch nicht:
Der Augenblick, den sie ihm zuwarf, sprach Bände.

Nee, oder?
Nix für ungut. :wink:

Gruß
.

Hallo,

ja, das habe ich schon verstanden. Ich führte das Futur nur an, um zu demonstrieren, dass „es lohnt die Mühe nicht“ meines Erachtens eine quasi unveränderliche Wendung ist. Und deswegen nur in den Konj. I (abhängig von „…sah aus, als überlege er…“) gehört.

Weiter ist, während er überlegt, auch offen, ob das Ergebnis des Überlegens ein Irrealis sein wird oder nicht - Eva weiß das schon, weil sie als Übersetzerin klüger ist als die Protagonisten.

Ich hätte aber auch keine Schwierigkeiten damit, stellten wir fröhlich einen Dissens bezüglich dieses hübschen Konjuktivproblems fest, auf dass wir gesund blieben und weder an Konjunktivitis noch an Gehirnverschlingung erkrankten.

Viele Grüße (im Indikativ!),

Jule

3 Like

Grrr, doch nochmal:

Eben ist mir aufgefallen, dass ich den Konjunktiv dann als richtig empfinde, wenn ein Widerspruch zwischen „Mühe lohnen“ und Tat besteht.

Also:

Ich lasse das nicht reparieren. Es lohnt die Mühe nicht. (Indikativ)

Es würde die Mühe schon lohnen, aber ich lasse es trotzdem nicht reparieren. (Konjunktiv)

Beim Überlegen bleibe ich aber beim Indikativ - denn da hängt ja die Tat vom Ergebnis der Müheneinschätzung ab.

Jule

Nein, wie werd’ ich denn! Ich gehöre nur zu den Menschen, bei denen sich so zwischen drei und vier Uhr morgens das Karussell im Gehirn dreht. Alle möglichen Dinge werden wiedergekäut, in Frage gestellt, anders gewichtet. Dann schlafe ich nochmal ein, erwache wie gerädert und weiß gar nicht mehr, was nun richtig ist :smile: Daher ein nochmaliger Zweifel und darauf warten, dass mein innerer Zensor sein Okay gibt. Alles gut!

Gruß,
Eva

Ich denke so analytisch, muss man es im Roman nicht sehen. IMHO ist es ein schön bildhaftes Wort. Und man kann jemanden auch mit einem abschätzigen Blick mustern, mit einem verächtlichen Blick anschauen, blablabla. Die dichterische Freiheit lässt einem da einigen Spielraum, mit Betonung auf „Spiel“. :smile:
Gruß,
Eva

Werte Eva, das war doch augenzwinkernd gemeint! :wink: Und außerdem eine weitere Konjunktiv-Übung :wink:

LG

2 Like

Es ist ja wohl auch nicht ein „Fisch-Augenblick“, über den Gudrun gestolpert zu sein scheint, sondern ein „Fischaugen-Blick“. Und wie ein fisheye-Objektiv aus der Wäsche guckt, weiß man ja :slight_smile:

2 Like

Hi,

dochdoch.
Der „Fisch-Augenblick“ (irritierend) war meine erste Assoziation.
Die zweite: „Fischaugen-Blick“ (doppelt-gemoppelt) war aber nicht besser, zumal im Original eben kein Bindestrich gesetzt ist und somit jeder Leser die freie Auswahl hat.

ein fisheye-Objektiv

Das ermöglicht einen Rundum-Blick.
Keinen Rundum-Augenblick und auch keinen Rundumaugen-Blick.

Gruß
.

Hi,

dagegen hätte ich niemals-nicht irgendwelche Einwände. :wink:

Aber Du würdest doch niemals

  • abschätziger Augenblick
    oder
  • verächtlicher Augenblick
    schreiben.
    Warum also ausdrucksloser Fischaugenblick?

Um mal ein anderes Tier zu bemühen:
Du: bettelnder Hundeaugenblick
Ich: bettelnde Hundeaugen oder bettelnder Hundeblick

Kommt jetzt besser an, worum es mir bei meinem Einwand geht?

Gruß
.

Nein, kommt es nicht, aber lassen wir’s dabei bewenden. Friede :wink:
Gruß, Eva

Kein Problem, alles okay. :wink:

Gruß
.

Es gibt unter den Germanisten Literaturwissenschaftler, Mediävisten und Linguisten. Die Mengenverteilung war an meiner Uni etwa 97 zu 1 zu 2. Die wenigsten Germanisten sind also Linguisten.

Gruß,
Max